Montag brennt es, sonntags nie

Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ereignis: Waldbrände ist Deutschland. Nicht selten werden Waldbrände als direkte Folge des Klimawandels angesehen. Besonders beliebt ist es, die Sommerhitze direkt für die Feuer verantwortlich zu machen. Nun entzünden sich Wälder nicht von allein, dazu reichen die Sommertemperaturen nicht oder nur höchst selten durch Blitze, jedenfalls in Deutschland. In den meisten Fällen ist die Ursache unbekannt und da, wo sie bekannt ist, sind es Menschen, die die Wälder angezündet haben, wissentlich oder aus Fahrlässigkeit. Wir haben erst kürzlich auf die Waldbrandstatistik 2023 aufmerksam gemacht.

In Deutschland fällt ohnehin auf, dass zwei Bundesländer bei den Bränden herausragen: Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Und in diesen Bundesländern sind es nur ganz wenige Orte, wo es regelmäßig brennt: ehemalige und aktive Truppenübungsplätze. Vielleicht hat ja jemand vom RBB auch in diesem Blog gelesen, denn wir hatten das Thema schon einige Mal am Wickel. Es ist interessant, welche Vermutungen es zu den Bränden in Brandenburg gibt. Brandstiftung scheint laut dem RBB-Bericht auf der Hand zu liegen. Die Tagesschau:

“Außerdem brennt es besonders häufig zu Wochenbeginn. Fast 40 Prozent aller Großbrände in Jüterbog und Lieberose begannen an einem Montag. „Auffällig“, sagt Engel mit Blick auf die langjährige Waldbrandstatistik seiner Behörde. Normalerweise verteilen sich Brände recht gleichmäßig über alle Wochentage. Auffällig sei es auch, „wenn wir Brandereignisse haben, die kurz nach Beendigung der Überwachungszeit auftreten“, so Engel. Die Waldbrandzentrale mache bei Gefahrenstufe 4 um 19 Uhr Feierabend. Es stellten sich Fragen, wenn „Brände dann um 19.10 Uhr ausbrechen und das wiederholt auftritt“. Engels Liste der Merkwürdigkeiten ist lang. Vieles davon will er nicht zitiert sehen. Einige Informationen könnten leicht als „Anleitung zum Wald anzünden“ missbraucht werden. Unter dem Strich ist er sich sicher: Selbst entzündete Munition könne vielleicht ein oder maximal zwei Brände erklären. Engel formuliert vorsichtig: „Es gibt genügend Hinweise, dass vorsätzliche Brandstiftung zu manch einem Brandereignis in diesen Regionen geführt hat.“ Da steht die Frage im Raum, wer in jedem Sommer immer dieselben Gebiete anzündet.”

Erstaunlich ist, dass es besonders gern auf Flächen einer Naturschutzorganisation brennt. Über die Gründe kann allenfalls spekuliert werden. Wer also von einem menschengemachten Ereignis spricht, der liegt vermutlich richtig, wenn das aktives Handeln meint.

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Happy Birthday Eiskugel! Vor mehr als 24 Jahren trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft. Der damalige Umweltminister Trittin prophezeite, dass die Energiewende in Deutschland einen durchschnittlichen Haushalt so viel wie eine Kugel Eis kosten werde, nämlich 1 Euro im Monat. Der Rest ist Geschichte und Trittin wird so lange er lebt mit dieser katastrophalen Fehleinschätzung leben müssen. Die EEG-Umlage, die mittlerweile aus Steuern finanziert wird, hat im ersten Halbjahr 2024 etwa 10 Mrd. Euro gekostet. Auf einen Haushalt gerechnet sind das ca. 500 Euro, dafür kann man schon einige große Menge an Eis kaufen.

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Sabine Hossenfelder hat sich die Klimamodelle und deren Unsicherheiten in einem Video angesehen. Die Bandbreite der Vorhersagen schwankt teilweise um 3 Grad, also mehr als die angenommene Zunahme der Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts im Durchschnitt. Die Unsicherheiten sind aber ein blinder Fleck in der Kommunikation.

