Sind das Durchhalte-Parolen? Oder wird der Kontext nur einfach ausgeblendet?
Im Tagesspiegel bejubelt Johannes Vogel (Botaniker und Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin/Leibniz-Institut) die Energiewende und kommt mit interessanten Beispielen aus aller Welt.
Uruguay produziert 98 Prozent der Elektrizität aus regenerativen Energien, was die Kosten um die Hälfte drückte. In Indien hat die Energie aus erneuerbaren Quellen im vergangenen Jahr wiederholt mehr als 50 Prozent des Strombedarfs gedeckt. 99 Prozent aller neuzugelassenen Autos in Norwegen fahren elektrisch an. China produziert ein Drittel des weltweiten Stromes aus erneuerbaren Energien. Diese Liste ist noch viel länger und sie wird weiter wachsen.
Uruguay ist mit Wasserkraft gesegnet sie steuert fast die Hälfte zur Erzeugung von Strom dazu. Mit da. 23 Cent sind die Kosten dort gegenüber Deutschland niedrig, liegt aber dennoch über dem Schnitt für Südamerika. Mit Deutschland ist die Situation kaum vergleichbar. Ganz abgesehen davon, dass das Land nur 3,8 Millionen Einwohner hat. Es ist kein Industrieland.
Wie die Zahl von 50% Erneuerbare Energien in Indien zustande kommt ist rästelhaft.
Lowcarbonpower:
In Indien wird der größte Teil der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wobei mehr als 70 Prozent des Stroms aus Kohle stammt. Fossile Brennstoffe, einschließlich Kohle und Gas, decken insgesamt über 73 Prozent des Strombedarfs. Im Gegensatz dazu entfällt mehr als ein Viertel der Stromerzeugung auf kohlenstoffarme Quellen. Dazu gehören Wasserkraft mit knapp unter 9 Prozent, Solarenergie mit 8 Prozent, Windenergie mit über 5 Prozent und Kernenergie mit fast 3 Prozent. Dies zeigt eine gewisse Diversifizierung hin zu sauberen Energiequellen, aber fossile Brennstoffe dominieren weiterhin den Strommix Indiens zwischen September 2024 und August 2025.
Bei einem Strompreise von unter 20 Cent /kWh wie in Norwegen wären Elektroautos in Deutschland vermutlich auch etwas weiter.
In China ist Kohle immer noch führend. Und Wasserkraft spielt auch hier eine große Rolle, größer als die von Wind und Sonne.
Man kann den Kontext natürlich weglassen, ob es aber eine gute Idee ist, steht auf einem anderen Blatt.
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In den USA dreht sich der Wind in Sachen Verbrenner-Autos.
FR:
Biden hatte der Autoindustrie im vergangenen Jahr einen effizienteren Kraftstoffeinsatz und einen niedrigeren Treibhausgasausstoß vorgeschrieben. Dadurch sollten die US-Bürger über die Lebensdauer ihres Autos im Schnitt rund 600 Dollar an Sprit einsparen. Mit den Vorgaben wollte die Regierung des Demokraten auch den Verkauf von Elektroautos ankurbeln. Trump nannte die Biden-Regeln „lächerlich, belastend, schrecklich“ und teuer. „Die Menschen wollen Verbrenner“, betonte Trump. Sie wollten zwar auch Elektroautos, aber derzeit lägen Verbrenner „mit großem Abstand vorne“.
Die Autohersteller begrüßten Trumps Vorstoß: Ford-Chef Jim Farley lobte „die Führungsrolle von Präsident Trump bei der Angleichung der Treibstoffstandards an die Marktgegebenheiten.“ Auch Stellantis und General Motors dankten Trump für seine Initiative, die den Herstellern Kosten zum Ausbau klimafreundlicher Techniken erspare. „Die deutsche Automobilindustrie bekennt sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und setzt auf Investitionen und Innovationen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten“, erklärte hingegen ein Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Technologieoffenheit sei zwar wichtig und „jede Antriebsform kann und wird ihren Beitrag leisten“, führte er aus. „Die zentrale Säule“ sei dabei aber die Elektromobilität.
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Jetzt geht es dem Spielzeug an den Kragen. Scham für alles Mögliche hatten wir ja schon, jetzt soll man sich für Spielzeug schämen, weil es schlecht für das Klima ist.
Tagesschau:
Wohlgemuth argumentiert mit konkreten Zahlen: Die Spielzeugindustrie sei laut UN-Umweltprogramm die plastikintensivste Industrie der Welt. Fünf Millionen Tonnen Kunststoff würden pro Jahr verbraucht. „Das wäre eine Lkw-Kolonne vom Nordkap bis Sizilien und wieder zurück. Nur für die Kunststoffproduktion“, rechnet die Expertin für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe vor. Die Zahlen hat sie aus einem etwas älteren Bericht des UN-Umweltprogramms – viel geändert haben dürfte sich daran nicht.90 Prozent aller Spielzeuge weltweit bestünden mittlerweile ganz oder teilweise aus Plastik, sagt Viola Wohlgemuth. Kaufe man gebraucht, könne man Massen an Erdöl für die Plastikproduktion und auch Chemie einsparen. Die lauere vor allem in Billigspielzeug, das in Asien für den europäischen Markt hergestellt wird, so Wohlgemuth: „Gerade in diesen Plastiksachen haben wir immer wieder sehr hohe Belastungen von Chemikalien. Das ist nicht nur die Farbe, das sind die Weichmacher, die es formstabil machen, die es UV-beständig machen.“
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Energieversorger wollten nicht ins Erdgasnetz investieren. Die Idee mit Wasserstoff zu heizen war offenbar keine gute.
Golem:
Überraschen dürfte die ermittelte Einschätzung nicht. Die Wasserstoffproduktion wird in den nächsten Jahren kaum einen größeren Beitrag zur Energieversorgung leisten. Hinzu kommt, dass Wasserstoff auch zukünftig nicht annähernd zu Preisen wie Erdgas verkauft werden kann.
Und schließlich sind kleine Wärmepumpen für Einfamilienhäuser und erst recht Großwärmepumpen für Fernwärmenetze um ein Vielfaches effizienter, als es die Verbrennung von Wasserstoff wäre. Es müsste mindestens die zehnfache Energie für die Herstellung von Wasserstoff aufgewendet werden, um die gleiche Heizleistung wie aus einer Wärmepumpe zu erhalten.
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