Im Zweifel ist/war es immer der Klimawandel

Dem Klimawandel kann man mittlerweile so ziemlich alles zuschreiben. Auf Twitter/X hat der Satire-Account GfD das aufgegriffen und die kürzlich bis weit nach Europa sichtbaren Polarlichter der Klimakatastrophe zugeschrieben. Wie gehabt gab es Nutzer, die das nicht verstanden haben und wütende Antworten schrieben.

(Abbildung: Screenshot Twitter/X)

OK, so weit so lustig. Weniger lustig ist allerdings ein Vorfall eines Fluges der Singapore Airlines. Das Flugzeug geriet in Turbulenzen und es gab einen Toten und mehrere Schwerverletzte. Schnell war auch hier der Klimawandel schuld. Aber, ganz so einfach ist es dann wohl noch nicht. Aus dem übersetzten Artikel auf Thefp.com:

“Aber wie solide ist seine Verbindung zwischen Turbulenzen in klarer Luft und Klimawandel? Anfang dieses Jahres war Williams Co-Autor eines Briefes an das Quarterly Journal der Royal Meteorological Society, in dem die Ergebnisse seiner Arbeit von 2022 zurückgingen. Wenn wir neue Daten einbeziehen, erklärte der Brief, ist der Anstieg der Windgeschwindigkeiten über dem Nordatlantik nicht mehr „statistisch signifikant“. Wie es oft der Fall ist – unabhängig davon, ob es sich bei einem Studienum Impfstoffe oder psychische Erkrankungen handelt – erhielt die Rücknahme von der Presse viel weniger Aufmerksamkeit als die ursprüngliche Behauptung. Außerdem konzentriert sich Williams‘ Forschung fast ausschließlich auf klare Luftturbulenzen über dem Nordatlantik. Kann es wirklich einen Einblick in den Vorfall von Singapore Airlines geben? Piloten sind sich nicht so sicher. Mark Hofmeyer, ein Qantas-Pilot und Vizepräsident der Australian and International Pilots Association (AIPA), sagte Journalisten, dass er glaubt, dass Gewitter – die „konvektive Turbulenzen“ verursachen – die wahrscheinliche Ursache des Vorfalls waren und nicht „klare Luftturbulenzen“.”

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Der Klimawandel hat bei der Entstehung der Arten eine große Rolle gespielt. Tagesschau.de:

“Die Forschenden der Universität Vigo stellten sich die Frage, wann und warum sich die Gruppen der Theropoden und der Ornitischia zu Warmblütern entwickelten. Durch eine groß angelegte Analyse von Dino-Knochen und ihrer Fundorte fanden sie heraus: Schon damals, vor 200 Millionen Jahren, spielte der Klimawandel eine entscheidende Rolle. „Wir sprechen hier nicht von einem Klimawandel wie wir ihn heute kennen. Damals zog sich dieser Wandel über viele tausend Jahre“, stellt Rainer Schoch klar. Er ist Paläontologe am Naturkundemuseum Stuttgart und hat sich auf fossile Amphibien und landlebende Reptilien spezialisiert. Die Ursachen der starken Schwankungen im Klima waren damals wie heute aber die Gleichen: Eine übermäßige CO2-Belastung der Atmosphäre. Damals waren die Vulkane auf der Erde nämlich aktiver, wodurch enorme Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangten. Dadurch wurde das Klima instabil. Erst kühlte es für viele tausend Jahre stark ab, später wurde es dann wieder sehr viel wärmer. Viele wechselwarme Arten starben in dieser Zeit aus, weil sie mit den Schwankungen nicht umgehen konnten, erklärt Rainer Schoch.”

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Die Klimaaktivistin Sara Schurmann war hier schon mal Thema in diesem Blog. Sie war es, die dem Klimaforscher Hans von Storch die Kompetenz absprach, Aussagen über das Klima treffen zu können. Das wäre ausschließlich Journalisten vorbehalten oder genehmen Gesprächspartnern. Offenbar ist sie jetzt bei T-Online gelandet und schreibt dort einen erwarteten deprimierenden Meinungsartikel zum Zustand des deutschen Waldes. Sie warnt dabei vor einer ganz neuen Gefahr: Bäume, die Äste abwerfen. Achten Sie liebe Leser darauf, dass Ihnen beim Waldspaziergang die Bäume keinen drüberziehen.