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Deutschland mit neuem Rekord bei der Erzeugung von Strom aus Solar im Juli 2024. Montelnews:

“In den fünfzehn Minuten zwischen 13:15 und 13:30 Uhr stieg die Solarstromproduktion auf einen Tageshöchstwert von 48.780 MW, zeigten Daten des europäischen Netzbetreiberverbandes Entso-E am Montag.”

Die Erzeugung folgt nicht der Nachfrage, weshalb parallel zu der Erzeugung der Preis in den negativen Bereich ging. In Deutschlands Nachbarländern freut man sich.

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)

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Stickstoff bremst den Klimawandel. Der MDR mit einem Artikel und der Erklärung, warum diese Erkenntnis keine gute Nachricht ist.

“In Summe errechnete die Forschungsgruppe daraus einen Kühleffekt von 0,34 Watt pro Quadratmeter durch menschliche Stickstoffeinträge seit 1850. Zum Vergleich: Laut Weltklimarat IPCC heizte der Mensch zwischen 2011 und 2020 vor allem durch die Emission von Treibhausgasen jeden Quadratmeter im Mittel um 2,7 Watt auf. Daraus resultierte wiederum ein Temperaturanstieg von im Schnitt 1,1 Grad Celsius in diesem Zeitraum. Eine direkte Umrechnung der kühlenden Wirkung der Stickstoffeinträge auf die globale Durchschnittstemperatur sei allerdings nicht möglich, betonten die Experten aus Jena. Einerseits träten dabei örtliche Effekte auf, zum anderen reagiere das Klimasystem träge und in komplexer Weise auf die Verschiebungen. Zugleich verwiesen die Forscher auf die negativen Umwelt- und Gesundheitsfolgen von Stickstoffverbindungen – etwa in Form der Überdüngung von Gewässern oder durch deren Rolle bei der Bildung von Feinstaub und dem Entstehen von Atemwegserkrankungen. So lautet das Fazit von Institutsdirektor Zaehle trotz des errechneten kühlenden Effekts: „Die Stickstoffemissionen sollten reduziert werden.””

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Forscher glauben ein weiteres Wetterphänomen wie El Nino entdeckt zu haben. Futurezone:

“Ein internationales Team aus Wissenschaftler*innen hat nun in einer Studie die Entdeckung eines ähnlichen Musters vorgestellt. Die Region im südwestlichen subtropischen Pazifik Richtung Australien und Neuseeland, in der das neue Phänomen festgestellt wurde, ist relativ klein. Trotzdem soll sie Umschwünge beim Klima in der gesamten südlichen Hemisphäre auslösen können. Mithilfe einer Kombination aus Beobachtung und moderner Klimamodellierung konnten die Forschenden das neue Muster entdecken. Dafür nutzten sie Daten aus einem Zeitraum von 300 Jahren. Dabei soll sich dieses Ereignis jedes Jahr auf der Südhalbkugel wiederholen. Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass veränderte Windmuster die Tiefe der oberen, wärmeren Wasserschicht im Ozean beeinflussen. Diese Änderungen haben dann wiederum Auswirkungen auf die Lufttemperaturen in der Atmosphäre. Über Westwinde kann diese erwärmte oder abgekühlte Luft dann in einem ungewöhnlichen Klimamuster rund um den Globus verteilt werden. So besteht eine große Ähnlichkeit zum El-Nino-Phänomen und die Forschenden tauften es kurzerhand „neues El Nino“.”

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Leserpost von Wolfgang Braun:

Betreff: Nutzung überschüssigen Stroms

Liebes KlimaNachrichten Team,

anstatt den überschüssigen Wind/Solarstrom an unsere Nachbarn gegen Bezahlung abzugeben, könnte man den Strom in große Rechenzentren leiten, die mit entsprechender Hardware Bitcoins schürfen, sprich neue Blöcke in der Blockchain errechnen. Je nach Menge des Überschusstroms könnte man die entsprechende Anzahl von Rechenzentren hochfahren und damit 1. die Bezahlung unserer Nachbarländer für die Abnahme des Stroms vermeiden und zum 2. mit den geschürften Bitcoins neue Rechenzentren bauen. Diese Methode wäre also gut skalierbar und mit der Abwärme der Rechenzentren könnte man sicherlich auch noch etwas anfangen.

