Die Zeit der unangenehmen Nachrichten


Gleich mehrere Meldungen aus dem Bereich Energie lassen aktuell aufhorchen.

Der Deutsche Industrie und Handelskammertag hat eine Studie in Auftrag gegeben.
Hier eine kurze Zusammenfassung dieser Studie:

1. Enorme Energiekosten

Die Studie prognostiziert für den Zeitraum 2025 bis 2049 Energiesystemkosten von 4,8 bis 5,4 Billionen Euro – inklusive:

2,0–2,3 Bio. € für Energieimporte

1,2 Bio. € für Netzinfrastruktur (Investitionen und Betrieb)

1,1–1,5 Bio. € für Investitionen in Energieerzeugung

Etwa 500 Mrd. € für den Betrieb dieser Anlagen

2. Steigender Investitionsbedarf

Der jährliche private Investitionsbedarf in Sektoren wie Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr müsste von durchschnittlich 82 Mrd. € (2020–2024) auf 113–316 Mrd. € bis 2035 steigen.

3. Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit

DIHK warnt davor, dass der bisherige Kurs die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet und energieintensive Unternehmen ins Ausland drängen könnte.

4. Vorschläge des „Plan B“ für Einsparungen

Die Studie schlägt einen Kurswechsel vor – etwa über ein Cap‑and‑Trade‑System, mehr Technologiewettbewerb, weniger Bürokratie und internationale Kooperation. 
Damit lassen sich Einsparungen von 530–910 Mrd. € bis 2050 erzielen. 
Noch darüber hinaus möglich sind bis zu über 1 Bio. €, wenn Klimaziele flexibilisiert werden bzw. internationale Kooperationen stärker genutzt werden.

Erwartungsgemäß sehen die Subventionsempfänger (die Erneuerbaren Energien) ihre Besitzstände in Gefahr und warnen, was aber erwartbar war.

PV-Magazin:

BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter: “Das Plan B-Szenario aus der DIHK-Studie setzt auf den Import von fossilen Energieträgern und Wasserstoff und bremst gleichzeitig den Ausbau der Erneuerbaren aus. Das würde Deutschland in neue Abhängigkeiten stürzen und das Ziel der Klimaneutralität über Bord werfen. In einer geopolitisch zunehmend unsicheren Lage neue Abhängigkeiten in der Energieversorgung schaffen zu wollen, schwächt die Krisenfestigkeit und Resilienz des Landes erheblich. Zudem garantiert nur ein auf allen Erneuerbaren Energien, Speichern und Sektorenkopplung basierendes Energiesystem langfristig Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit.”

Das ist schon bemerkenswert, weil sich Deutschland in nahezu vollständiger Abhängigkeit von Lieferungen aus China befindet, was Photovoltaik und Zubehör angeht. Es gibt also gute Abhängigkeiten und schlechte.
Bis hin zu chinesischen Wechselrichtern, die im Ruf stehen, aus der Ferne abschaltbar zu sein.
Und von Bezahlbarkeit wird seit 20 Jahren gesprochen, das Gegenteil trat ein. 

Erstaunlicherweise fällt die Bundesnetzagentur Lobbyisten wie Simone Peter in den Rücken und weist auf die Notwendigkeit von weiteren steuerbaren Stromerzeugern hin.

Um die Versorgung auch bei verzögerter Energiewende zu sichern, sind 22 bis 35,5 Gigawatt zusätzlicher steuerbarer Leistung nötig – bis 2035.
Laut SPIEGEL liegt die Empfehlung bei 12,5 bis 25,6 GW, netto. Ein nochmal höherer Bruttobedarf (22,4–35,5 GW) ergibt sich durch das Abschalten alter Anlagen. Jetzt kann man sich trefflich darüber streiten, was denn regelbar ist. Befürworter der Energiewende meinen nämlich, dass es sich im Batterien handelt.
Ganz abgesehen davon, dass diese keinen Strom erzeugen sondern nur speichern, es wäre eine enorm große Menge an Speichern nötig, die dann ja auch wieder gefüllt werden müssen, nach dem Ausspeichern. Dunkelflauten werden konsequent ignoriert.
Die Bundesnetzagentur vermeidet daher das Wort Speicher irgendwie.

