KI und Stromhunger

KI boomt in den USA und damit auch der Bedarf an Strom, denn die Rechenzentren, die KI-Superrechner beherbergen, brauchen viel davon.
Das hat Auswirkungen auf die Strompreise in den USA, die haben sich deutlich verteuert. 
Um die Versorgung der Rechenzentren nicht zu gefährden, sind sogar Abschaltungen von privaten Verbrauchern geplant. 

n-tv:

Bereits im vergangenen Jahr hat die Auktion von PJM deshalb für Schlagzeilen gesorgt: Die Stromerzeugungspreise stiegen innerhalb von zwölf Monaten von knapp 29 US-Dollar pro Megawatt am Tag um 800 Prozent auf knapp 270 US-Dollar. Dieses Jahr stieg der Preis um weitere zehn Prozent und wäre noch höher ausgefallen, hätte der Gouverneur von Pennsylvania nicht interveniert und mit PJM einen Preisdeckelvereinbart. 

Denn die höheren Strompreise legt PJM auf seine Kunden um, und je näher diese an einem Rechenzentrum leben, desto teurer wird es. Das amerikanische Wirtschaftsportal Bloomberg hat bei einer Recherche herausgefunden, dass Haushalte heute 267 Prozent mehr für ihren Strom bezahlen als vor fünf Jahren, wenn sie sich besonders nah an Rechenzentren befinden. Das ist beinahe eine Vervierfachung der Strompreise.

Die Lösung für das Problem sieht in vielen Fällen so aus: Damit die amerikanischen Rechenzentren im globalen KI-Wettrennen mit China genügend Strom bekommen, wollen Bundesstaaten wie Ohio den Privathaushalten den Strom notfalls abdrehen. „Rechenzentren sollen Vorrang bekommen, wenn die Lage angespannt ist“, sagt Sandra Navidi im Podcast. „Es gibt Bestrebungen, die Höchsttemperatur von Klimaanlagen aus der Ferne zu begrenzen, um sie versorgen zu können.“

Business Insider fragt, ob die Wette auf KI aufgehen kann.

Das Problem: Der Business Case für KI ist noch nicht erprobt. Zudem es ist unklar, ob die Einnahmen aus KI-Produkten die ständig wachsenden Ausgaben rechtfertigen werden. Sollte dies der Fall sein, könnte dies die Wirtschaft auf eine höhere Wachstumskurve bringen und ganze Branchen verändern. Wenn nicht, könnten die Folgen die Wirtschaft umkrempeln. Von Börsencrashs bis hin zu Gemeinden, die mit riesigen, leerstehenden Rechenzentren zurückgelassen werden.

Anfang dieses Jahres veröffentlichte Business Insider eine Untersuchung über die Rechenzentrumsbranche und erstellte die bisher umfassendste Karte der Standorte von Rechenzentren in den USA. Die Untersuchung ergab, dass Ende 2024 bereits 1240 Rechenzentren in den USA gebaut oder zum Bau genehmigt sind. Das entspricht einer fast vierfachen Zunahme seit 2010. In den Daten sind keine Projekte enthalten, die in diesem Jahr eine Genehmigung erhalten haben.

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In Thüringen ist eine neue Stromtrasse eröffnet worden. 

Focus:

Mit Investitionen von rund 235 Millionen Euro hat der Netzbetreiber 50Hertz eine neue Stromtrasse durch Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen errichtet. Damit wird eine deutlich weniger leistungsfähige bestehende Leitung ersetzt.

Mit der neuen 380-kV-Freileitung erhöhe sich die Übertragungskapazität um bis zu 40 Prozent, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von 50Hertz, Stefan Kapferer, bei der feierlichen Inbetriebnahme in Vieselbach bei Erfurt. Die Netzverstärkung wurde notwendig, um die im Norden und Osten erzeugten steigenden Strommengen aus erneuerbaren Energien sicher und effizient allen Verbrauchern in Deutschland zur Verfügung stellen zu können.

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Wie wird sich die Bepreisung von CO2 auf den zukünftigen Gaspreis auswirken?

Stromknowhow mit einem Artikel dazu: 

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Hörtipp:

Ein Podcast von NZZ hat das Thema Kernfusion.

