Von Frank Bosse
Die Meldungen machen die Runde: Der DWD hat die (vorläufigen) Daten veröffentlicht. Die Temperaturen lagen im Mittel bei 15,3 °C, der Niederschlag erreichte 107 mm. Statt wie üblich die Abweichungen gegen eine Referenzperiode aufzuzählen wollen wir hier die Daten sprechen lassen der letzten 100 Jahre. Zunächst die Temperaturen im Zusammenhang:

Die 15,3 °C an sich sind überhaupt nicht außergewöhnlich: Es gab 12 September in Vorjahren, die wärmer waren, davon 6 bis 1980. Den Vogel schoss 2023 ab, dieser Rekord steht bei 17,3°C. Der aktuelle Wert von 2025 war ganze 2 Grad kühler und gehört dennoch zu den “oberen 88%”. Erst ein 30-ähriger Tiefpass (ähnlich wie ihn der DWD seit einigen Monaten auch anwendet) macht die Entwicklung deutlich. Sein höchster Wert vor 1980 betrug 13,8°C (1943), gegenwärtig steht er bei 15,3°C. Daher trägt die Klimaentwicklung nach 1980 nun garantiert 1,5°C zu den Temperaturen bei. Der Trend ist eindeutig.
Anders sieht es regelmäßig beim Niederschlag aus. Da wird auch eine „Falle“ beim „Instrument Tiefpass“ nach “Loess” deutlich:

Die Regenmengen waren im September 2025 beachtlich, nur 6 Jahre der letzte 100 wiesen nassere September auf, davon 3 vor 1980.
Ein ausgeprägter Trend ist nicht zu sehen. Nun zur „Falle“: der Tiefpass ist einmal eingezeichnet bis 2025 und (etwas dünner) mit den Daten bis 2021. Erkennen Sie die Divergenz am Ende? Hatte man mit Kenntnis der Daten bis 2021 den Eindruck, eines förmlich monotonen Absturzes ab 2011, so erreichen vier weitere Jahre einen gänzlich anderen Verlauf des 30- Jahres-Tiefpasses. Statt des “Absturzes” nach 2011 erkennt man nun für die gleichen Jahre einen steigenden Verlauf, obwohl sich die Daten dieser überhaupt nicht geändert haben. Die Differenz erzeugt für 2021 ein Trend-Plus von 38%!
Das liegt daran, dass die Methode dieses 30-jährigen Tiefpasses die Ergebnisse für die letzten 15 Jahre nur schätzen kann, es gibt ja noch keine echten Werte danach. Der Verlauf an Anfang und Ende der Periode ist daher nur eine Schätzung, einige neue Folgejahre können die sehr stark beeinflussen. Die Jahre 2022, 2024 und 2025 waren sehr niederschlagsreich im September und schon wird aus dem vermeintlichen kontinuierlichen Trend-Abstieg am Ende ein auch vermeintlicher Anstieg. Beides ist nicht gesichert! Die auch vom DWD so benutzte Loess – Glättung ist zu Beginn (das wurde hier vermieden, da es real Daten bis zurück zu 1881 gibt) und zum Ende hin stark fehlerbehaftet. Gerade da ist es jedoch meist am interessantesten. Man muss das beachten, um manche Meldung besser einordnen zu können.
Zurück zum Niederschlag: Er war natürlich nicht gleichmäßig verteilt. Die Atmosphäre liefert nie gleichmäßig. „Ungleichmäßig“ ist ihr zweiter Vorname!
Ein Blick auf die Verteilung des Septembers 2025:

Im Süden und Südwesten, entlang der Mittelgebirge und ganz im Osten deutlich Überschreitungen des „Solls“, in einem diagonalen Streifen von Köln bis Hamburg bis zu 40% darunter. Das ist völlig normal und bei weitem nicht ungewöhnlich. So ist denn die Trockenheit, die ab ca. 2015 so viele Schlagzeilen lieferte, ab 2022 wohl vorbei. 1969-1977 sahen wir ähnlich trockene Bedingungen im September „am Stück“.
Also: Nicht auf vermeintliche „Trend- Auf/ Abstiege“ besonders in jüngster Vergangenheit hereinfallen, bei stark schwankenden Größen wie dem Niederschlag ist das auch stark fehlerbehaftet.
Auf solche Trends aufgebaute Schlagzeilen schon lange nicht.
So berichtete der „Spiegel“ im Jahre 2022: „Klimawandel verursacht heißere Sommer und mehr Dürren“, im Jahre 2024 wurde das „Ende der Dürre“ festgestellt. Die tendenziell höheren Temperaturen (die sind real!) machen mehr Verdunstung möglich, das ist der wahre Kern. Wie sich das genau manifestiert bei „Dürre“ ist so hoch komplex wie unsere Atmosphärendynamik selbst.
Wer es zu einfach macht, obwohl er es besser wissen sollte, der will aus Niederschlags-Wetter kurzfristig „Klimakapital“ schlagen. So etwas fällt einem über kurz oder lang auf die Füße.