Rechnet sich Grüner Wasserstoff?

Sie gehören zu den Mysterien der Energiewende: Dauersubventionen.
Wenn die tatsächlich nur die berühmte Kugel Eis kosten würden, wie der Grüne Jürgen Trittin einst propagierte, wäre es ja auch kein Problem. Wie wir heute wissen, lag DJ Dosenpfand bei seiner Einschätzung um einiges daneben und die Eiskugeln wären heute so groß wie Wasserbälle.
Das Credo der Fans der Energiewende seit dem Jahr 2000 lautet: Es wird bald günstiger, wir müssen vorher nur noch etwas mehr subventionieren. 
Wie bei einem Esel, dem eine Möhren an der Angel vor die Nase gehalten wird, damit er vor der Kutsche läuft. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Preise sind mit zunehmenden Anteil der Erneuerbaren Energien gestiegen und nicht gefallen. 

Glücklicherweise gibt es in Deutschland den Bundesrechnungshof. Der hat gerechnet. 
Und er hat sich die Nationale Wasserstoff Strategie angesehen und kommt zu keinem schmeichelhaften Fazit. Die nächste Dauersubvention nach der EEG-Umlage tut sich nämlich nach Meinung des Rechnungshofes auf.
In Zeiten angespannter Haushalte sind das keine guten Aussichten. 

Zunächst stellt der Rechnungshof fest, dass Deutschland 2030 die zu dem Zeitpunkt erwartete Jahresproduktion an Grünem Wasserstoff der gesamten Welt! zu 75% beanspruchen würde und das bei einem angenommenen Minimumbedarf. 
Für das angenommene Maximum wäre auf der gesamten Welt nicht genügend Grüner Wasserstoff vorhanden. 
Das ist das Gegenteil von einem realistisches Szenario.

Der Rechnungshof sieht aber noch weitere Fallstricke neben der mangelnden Verfügbarkeit. 
Das ist z. B. der Preis für Grünen Wasserstoff.
Er wäre nur mit Subventionen konkurrenzfähig. 

Grüner Wasserstoff bleibt absehbar deutlich teurer als fossile Energieträger – und somit nicht wettbewerbsfähig. Private Investitionen bleiben so aus. Um die Preisunterschiede auszugleichen, müsste die Bundesregierung jährlich mit Milliardenbeträgen subventionieren. Eine staatliche Dauerförderung ist damit absehbar – mit erheblichen Folgen für die Stabilität der Bundesfinanzen.





Die Welt (Bezahlartikel) zu dem Thema und der Aussicht, den Grünen Wasserstoff in Deutschland zu produzieren:

Der Plan, eigene Elektrolyse-Kapazitäten mit zehn Gigawatt Leistung in Deutschland aufzubauen, ist inzwischen ebenfalls illusorisch: 
Fünf Jahre vor Ablauf der selbst gesteckten Frist sind kaum zwei Prozent davon realisiert.

Das ist auch für die Energiewende im Strombereich misslich: Eigentlich sollten die Elektrolyseure die temporären Überschüsse von Solar- und Windstrom billig aufnehmen, um damit Wasser zu spalten und Wasserstoff zu erzeugen. Ohne Elektrolyse-Anlage fehlt den Netzen ein wichtiger Speicher und Puffer für die schwankende Ökostrom-Produktion.

„Erwartungen, dass grüner Wasserstoff preislich wettbewerbsfähig wird, haben sich bislang nicht erfüllt“, heißt es im Bericht der Behörde: „Vielmehr bleibt Wasserstoff auch künftig teuer.“ Damit sei „eine staatliche Dauerförderung absehbar“. Um die Preisdifferenz zwischen grünem Wasserstoff und dem Konkurrenzprodukt Erdgas im Jahr 2030 auszugleichen, müsste der Steuerzahler allein für die Importe im Jahr 2030 je nach Marktpreisen zwischen drei und 25 Milliarden Euro drauflegen.





Die Idee, irgendwann einmal diesen teuren Wasserstoff wieder zu Strom zu verwandeln erscheint aussichtlos, denn dieser Strom wäre extrem teuer.
Ganz abgesehen von den Kosten des Wasserstoffs, die Gaskraftwerke, die im Falle einspringen sollen, wenn Wind und Sonne nicht liefern, werden in Kapazitätsmärkten unterwegs sein. Bereits das Bereitstellen der Kapazität wird vergütet werden müssen, denn die Mitarbeiter in solchen Kraftwerken sind schließlich keine Call-Girls, die man zu Stoßzeiten braucht. Sie müssen immer verfügbar sein. 

Es wird also teuer und nicht wie von Trittin einst versprochen günstiger.
Wie so oft wurde nicht zu Ende gedacht und Systemkosten systematisch weggelassen.
Aber gerade die machen den Preis von Strom aus. Jede Stufe, die bei der Erzeugung dazukommt, egal ob Batterie oder Grünes Gas, kostet Geld und lässt sich nicht mal eben mit einem Spread bei den Strompreisen gegenrechnen, auch wenn das gern behauptet wird. 
Die Kosten des Ausbaus der Netze, die zukünftig zentral und dezentral sein müssen kommt on top.

Der Verband BDEW hat die Entwicklung der letzten 10 Jahre übersichtlich dargestellt.
Netzentgelte sind um 50% gestiegen und machen mittlerweile mehr als 25% des Preises aus.
Wohlgemerkt, in diesen Preisen seit 2022 fehlt mittlerweile die EEG-Umlage, sie wird aus der rechten Tasche bezahlt über Steuern. Wir dürfen im Geiste also fast 4 Cent dazurechnen. 





Sehr schön ist auch, wie Medien, die den Erneuerbaren Energien nahestehen, die Situation in Sachen Wasserstoff beurteilen.
Die Strategie ist nämlich schuld. Sie verfehlt die Ziele. Dabei darf man sich gern fragen, ob die Ziele überhaupt erreichbar waren. Das Ziel eines Imports, der höher ist als die gesamte Erzeugung auf der Welt, ist eine Illusion. 
Ganz wegleugnen kann aber auch die Seite Solar-Server die Erkenntnisse des Rechnungshofes nicht.

Grüner Wasserstoff hat grundsätzlich das Potenzial, klimaneutral erzeugt und genutzt zu werden. Ob die gewünschte positive Klimawirkung eintritt, ist aber unsicher. Insbesondere beim Import von grünem Wasserstoff können erhebliche Vorkettenemissionen entstehen. Die Bundesregierung will aber mindestens die Hälfte des Wasserstoffbedarfs über Importe decken. Zudem hat die Bundesregierung bei internationalen Ausschreibungen Zugeständnisse bei Nachhaltigkeitsanforderungen gemacht, um überhaupt ausreichend Gebote zu erhalten. Damit bleiben auch Risiken für die Umweltverträglichkeit der Wasserstoffwirtschaft.


Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat erkannt, dass es handeln muss. Jedoch hält es die von ihm geplanten Maßnahmen selbst nicht für ausreichend, damit Wasserstoff absehbar ein wettbewerbsfähiger Energieträger wird.


Eigentlich müssten im Wirtschaftsministerium nach diesem Bericht alle Alarmglocken läuten.

Es wird höchste Zeit das Thema Wasserstoff ideologiefrei zu betrachten.
Ein Eckpfeiler der Energiewende zerbröselt nämlich gerade.

+++

Teilen: