Die Nordwestpassage

Vor etwas mehr als 2 Jahren haben wir über die Franklin-Expedition berichtet. Sie scheiterte Mitte des 19. Jahrhunderts dramatisch. Die Suche nach der Nordwestpassage vor Kanada wurde ein Opfer der Kleinen Eiszeit. Obwohl im Sommer gestartet, war die Passage wegen Eis nicht befahrbar. Keiner der Teilnehmer überlebte die Expedition, die beiden Schiffe wurden erst sehr viel später wiederentdeckt. Womöglich war die Zeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine der kältesten der letzten 10.000 Jahre. Franklin hatte also einen denkbar schlechten Zeitpunkt gewählt.

Es war auch die Zeit, in der die moderne Meteorologie begründet wurde. Grund war der Krimkrieg 1854 als die Franzosen viele Schiffe in einem Sturm verloren. Es fielen hier also mehrere Dinge zusammen, eine besonders kalte Periode in der Geschichte der Menschheit, der Beginn der modernen Meteorologie und die einsetzende Industrialisierung der Welt. Das sollte man sich immer vor Augen halten, wenn wir von Rekorden seit Messbeginn lesen oder hören.

Nun könnte man denken, dass mit der Erwärmung der nördlichen Breiten die Passage auch wieder interessant werden könnte. Es würde eine enorme Abkürzung bedeuten, wenn Schiffe nicht mehr den Panama-Kanal benutzen müssten, um in den Pazifik zu gelangen, sondern Kanada seewärts umfahren. Vor allem für den Verkehr von und nach Nordeuropa wäre das sehr lukrativ.  Aber, so einfach ist es nicht, wie wir der HAZ entnehmen können.

“Der Rückgang des Meereises im Zuge des Klimawandels eröffnet im Norden neue Wege für die Schifffahrt, etwa durch die arktische Inselwelt Kanadas. Doch von 2007 bis 2021 haben sich die Zeiten einer weitgehend eisfreien Fahrt durch die sogenannte Nordwestpassage zum Teil deutlich verringert. Der Grund dafür ist weniger Eis, das im Sommer taut und im Winter wieder gefriert, als vielmehr altes Eis, das aus dem Norden in die Schifffahrtswege driftet. Das berichtet ein Forschungsteam um Alison Cook von der Scottish Association for Marine Science in Oban im Fachjournal „Communications Earth & Environment“. „Die Schifffahrt durch die kanadischen Arktisgewässer ist weltweit von besonderem Interesse, da sich die Nordwestpassage als praktikable, kürzere und möglicherweise wirtschaftlichere Alternative zu den traditionellen Schifffahrtsrouten zwischen Atlantik und Pazifik (zum Beispiel Panama- und Suezkanal) herauskristallisiert“, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. Durch den Klimawandel taut auf verschiedenen Seewegen nördlich des kanadischen Festlands das Eis in der wärmeren Jahreshälfte oft vollständig weg und gibt die Passagen auch für Schiffe frei, die nicht so massiv gebaut sind wie Eisbrecher.”

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Ein ziemlich verwegenes Gedankenexperiment macht die Seite Diagrammmonkey. Was würde passieren, wenn wir Menschen anfangen würden, riesige Mengen CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen? Aus der deutschen Übersetzung:

“In einigen Jahren entdeckt jemand einen Prozess, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu nehmen. Es ist billig und effektiv und kann unsere Emissionen des Gases erheblich überschreiten. Aus Gründen, auf die ich nicht eingehen werde, funktioniert der Prozess am besten in niedrigeren Breiten, insbesondere auf tief liegenden Inseln. Erleichtert, eine Lösung für die Auswirkungen des anhaltenden Klimawandels zu finden, beginnen die Bürger der am meisten bedrohten Länder, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu saugen. Zuerst sind die Auswirkungen nicht klar, aber im Laufe der Jahre und im Laufe der Konzentrationen von Kohlendioxid immer weiter fallen die Gletscher voran, das expandierende Meereis schließt die Schifffahrtsrouten, die Vegetationsperioden verkürzen sich, die Globus bräunt, kalte Wellen nehmen an Häufigkeit zu und werden schwerer, tropische Wirbelstürme werden häufiger und bewegen sich schneller, was den Gemeinden weniger Chancen gibt, sich vorzubereiten, die trockenen Teile der Welt werden feuchter und die nassen Teile werden trockener, was zu Überschwemmungen und Dürren führen. Dies und eine ganze Liste anderer Ereignisse mit „hoher Wirkung“ plagen den Planeten.”

