Wohin mit dem Schrott?

 
Nach wie vor nicht geklärt ist das Müllproblem bei alten Windkraftanlagen. 
Befürworter verweisen gern auf die Recyclingmöglichkeiten. Die sind bei den Teilen aus Metal zweifelsfrei gegeben, das Problem sind aber die Rotorflügel. Vor allem von denjenigen Anlagen, die vor 20 Jahren in Betrieb genommen wurden. Ein Umstand, den die Befürworter immer gern vergessen, wenn sie auf die tollen Möglichkeiten des Wiederverwertens hinweisen. Vor 20 Jahren wurde reichlich verklebt.
 
Eine kurze Dokumentation im ZDF zeigt das Problem und der Geschäftsführer einer Spezialfirma bringt es auf dem Punkt: Die Betreiber wollen kein Geld ausgeben. 
So wundert es auch nicht, dass geschredderte Flügel in Tschechien abgekippt wurden. 
 
Wir hatten in 2023 schon einmal einen Artikel darüber. 

Traurige Wahrheit ist, dass die Flügel keineswegs recycelt werden. 
Die Windkraftbranche hat stattdessen wunderbare Umschreibungen für das Wort “Verbrennen” gefunden.

 
“Die Herausforderungen liegen nach wie vor in der Wiederverwertung der Verbundstoffe, aus denen die Rotorblätter gefertigt sind. Allerdings wurden auch hier in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt. Das Bremer Unternehmen neocomp etwa hat ein Verfahren entwickeln, bei dem glasfaserverstärkte Verbundstoffe (GFK) zu etwa 50 Prozent in einen stofflichen Kreislauf integriert werden können: Zu Granulat zerkleinert kann GFK in Kraftwerken verbrannt werden. Dabei werden die Kohlenwasserstoffe der Harze, die die Glasfasern zusammenhalten, thermisch verwertet. Übrig bleibt Glasasche, die dann in der Zementindustrie den zunehmend knappen Rohsand ersetzen kann.”

Das Bremer Unternehmen neocomp macht zwei Sachen mit den Flügeln. 
Nach der Zerkleinerung wird das Granulat entweder in Produkten wie Gehwegsteine verarbeitet oder in Zementöfen verbrannt. 
Diese haben anders als Müllverbrennungsanlagen keine Filter, die verkleben könnten. 
Die Schadstoffe gelangen somit ungefiltert in die Umwelt. 
 
Der Geschäftsführer aus der Dokumentation: 
 
Es hat sich niemand Gedanken um dieses Thema gemacht, als die Energiewende angefangen wurde. Andere Industrien haben klare Auflagen beim Rückbau. Die Windkraft nicht.

+++

So langsam kommt Bewegung in die Diskussion um Kohlenstoffabscheidung und Speicherung CCS. 
 
Ebenfalls im ZDF eine Dokumentation dazu. 
 
Immerhin, die als Bedenkenträgerin interviewte Greenpeace Mitarbeiterin hat nicht von explodierenden CO2-Pipelines gesprochen. 
 
Wir hatten im Frühjahr über eine Explosion einer CO2-Pipeline in den USA berichtet, die sich aber nur im Kopf einer Journalistin ereignete.

Anika Joeres mag keine Kernenergie. Sie mag aber auch keine Kohlenstoff-Abscheidung. 
Und weil das so ist, hat sie ein Stück in bester Correctiv-Manier verfasst. Natürlich bei Correctiv. Wo sonst, vielleicht hat die Zeit ja keine Lust auf einen weiteren fehlerhaften Artikel? 
Für sie zählt nicht, was ist sondern was gewesen sein könnte. Das gilt auch für die Mitautoren des Artikels.  
Und so wird aus einem Erdrutsch mit Riss in einer CO2-Pipeline in den USA halt eine Explosion. 
Chemisch schwer vorstellbar, denn eigentlich gilt CO2 nicht als brennbar. Das wäre aber die Voraussetzung für eine Explosion. CO₂ (Kohlenstoffdioxid) kann nicht explodieren. Es ist wie geschrieben ein nicht brennbares, chemisch stabiles Gas.  
 
Hier ein paar Fakten: 

Nicht entzündlich: CO₂ kann keine Flamme nähren und wird sogar zur Brandbekämpfung verwendet (z. B. in Feuerlöschern). 

Nicht explosiv: Es reagiert nicht spontan mit Luft oder anderen Stoffen so, dass eine Explosion entsteht. 

CO₂ wird oft als Schutzgas genutzt, z. B. beim Schweißen, gerade weil es so reaktionsträge ist. 
Vielleicht hatte sie auch einfach nur die vorher ordentlich geschüttelte Mineralwasserflasche vor dem geistigen Auge, die beim Öffnen dann übersprudelt?  
Wie es sich für einen guten Correctiv-Artikel gehört wird auch gleich noch eine Verschwörungstheorie gebastelt. Eine Lobby, die niedrige Standards bei CO2-Pipelines durchsetzt.  
Befragt hat Joeres konsequenterweise nur Kontakte, die CO2-Abscheidung auch schlecht finden.  
Blasenbildung in reinster Form oder auch Garbage in – Garbage out. 
Der X-Account Stefanolix hat sich den Artikel angesehen und die ganzen Fehler aufgelistet.

 
Mittlerweile wurde der Artikel (ohne entsprechende Kennzeichnung) geändert. 
Es war dann vielleicht doch zu peinlich. 
 
Die Angst vor CCS scheint erfolgreich in die Köpfe der Entscheider eingepflanzt worden zu sein. Fragwürdige Artikel wie die von Joeres haben ihren Dienst getan. 
Während ein Helmholtz-Wissenschaftler die möglichen Gefahren beschreibt (sie sind gering), winkt jedes Bundesland bei der Onshore-Speicherung ab. 
 
Der Betreiber eines Zementwerks jedenfalls stellt klar, dass ohne CCS sein Werk keine Zukunft hat.

+++

 
Sachlich richtig ist ein Medienpodcast. 
 
In der letzten Ausgabe war Axel Bojanowski zu Gast. 
Er erklärt sehr eindrücklich, wie Klima in den Medien behandelt wird. 
Statt Journalismus wird lieber Alarmismus und Aktivismus betrieben. 
Es nützt auch nichts, den durch den Menschen verursachten Klimawandel anzuerkennen oder den Meeresspiegelanstieg. Wer vom rechten Glauben abgefallen ist, wird als Ketzer markiert. Bojanowski beschreibt es.  
Unterschiedliche Meinungen werden ausgeblendet.  
Man weiß eigentlich im Voraus bereits, was man als Leser dort erwartet.   
 
Es fängt schon bei der Wortwahl an: Klimakrise. 
 
Eine Krise, so führt Bojanowski aus, geht vorbei, während ein Wandel stetig ist. 
 
Spannend auch die Ausführungen zu Claas Relotius, der über die untergehenden Inseln in der Südsee berichtete für den Spiegel.  
Schlecht war, dass er nie dort war, aber eindrucksvoll schilderte, wie die Inseln dort gerade absaufen. 
 
Im Januar hatten wir einen Artikel über eine ZDF-Reportage über Tuvalu. 
Johannes Hano hatten einen erhellenden Moment dort.  
Im Gegensatz zu Relotius war er allerdings vor Ort.  

Es geht um den Inselstaat Tuvalu. Er ist ein Synonym dafür, dass die kleinen Inseln in Kürze im Meer versinken. Hano war dann aber doch etwas überrascht, dass streunende Hunde als ein größeres Problem angesehen werden, weil diese die wenigen Flugzeuge, die die Inseln besuchen, zum Abbruch der Landeanflüge zwingen. Die Angst der Einheimischen ist das Einstellen der Flüge, weil die Landeabbrüche Geld kosten. 
Hano befragt Inselbewohner, ob sie Angst hätten vor dem Klimawandel, aber niemand der Befragten hat die. 
Ein ehemaliger Pastor dort führt das auf eine Art Gottvertrauen zurück. 
Der Einzige, der sich um das Klima sorgt, ist ein Minister, der auch gleich viel Geld von der Welt fordert. Hano kann nur wenige Stellen ausmachen, wo man von den bisherigen Millionen des Westens wenigstens etwas sieht.  
Große Beton Flächen wurden errichtet als Schutz gegen Küstenerosion. Mehr offenbar nicht.  
Zufällig trifft er einen deutschen Touristen auf der Insel und der bestätigt es Hano, der nicht fassen kann, was die Presse über die Inseln schreibt und was er selbst dort erlebt. Die Inseln gehen nicht unter und der junge deutsche Tourist meint lapidar, dass er das wohl auch nicht mehr erleben wird in seinem Leben.  

+++

Teilen: