von Dr. Hans-J. Dammschneider
Bis vor 30 Jahren galt für touristische Destinationen wie das Harzgebirge, dass das lokale ´Wetter´ ein Faktor war, dessen einzige Regel … in seiner Veränderlichkeit bestand. Wer als Hotelier oder Ferienhausanbieter plante, bedachte (hoffentlich) alles rund um den potentiellen Gast, aber über´s kommende Wetter zerbrach man sich gewiss nicht den Kopf. Es kommt wie´s kommt, das wusste der Gast wie der Gastronom.
Der nun erwartete Klimawandel allerdings könnte es erforderlich machen, doch einmal über die kommenden Temperaturen, den Regen, die Sonnenscheindauer oder den Wind nachzudenken. Denn diese Grössen ´wandeln´ bzw. verändern sich tatsächlich. Berechenbar? Damit wären sie Faktoren, die dann doch vorausschauende Massnahmen auch für den Tourismus überlegenswert machen könnten.
Klima ist also ein Problem geworden: Sollte es im Schnitt immer feuchter werden, reisen Gäste im Sommer (trotz grösserem CO2-footprint) vielleicht lieber nach Spanien. Oder sollte es im Mittel (gefühlt) im Harzgebirge zu warm/immer heisser werden, schaut man eventuell doch zur temperatur-moderateren Nord- und Ostseeküste hinauf?
Aber das sind Dinge, die bereiten (vielleicht) eher den Gästen Besorgnis. Wie jedoch steht es um die Anbieter touristischer Leistungen? Haben die nicht auch Gründe, sich Gedanken zu machen, wie sie einem Klimawandel begegnen? Und zu überlegen, welche persönlich steuerbaren Massnahmen in der Zukunft Sinn machen, um seiner eigenen (unternehmerischen) Betroffenheit durch Klimawandel sogar irgendwie ´Paroli´ zu bieten?
Dazu allerdings sollte man zumindest eine gewisse Ahnung davon haben, was an Sonnenschein (Wolken) / Regen / Wind (zusammenfassend-langfristig „Klima“ genannt) zukünftig wirklich auf einen zukommen könnte.
Wir schauen daher mal auf das, was IST, nehmen es als Basis gedanklich auf und überlegen, welche klimatischen Trends es geben könnte.
Klima als naturwissenschaftliches Phänomen ist, das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, zunächst nichts weiter als „das mittlere Wetter der letzten 30 Jahre“. Und Meteorologie bzw. die Wissenschaft vom Wetter ist/ lehrt nicht mehr als die `Physik der Atmosphäre`.
Ein Bestandteil des Klimas ist die „durchschnittliche Temperatur“, die z.B. in der sogenannten 30-jährigen Normalperiode zwischen 1991 und 2020 herrschte (Zeitraum des jüngsten Vergleichszeitraums für Klimabeurteilungen). In der Tat sind die Temperaturen in Deutschland über die Zeit (z.B. von 1961-1990 zu 1991-2020) angestiegen, wenn auch keineswegs kontinuierlich. Und für die Niederschläge (auch die Starkregen) in Deutschland gilt beispielsweise, dass es i.M. kaum Veränderungen gab, so wenig wie bei Stürmen.
Sicher ist, dass ein Unwetter an einzelnen Tagen nicht Klima ist und auch ein paar besonders heisse Wochen im Sommer noch nicht Klimawandel sind, sondern beides im höchsten Fall Extremwetter wäre. Erst dann, wenn sich diese besonderen Ereignisse über die Zeit statistisch häufen würden, könnten wir berechtigt von Veränderungen innerhalb der Klimatrends sprechen.
Klimakunde stellt damit eigentlich kaum mehr als die Statistik des Wetters dar. Die Einschätzung des Begriffs zu einem (negativ?) besetzten Wandel beruht primär auf seiner gerichteten Anwendung … es ist ein beliebtes politisches Wirk- und Druckmittel geworden.
Klimawissenschaft, wie sie das IFHGK betreibt, ist eine Betrachtung der Physik und der interaktiven Prozesse. Wo „Klima“ anfängt möglicherweise Schaden für Mensch und Natur anzurichten, ist analytisch im ersten Ansatz Sache der ´Wissenschaft´. Dazu zählen Medizin wie Technik. Die Bewertung von „Klima“ aber ist dann (daraus abgeleitet) eine rein gesellschaftspolitische Angelegenheit … .
Klimawandel als naturwissenschaftlicher Vorgang ist also zunächst schlicht und ergreifend die normalste Sache der Welt. Denn `mittleres Wetter` ändert sich nun mal. Periodizitäten in der Atmosphäre gab und gibt es regulär und seit ewigen Zeiten.