Er bietet interessante Einblicke in den Stand der Dinge.
Wie wahrscheinlich ist der kommerzielle Einsatz und vor allem wann wird er kommen?

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Ein Tornado zog vor kurzem nördlich von Paris vorbei.

DWD:

Am gestrigen Montagnachmittag zog gegen 17:45 Uhr Ortszeit ein Tornado durch Ermont, einem nördlichen Vorort von Paris im Departement Val-D’Oise. Er richtete erheblichen Schaden an: Mehrere Baukräne stürzten um, Häuser wurden abgedeckt und Bäume knickten ab. Diverse Medien berichten bereits von Schwerverletzten und mindestens einem Todesfall.

Starke Tornados kennt man landläufig eher aus dem Sommerhalbjahr. Tatsächlich tritt ein Großteil der Tornadoereignisse auch in der warmen Jahreszeit auf. Doch es gibt sie auch im Winterhalbjahr, wenn die Bedingungen für deren Entstehung gegeben sind.Grundvoraussetzung für Tornados ist Konvektion, sprich es müssen Schauer und Gewitter entstehen. Dafür bedarf es bodennah feuchte Luft und Instabilität, also eine rasche Temperaturabnahme mit der Höhe. Zudem muss die Luft gehoben werden. Dies kann beispielsweise durch Tiefausläufer (Kalt- und Warmfronten), durch Tröge (Tiefs in der Höhe), Konvergenzlinien (Bereich zusammenströmender Luft) oder Berge gewährleistet werden. Damit Tornados entstehen können, muss zudem starke Windscherung vorherrschen, insbesondere in der unteren Troposphäre (Änderung von Windgeschwindigkeit und -richtung mit der Höhe) und möglichst niedrige Wolkenuntergrenzen. Im Winterhalbjahr sind diese Bedingungen vor allem dann gegeben, wenn Sturmtiefentwicklungen im Spiel sind.

Sturm ist auch für Deutschland zum Wochenende angesagt.
Es wird die Fans von Windkraft jubeln lassen, nachdem der eher ruhige Oktober mit wenig Wind aufwartete. Lediglich Anfang Oktober blies der Wind.
Danach folgte Hochdruckwetter und die Produktion sank auf ein Minimum am 13.10.2025 von 660 MW.

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Die Welt mit einem Artikel über die Abhängigkeit des Westen von China bei Rohstoffen. Es betrifft auch Rohstoffe, die für die Erneuerbaren Energien benötigt werden. Der Begriff „Freiheitsenergien“ war ein Fehlgriff bei der Formulierung als es um Gas und Öl ging. Die Abhängigkeit ist nur eine andere geworden.  

Denn diese Elemente werden für die Produktion fast aller moderner technischer Güter gebraucht und sind bis auf wenige Ausnahmen auch kaum ersetzbar. Bei den meisten dieser Elemente verfügt China inzwischen aber über eine beherrschende Marktstellung, teilweise werden 90 Prozent in China oder in Minen unter chinesischer Kontrolle gefördert und auch weiterverarbeitet. Die USA wiederum sind bei zwölf der vom US Geological Survey als „kritisch“ eingestuften Mineralien zu 100 Prozent von Importen abhängig.

„China hält ein geopolitisches Royal Flush in der Hand“, sagt daher Jasperneite. Das ist das stärkste und seltenste Blatt im Poker und schlägt alle anderen. „Aber während man beim Pokerspiel gar nicht weiß, was das Gegenüber im Schilde führt, ist es hier ganz offensichtlich, und trotzdem will es noch nicht jeder wahrhaben.“ Dabei sei die Lage eindeutig: Wir sind erpressbar. „Bei jedem wie auch immer gearteten Konflikt hält China einen Trumpf in der Hand, dem nichts entgegenzusetzen ist“, sagt er. „China kann die Industrieproduktion der westlichen Welt handstreichartig zum Erliegen bringen.“

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Die SPD entdeckt plötzlich ihre Liebe zur Stahlproduktion – nachdem sie jahrelang mitgeholfen hat, die Industrie mit CO2-Abgaben und Klimaauflagen zu erdrosseln.

