So eine Diskussion wäre in der Tat wünschenswert.
In Sachen Energiewende ist sie es in Deutschland leider nicht.
Während bestimmte Erzeugung von Strom wie die Kernenergie in Deutschland dämonisiert wird, wird es bei den Nachteilen der sogenannten Erneuerbaren Energien eigenartig ruhig. Dabei ist es immer eine Abwägung. Nur, wenn gravierende Teile in der Argumentation fehlen, dann kann keine ausgewogene Meinung gebildet werden.
Ein Beispiel ist die Windkraft auf hoher See.
Die Idee ist überaus verlockend. Auf See weht der Wind deutlich mehr und stärker als an Land. Das äußert sich auch in den Erträgen der Windkraft auf See. Sie sind zum Teil doppelt so hoch wie bei Anlangen die an Land stehen.
Nun sind Meere eine äußerst raue Umgebung. Das Wasser setzt den Windkraftkonstruktionen beträchtlich zu. Aus diesem Grund werden Opferanode eingesetzt. Sie sorgen dafür, dass die Stahlkonstruktionen weniger stark angegriffen werden.
Wer einen Warmwasserspeicher zu Hause hat, wird das Prinzip kennen.
Selbst Trinkwasser kann einem Edelstahlbehälter im Laufe der Zeit zusetzen.
Ähnlich macht man es auf hoher See bei der Windkraft.
Unedle Metalle werden geopfert, damit edle verschont bleiben.
Bei diesem Prozess gelangen allerdings Schwermetalle ins Wasser.
ESKP (Earth System Knowledge Platform) des Helmholtz-Gemeinschaft hat sich das Thema angesehen.
Hier soll es nur um die Schwermetalle gehen, wenngleich die Forscher auch das Problem des Freisetzens von Kunststoffen ansprechen. Das wäre ein weiteres Thema, über das wir schon einmal berichtet haben.
m Fokus der Untersuchungen stehen chemische Emissionen, die möglicherweise von den Korrosionsschutzsystemen der Anlagen ausgehen. Um die Lebensdauer der Windkraftanlagen zu erhöhen, werden sie über und unter Wasser mit verschiedenen Materialien vor Korrosion, das heißt vor dem Verrosten, geschützt. Dafür kommen vor allem zwei Methoden zum Einsatz:
Zum einen werden die Oberflächen mit vielfältigen Kunststoffmaterialien beschichtet. Diese verwittern im Laufe der Zeit und die in ihnen enthaltenen zumeist organischen Schadstoffe wie Weichmacher oder UV-Stabilisatoren werden allmählich in die Meeresumwelt ausgewaschen.
Zum anderen werden an den Fundamenten der Bauwerke sogenannte „Opferanoden“ als Korrosionsschutz eingesetzt. Das sind galvanische Anoden, die auch bei Schiffen und Hafenanlagen zum Einsatz kommen. Als Opferanode fungiert eine Legierung aus „unedlen“ Metallen, die in der elektrochemischen Spannungsreihe negativer sind als das Metall der zu schützenden Bauteile. Solche „unedlen“ Metalle sind zum Beispiel Zink, Magnesium und Aluminium. Die Legierungen werden leitend mit den Funktionsteilen verbunden und schützen die Bauteile aus Eisen oder Stahl vor dem Verrosten. Denn statt der Funktionsteile geben nun die Opferanoden Elektronen ab, werden oxidiert und gehen in Lösung. Die Bauteile der Windkraftanlagen bleiben dadurch in ihrer Funktion länger erhalten und müssen nicht so bald ersetzt werden. Das unedlere Metall wird dabei allerdings allmählich aufgelöst, also „geopfert“. Das Gewicht der Opferanoden allein für eine Windkraftanlage beträgt je nach Fundamenttyp bis zu 10 t und mehr, wodurch ein Schutz für mindestens 25 Jahre gewährleistet ist. Bei den zum Betrieb benötigten weiteren Infrastrukturen, zum Beispiel Konverterplattformen, sind es teilweise mehrere 100 t, die zum Einsatz kommen, um einen entsprechenden Schutz zu gewährleisten.
Im Laufe der Zeit werden so große Mengen an Metallverbindungen freigesetzt. Beim Auflösen der Anodenlegierungen gelangen insbesondere Aluminium und Zink, aber zum Beispiel auch hochgiftiges Cadmium und Blei sowie exotische Elemente wie Indium und Gallium in die Meeresumwelt.
Mit anderen Worten, mit zunehmender Zahl von Windkraftanlagen und Konverterstationen gelangen auch immer mehr Schwermetalle in die Meere.
Die Forscher vermuten, dass die Strömung rund um Windparks dazu beiträgt, dass ich in der Nähe von Windparks immer mehr Schwermetalle anreichern.
Muscheln helfen bei der Analyse, weil sie permanent Wasser filtern und sich in ihnen dann Schwermetalle anreichern. Sie sind also so etwas wie ein Gedächtnis.
Besonders wichtig ist die Frage, ob und wie die nachgewiesenen Stoffe die marine Umwelt beeinflussen. Um mögliche Schadstoffeffekte zu erkennen, werden zum Beispiel Miesmuscheln als Indikatororganismen eingesetzt. Sie werden vor Ort ausgebracht („transplantiert“) und regelmäßig auf den Gehalt verschiedener Schadstoffe untersucht, die sie aus dem Wasser aufgenommen haben. Neben chemischen Veränderungen von Gewebeproben, zum Beispiel hinsichtlich der Elementkonzentration oder bestimmter Proteine, werden auch physiologische Indizes bestimmt, die die Fitness der Muscheln anzeigen.
Die Helmholtz-Forscher sagen in der Studie auch, dass noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.
Ob die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland tatsächlich so groß ist, dass es für weitere Untersuchungen, die ja durchaus negative Ergebnisse bringen können, tatsächlich Gelder gibt, wird man sehen.
In Deutschland gilt ja sonst gern, es darf nicht sein, was nicht sein soll.
In der öffentlichen Diskussion tauchen Ereignisse wie die Freisetzung von Schwermetallen in das Wasser der Meere jedenfalls nicht auf. Deutsche Off-Shore Windparks haben etwa 1.500 Anlagen. Wenn jede davon 10 Tonnen Schwermetalle im Jahr ins Wasser abgibt, sind das 15.000 Tonnen im Jahr. Diese Schwermetalle haben gute Chancen eines Tages auf unseren Tellern in Form von Fisch oder Meeresfrüchten zu landen.
Stellen wir uns bitte den Aufschrei vor, wenn es bei Kernenergie ähnlich wäre.
Es wird Zeit für eine ehrliche Diskussion, die alle Seiten der Medaille aufzeigt.
Nur dann können auch ausgewogene Entscheidungen getroffen werden.