Von Frank Bosse
Am 14. Mai 2025 erschien ein Text von Fritz Vahrenholt auch auf diesem Blog mit der Überschrift:
„Das Eis der Antarktis nimmt zu“. Er bezog sich auf diese begutachtete Studie, die einen Massezuwachs des Eises zwischen 2020 und Ende 2023 fand:
„The results indicate that the AIS contribution to GMSL (global mean sea level) rise peaked at 5.99±0.43 mm in February 2020, followed by a mass gain period lasting over three years, ultimately resulting in a total GMSL contribution of 5.10±0.52 mm by the end of 2023.“
Die zugehörige Pressemitteilung vom 29. April 2025 in der Wissenschaftszeitschrift „SciTecDaily“ trug den Titel:
„Antarktikas erstaunliche Erholung: Eisschild wächst das erste Mal seit Dekaden“
Der Artikel von Vahrenholt ging also auf anerkannte und seriöse Quellen zurück.
Die Botschaft schien einigen nicht schmecken. Und so begab es sich, dass der „Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks sich der Sache annahm. Am 20.06.2025 erschien ein Artikel dort von der Studierten in „Literatur-Kunst und Politikwissenschaften!“ Karen Bauer, der die Aussagen des Vahrenholt-Artikels mit starken Worten kritisierte (“Rosinenpicken als gängige Strategie von Klimafaktenleugnern”) und im „Fazit“ stattdessen fand:
„Das Eis in der Antarktis verliert seit Jahrzehnten erheblich und zunehmend schneller an Masse. Schwankungen und kurzzeitige Zunahmen der Eismasse wie zwischen 2021 und 2023 sind nicht ungewöhnlich, sondern lassen sich auf kurzzeitige, außergewöhnliche Schneefälle zurückführen. Eine Trendwende ist das nicht.“
Um dies zu stützen, griff die Autorin auf ganz aktuelle Antarktis-Massedaten der NASA bis 2025 zurück und das Herzstück ihres Artikels bildet dieses Diagramm:

Was ist der erste Eindruck? Man erkennt einen beschleunigt fallenden Kurventeil zwischen 2002 und 2020. Nach 2020 ist da jedoch für nunmehr 5 Jahre kein fallender Trend mehr zu sehen. Es sind auch numerische Werte eingetragen zu mehreren Zeitpunkten.
Sie ergeben, dass zwischen 2015 und 2020 das Eis mit im Mittel (2708 Gt-1862 Gt)/5= 168 Gt/Jahr geschwunden ist.
In ebenso 5 Jahren danach bis 2025 ist da ein Null-Trend.
Die Autorin fordert auch die Benutzung von Langzeittrends.
Wie verhält es sich damit? Wenn das Eis „seit Jahrzehnten da schwindet“, so ist auch kein Vorzeichenwechsel der Trendsteigung zu erwarten, nur ein „Abflachen“ eines linearen Trends ab 2002.
Trat der ein?
Zwischen 2002 (0 Gt) und 2020 (-2708 Gt) gingen im Mittel (2708/18) =150 Gt`/Jahr verloren.
Zwischen 2002 und 2025 waren es (2678/23) 117 Gt/Jahr oder eine Reduktion der negativen Trendsteigung um 21%.
Das ist genau das, was man erwartet, wenn „erstaunlicherweise“ da seit 5 Jahren eben KEIN Massenverlust mehr eingetreten ist.
Die Aussage mit dem „zunehmend schnelleren Massenverlust“ des „Faktenfuchses“ bei realem abruptem Bremsen ab 2020 entbehrt jedem Fakt. Vielmehr betrug der Massenverlust 2015-2020 168 Gt /Jahr oder 0,5 mm Meeresspiegelanstieg /Jahr, 2020-2025 nahe null! Zur Information: 1mm Meeresspiegelanstieg entspricht einem Eis-Schwund da von 360 Gt. Wäre es weitergegangen wie zwischen 2015 und 2020, so wären weitere 2,3 mm Meeresspiegelerhöhung global allein durch schwindendes Antarktis-Eis hinzugekommen.
Auch die Aussage “zurückzuführen auf Schneefälle” ist eine Binse. Wie anders sollte der Antarktische Eisschelf wachsen 2020 bis 2023 als durch Schneefälle? Wichtig scheint zu sein, dass ein Abschmelzen offensichtlich auch längerfristig durch mehr Niederschlag ausgeglichen wird. Das wirkt sich natürlich auch auf den globalen Meeresspiegel aus. Wo kommt der Schnee her? Das Wasser dafür entstammt den umgebenden Ozeanen.
So ein Effekt ist auch zu erwarten: Mit fortgesetzter Erwärmung verdunstet da auch mehr Wasser (ca. 7% mehr pro Grad Erwärmung), das wird also dem Ozean entzogen und landet als Schnee auch auf dem Festland der Antarktis. Es trägt damit nicht mehr zum Anstieg des globalen Meeresspiegels bei. Der Anteil der Antarktis daran beträgt etwa 13%, die fallen offensichtlich nach 2020 aus. NUR DIE!
Die Kritik des „Faktenfuchses“ geht daher völlig am Kern der Aussagen vorbei und mit den dort vermerkten Daten lässt sich nur mit Grundrechenarten die Realität herleiten.
Man sollte sich beim Bayerischen Rundfunk fragen, für welch Ideologie-getriebenen Unsinn (“Klimawandelleugner”- Ein festgefügtes Feindbild erleichtert nur selbst gefühlt das Leben!) das Geld der Gebührenzahler da zum Fenster hinausgeschmissen wird.
Das trifft auch auf die “Distanzierung” von Jochem Marotzke vom Text Vahrenholts zu.
Der Teil, in dem Marotzke zitiert wurde, hatte eine fette Zwischenüberschrift (“Die Klimawissenschaft in der Krise”) und bezog sich auf andere Sachverhalte als auf das Antarktis- Eis.
Es war vielmehr eine Besprechung eines Interviews mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts zu völlig anderen Themen.
Ist der Autorin des “Faktenfuchses” mit der selbst gewählten Überschrift:
“Mehr Antarktis Eis– Warum das kein Grund zur Entwarnung ist”
das etwa auch noch entgangen?
Schwer vorstellbar, dass ihr das unterlief. Es sei denn, sie wollte selbst bewusst “ein wenig desinformieren”.