Erst die deutsche Stahlindustrie mit immer neuen Umweltauflagen in die Knie zwingen (z. B. durch steigende CO2-Abgaben und -Zertifikate, die die Produktionskosten explodieren lassen), dann als Retter im Rüstungsmäntelchen auftreten wollen? Das ist Realsatire at its best!

Jahrelang haben SPD & Co. die “dreckige” Stahlindustrie mit CO2-Zertifikaten, Energiewende-Umlagen und Klimazielen drangsaliert (inklusive des Zwangs zum Umstieg auf teuren “grünen Stahl” via Wasserstoff-Technologien, die noch gar nicht marktreif sind und Milliarden an Subventionen verschlingen). ThyssenKrupp blutet aus, Hüttenwerke schließen, tausende Jobs sind weg.

Und jetzt? Plötzlich ist Stahl “systemrelevant” – natürlich nur wegen der Rüstung und der “Zeitenwende”!
Die gleichen Politiker, die gestern noch vom grünen Wasserstoff-Stahl träumten, entdecken heute ihre Liebe zur heimischen Produktion. Die Lösung? Der Staat soll’s richten – vermutlich mit denselben Steuergeldern, die vorher in die “Transformation” gepumpt wurden.

Das ist wie erst das Haus anzünden und dann im Feuerwehrhelm als Retter posieren. Nur dass die Feuerwehr hier mit Geldscheinen löscht – unseren.

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Von Albrecht Pfaud:

BMWK: Angebotsorientierte Nachfrage nach Energie – einst und demnächst auch hier

Ähnlichkeiten mit Personen der Zeitgeschichte sind nicht zufällig, weil unvermeidbar

So war das eben mit der angebotsorientierten Energie-Nutzung, als es noch keine bedarfsgerechte Energie-Erzeugung wie in unserer Zeit gab. Ganz schön stressig. Bei Wilhelm Busch heißt es kurzgefasst:

Aus der Mühle schaut der Müller
Der so gerne mahlen will
Stiller wird der Wind und stiller
Und die Mühle stehet still
So geht‘s immer wie ich finde
Ruft der Müller voller Zorn
Hat man Korn so fehlts am Winde
Hat man Wind so fehlts am Korn

Die Bundesregierung holt nun zum großen Schlag gegen die deutsche Industrie aus und katapultiert uns zurück in die Idylle des vorindustriellen Zeitalters, in dem die Nachfrage nach Energie notgedrungen angebotsorientiert sein musste. Denn was tun, wenn kein Wind weht und die Flüsse nicht das Wasser bringen, das für die Mühlen gebraucht wurde? Man musste halt Ochsen einspannen oder Pferde, und wenn die in Streik traten, leider auch mal selber anpacken. Oder warten. Oder einfach mit dem produzieren aufhören, um nicht bankrott zu gehen, wie einer unserer unser Minister und Fachmann für Wirtschaft vor nicht allzu langer Zeit einmal meinte.

Das machen wir jetzt wieder so.

Was Wilhelm Busch in seinem 8-Zeiler beschrieb, erläutert Robert Habeck auf 118 Seiten in seinem Bericht: „Stromdesign der Zukunft“ . Dort heißt es:

„Das Stromsystem geht von inflexibler Nachfrage und ihr nachfolgender Erzeugung über in ein System flexibler Nachfrage, die variabler Erzeugung folgt ( Zitat Seite 13).

Heißt das, dass etwa eine Aluminiumhütte nur dann ihre Anlagen betreiben soll, wenn ausnahmsweise genügend Erneuerbare Energien zur Stelle sind? Wilhelm Busch muss jetzt also neu gelesen werden. Hier das zeitgemäße Update:

Unser Robert blicket munter
Weil er Kaffee kochen will
Doch die Sonne gehet unter
Windräder stehen auch noch still
so geht’s immer wie ich finde
sagt der Robert voller Frust
hab ich Durst dann fehlts am Winde
hab ich Wind so fehlts am Durst
3G6X

Na dann Prost Mahlzeit! Darauf trinken wir einen. Äh, bitte ein Glas Bier. Kaffee gibt’s erst wieder nach Sonnenaufgang.

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