Von Frank Bosse
Wir hatten unlängst berichtet über diese unselige PIK-Studie zu den ökonomischen Klima-Folgen.
Sie musste (nach einigem Aufschrei in der Fachwelt der Ökonomie) -leider viel zu spät- zurückgezogen werden. Die Gründe: stark verfälschte Daten in Richtung Alarm und viel zu gering angenommene Unsicherheiten.
„Diese nachgewiesene Fehlleistung ist doch ein schöner Anlass, auch andere Prognosen und Klimazuweisungen des PIK auf den Prüfstand zu stellen?“, das ist eine logische Folgerung.
Hat man da auch bei anderen Aspekten des Klimas die Sicherheit von „gravierenden Folgen“ derart übertrieben? Man landet dann unweigerlich auch bei den Entwicklungen des Jetstream durch den Klimawandel.
Dieses Starkwindband in der oberen Troposphäre, das von West nach Ost in 8-12 km Höhe weht, beeinflusst in der Tat das Wetter auch bei uns sehr. Die Druckgebilde am Boden folgen in unseren Breiten dem Kurs des Jetstream und der ist hoch variabel.
Im Januar 2025 hatten wir nochmals ausführlich informiert über zum Teil wilde Hypothesen zu den „heute bereits sichtbaren“ Veränderungen. „Irgendwann muss doch auch das PIK selbst darauf kommen, dass ein Institut sich per Definition um Wissenschaft kümmern sollte und daher nicht in jedes Wetter eine „Klimafolge“ hineininterpretieren darf.“, so sollte man meinen.
Weit gefehlt! Der vergangene Sommer war recht regenreich und das war der Anlass für ein Interview bei der RBB-Rundfunkstation „Radio eins“ am 21.Juli 2025 mit dem PIK- Vertreter Fred Hattermann. Ab Min 1:20 kommt da flugs „die alte Leier“: „Der Jetstream wird schwächer, weil der Nordpol wärmer wird mit weniger Eis und das führt zu Extremen bei uns”. Diesmal bezog sich Hattermann auf den Sommerregen in Deutschland. Ob es Zufall war, dass der Interview-Termin auch der regenreichste Tag (9 mm Regen im Flächenmittel Deutschlands) des ganzen Sommers war? Kaum zu glauben!
War der Regen 2025 insgesamt ungewöhnlich? Ein Blik auf Daten, abgebildet ist der Niederschlag in mm/Tag:

Die Abbildung wurde mit dem KNMI-Climate Explorer aus E-Obs-Daten generiert.
Gibt es einen Trend (gestrichelt) ab 1980 beim Starkniederschlag an einem einzigen Tag? An wie vielen Sommertagen schüttete es noch mehr als an diesem 21.Juli 2025?
Mitnichten ein realer Trend! Die 2,5mm/Tag im Flächenmittel sind völlig unauffällig im Kontext der Sommer bis zurück zu 1950, ebenso wie die maximale Tagesmenge. Eine wirkliche Tendenz ab 1980 (Einsetzen des modernen Klimawandels) ist auch nicht auszumachen, zwischen 2000 und 2010 wurde es etwas feuchter und das Mittel ist nunmehr nach einer Delle bis 2021 etwa da, wo es auch in den 80er Jahren schon lag. Was ist an der Jetstream Story also dran, da das arktische Meereis erst nach 2000 schrumpfte, nach 2011 jedoch nicht weiter?

Um es kurz zu machen: Überhaupt nichts! In unserem oben verlinkten Januar-Beitrag hatten wir auch gezeigt, warum das so ist: In der Höhe des Jetstream erwärmen sich die Tropen mehr als die Arktis mit dem Klimawandel. Das sollte eher zu einem stärkeren Jetstream führen, nicht zu einem schwächeren wie gerne mal so fix behauptet. Der PIK- Vertreter bleibt wohl gegen besseres Wissen (er sollte das aktuelle Schrifttum zum Thema kennen, über das er spricht!) bei dem „Jetschwächel-Märchen“. Das jahrelange Verkünden dieser irrigen These schlägt sich sogar bei Google in KI-Zusammenfassungen bei der Suche nieder. Gibt man da „Jetstream Veränderung“ ein, so springt einem das entgegen:
„Der Jetstream verändert sich durch den Klimawandel: Die Erwärmung der Arktis (Arktische Verstärkung) verringert den Temperaturunterschied zum Äquator, wodurch der Jetstream tendenziell schwächer wird …“
Eine ganz aktuelle Metastudie zum Jetstream (Ende November 2025 erschienen) führt zu den „Sommer-Jetstream-Veränderungen“ aus:
„In summer, Arctic amplification and Rossby wave propagation are both weaker and the stratospheric polar vortex is absent, making these less important among other previously mentioned drivers. …but the agreement across models on the polewards shift suggests that tropical upper-level warming is a major driver in that season.”
Es gibt eine ganz leichte Nord-Verschiebung des Jetstream und er wird etwas stärker durch die klimawandelbedingte tropische Erwärmung.
Das ist der Stand der Wissenschaft. Gerade um den Jetstream und seine Entwicklung mit dem Klimawandel gibt es jedoch auch riesige Fragezeichen bis hin zu der Frage, ob die verwendeten Modelle überhaupt in der Lage sind, etwas Gültiges darüber bei uns auszusagen:
…which raises concerns about the ability of models to capture the North Atlantic jet response to drivers. This discrepancy could have implications for how well models capture the magnitude of the jet response to greenhouse gas forcing…
Offensichtlich wurden jedoch die steilen und unwissenschaftlichen Behauptungen derart erfolgreich in ein kollektives Gedächtnis mit ebenso unwissenschaftlicher Sicherheit gehämmert, dass auch „Künstliche Intelligenz“ es so übernommen hat. Eine Mahnung, doch lieber mehr auf „Human Intelligence“ zu setzen als auf „Artificial“!
Bleibt die Frage, warum das „Jetstream- Märchen“ in die Welt gesetzt wurde. Die Antwort liegt auf der Hand: Damit kann so ziemlich jedes Wetter auf Klimaeinflüsse zurückgeführt werden.
Regnet es wenig: „Klimafolge!“, regnet es viel: „Klimafolge!“
Immer ist nur Aufmerksamkeit das Ziel, kaum Wissenschaft.
Das Märchen ist gewissermaßen das Schweizer Messer für alle Möchtegern- Klimafolgenerklärer.
Solange die immer wieder in der Lage sind, ihre Erzählungen medial offensiv zu platzieren, solange wird der weit verbreitete Aberglaube auch irgendwie weiterleben. Daran sind die Klimafolgenerklärer aus Potsdam in Wahrheit wohl interessiert, nicht vorrangig an verantwortlicher Wissenschaft, wie es sein sollte.
Dann wäre jedoch das „I“ für „Institut“ im Namen PIK ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich.
Nur wer kann sich dann schon ein Akronym merken wie „PKM“ für „Potsdamer Klima Märchen“?

