Von Frank Bosse
Kaum ein Leser wird sich an den Winter 1962/63 erinnern. Es war der kälteste des 20. Jahrhunderts.
Damit so etwas zustande kommt, bedarf es einer „Blocking-Wetterlage“, geblockt wird dabei das Atlantik- Wetter mit seinen recht schnell gen Osten ziehenden Tiefdruckgebieten.
Die vergleichsweise milde und windige „Wetter-Brühe“ sorgt bei „Atlantik on“ für geringeren Energiebedarf und viel Erzeugung durch Windkraftanlagen. Das ist bei einem Blocking völlig anders. Die Luftmassen kommen dann aus östlichen und nördlichen Richtungen, weil ein Hochdruckgebiet auf dem Atlantik liegt, dort im Raum Island – Grönland, wo sonst mit „eingeschalteten“ Atlantik ein Tiefdruckgebiet die Strömung bestimmt.
Solche Wetterlagen können im Winter recht drastische Folgen erzeugen, auch wenn die Temperaturen selbst wohl nicht mehr die Minus-Werte annehmen können, wie zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Winter 1962/63 war am Ende um 5,7 °C kälter als das Mittel 1961- 1990 und gar 6,9 °C als zum neueren Mittel 1991-2020. Das ist heute also nur ganz schwer denkbar, weil der Klimawandel gerade auch in Osteuropa und im Norden für eine markante Erwärmung sorgte.
Nichtsdestotrotz stellt die Wetterlage mit Blocking eine Herausforderung für Infrastruktur und Energieversorgung dar im Zeitalter der wetterabhängigen Erzeugung mit Wind- und Solaranlagen.
Für Deutschland ganz besonders, da hierzulande ein Backup ohne Kernkraftnutzung zu verarbeiten ist. Was hätte also ein Winter wie damals für Auswirkungen auf die Energieversorgung?
Dieser Frage geht eine aktuelle Studie nach aus dem August 2025. Zunächst schaut sie sich die Druckverteilung, die Temperaturen und die Winde damals an:

Eine Reproduktion von Figure 17 der verlinkten Studie
Man erkennt unschwer (oben im Bild) das blockierende Hoch über dem Nordatlantik und tiefen Luftdruck über Zentraleuropa. Wie sieht es heute, an Weihnachten 2025 mit den (Modell) Aussichten für Anfang Januar aus, da schon gegenwärtig das “kälteste Fest ? Das ist bei „normalen Winterbedingungen“ recht wilde Spekulation, bei Blocking-Lagen eher weniger, da sie zu großer Erhaltung der Muster neigen, also recht stabilandauern können, wenn sie so eingetroffen sind.
Bei „Kachelmannwetter“ werden wir fündig unter „Vorhersage“, es sei das moderne AI-gestützte Modell des ECMWF bemüht. Am 6. Januar 2025 findet es diese Lösung für die Druckverteilung:

Erkennen Sie die Ähnlichkeit mit der Lage im Jahre 1962/63? Im Nordwesten das kräftige blockierende Hoch, über Europa tiefer Luftdruck. Was macht das mit den Temperaturen und dem Wind im aktuellen Modell?

Bildquellen: Kachelmannwetter
Die Temperauren (links) bewegen sich recht knackig im Dauerfrostbereich, der Wind (rechts) weht wohl nur sehr schwach mit um 20 km/h im Mittel über dem Festland und damit deutlich unternormal in nahezu ganz Europa.
Wir werden wohl mit einiger Sicherheit recht strammen Winter sehen in der ersten Januarhälfte, viel weiter in die Zukunft können Wettermodelle nicht blicken, auch für den abgebildeten Zeitpunkt ist alles sehr unsicher. Es wird vielleicht nicht unähnlich werden wie 1962/1963, darin sind sich die verschiedenen Modelle recht einig. Und das Problem: So etwas kann sehr hartnäckig sein oder „persistent“.
Der Himmel wird auch recht bedeckt sein und es wird wohl auch im Flachland recht viel Schnee erwartet. Folge: Die Produktion aus Wind- und Solaranlagen wird nur sehr gering ausfallen können. Ein Europäisches Verbundnetz zeigt dann eine Schattenseite: Wenn nirgends ausgeglichen werden kann, dann können sich Regionen via Stromverteilung auch gegenseitig mitreißen bei Mangel.
Die oben verlinkte Studie untersucht die Auswirkungen des seltenen Winterwetters und listet auch die Fehlbeträge auf:

Eine Reproduktion von Fig. 19 der oben verlinkten Studie.
Oben links sind die Anforderungen an Energie dargestellt, Deutschland benötigt wohl Faktor 1,5-2 mehr als unter normalen Wetterbedingungen und kann nur ca. 1/3 dessen mit Windkraft (rechts oben gezeigt) produzieren. Hoher Bedarf trifft also auf geringere Produktion. Der Fehlbetrag wird dann in Deutschland um fünfmal die Standardabweichung (also die normalen Schwankungen) betragen, Dänemark gar siebenmal. Das „rot“ (unten) spricht Bände!
Nochmal solche Witterung wie im Winter 1962/63 wäre eine riesige Herausforderung unter heutigen Infrastrukturbedingungen, ob die zu meistern wäre bleibt offen, ist nur zu hoffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht vernachlässigbar, dass es im Januar 2026 so kommt, das sagen die „smartesten“ Wettermodelle, die Menschen bisher erschaffen haben.
Ein Energiesystem mit recht wenigen und wenn sehr dreckigen Redundanzsystemen, das besonders bei gutem Wetter funktioniert, bei seltenen, aber nicht unmöglichen Lagen mit „dunkelrot“ antwortet wie kein anderes Land Europas, von dem es valide Daten gibt, außer Dänemark.
Einem angeblichen Vorbild bei der “Energiewende”.
Auch ein „Kugel Eis- Problem“, erzeugt von Polit-Sommerfantasten!