Ab 1. April beginnt die „hohe Zeit“ von Photovoltaik im Energiemix. Die Einstrahlung der Sonne ist dann so hoch, dass zwischen dem 1.4 und 9.4. bis zu 70% des Verbrauchs (auf Stunden bezogen) mit Strom aus Solar gedeckt werden kann: manchmal, aber nur manchmal. Der hohe Preis einer Ware ist immer ein Indikator von Knappheit. Jeder Spargelliebhaber wird es kennen, die ersten weißen Stangen kosten am Anfang der Saison deutlich mehr als zum Höhepunkt. Ganz einfach, weil die Mengen am Anfang noch gering sind.
Mit steigenden Temperaturen erhöht sich die Ernte und der Preis sinkt. Was machen wir mit dem vielen Solar-Strom, ist er etwas wert? Wenn für den Wert einer Ware der Preis der ökonomische Maßstab ist, so schaut man gewöhnlich, wovon er beeinflusst wird:

Offensichtlich zu 60 % von der Handelsbilanz, wie das R² an der Trendlinie aussagt.
Produzieren wir eine Handelsbilanz, die zu mehr als 6 GW Export führt, so ist der Strompreis mit Sicherheit praktisch null oder gar negativ, dann ist der Strom ökonomisch nichts wert oder die Produktion wird „bestraft“. Das sagt die Graphik auch. Das war zu 22% der Zeit im besprochenen Zeitraum der Fall. Wann genau ist das? Hier hilft „Agora“ weiter:

Immer nur zur Hochzeit der Photovoltaik überschreitet die Produktion den Bedarf (violett), es wird “exportiert”. Dann vergütet die Gemeinschaft zwar die Einspeisung, hat jedoch den Schaden durch ein Produkt, das ökonomisch wertlos ist. Wenn es ganz schlecht läuft, dann wird neben der Vergütung auch noch ein Preis für die Abnahme des Stroms bezahlt, sogenannte negative Strompreise.
Bei unseren europäischen Nachbarn wird der gern genommen, sie können die eigene Produktion drosseln oder mit dem Strom z. B. Pumpspeicherbecken füllen. In Österreich wird das so gemacht, danach wird der Strom bei Bedarf in Deutschland wieder an die Deutschen verkauft. Win/Win, dummerweise nur für die Österreicher in diesem Fall. Loose/Loose heißt es dagegen für die Deutschen, sie zahlen zweimal.
Und die Situation wird sich im Sommer noch verschärfen, wenn die Sonnen-Einstrahlung noch viel höher ist, denn der Zubau an Solar, vor allem nicht regelbaren Anlagen hat sich deutlich erhöht. Das ist einer der Gründe, warum Strom in Deutschland so teuer wird.
Auch wegen Finanzierung von etwas, das nichts wert ist. In einem funktionierenden Markt gibt es in der Regel keine negativen Preise. Ein Händler von Ware wird diese eher “nur” verschenken, als dass er Geld dazu gibt, um die Ware loszuwerden.
Ein kluger Produzent hört also eher auf zu produzieren oder ein Händler stoppt den Einkauf. Bei Strom ist das etwas anders. Und bei Solar sogar noch eine Spur besser. Denn bei der Energiewende wurden die zahlreichen Hausdach-Solaranlagen schlicht “vergessen”.
Während man große Anlagen tatsächlich abregeln kann, liefern die kleinen Anlagen munter weiter Strom ins Netz. Wir hatten ja schon einmal die Prognose für ein sonniges Osterwochenende, wo geringe Last auf viel nicht steuerbare Produktion trifft. Von hinten wird also Strom nachgeschoben, der vorne nicht verbraucht werden kann. Für Übertragungsnetzbetreiber ist das ein Problem, wie der NDR erst kürzlich beim Beispiel EWE zeigte. Es ist eigentlich schon tragikomisch, dass nun das eintrifft, was man dem Strom aus Kernenergie immer vorgeworfen hat: Die Netze werden verstopft.
Es könnte im ungünstigsten Fall zu sogenannten Brownouts führen. Bestimmte Bereiche des Netzes werden abgeschaltet – mit allen Konsequenzen, die das haben kann. Wer dringend auf Strom angewiesen ist, dem droht hier durch Stromüberschuss ein echtes Problem.
Wie löst man dieses Problem? Hört man auf die Energiewende-Fans, dann ist es eigentlich ganz easy. Wir brauchen nämlich nur Speicher. In der Regel werden dann Diagramme des eigenen Hausspeichers hochgehalten. “Um 13:00 war ich fast autark mit meinem Haus”. Fast autark ist aber wie ein wenig schwanger, entweder oder. Die Speicheridee ist naheliegend, aber sie dürfte, wenn sie tatsächlich im großen Maßstab kommen soll, eine gigantische Materialschlacht sein, selbst bei aktuell sinkenden Speicherpreisen.
Und, der Bedarf ist gigantisch. Selbst wenn Deutschland nur Solarstrom-Überschüsse in die Nacht über Speicher verschiebt, sind erhebliche Investitionen notwendig, neben vielen Rohstoffen.
“Aber der Speicherbetreiber kann den Strom doch kostenlos bekommen und nachts dann mit einem Preisaufschlag verkaufen” Auch das hört man oft. Das könnte sogar in einem gewissen Rahmen funktionieren, aber nicht in der Zeit, in der die Sonne bei uns tiefsteht an den langen Winterabenden. Da lädt nichts und da kann auch nichts ausgespeichert werden. Was wird also passieren? Die Betreiber solcher Speicher werden bereits das Bereitstellen der Kapazität vergütet bekommen wollen, denn ohne wird sich der Betrieb in der Zeit von April-Oktober allein nicht rechnen. Dieser Kapazitätspreis wird sich irgendwo im Strompreis wiederfinden.
Mit anderen Worten, es wird noch teurer.
Das findet auch aktuell die Bild-Zeitung und beklagt genau das, was oben hergeleitet wurde. Der Experte Björn Peters wird zitiert:
“Peters zu BILD: „Die negativen Strompreise würden sofort verschwinden, wenn sie an die Betreiber von Solaranlagen weitergegeben würden, statt die Vergütung auszusetzen, wie es das Gesetz aktuell vorsieht.“
Laut Peters werde mit dem neuen Solarspitzengesetz die ohnehin ausufernde Bürokratie im Strommarkt nochmals verkompliziert. Er fordert von der Politik stattdessen mutige Schritte – etwa den Ausbau-Stopp für PV-Anlagen und eine komplette Abschaffung des EEG.”
Ob es so kommt? Sonst sind es sind leider keine sonnigen Aussichten.
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Auch in der Schweiz wird hart gerungen um den richtigen Strommix der Zukunft. Der grösste Energiekonzern Axpo favorisiert seit einiger Zeit die Windkraft. Nun hat das Unternehmen ein Malbüchlein für Kinder mit dem Titel „Die Kraft des Windes“ herausgegeben, indem den Kleinsten suggeriert wird, die Stromversorgung könne mit Wasser-, Solar- und Windstrom alleine gewährleistet werden. Alex Reichmuth geht im Nebelspalter auf den Umstand ein, dass in diesem tendenziösen Angebot für Kinder die Atomkraft vollständig ignoriert wird – obwohl diese Energieform ein Drittel zum Stromangebot des Landes beiträgt (https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/02/ich-male-mir-die-welt-wie-sie-mir-gefaellt).
Kommunikation der Axpo
Ich male mir die Welt, wie sie mir gefälltDie Fakten: Die Axpo, der grösste Energiekonzern der Schweiz, hat ein Malbuch für Kinder mit dem Titel «Die Kraft des Windes» herausgegeben.
Warum das wichtig ist: Mit dem Malbuch will das Unternehmen den Kindern «erneuerbare Energien spielerisch näherbringen», wie die Axpo schreibt. Obwohl der Konzern selber Kernkraftwerke betreibt, wird im Büchlein komplett ignoriert, dass Atomenergie eine wichtige Quelle des Stromangebots in der Schweiz ist. Das lässt tief blicken.
Das Zitat aus dem Buch: «Hast Du schon mal Mama oder Papa beim Kochen geholfen? Oder in deinem Zimmer das Licht eingeschaltet? Vielleicht hast du auch mal Musik auf deiner Musikbox gehört. Für all das brauchen wir Strom! Dieser Strom kann unter anderem aus Wind, Sonne oder Wasser entstehen – Quellen, die die Umwelt schonen.»
Den ganzen Artikel gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/02/ich-male-mir-die-welt-wie-sie-mir-gefaellt). Er kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.
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A third of China’s urban population at risk of city sinking, new satellite data shows
Land subsidence is overlooked as a hazard in cities, according to scientists from the University of East Anglia (UEA) and Virginia Tech. Writing in the journal Science, Prof Robert Nicholls of the Tyndall Center for Climate Change Research at UEA and Prof Manoochehr Shirzaei of Virginia Tech and United Nations University for Water, Environment and Health, Ontario, highlight the importance of a new research paper analyzing satellite data that accurately and consistently maps land movement across China.