Wer soll das bezahlen?

Im Zweifel Deutschland, jedenfalls, wenn es ums Klima geht.

In Zeiten, wo die große Koalition ans Sparen denkt bis hin zum Streichen von Pflegestufen, scheint an anderer Stelle Geld vorhanden zu sein.
Deutschland gibt offenbar gern, wie Axel Bojanowski in der Welt berichtet (Bezahlartikel) 

Im vergangenen Jahr hat das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) für Klima-Hilfen 11,8 Milliarden Euro bereitgestellt. Hinzu kommen rund 20 Milliarden Euro aus anderen Ressorts. Die international zugesagte Zielmarke von jährlich mindestens sechs Milliarden Euro aus dem eigenen Haushalt sei damit übertroffen worden, teilten das Entwicklungs- und das Umweltministerium mit.Deutschland, das seine Aufnahme in die Vereinten Nationen 1973 wesentlich dem damals neuen UN-Umweltprogramm verdankte, gehört traditionell zu den Spitzenzahlern internationaler Hilfszahlungen. 2009 hatten die alten Industriestaaten zugesagt, jährlich 100 Milliarden US-Dollar an „Klimahilfen“ zu überweisen, quasi als Kompensation für etwaige Klimaschäden durch Treibhausgase, die zunächst vor allem in der westlichen Welt angefallen waren und die globale Erwärmung angefacht hatten.

In einem Video bei Welt.tv erklärt Bojanowski die Problematik, dass wir Weltspitze bei Zuschüssen zu Klimaprojekten sind. Er erläutert auch, wie viele Arbeitsstellen sich allein in Deutschland mit der Verteilung der Gelder beschäftigen.
Vor allem an der Überprüfung der Maßnahmen hapert es bereits. 

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Wasserstoff kommt nicht zur Ruhe.
Nun zieht sich RWE aus einem Projekt in Namibia zurück.

Boerse-Express.com

RWE steht mit seinem Rückzug nicht allein da. Der gesamte Wasserstoffsektor kämpft mit einer Realitätskontrolle. Hohe Entwicklungskosten treffen auf unklare Marktaussichten – eine toxische Kombination für Investoren. Auch Branchenschwergewicht BP hat kürzlich grüne Wasserstoffprojekte auf Eis gelegt.

„Wir können bestätigen, dass RWE derzeit keine weiteren Projekte in Namibia verfolgt“, erklärte der Konzern knapp. Die Begründung: Die schleppende Entwicklung der europäischen Wasserstoffnachfrage zwinge zu einer strategischen Neubewertung aller relevanten Projekte.Für das namibische Hyphen-Projekt bedeutet der Ausstieg des deutschen Partners einen schweren Rückschlag. Dabei hatte RWE 2022 lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet – ein finaler Kaufvertrag kam nie zustande.

Die Entwicklung reiht sich nahtlos ein, wie wir erst kürzlich berichteten.

Deutschland 
 

LEAG (Lausitz Energie): Das geplante grüne Energiezentrum auf dem Gelände stillgelegter Kohlekraftwerke in Ostdeutschland wurde im Juni 2025 auf unbestimmte Zeit verschoben  

ArcelorMittal: Die Umstellung von zwei Stahlwerken auf grünen Wasserstoff (2,5 Mrd. € Projekt) wurde trotz 1,3 Mrd. € Subventionen pausiert   

Statkraft: Der norwegische Energiekonzern hat im Mai 2025 die Neuentwicklung grüner Wasserstoffprojekte gestoppt, darunter auch Projekte in Deutschland. Bestehende Projekte wie in Emden werden nur noch mit externen Investoren weiterverfolgt  

Spanien 
 

Iberdrola: Reduzierte im März 2024 seine Wasserstoffziele um fast zwei Drittel – von 350.000 auf 120.000 Tonnen bis 2030  

Repsol: Senkte im Februar 2025 das Ziel für Elektrolysekapazität bis 2030 um bis zu 63 %  

Norwegen 
 

Shell: Strich im September 2024 die Pläne für eine kohlenstoffarme Wasserstoffanlage an der Westküste  

Equinor: Sagte ein ähnliches Projekt ebenfalls ab  

Finnland 
 

Neste: Zog sich im Oktober 2024 aus einem Projekt zur Produktion von erneuerbarem Wasserstoff in Porvoo zurück.

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Der CEO von Bitpanda glaubt nicht, dass eine Industrienation ohne Kernenergie funktionieren kann. Vor allem die Entwicklung bei KI macht ihm Sorgen.
Dafür braucht es Rechenzentren, die viel Strom benötigen.

Der weltweite Strombedarf von Rechenzentren wird sich bis 2030 auf rund 1.000 Terawattstunden verdoppeln, bis 2035 könnten es über 1.300 Terawattstunden sein. Das ist mehr als Japans gesamter Jahresverbrauch. In den USA rechnen Szenarien für 2030 mit bis zu 1.050 Terawattstunden allein für Rechenzentren – also mehr als die gesamte Türkei heute benötigt.

Die geplanten Stargate-Campusse von OpenAIOracle und SoftBank liegen bei fünf bis zehn Gigawatt pro Standort. Das entspricht sieben bis zehn modernen Kernkraftwerken für ein einziges Projekt. Ein einziges Rechenzentrum kann so viel Energie verbrauchen wie Millionen Haushalte oder eine gesamte Industrienation mittlerer Größe.Deutschland produziert jährlich 550 bis 600 Terawattstunden Strom. Das reicht kaum für den Eigenbedarf und oft nicht einmal das, weshalb wir Nettoimporteur sind. Bald werden einzelne Hyperscale-Campusse in den USA schon einen zweistelligen Prozentanteil dessen verbrauchen, was ganz Deutschland in einem Jahr erzeugt.

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Der alternative Nobelpreis für 2025 wurde vergeben.

Deutschlandfunk:

Die Begründungen für die Auszeichnung der Preisträger sind so vielfältig wie die Weltregionen, aus denen sie stammen. Die ozeanische Organisation Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC) und der Menschenrechtsanwalt Julian Aguon aus Guam werden dafür geehrt, die Klimakrise vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gebracht zu haben, um so Staaten rechtlich zum Klimaschutz zu verpflichten. Justice For Myanmar legt nach Angaben der Preisstiftung derweil offen, wie die Militärjunta in ihrem Land aus dem Ausland finanziell unterstützt wird. 

Die Programmiererin Audrey Tang aus Taiwan erhält den Alternativen Nobelpreis für den visionären Einsatz digitaler Technologien, um die Demokratie zu stärken, die Zivilgesellschaft einzubinden und gesellschaftliche Spaltung zu überbrücken. Die Emergency Response Rooms wiederum werden für ihre gemeinschaftliche Nothilfe für Millionen Menschen im bürgerkriegsgebeutelten Sudan gewürdigt.

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