Interessant auch, dass die Bäume laut ihren Aussagen im April 2022 wohl schon komplett belaubt waren. Der Austrieb ist je nach Baumart unterschiedlich, aber das volle Blätterkleid bildet sich frühestens ab April und geht bis in den Mai hinein. Buchen, vor allem Rotbuchen halten das Laub bis ins Frühjahr und werfen es mit dem Wuchs der neuen Blattgeneration ab. Wenn nun Buchen ihr Laub im August zum Teil abgeworfen haben, dann ist es 9 Monate später noch gelb auf den Wegen?

“Bevor das passiert, haben Bäume normalerweise aber Schutzmechanismen. Sie werfen etwa ihre Blätter und Früchte ab. Seitdem ich davon weiß, fällt es mir immer wieder auf. Im April 2022 etwa war ich für ein paar Tage in Mainz. Als ich dort am Rhein entlang joggte, raschelte gelbes Laub unter meinen Füßen, ganz so, als wäre es schon Herbst. Die Effekte sind aber schon länger messbar: Untersuchungen zufolge hatten im Hitze- und Dürrejahr 2003 Buchen schon im August knapp ein Drittel ihres gesamten Laubes abgeworfen. Einige Arten wie Buchen, Eichen, Pappeln und Weiden werfen im Notfall sogar ganze Äste ab. Ein Schutzmechanismus, der sowohl im Wald als auch in der Stadt für Menschen zur Gefahr werden kann.”

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Der Milchkonsum in Deutschland sinkt. Die Wirtschaftswoche:

„Wir steuern in Deutschland ganz stark in die Richtung nicht tierische Grundnahrungsmittel“, sagt Jana Rückert-John, Professorin für die Soziologie des Essens an der Hochschule Fulda. „Fleisch und alle anderen tierischen Produkte sind in gesellschaftlichen Debatten aus unterschiedlichen Richtungen massiv unter Beschuss geraten.“ Es gehe um Tierwohl, den CO2-Fußabdruck, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. „Auf dem Thema ist auch politisch Druck drauf.“ Der Rückgang von Fleisch- und Milchkonsum hängt für die Forscherin eng zusammen.

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Der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard ist ein selbsternannter Umweltschützer vor dem Herrn. Nun hat er sich in einem Interview aber als Naturbanause entlarvt: Gemäss seiner Vorstellung sind die Vorfelder von Gletschern, wo sich das Eis zurückgezogen hat, nur tote Steinlandschaften. Darum können sie seiner Meinung nach sorglos für die Gewinnung von Wasserstrom überflutet werden. Weit gefehlt, kommentiert Alex Reichmuth im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/05/bertrand-piccard-naturbanause): Piccard hat offenbar keine Ahnung, wie artenreich solche kargen Landschaften sein können.

Löli des Tages (w/md)
Bertrand Piccard, Naturbanause

Das ist passiert: Der Abenteurer und bekennende Umweltschützer Bertrand Piccard hat im «Blick» mit Vera Weber von der Fondation Weber über das Stromgesetz gestritten, über das am 9. Juni abgestimmt wird. Piccard ist für das Gesetz, Weber dagegen (siehe hier). Im Zusammenhang mit neuen Wasserkraftwerken in Gebieten, die bis vor kurzem von Eis bedeckt waren, hat sich Piccard dabei so geäussert: «Mit dem Klimawandel ziehen sich die Gletscher zurück. Sie hinterlassen leere Täler mit Steinen. Keine Artenvielfalt, keinen Wald, es gibt nichts. Nur Steine.» Damit wollte er betonen, dass solche Gebiete angeblich keinen ökologischen Wert haben und darum sorglos für die Wasserkraftgewinnung überflutet werden können.

Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/05/bertrand-piccard-naturbanause). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.

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