Vielleicht ist die Geschichte um eine vermeintliche Revolution in der Batterietechnik auch etwas symptomatisch dafür, wie Medien arbeiten und versagen. Der Reihe nach. Die japanische Firma TDK meldet einen Fortschritt in der Akkutechnik. Neue Akkus des Unternehmens sollen vor allem eine enorme Energiedichte haben. Die soll um den sagenhaften Faktor 100 steigen. Das wäre in der Tat eine Sensation, ein Mobiltelefon müsste nur noch 3-mal im Jahr aufgeladen werden. E-Autos könnten sehr lange Strecken zurücklegen. Die FAZ (Bezahlartikel) setzte sich gleich auf diese Meldung.
“Deutlich längere Akkulaufzeiten für kleine Geräte wie Kopfhörer, Smartwatches und Hörgeräte verspricht der japanische Apple-Zulieferer TDK durch eine von ihm neu entwickelte Batterientechnologie. Die Feststoffbatterien, für die der Konzern nun einen technologischen Durchbruch vermeldet, ermöglichten eine 100-mal höhere Energiedichte als die aktuell gängigen Feststoffbatterien aus dem Hause TDK. „Wir glauben, dass unser neu entwickeltes Material für Festkörperbatterien einen signifikanten Beitrag zur Energiewende leisten kann“, sagte der TDK-Chef Noboru Saito.”
Offenbar wurden die Zahlen nicht auf Plausibilität überprüft. Golem kam dieser Fortschritt spanisch vor und sie suchten nach der Originalmeldung. Das Wunder war kein Wunder, sondern sogar weniger als Akkus von anderen Herstellern leisten können.
“Laut der Pressemeldung erreicht Cera Charge eine Energiedichte von 1.000 Wh/l, was vergleichbar mit anderen Akkus ist, die mit dieser Technik in den letzten Jahren vorgestellt wurden. Derweil liegen die Spitzenwerte chinesischer Akkutechnik bei rund 1.600 Wh/l, nicht nur im Forschungslabor, sondern auch bei industriellen Akkuherstellern.Die angebliche Verhundertfachung der Energiedichte kann also nicht stattgefunden haben, zumindest nicht im Vergleich zu gebräuchlicher Akkutechnik. Dennoch berichten Medien wie die FAZ, das Handelsblatt oder der Verein Deutscher Ingenieure sowie viele andere unkritisch von einem unglaubwürdigen Durchbruch eines Megamaterials in der Akkutechnik.”
Dazu passt thematisch, dass das Unternehmen Northvolt einen Milliardenauftrag von BMW verloren hat. Northvolt plant eine Batteriefabrik in Dithmarschen. Electdrive.net:
“Weniger entspannt ist wohl die Lage bei Northvolt. Dass ein Anteilseigner einen Milliarden-Auftrag zurückzieht, dürfte als eine Art Misstrauensvotum gesehen werden – auch wenn es bei BMW handfeste Gründe in der Modellplanung gibt. Das Problem: Northvolt ist in Summe knapp zwei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan für die Produktion in Skellefteå. Dort soll es Northvolt nur langsamer als erhofft gelingen, den Ausschuss der Produktion zu verringern. Das senkt nicht nur die Produktionsmenge hochqualitativer Ware, sondern ist auch teuer. Alle Abnehmer von Northvolt-Zellen sollen demnach ihrerseits Experten geschickt haben, um die Produktionsprobleme zu lösen. Dabei soll es sich etwa um Scania handeln, die Traton-Tochter hatte gemeinsam mit Northvolt Batteriezellen speziell für den Einsatz in E-Lkw entwickelt. Der VW-Konzern, dem 20 Prozent des schwedischen Zellherstellers gehören, will die Northvolt-Zellen bei Audi und Porsche einsetzen. Audi hätte laut dem „Manager Magazin“ Alternativlieferanten, während Porsche beim rein elektrischen Nachfolger des 718 auf Northvolt setzt – und wohl im kommenden Jahr die Akkus benötigt.”
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Mittlerweile ist das neue Buch von Axel Bojanowski erschienen.
Bis zum Schreiben dieser Zeilen wurden noch keine schlechten Bewertungen geschrieben, obwohl man fest davon ausgehen kann, dass diese kommen. Aber weniger wegen der Kritik an dem Buch und seinen Aussagen, sondern weil Bojanowski der erklärte Feind vieler Klimabewegten ist. Die Verschwörungstheorie, die wir mit Sicherheit in einige Bewertungen lesen werden, geht so: Ein Investor beim Springer Verlag, dem Arbeitgeber von Bojanowski, ist der Finanzinvestor KKR. Dieser soll noch reichlich in fossilen Industrien investiert sein und nutzt Springer für diese Zwecke. So die Erzählung.
Wir berichteten erst kürzlich über eine arg misslungene Talkshow mit Bojanowksi in Österreich. Dort konnte man viel über den Aufbau von Strohmännern und De-Railing erkennen. Diese Techniken wurden massiv eingesetzt, um Bojanowski zu diskreditieren. Sein Buch hat mittlerweile die Top 50 bei Amazon erreicht, in einigen Unterkategorien ist es Platz 1. Wir stellen aber schon mal die Uhr, wann die erste ”KKR/Springer Bewertung” kommt.
(Abbildung: Screenshot Amazon.de)
Eine erste Buchbesprechung gibt es bei den Ruhrbaronen.
