Klima-Blues

Die taz hat den Klima-Blues. 
Ganz besonders weil Jennifer Morgan nun arbeitslos ist. 
Die ehemalige Greenpeace-Managerin wurde im Eiltempo eingebürgert und zur Sonderbotschafterin in Sachen Klima ernannt.  
Wie bei fast jedem Regierungswechsel wird nun einmal mit den Besen durchgefegt.

Nun ja: Als Erstes haben sie der Welt gesagt, wie wenig sie von der Klimaaußenpolitik der Ampelregierung halten. Haben die weltweit hochgeschätzte Klima-Sonderbotschafterin Jennifer Morgan entlassen und ihren Job im Auswärtigen Amt gleich ganz gestrichen. Dann haben sie den Begriff „Klima“ aus dem Wirtschaftsministerium entfernt, aus dem Auswärtigen Amt wieder rausgedrängt und in die Ministerien für Landwirtschaft, Bauen und Verkehr gar nicht erst reingelassen. 

Sie stehen brav zu den Klimazielen (immerhin halten sie sich hier anders als bei Zuwanderung an die Gesetze), tun aber wenig, um sie zu erreichen. Im Gegenteil: mehr Gaskraftwerke, mehr Geld für Agrardiesel, Pendler und das Fliegen. Unterm Strich schmeißt die neue Regierung der fossilen Wirtschaft trotz aller Sparschwüre mehr von unseren Steuergeldern in den Rachen als je zuvor – etwa 65 Milliarden im Jahr. 

+++

Noch immer schieben sich in Spanien verschiedene Akteure die Schuld am Blackout zu. 
 
ENTSO-E untersucht den Fall weiterhin. Es liegt noch kein Bericht vor.  
 
Natürlich will es niemand gewesen sein, denn es könnten Schadensersatzklagen folgen. 
Also schnell jeweils einem anderen die Schuld geben.  
 
PV-Magazine:

Am Mittwoch legte die REE ihren eigenen Bericht vor, in dem der Netzbetreiber darauf hinwies, dass die Ursache des Stromausfalls eine Photovoltaik-Anlage in Badajoz war. Wenige Stunden später gab Iberdrola, Eigentümer von zwei Photovoltaik-Anlagen in der Region – „Francisco Pizarro“ und „Núñez de Balboa“ – eine Erklärung ab, in der es sein „Erstaunen“ zum Ausdruck brachte. 

Das Energieunternehmen wies nicht nur darauf hin, dass der Netzbetreiber „die Folgen des Stromausfalls mit seinen Ursachen zu verwechseln“ scheine, sondern kritisierte auch „die fahrlässige und rücksichtslose Arbeitsweise“ von Red Eléctrica, die „weder ihre Hauptaufgabe, die Kontinuität und Sicherheit der Versorgung zu gewährleisten, noch die korrekte Koordinierung des Erzeugungssystems und des Übertragungsnetzes“ erfüllt habe. 

Iberdrola España „schließt sich der Analyse des Ministeriums für den ökologischen Übergang an, die besagt, dass das System eine unzureichende Kapazität zur Spannungsregelung aufweist“. Das Unternehmen fügt hinzu, dass am Tag vor dem Stromausfall, am 27. April, die REE die Aktivität von 10 Synchronkraftwerken mit der Fähigkeit zur Spannungsregulierung für den 28. April geplant hatte, „die endgültige Anzahl der gekoppelten Synchronkraftwerke war die niedrigste seit Anfang des Jahres“. 

+++

In spätestens drei Jahren heißt es für alle Menschen, die Luft anhalten und besser kein CO2 mehr ausstoßen. 
 
Das Budget bis zum 1,5 Grad Ziel ist dann nach Meinung einiger Forscher aufgebraucht. Ob diese Art von Deadline-ism etwas bringt? 
 
Scinexx.de

Jetzt hat das IGCC-Team um Piers Forster von der University of Leeds die aktuellen Zahlen veröffentlicht. Für ihre Analysen berücksichtigten sie neben acht gängigen Indikatoren für den Klimawandel, darunter Temperaturen und Emissionen, erstmals auch zwei weitere Indikatoren: den Anstieg des Meeresspiegels und die globale Landniederschlagsmenge. 

Das ernüchternde Ergebnis: Das verbleibende Emissionsbudget der Menschheit beträgt seit Beginn des Jahres 2025 nur noch rund 130 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (GtCO2). Setzen wir Treibhausgase weiterhin im aktuellen Tempo und Umfang frei, wäre dieses Budget bereits in knapp drei Jahren aufgebraucht. Spätestens dann müsste die „Netto-Null“ stehen, um zumindest noch eine 50:50-Chance auf Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles zu haben, wie die Zahlen zeigen. Um sicher zu gehen und zumindest eine 83-Prozent-Chance zu haben, dürften wir sogar nur noch 30 GtCO2 ausstoßen.

+++

Ein weiterer Grüner Traum zerplatz gerade. 
Es ist der vom Grünen Stahl. 
 
Tagesschau:

Eigentlich sollte der Hersteller ArcelorMittal beim klimafreundlichen Umbau der Stahlindustrie in Deutschland vorangehen – mit finanzieller Hilfe aus der Politik. Nun sagt der Konzern das Milliardenprojekt ab. 

Es ist ein Rückschlag für die Pläne zur klimafreundlichen Stahlproduktion in Deutschland: Der Stahlkonzern ArcelorMittal wird seine Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst nicht auf „grünen“ Wasserstoff umstellen. Das teilte das Unternehmen mit. 

Der Bund und das Land Bremen hatten dem Unternehmen dafür eigentlich insgesamt Fördergelder in Höhe von 1,3 Milliarden Euro zugesagt. ArcelorMittal begründet seine Entscheidung mit fehlender Wirtschaftlichkeit und der geringen Verfügbarkeit von Wasserstoff. Man halte zwar daran fest, die CO2-Bilanz der Stahlproduktion zu verbessern. Es sei aber zunehmend unwahrscheinlich, die CO2-Reduktionsziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

+++

 
Ein anderer Grüner Traum war die Produktion von Batterien in Dithmarschen. 
 
Cicero über den Schaden, der bei Northvolt entstanden ist.

Der Gesamtschaden für den deutschen Steuerzahler könnte sogar noch höher werden: rund eine Milliarde Euro. Denn bereits unter Habecks Vorgänger, CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier, erhielt Northvolt staatliche Unterstützung. Im Jahr 2020 übernahm die Bundesrepublik eine Garantie für Finanzkredite an Northvolt.  
Das Haftungsrisiko liegt bei 420 Millionen US-Dollar. 

Der Staat hat sich bei Northvolt grandios verzockt. Denn er hat ein einzelnes Unternehmen massiv gefördert, dessen Erfolg ein reines Zukunftsversprechen war. Ein technologisch ausgereiftes und marktfähiges Produkt hatte Northvolt noch gar nicht. Hunderte Millionen in der Hoffnung zu investieren, dass dann ein solches Produkt entsteht, war eine riskante Wette, wie sie private Kapitalgeber eingehen. Politiker, die mit dem Geld ihrer Bürger hantieren, sollten davon lieber die Finger lassen. Und wenn sie es doch tun, vermeintlich aus industriepolitischen Gründen, müssten sie sehr genau prüfen, worin die Risiken bestehen und wie diese einzuschätzen sind. Im Fall Northvolt ist dies nur unzureichend geschehen.

+++

Teilen: