PV-Altlasten: Was die Branche verschweigt

Die Solarindustrie feiert täglich neue Installations-Rekorde. Was sie dabei gerne verschweigt: Der tickende Sondermüll-Berg von geschätzten 180 Millionen Tonnen PV-Schrott bis 2045. Das „grüne“ Recycling-Märchen zerrinnt bei genauerer Betrachtung der Realitäten.

Alle verfügbaren Daten sagen „Obacht“: Das versprochene 95-Prozent-Recycling ist bei Licht besehen Augenwischerei. Was so vollmundig als nachhaltiger „Klimaschutz“ verkauft wird, könnte sich noch als die größte Sondermüll-Zeitbombe der Energiewende entpuppen.

Die unbequemen Zahlen

Weltweit sind bereits 1.400 Gigawatt PV-Leistung installiert – hochgerechnet 77 Millionen Tonnen verbautes Material. Bis 2045 sollen weitere 2.000 Gigawatt dazukommen. Das macht über 180 Millionen Tonnen, die irgendwann entsorgt werden müssen. Bei 20-25 Jahren Lebensdauer steht uns eine Entsorgungswelle von 100-150 Millionen Tonnen bevor. Zum Vergleich: Das 15-fache des jährlichen Ozean-Plastikmülls.

Aber was passiert tatsächlich mit den Altmodulen? Die Industrie spricht von „95 Prozent recycelbar“ – ein klassischer Fall von statistischer Manipulation.

Das derzeitige Märchen vom grünen Recycling

Schauen wir uns die Realitäten an: · Glas (70%) und Aluminium (10%) lassen sich durchaus zurückgewinnen · Kunststoffe (10%) landen praktisch vollständig in der thermischen „Verwertung“ (Müllverbrennung) · Silizium (5%) – das Herzstück – wird zu über 90% nicht stofflich recycelt · Schwermetalle (4%) wie Silber, Blei, bei Dünnschicht auch Cadmium: Problemfall

Die energieintensive Rückgewinnung von Halbleiter-Silizium ist derzeit schlicht unwirtschaftlich. Neues Material aus chinesischer Kohleverstromung ist billiger als das aufwendige Recycling. Wer hätte das gedacht?

Wohin mit dem Schrott?

Tatsächlich gelingt heute nur die Verwertung von Glas, Aluminium und etwas Kupfer. Der Rest? Deponie, Verbrennung oder Export nach Afrika und Asien, wo unter fragwürdigen Bedingungen „recycelt“ wird. Die wertvollen Halbleitermetalle gehen dabei komplett verloren.

Kann das ein Grund sein, warum die Recycling-Quote so geschönt dargestellt wird? Die Antwort liegt auf der Hand.

Chinas Kohlestrom-Solarmodule

Das Problem wird durch die Produktionsbedingungen verschärft. Die energieintensive Herstellung von hochreinem Solarsilizium erfolgt zu über 90 Prozent in China – unter Einsatz von Kohlestrom und teilweise mit Zwangsarbeit. Unabhängige Studien (siehe Mariutti-Studie ) zeigen: Die tatsächlichen CO₂-Emissionen liegen 3-5-mal höher als in IPCC-Berichten angegeben, da diese auf europäischen statt chinesischen Produktionsdaten basieren.

Politik der Ignoranz

Die Regulierung darf hinterfragt werden: Während Verpackungen strenge Recyclingquoten haben, müssen PV-Module nur 80% des Gewichts „verwerten“ – thermische Verwertung inklusive. Das ist rechtlich zulässige Augenwischerei.

Die Solarlobby reagiert auf Kritik mit Hinweisen auf „künftige Technologien“. Aber die ersten Entsorgungswellen rollen bereits, während echte Lösungen Zukunftsmusik bleiben.

Was die Daten zeigen

Bei nüchterner Betrachtung verlagert die aktuelle Energiewende Umweltprobleme nur zeitlich und räumlich. Was heute als „sauber“ vermarktet wird, wird morgen zum 180-Millionen-Tonnen-Problem.

Solange echte Kreislaufwirtschaft ökonomisch unattraktiv bleibt, ist PV-Recycling theoretische Wissenschaft. Der wachsende Schrottberg wird zum Preis einer „grünen“ Illusion, die ihre eigenen Altlasten verdrängt.

Die kommende Altlastenwelle offenbart: Ohne fundamentale Änderung der Recycling-Ökonomie frisst die Solarrevolution ihre eigenen Kinder.

Bild: Monash University Lens veröffentlicht unter CC BY-NC-ND 4.0

Deed – Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International – Creative Commons

Quellenverzeichnis

Globale installierte PV-Kapazität:

  • Global Solar Council & SolarPower Europe: „Global installed PV capacity tops 2 TW“, November 2024
  • PV Magazine: „Global installed photovoltaic capacity has surpassed 2 TW“, November 2024

PV-Abfall-Prognosen:

  • International Renewable Energy Agency (IRENA): „By 2050, up to 78 million metric tons of solar panels will have reached the end of their life“, Yale e360 & Grist, 2021
  • U.S. EPA: „By 2050, the United States is expected to have the second largest number of end-of-life panels in the world, with as many as an estimated 10 million total tons“, 2021
  • CNBC: „Between 2030 and 2060, roughly 9.8 million metric tons of solar panel waste are expected to accumulate“, 2023

Recycling-Realitäten:

  • Grist: „Currently, about 90% of end-of-life or defective solar panels end up in landfills“, 2021
  • Discover Magazine: „Less than 10 percent of retired solar modules in the U.S. are currently being recycled“, 2023
  • GreenMatch: „95% of the semiconductor material is reused on average“, 2024

Materialzusammensetzung:

  • MIT Technology Review: „About 90% of commercial solar panels use silicon as the semiconductor“, 2021
  • U.S. EPA: „Crystalline-silicon solar technology represents most of the solar panel market share“, 2024

China-Dominanz:

  • Wikipedia: „China has one third of the world’s installed solar panel capacity and 80% of the world’s production in the solar industry is made by Chinese companies“, 2025
  • SparkBlue: „China is expected to retire a substantial volume of solar panels, potentially exceeding 13.5 million metric tons by 2050“, 2024
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