Eine Besorgnis zum Klimawandel ist also nur dann berechtigt, wenn es Hinweise darauf gibt, dass z.B. menschliche Eingriffe (über Emissionen) atmosphärische Prozesse nachhaltig verändern und diese das Leben auf der Erde negativ beeinflussen.
Das CO2 steht im Verdacht, solch ein Faktor zu sein. Es ist in den Klimawissenschaften anerkannt, dass einige Spurengase (neben CO2 auch Methan oder Wasserdampf/Wolken) eine Rolle für zunehmende Prozessveränderungen spielen.
Nicht geklärt, auch wenn einige Institute dies anders vermitteln, ist die Frage wieviel Einfluss z.B. CO2 im Klima nimmt. Leider werden, von der Politik unterstützt, vielfach weniger qualifizierte Annahmen nach vorne geschoben. Dies geschieht gerade mit Hilfe der derzeit gebräuchlichsten Technik, über die man versuchen kann einen „Blick in die Zukunft“ zu erhaschen, den sogenannten numerischen Computermodellen.
In den Klimawissenschaften besteht aber einmütige Übereinstimmung, dass ein Modell-Szenario wie z.B. das sogenannte RCP 8.5 (Representative Concentration Pathways, Version 8.5 = die am meisten pessimistische Annahme) vollkommen unrealistische Ergebnisse abliefert … ein meterhoch ansteigender Meeresspiegel wird darin z.B. vorhergesagt. Dies ist (mit grösster Sicherheit) nicht erwartbar. Das hindert offenbar und dennoch selbst die deutsche Regierung nicht daran, mit genau diesen `Ergebnissen` politisch zu argumentieren … was, ohne Wenn und Aber gesagt, ein ziemlich bedenkliches Vorgehen darstellt.
Fakt ist: Modell-Szenarien zeigen nicht was kommen WIRD, sondern was sein KÖNNTE. Und das auch nur dann, wenn die Modell-Parameter überhaupt richtig gesetzt sind bzw. eine verlässliche Datengrundlage besitzen bzw. physikalische Prozesse auch genau abbilden/wiedergeben. Leider bestehen genau daran durchaus Zweifel.
Im vorliegenden ´paper´ denken wir über Szenarien nach und machen dabei ähnliches … nur anders. Wir schauen auf das, was tatsächlich nachgewiesen wurde (Messdaten!), beziehen dann möglichst alle relevanten Entwicklungs- und Veränderungsmuster der Vergangenheit in unsere „was wäre wenn“-Überlegungen ein und entwickeln daraus ein vorstellbares ´Bild´. Es ist dies kein numerisches Computermodell, es ist eine gedankengestützte Fortschreibung von Wahrscheinlichkeiten, die man grafisch darstellen kann.
`Klima` ist in Deutschland ein Wert an sich geworden, dummerweise meist nur im Kontext zum vermeintlich zu erwartenden ´Ende der Welt´ … welches dann quasi zwingend eintritt, wenn wir nicht ablassen vom CO2 ?
Während aber selbst das Land Niedersachsen in der amtlichen Darstellung z.B. der Entwicklung der Niederschläge des Bundeslandes es so kommuniziert, dass seit 1880 bis heute praktisch durchgehend (und quasi parallel zum Anstieg des CO2) eine Zunahme der Regenmengen stattfindet, ergibt eine aktuelle Betrachtung der letzten 30 Jahre mit einem differenzierteren Blick auf die Zahlen (siehe Abbildung 1 und 2), dass seit ca. 1995 die Niederschlagsmengen sogar (mal wieder / für einen noch unbekannten Zeitraum?) tendenziell absinken.
Wir sprechen hier für einmal nicht von den Lufttemperaturen, aber gerade auch die Niederschläge sind ein gewichtiger Faktor im Tourismus. Und um die Auswirkungen auf das Ferien- und Besucherverhalten geht es ja nicht zuletzt im Harzgebirge. Das IFHGK hat die Rolle des Klimas für Tourismusstandorte untersucht, der hier verlinkte Text gibt einen Einstieg, auch für der Harz.
Abb. 1 : Niederschlagsmengen im Land Niedersachsen seit 1880 nach Daten des DWD, mit einem unterlegten „Schwingungsband“ der Maxima (hellblau) und dem linearen Trend (rot gerissene Linie), Darstellung des Verfassers
Abb. 2 : Niederschlagsmengen im Land Niedersachsen und im Harz (Braunlage) seit 1990, jeweils mit linearem Trend (rot gerissene Linie). Daten des DWD, Darstellung des Verfassers
Klima ist also grundsätzlich niemals linear, sondern verläuft nahezu immer und überall in Schwingungen oder sogar ´konstruktiv´ zyklisch … weltweit gesehen, und natürlich ist es im Harz ebenso.
Die Klimaprozesse insgesamt unterscheiden sich damit allerdings von dem als klima-´steuernd´ angenommenen Faktor CO2, der ohne Unterbruch bzw. ohne jede Periodizität seit Jahrzehnten (siehe Abb. 3) in seinem Wert zunimmt:
Abb. 3 : CO2 an der Referenz-Messstation Mauna Loa (Hawaii) seit 1960 (NOAA)
Abb. 4 : Niederschläge im Land Niedersachsen und Verlauf der AMO seit 1960 (je mit polynomischem Kurven-Verlauf), Daten des DWD und der NOAA, Zeitraum identisch zu Abb. 3, Darstellung des Verfassers
Klima-Oszillationen können mit ihren Elementen wie „Temperatur“ oder „Niederschlag“ über längere Zeiträume nicht nur ´auf einer Ebene´ schwingen, sondern natürlich je auch einen Werteanstieg in sich tragen … langfristiger Klimawandel in mittelfristigen Klimaschwankungen sozusagen.
D.h. eine Zyklizität führt vielleicht zunächst nur zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Ansteigen z.B. der Niederschläge. Es kommt innerhalb einer Periode aber auch wieder zu einem Absinken (z.B. der Regenmengen). D.h. wir sehen eine an- und abschwellende natürliche Periodizität.
Gleichzeitig gibt es eine ´Steigerung innerhalb einer Schwingung´. Fest steht, dass z.B. beim Niederschlag in Niedersachsen in den letzten 150 Jahren insgesamt i.M. eine Zunahme zu beobachten war (siehe Abb. 1). Sicher ist aber auch, dass diese Steigerung in Schwingungen verlief (Abb. 1 und 4) und darin zuletzt ab rd. 1990 wieder einmal ein negativer Trend vorliegt (tendenzielle Abnahme der Niederschläge), auch im Harz (Abb. 2).
Die Frage, die sich stellt: Was könnte im Klima-Wandel a) einen langfristigen Trend auslösen und was wäre b) als Auslöser für ´interne´ Schwingungen (sozusagen) verantwortlich?
Politisch (wenn auch nicht naturwissenschaftlich!) scheint man sich betreffend des Punktes a´ bereits ganz sicher zu sein: Der Mensch trägt Schuld. Er verändert mit seinen persönlichen wie industriellen CO2-Emissionen langfristigen die atmosphärischen Randbedingungen, mit der Folge weltweit ansteigender Temperaturen. Und daran wiederum hängen die Veränderungen „im System“ ab, vom Niederschlag bis zum Wind?
Selbst wenn man diese Kohlenstoff-These als einigermassen plausibel einschätzt, so besteht dennoch ein Deutungsproblem: Woher rühren die innerhalb des langfristigen Trends sichtbaren Periodizitäten? Denn das ´lineare´ CO2 kann es in dem Fall so nicht sein (siehe Abb. 3).
In Abb. 4 wird eine Schwingung benannt, die gem. LÜDECKE et al (2020) das Klima in Europa tatsächlich nachweislich beeinflusst, nämlich die Atlantic Multidecadal Oscillation (AMO, siehe Abb. 4 und 6). Es handelt sich um einen seit Jahrhunderten regulär stattfindenden Vorgang, der auf Basis der diese Schwingung bestimmenden (*) atlantischen Wassertemperaturen (SST) mal zu vorübergehend (i.M. 30 Jahre) ansteigenden und dann auch wieder (ebenfalls i.M. 30 Jahre) absinkenden klimatischen Folgewirkungen führt/ führen kann … welche man auch in Deutschland deutlich spürt.
Gut erkennbar wird dies allein schon daran, dass sogar die Niederschläge im Land Niedersachsen an der atlantischen Schwingungen der AMO ´hängen´ (siehe Abb. 4, Erläuterungen auch in Folge 7).
Kurz gesagt: Klimawandel findet statt, allerdings nicht grundsätzlich so, wie es eine öffentliche Meinung offenbar befürchtet oder NGO`s bzw. eher ideologisch ausgerichtete Institutionen es nahelegen. Denn zum einen verändern sich die Parameter nicht durchgehend (wie das CO2, siehe Abb. 3). Zum weiteren ist es aber auch ohne Frage so, dass das CO2 tatsächlich in keiner direkten kausalen Beziehung zu mittelfristigen Veränderungen im Klima-System steht. Hier müssen (zumindest) weitere Einflüsse hinzutreten.
(*) Der Index der AMO ist detrendiert. Das heisst, langfristige Veränderungen der Temperaturen, die aus einem potentiellen Klimawandel abgeleitete werden, sind aus den SST-Basiswerten herausgerechnet. Die AMO ist demnach, so wie sie verläuft, eindeutig kein Kind des Klimawandels!