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Alles spricht von KI. Kaum einer vom Energiehunger dieser neuen Technologie. Wir hatten in 2020 schon einmal einen Artikel, der sich mit dem Thema Streaming und CO2 beschäftigte. Die Zahlen dürften seitdem nicht kleiner geworden sein, mit KI-Anwendungen werden sie kräftige Sprünge nach oben machen. Möglicherweise könnte das aber Direct Air Capture DAC also der Entfernung von CO2 aus der Luft zum Durchbruch verhelfen. Heise.de:

“Auch Google hat sich zum Ziel gesetzt, 2030 CO2-neutral zu werden – nicht bloß im Betrieb, sondern in der gesamten Wertschöpfungskette, also von der Rohstoffgewinnung über die Emissionen von Lieferanten bis zum Energieverbrauch, den Google-Kunden durch den Gebrauch von Produkten und Dienstleistungen Googles verursachen. Solche Treibhausgasemissionen außerhalb des eigentlichen Google-Betriebs sind (Stand 2022) dreimal so groß, wie die Emissionen aus Googles eigentlichem Betrieb. Den eigenen Betrieb hat der Datenkonzern von 2007 bis 2022 bereits CO2-neutral geführt, wenn man den Kauf von Emissionszertifikaten berücksichtigt. Doch auch Google setzt voll auf KI; deren Energiebedarf ist so groß, dass Googles Betrieb 2023 erstmals seit 2007 nicht mehr CO2-neutral war. Das Ziel, die gesamte Wertschöpfungskette klimafreundlich zu gestalten, ist in weite Ferne gerückt. Die Konzernmutter Alphabet hat in Oregon ein Start-up namens 280 Earth finanziert, das die Abwärme eines Google-Rechenzentrums nutzt, um CO2 aus der Atmosphäre zu holen.”

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Martin Schlumpf berichtet am 15. Juli 2024 im Nebelspalter: 

Pumpspeicher füllen die Winterstromlücke nicht – Schlumpfs Grafik 119

Vor zwei Wochen habe ich gezeigt, dass der Winteranteil des Wasserstroms unter Verwendung aller Schweizer Speicherseen von 27 Prozent (nur natürliche Zuflüsse) auf 43 Prozent gesteigert werden kann (siehe hier). Wie dort dargelegt, sind für diesen Sommer-Winter-Speicherprozess ausschliesslich Speicherkraftwerke verantwortlich. Auf die Spezialkategorie der Pumpspeicherkraftwerke bin ich dabei nicht eingegangen, weil sie für die saisonale Speicherung keine Rolle spielen. Im Folgenden beschäftige ich mich mit den Einsatzmöglichkeiten solcher Pumpspeicherwerke.

Was wichtig ist:

– In einem Pumpspeicherwerk kann Wasser von einem tiefgelegenen in ein hochgelegenes Wasserreservoir gepumpt und bei Bedarf wieder abgelassen werden.

– Weil dabei zum Pumpen mehr Strom benötigt wird als daraus Strom generiert werden kann, sind die Einsatzmöglichkeiten stark abhängig vom Börsen-Strompreis.

– Pumpspeicherwerke pumpen deshalb in kurzfristigen Zyklen bei tiefen Strompreisen und turbinieren, wenn die Preise hoch sind – langfristige saisonale Speicherung hat dabei keinen Platz.

Ein Pumpspeicherkraftwerk unterscheidet sich von einem Speicherkraftwerk, indem es nicht nur auf einen hochgelegenen Speichersee, sondern auch noch auf einen zweiten tieferliegenden Speichersee zugreifen kann. Diese beiden Wasserreservoirs müssen mit Druckleitungen miteinander verbunden sein. Das Kraftwerk, das an diese Leitungen angeschlossen ist, muss zusätzlich mit stromgetriebenen Pumpen ausgerüstet sein, die das Hochpumpen des Wassers ermöglichen. Damit wird ein wechselseitiger Betrieb des Füllens und Leerens der beiden Wasserspeicher möglich.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Kenneth Richard auf Notrickszone:

New Study: Climate Models Get Water Vapor Wildly Wrong – A ‘Major Gap In Our Understanding’

“Here, we have demonstrated a major discrepancy between observation-based and climate model-based historical trends in near-surface atmospheric water vapor in arid and semi-ari regions.” – Simpson et al., 2024

A new study published in PNAS has demonstrated, once again, that climate models fail to simulate what happens in the real world with regard to fundamental climate change variables like water vapor. This is a devastating finding, as water vapor is the most significant greenhouse gas due to its alleged “feedback” capacity, accelerating warming well beyond what CO2 is said to be capable of alone.

The authors do not understate the significance of this climate modeling failure.

“This represents a major gap in our understanding and in climate model fidelity that must be understood and fixed as soon as possible in order to provide reliable hydroclimate projections for arid/semi-arid regions in the coming decades.”

Per state-of-the-art climate models, specific humidity (SH) should increase as a consequence of CO2-induced global warming. But 40 years of observations (1980-) show no increasing SH trend over arid/semi-arid regions.

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