Ein Drittliga Fußballspiel und Evakuierungen im Jahre 1955 

Von Frank Bosse

Die „Klimakonferenz“ in Brasilen ist beendet. Die Ergebnisse sind sehr überschaubar. Im „Spiegel“ wird die Veranstaltung mit einem Fußballspiel verglichen, wohl zurecht. Im Artikel (für Abonnenten) ist der Aufhänger das legendäre 1:7 im WM-Spiel zu Hause im Jahre 2014 gegen Deutschland, dort ein gewisses Trauma.  

Da werden Analogien hergestellt wie diese:  

„Spielunterbrechung: Am Donnerstagmittag fing ein Imbissstand auf dem COP-Geländer Feuer. Das provisorische Zeltdach in der Zone B ging sofort in Flammen auf.“ 

In vielen Berichten wird auch darauf eingegangen, welch erfolgreichen Weg die „Klimakonferenzen“ gewiesen hätten in den 10 Jahren nach dem „Pariser Klimaabkommen“. Haben das die Konferenzen bewerkstelligt (Kausalität) oder ist es schlicht eine Korrelation? Spielen die Handelnden also um die WM-Krone oder ist es ein Drittliga-Spiel? Dieser Frage geht Roger Pielke Jr. auf seinem Blog nach.  

Da findet sich auch diese Graphik: 

     

Sie zeigt die Projektionen nach UNFCCC vor dem „Pariser Abkommen“ und danach (Blau).  

Ist es das Abkommen, was ursächlich war? Das wird so beantwortet: 

 „Tatsächlich spiegeln die Unterschiede zwischen den beiden Vorhersagen jedoch lediglich die Tatsache wider, dass der rote Kegel fehlerhafte Prognosen darstellt, während der blaue Kegel ein aktuelleres Verständnis der zukünftigen Entwicklung widerspiegelt. Die Kernaussage ist, dass die extremen Emissionsprognosen weit daneben lagen und die realen Daten auf eine deutlich moderatere Zukunft hindeuten. Diese Kurskorrektur als Ergebnis politischer Erfolge darzustellen, ist durch die Faktenlage nicht haltbar.“ 

Da wurden in der Vergangenheit vor 2016 weit verbreitet völlig übertriebene Projektionen des anthropogenen Antriebs (meist das damals so bezeichnete Szenario RCP 8.5 als reines Modellszenario) als „Business as usual“ angenommen, das wurde dann weitgehend korrigiert, u. a. durch diese Arbeit aus 2020.  

Pielke zeigt sodann die realen Fortschritte in der Ablösung von Kohlenstoffverbrennung zur Energiegewinnung („Dekarbonisierung“):  

Da ist ein fallender Trend seit 1992 mit nur vernachlässigbarer Änderung der Steilheit des Abwärtstrends von ca. 2% / Jahr. Die „segensreiche“ Wirkung von „Klimakonferenzen“ bildet sich in realen Daten praktisch nicht ab, das ist die reale Botschaft. 

Pielke führt aus:  

Um eine tiefgreifende Dekarbonisierung, also eine Reduzierung der Gesamtemissionen um mehr als 80 Prozent bis 2050, zu erreichen, wären jährliche Dekarbonisierungsraten von über 8 Prozent erforderlich. Derzeit liegt die weltweite Dekarbonisierungsrate bei etwa 2 Prozent pro Jahr, ohne dass Fortschritte in Richtung des 8-Prozent-Ziels in Sicht sind. Tatsächlich hat noch kein Land jemals eine Dekarbonisierungsratevon auch nur annähernd 8 Prozent pro Jahr dauerhaft erreicht. Diese ernüchternden Zahlen verdeutlichen, wie schwierig die Transformation der globalen Energiewirtschaft ist. Eine wirksame Politikgestaltung hängt davon ab, ob wir bereit sind, diese unbequemen Wahrheiten anzuerkennen, anstatt uns von Lügen trösten zu lassen.“ 

Das im „Spiegel“ referierte Fußballspiel findet NICHT bei einer WM um die Krone statt, sondern in der 3. Liga. Die Orchestrierung mit Folklore ist in Wahrheit keine Orchestrierung, sondern beschreibt den Kern der Konferenzen. Sie sind, bohrt man tiefer mit realen Daten, selbst kaum mehr als Folklore.  

Das trifft leider auch auf manche Meldung im zeitlichen Umfeld der Konferenzen zu. Ein nahezu klassisches Beispiel ist die aktuelle „Trockenheits-Meldung“ aus dem Iran. Man konnte allenthalben so etwas lesen wir hier in der „Taz“.  

Iran leidet unter der schwersten Dürre seit 50 Jahren. Sadegh Ziaeian, Leiter des nationalen Zentrums für Wettervorhersage, erklärte Mitte Oktober, die Niederschläge seien seit Jahresbeginn landesweit um 86 Prozent und in Teheran sogar um 96 Prozent zurückgegangen. In der Hauptstadt fiel nur ein Millimeter Regen“  

Da werden Ideen entwickelt, Teheran zu evakuieren, weil die Dürre „so noch nicht beobachtet wurde“. Was sagen Daten? Eine der anerkanntesten Quellen dafür ist „Copernicus“ oder ERA 5.  

Für das Gebiet um Teheran findet man das zum Niederschlag:  

Die Werte sind die jeweiligen Jahressummen der Monate (mm/Tag) bis einschließlich Oktober.  

Tatsächlich ist das aktuelle Jahr mit 5,3mm deutlich unter dem Mittel 1981-2010 (8mm), nur liegt da auf den Daten kein Trend (gestrichelt). Das ist auch kein Wunder: Der Niederschlag ist erstens im Allgemeinen sehr gering um Teheran und zweitens sehr variabel seit Beginn der Erhebungen. So betrug er im Jahre 1955 nur 5,2mm/Tag und 2008 gar nur 4,8 mm/Tag für Januar-Oktober. Im Vorjahr waren es 9,2mm und damit lag es recht deutlich über dem Mittel. Es war trocken bisher im Jahr 2025, nur sind die 1mm in Summe offenbar ein Übertragungsfehler und so ungewöhnlich wie es die Meldungen darstellten ist es auch nicht. 

Das ist für jeden sehr schnell zu recherchieren, auch für Journalisten, die sie offenbar ohne jede Plausibilitätsprüfung übernehmen. Sie sind in Wahrheit „Fake News“.  

Die schaden immer mehr. Im Dschungel der vielen Headlines, die da herumgeistern, ist es gar nicht so leicht, die zutreffenden herauszufiltern. Die notwendige „Evakuierung“ laut Taz:  

 „Wir müssen Teheran evakuieren, wenn es in diesem Herbst nicht regnen sollte“, sagte Präsident Peseschkian bereits Anfang Oktober.“ 

jedenfalls hätte den Daten nach schon im Jahre 1955 stattfinden müssen, wäre da ein rationaler Kern. Wir wissen den wirklichen Grund der Aussage des Präsidenten nicht, auf Tatsachen zum Niederschlag beruhen sie jedenfalls nicht und seit 25 Jahren ist es da (lokal) auch nicht wärmer geworden: 

Die Abbildung wurde mit dem KNM Climate Explorer generiert.  

Viel Lärm um Nichts also, so scheint es auch hier.  

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