Fast 36 Gigawatt würden die Pläne, die einst Robert Habeck hatte und aktuell auch die Wirtschaftsministerin Reiche bei Weitem übertreffen. 
Man sollte den Bericht durchaus mal einigen Grünen um die Ohren hauen, die momentan nur allzu gern von „Gaskathy“ sprechen, wenn sie Reiche meinen.

Die Netzagentur könnte ein Code-Wort eingeführt haben, dass lautet „Flexibilisierung“.
Ob es Abschaltungen meint?
Die angebotsorientierte Stromversorgung kennt man ja von den Grünen. Sie meinte, wenn Strom da ist, gibt es welchen. Wenn nicht dann nicht.

In der Welt (Bezahlartikel) beschreibt Daniel Wetzel eine Art Comeback von Patrick Graichen.
Der hatte wie bekannt vergessen, dass der neue Chef der Energieagentur sein Trauzeuge war.
Irgendwie kam ihm das Gesicht im Bewerbungsprozess aber bekannt vor, er wusste vielleicht nur nicht mehr, woher.

Graichen hatte auf einer Veranstaltung der Grünen seinen Auftritt.

Das Angebot Graichens wurde auf der Konferenz von der Co-Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, dankbarst aufgenommen. „Herzlich willkommen zurück, Patrick, ich freu’ mich wahnsinnig, dass ich bei Deinem ersten öffentlichen Auftritt mit Dir gemeinsam das machen darf“, denn, so Dröge, sie wolle ihm und dem gesamten Ministerium „danken für die Erfolgsgeschichte Ausbau erneuerbarer Energien.“

Für alle, die noch mit Gas und Öl heizen hatte Graichen gleich einen guten Tipp:

Besser keine Heizung als eine Gasheizung

Nur, wie heizt man ohne Heizung?

Die Grünen jedenfalls scheinen in hellem Aufruhr zu sein.
Es muss ein enormer Druck seitens einiger Lobbyverbände auf sie herrschen, damit liebgewonnene Subventionen nicht versiegen.
Dabei, so stellt Wetzel in seinem Artikel fest, gibt es keine Anzeichen für einen grundlegenden Wechsel in der Energiepolitik.
Genau wie ihr Vorgänger Habeck will Wirtschaftsministerin Reiche Gaskraftwerke bauen und die Einschätzung der Bundesnetzagentur flankiert das.
Es scheint aber gute Gaskraftwerke zu geben (von Habeck geplant) und schlechte (von Reiche geplant). Das möge noch jemand verstehen.

Auf neue Gaskraftwerke hoffen auch Übertragungsnetzbetreiber, wie das Beispiel Amprion zeigt.
Dort geht es auch um hohe Strompreise, die im Herbst kommen könnten.
Trotz steigender Anteile von Wind und Sonnenstrom bleiben die versprochenen günstigen Preis aus. Der Grund ist einfach, der für die Erneuerbaren Energien notwendigen Ausbau der Netze ist teuer und schlägt sich im Preis nieder. 

Wer in Zeiten von Stromabschaltungen eine Operation im Krankenhaus hat, dem wünschen wir viel Glück.

ZfK:

Der Chef des Übertragungsnetzbetreibers Amprion, Christoph Müller, kann sich vorstellen, dass es im kommenden Herbst zu hohen Strompreisen kommt. Auch kontrollierte Lastabschaltungen, also Unterbrechungen bei der Stromversorgung von Betrieben, hält er für möglich, wenn auch nicht zwangsläufig in diesen und im kommenden Herbst. „Unsere Handlungen werden der Situation angemessen, aber nicht schön sein“, so der Energiemanager am Donnerstag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Dazu würden „vordefinierte Gruppen“ vorgewarnt, dass bei ihnen am nächsten Tag für eine gewisse Zeit der Strom abgeschaltet wird, so Müller weiter. Etwa für eineinhalb Stunden. „Krankenhäuser müssten auf Notstrom ausweichen und vielleicht auch Operationen verschieben, Supermärkte ihre Läden schließen, Industriebetriebe vielleicht eine Produktionslinie pausieren.“

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