Jäger und Klima

Jäger haben es nicht einfach in Deutschland.

Obwohl es etwa 460.000 Personen mit einem Jagdschein in Deutschland gibt, sind Jäger in der Gesellschaft eher wenig sichtbar.
Anders als frisch gewordene Nichtraucher sind Jäger vorsichtig, Dritten gegenüber über die Leidenschaft zu Jagd zu berichten.
Zu kontrovers wird das Thema Jagd gesehen. 
Jäger können aber einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Bejagung von Wild hat für die Verjüngung von Wäldern eine enorme Bedeutung.

Der mdr hat das Thema dankenswerterweise aufgegriffen.

Zurück zum Klimaschutz. Was kann besser werden? Da die Jagd Ländersache ist, sind die Bundesländer gefragt, ihre jagdlichen Regelungen zu überprüfen und klimagerecht anzupassen. Das passiert teilweise auch. Das kann etwa bedeuten, die Jagdzeiten für Schalenwild zu verändern, damit die Jäger flexibler reagieren können. Natürlich immer unter Beachtung des Tierschutzes, denn niemand möchte für den Klimaschutz etwa einem Kitz die Mutter wegschießen. Der verstärkte Einsatz von Nachtzieltechnik könnte helfen, nicht nur bei Wildschweinen. Gut wäre es auch, die bisherige Fütterungspraxis ernsthaft zu reduzieren. Vor allem aber wird es darauf ankommen, im Winter bis Ende Januar effektive Bewegungsjagden zu veranstalten. Gut organisiert, mit vielen Treibern mit Hunden und guten Schützen. Wenn zuvor 14 Tage nicht gejagt wird, stört die Bewegungsjagd das Wild weniger als bei Einzeljagden. Und es ist wesentlich effizienter, vor allem wenn „Zahl vor Wahl“ geschossen wird. Zum Abschuss freigegeben ist dann alles, was gesetzlich zulässig und mit dem Tierschutz verträglich ist, ohne Rücksicht auf heutige oder zukünftige Trophäen.

Studien zeigen: Es kommt bei Bewegungsjagden zwar zu Fluchtreaktionen, aber nicht zu einer unerwünschten dauerhaften Änderung des Verhaltens wie vermehrtem Verstecken in Dickungen. Deshalb sind solche Jagden – wie gesagt: gut organisiert – besonders effektiv, um die Bestände an Reh-, Rot- und Schwarzwild anzupassen. Natürlich nicht unter die zum Erhalt der Art nötige Populationsgröße. Aber auch nicht mehr als die Naturverjüngung ohne relevanten Verbiss verträgt. Erfahrungen zeigen: Es gibt auch dann noch genug zu jagen. Und eins ist klar: Der Wald verrät selbst, wie stimmig die Jagdpraxis ist. Verbissgutachten zeigen deutlich, was wächst oder eben was nicht. Notfalls müssen Waldbesitzer die Jagd in eigener Regie übernehmen, was auch immer mehr Kommunen tun, weil es sich rechnet. Auch das kann kommunaler Klimaschutz sein: den eigenen Wald wieder zum Speicher für Kohlendioxid werden zu lassen. Nur eines wird nicht funktionieren: wie bisher weitermachen. Nicht, wenn wir unseren Wald behalten wollen.

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Claudia Kemfert im Interview mit der Firma Prokon.

Demut vor Technik und Realität sieht anders aus. 

K & P: Stichwort Dunkelflaute: Die Windenergie hat tatsächlich ein recht schwaches Halbjahr hinter sich. Wie groß ist das Problem für die Energieversorgung?

Kemfert: Dunkelflauten sind ein bekanntes Phänomen – aber kein unlösbares Problem. Entscheidend ist, dass wir ein System der Vielfalt aufbauen: Wind + Solar + Speicher + Lastmanagement + europäische Vernetzung. Wenn Sonne und Wind schwächeln, springen Speicher, Wasserkraft oder flexible Verbraucher ein. Einzelne Halbjahre sagen wenig über die Stabilität des Gesamtsystems. Wichtig ist die Gesamtarchitektur – und die funktioniert nur mit Erneuerbaren, Speicher, digitaler Steuerung und intelligenter Netzführung.

K & P: Bau von mehr Gaskraftwerken, Förderung von CO₂-Speicherung (CCS), 2,5 Milliarden € für Kernfusion – geht das aus Ihrer Sicht in die richtige Richtung?

Kemfert: Nein. Das ist ein energiepolitischer Irrweg. Neue Gaskraftwerke oder CCS-Projekte sind teuer, ineffizient und lenken von den echten Lösungen ab. Wir brauchen flexible Speicher, intelligente Steuerungssysteme und Sektorkopplung – keine neuen fossilen Abhängigkeiten. Und bei der Kernfusion reden wir über eine Technologie, die frühestens in Jahrzehnten eine Rolle spielen könnte. Für das Klima zählt aber das nächste Jahrzehnt. Jeder Euro, der heute in Erneuerbare, Effizienz und Speicher fließt, wirkt sofort und schafft Wertschöpfung vor Ort.

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Ein lesenswerter Artikel vom Matt Ridley.
Er schreibt über das Ende vom Klima-Kult.

Für alle, die den berühmte Monty-Python-Sketch (Dead Parrot) nicht kennen, auf den Ridley eingeht:
Ein Kunde kommt in ein Zoogeschäft und reklamiert einen Papagei.
Es entbrennt ein irres Gespräch zwischen dem Kunden und dem Verkäufer.
Das Tier ist nämlich tot und wurde an einer Stange festgenagelt.
Aber der Verkäufer findet immer wieder Argumente, dass das normal sei und Gründe hätte.

Aus dem übersetzten Artikel:

Schließlich stirbt zum Glück der Wahnsinn der globalen Erwärmung aus. Um Monty Python zu paraphrasieren: Der Klimapapagei mag auf dem jüngsten COP-Gipfel in Belém, Brasilien – oder in Harvard und auf CNN – immer noch an seinen Sitz genagelt sein, aber an anderer Stelle ist er tot. Es ging, um seinen Schöpfer zu treffen, trat den Eimer, mischte diese tödliche Spule ab, rannte den Vorhang hinunter und schloss sich dem unsichtbaren Chor an. Durch das Versäumnis, eine Reduzierung der fossilen Brennstoffe zu versprechen, erreichte COP weniger als nichts, der Veranstaltungsort fing Feuer, die Klimaanlage funktionierte nicht richtig – und die Delegierten wurden bei der Ankunft angewiesen, kein Toilettenpapier zu spülen. Bill Gates‘ jüngste Entschuldigung, in der er einräumte, dass die globale Erwärmung „nicht zum Untergang der Menschheit führen wird“, nachdem er das Büro für Politik und Interessenvertretung seiner Klima-Philanthropie-Gruppe geschlossen hatte, ist nur der neueste Nagel im Sarg.

Im Oktober wurde die Net Zero Banking Alliance geschlossen, nachdem JPMorgan Chase, Citigroup, Bank of America, Morgan Stanley, Wells Fargo und Goldman Sachs einen Ansturm anderer Banken vor die Tür geführt hatten. Shell und BP sind wieder Ölkonzerne, zur Freude ihrer Aktionäre. Ford steht kurz davor, die Produktion von elektrischen Pickups einzustellen, die niemand will. Hunderte andere Unternehmen lassen ihre Klimaziele fallen. Australien hat sich von der Ausrichtung der Klimakonferenz im nächsten Jahr zurückgezogen.

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