“Vor diesem Hintergrund kommt Axel Bojanowskis Buch zur richtigen Zeit. Es trägt den Titel „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“, und ermöglicht es jeder Leserin und jedem Leser, sich ein Bild über den Stand der Forschung zu machen. Kein zweiter deutscher Journalist ist so tief in das Thema eingedrungen, hat mit so vielen Forschern aus aller Welt gesprochen, den ermüdenden internationalen Konferenzen beigewohnt und unermüdlich die Fachliteratur studiert. Bereits in seinem Studium der Geowissenschaften spezialisierte sich Bojanowski auf Klimafragen. Wenige können ihr Wissensgebiet so klar und gut lesbar für Laien aufarbeiten wie er. Sein Kredo lautet: „Das Klimaproblem ist zu bedeutend, um darüber nachlässige oder effekthascherisch zu berichten.“ Diesen Anspruch löst sein Buch ein. Er trennt die messbaren Tatsachen von Prognosen, Hypothesen und Szenarien und hütet sich, die realen Gefahren der Klimaerwärmung herunterzuspielen.
Seine Recherchen zeigen, dass seit den 1980er-Jahren verschiedene Interessengruppen versuchten die Klimaerwärmung zu negieren, herunterzuspielen oder im Gegenteil apokalyptisch zu dramatisieren. Kohle- und Öl-Kartelle auf der einen, Atom-, Wind- und Solarindustrie auf der anderen Seite. Wobei – Stand 2024 in Deutschland – die Wind-Sonne-Biogas-Lobby den Kampf um die moralische Lufthoheit haushoch gewonnen hat. Nicht zuletzt mit Hilfe der großen Umweltorganisationen und der Partei die Grünen, die seit den 1990er-Jahren immer stärker auf das Klimathema fokussierten.”
Und wer an Bojanowskis Buch interessiert ist, kommt auch an diesem Standardwerk von Fritz Vahrenholt nicht vorbei:
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Es muss ein eigenartiges Gefühl sein, wenn man die Klagen gegen sich auch noch finanziert. Das passiert aber gerade in Sachen Deutsche Umwelthilf DUH und Bundesregierung. DUH-Chef Resch vergleicht im Interview mit der taz die Bundesregierung allen Ernstes mit Kriminellen.
“taz: Herr Resch, das von der Ampel geänderte Klimagesetzliegt seit vier Wochen bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Unterschrift. Ungewöhnlich lange: Was ist da los?
Jürgen Resch: Unsere Rechtsanwälte haben dem Bundespräsidenten ein 19-seitiges Rechtsgutachten zukommen lassen, in dem detailliert dargelegt wird, warum die Neufassung des Gesetzes verfassungswidrig ist. Ich schätze, dass Steinmeiers Juristen dies ernst nehmen und intensiv prüfen, zumal die Bundesregierung und der Bundestag ja schon mit der ersten Fassung des Klimaschutzgesetzes 2021 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert sind. Sie werden vielleicht auch prüfen, ob man das Urteil, das die Deutsche Umwelthilfe im November 2023 vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erstritten hat, damit wirklich aus der Welt schaffen kann.
Das alte Gesetz verpflichtete einzelne Ministerien, Sofortprogramme aufzulegen, wenn im jeweiligen Bereich – Verkehr, Bau, Landwirtschaft – zu wenig Treibhausgase reduziert werden. Im neuen Gesetz gibt es dieses Instrument aber nicht mehr. Ist das Urteil damit nicht obsolet?
Ich versuche mal mit einem Bild zu antworten: Die Panzerknacker werden bei einem Bankraub erwischt, müssen aber nicht ins Gefängnis, weil sie es geschafft haben, nach einer Verurteilung den Bankraub zu entkriminalisieren. Auf die Ampelregierung übertragen: Diese hat sich nach ihrer Verurteilung einfach ein neues Gesetz geschrieben: Das Ausrauben einer Bank ist jetzt legal.”
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Die nächsten Monate könnten spannend werden. Im aktuellen Ausblick der US-Wetterbehörde NOAA wird eine neutrale Phase bei der Südlichen Oszillation ENSO (El Niño-Southern Oscillation) erwartet, gegen Ende des Jahres soll die Oszillation dann auf La Niña umschwenken. Das wiederum könnte zu niedrigeren Temperaturen bei den weltweiten Temperaturen führen.
Wetter.de zum gleichen Thema:
“La Niña bedient sich mit ihren Auswirkungen quasi an der gesamten Extremwetter-Palette: Weite Teile des Pazifiks sind deutlich kühler als normal. Dadurch gelangt in dieser Region viel weniger Energie in die Atmosphäre, es wird über dem Pazifik und im Osten Südamerikas deutlich trockener. Nicht selten gab es verheerende Dürren und Brände. Australien und Südostasien bekommen dagegen deutlich wärmeres Wasser und heftige Regenfälle ab, welche häufig zu heftigen Fluten führen.
Auch der Nordwesten Südamerikas und Mittelamerika sind häufig deutlich zu nass. Aktuelle Berechnungen für den Zeitraum von Juli bis September zeigen das auch bereits. Hier fallen auch die Niederschlagsabweichungen über dem zentralen Atlantik auf. Zu La-Niña-Phasen bilden sich mehr Gewitter knapp nördlich des Äquators vor Afrika, der Geburtsstätte der Hurrikane.”