Mit besten Grüßen Dipl.-Ing. (Univ) Wolfgang Braun

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RND:

„Brauchen wir wirklich neue Atomkraftwerke, Herr Kley?“

Der Manager Karl-Ludwig Kley plädiert für einen Neustart ohne Tabus in der Energiepolitik. Dazu zählen für ihn auch Kernkraft, Fracking und die Abscheidung von CO₂. Im RND-Interview fordert er zudem mehr Ehrlichkeit, wenn es darum geht, Verbraucher auf steigende Energiepreise vorzubereiten.

Weiterlesen beim RND

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Gwangju Institute of Science and Technology:

Scientists navigate the paradox of extreme cold events in a warming world

According to Copernicus Climate Change Service, February 2024 was the warmest February ever recorded globally.

However, North America, Asia, and parts of Europe experienced record-breaking cold temperatures. In some places, such as China’s Mohe and Russia’s Yakutsk, temperatures dipped to the life-threatening lowest levels. Alarmingly, this juxtaposition of increasing temperatures amidst extreme coldness pushes the future of our planet’s climate into uncertainty.

This paradoxical situation is captured by the Warm Arctic-Cold Continent (WACC) phenomenon, where warm Arctic temperatures lead to sea-ice decline and cold blasts across specific mid-latitude regions. The Arctic’s rapid warming indicates global climate change. However, as global warming and the Arctic’s temperature keep increasing, it is unclear how WACC events will unfold in the coming decades.

To bridge this gap, a research group led by Professor Jin-Ho Yoon and including Ph.D. student Yungi Hong, both from the School of Earth Sciences and Environmental Engineering at Gwangju Institute of Science and Technology, Korea, has recently investigated the dynamics and evolution of extreme winter weather events—technically known as WACC.

Using simulations of climate datasets, mainly obtained from the Community Earth System Model Large Ensemble Project, they forecasted the trajectory of WACC events in East Asia and North America, spanning from 1920 to 2100. The study’s findings were published in the journal npj Climate and Atmospheric Science.

Explaining their study, Prof. Yoon emphasizes, „The WACC pattern has significantly influenced winter climates, but what we see currently is merely the start of a drastic shift.“ The research team found that despite global warming, WACC events have continued to intensify until the 2020s.

Prof. Yoon points out, „These events will sharply decline post-2030s. Yet, this decline does not mean reduced extreme weather events in the future. Instead, winters will get warmer as global warming intensifies. Although cold snaps will occur less frequently, they may have more severe consequences when they do happen.“

This declining trend will likely continue until the WACC phenomenon almost disappears by the late 21st century, bringing new extreme weather events.

These findings reshape our understanding of the WACC events and highlight the need to update climate models for accurate predictions, enhancing preparation and response strategies. The findings also resonate with the hardships faced by communities worldwide, especially those in regions historically affected by the WACC.

With the drastic shift in the WACC trajectory lurking closer, immediate action is thus needed to refine global climate strategies and reassess how societies will prepare and adapt. In this regard, Mr. Hong says, „Understanding the impact of the drastic shift in WACC events and devising adaptation and mitigation strategies determines the future of our winter climate, and it’s a stark reminder of the complexity of climate systems and the unexpected outcomes of climate change.“

Overall, this study is a compelling call for communities, policymakers, and scientists to act. Collaboration and adaptation are needed, now more than ever, as we navigate the path to resilience against climate change.

Paper: Yungi Hong et al, From peak to plummet: impending decline of the warm Arctic-cold continents phenomenon, npj Climate and Atmospheric Science (2024). DOI: 10.1038/s41612-024-00611-7

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