Der schwedische Weg

Möglicherweise hört man in Schweden einfach nur auf die Wissenschaft in Form des IPCC. 
Dort hatte die AR6 WG III 2020 eine Handlungsempfehlung für die Länder bereit, wenn es um die Senkung der CO2-Emissionen geht. 
Diese lautete: Ausbau der Erneuerbaren Energien, Ausbau der Kernenergie, technische Kohlenstoffabscheidung (CCS).

 
When switching to low-carbon energy sources – renewable sources, nuclear power, and fossil or bioenergy with CCS – electricity is expected to become a more pervasive energy carrier.

In Deutschland hat man sich exakt einen dieser Punkte herausgepickt, obwohl da nichts von “ausschließlich” steht in der Empfehlung.  
Die anderen Punkte ignoriert das Land und hofft dabei sogar, damit Vorbild zu sein. Vergeblich. 
Wer sich die Minderung der Emissionszahlen der letzten Jahre in Deutschland ansieht, der dürfte sich kaum wundern, dass uns so gut wie niemand folgt. 
 
Eine Betrachtung der deutschen Zahlen ist ernüchternd. Seit 2019 macht Deutschland eine Seitwärtsbewegung bei den Emissionen, obwohl es Milliarden für seine Energiewende ausgibt.

Quelle: Agora-Energiewende

Vergleicht man die deutschen Zahlen mit den Werten in Schweden, kann man ohnehin nur mit dem Kopf schütteln. 
 
In 2024 lag Deutschland um den Faktor 17 schlechter als unsere nordischen Nachbarn.

Quelle: Nowtricity/ENTSOE

Jetzt kann man einwenden, dass das skandinavische Land einen großen Schatz besitzt, und dieser lautet Wasserkraft.
Über 40% des Stroms konnte Schweden dank der Wasserkraft herstellen in 2024, allerdings auch 30% mit Kernenergie.  
Und hier strafen die Schweden gerade den ganzen deutschen Narrativen Lügen.  
Denn das Land hat vor, diesen Anteil zu steigern auf 50%.  
Weder ist den Schweden die Errichtung zu teuer, noch dauert Ihnen der Bau zu lange. 
Das Land stellt umgerechnet 27 Mrd. Euro zur Verfügung, damit 4 weitere Reaktoren gebaut werden. Ob und wie dieses Geld zurückgezahlt wird, ist dem Artikel bei rnd leider nicht zu entnehmen, eine milde Gabe für den staatlichen Konzern Vattenfall werden die Gelder aber mit Sicherheit nicht sein. 
Die Schweden können rechnen und der Export von Strom könnte in der Zukunft ein glänzendes Geschäft werden.
Schon jetzt bekommt Deutschland Strom aus dem Land, entweder direkt oder über den Umweg Dänemark.  
Nach wie vor hält sich die Story von den dänischen Exporten, die aber oft schwedische Exporte nach Deutschland sind.
Wenn man sich die Energiebilanzen Dänemarks ansieht, dann wird auch klar, dass das nicht ausschließlich Windstrom ist, denn das Land liegt so dicht an Deutschland, dass sich die Windverhältnisse nicht gravierend unterscheiden.
Haben wir viel Windstrom, dann haben die Dänen den auch. Schlechte Voraussetzungen für den Export.  
Importieren wir viel aus Dänemark bei schwachem Wind und wenig bzw. keiner Sonne, dann kommt der Strom gern aus Norwegen (Wasserkaft) oder Schweden (Wasserkraft und Kernenergie). 
 
Auch die Endlagerung von Kernbrennstoffen macht den Schweden offenbar keine Sorgen, auch das ein riesiger Unterschied zu Deutschland.  
 
n-tv:

Ein schwedisches Umweltgericht hat den Bau eines Atommüll-Endlagers genehmigt. Die Erlaubnis umfasst die unterirdische Lagerung von „rund 6000 Kapseln mit rund 12.000 Tonnen Atommüll“ im etwa 130 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Fonsmark, wie das Gericht mitteilte. Die abgebrannten Brennstäbe sollen dort in 500 Meter Tiefe für bis zu 100.000 Jahre gelagert werden. In Fonsmark steht eins von drei schwedischen Atomkraftwerken.

Schweden ist damit eines der wenigen Länder weltweit, die die Frage nach der Atommüllendlagerung beantwortet haben. Nur Finnland hat bis jetzt eine langfristige Lösung für die Lagerung der radioaktiven Abfälle gefunden.

Für die Endlagerung sollen jeweils zwei Tonnen abgebrannte Brennstäbe in einem 25 Tonnen schweren kupferbeschichteten Kanister entsorgt werden. Dieser wird dann den Plänen zufolge in den in 500 Meter Tiefe gebauten Tunneln gelagert. Diese sollen mit einer Masse aus Bentonit-Gestein aufgefüllt werden, um zu verhindern, dass bei Wassereinfluss oder Erdbeben Radioaktivität austreten kann.


 rnd zu den schwedischen Planungen, weitere Kernkraftwerke zu errichten:

Stockholm will bis zu 300 Milliarden schwedische Kronen bereitstellen. Das entspricht umgerechnet etwa 27,7 Milliarden Euro. Damit können laut Wykman bis zu vier neue große Reaktoren finanziert werden. 

Energieministerin Ebba Busch zufolge sei der Neubau von Atomkraftwerken wichtig, damit es in ihrem Land auch künftig eine stabile Energiebasis gebe. „Kernkraft ist eine fossilfreie und planbare Grundversorgung“, betonte sie. Das neue Gesetz soll laut Regierung noch im Sommer vom Parlament beschlossen werden. Förderanträge sollen dann ab dem 1. August gestellt werden können.  

Desirée Comstedt, bei Vattenfall zuständig für alle Kernkraft-Projekte, kündigte im Gespräch mit Sveriges Radio an, im Herbst einen entsprechenden Antrag bei der Regierung stellen zu wollen. Unter ihrer Führung hatte der schwedische Energieriese bereits 2022 mit Machbarkeitsstudien für einen Neubau am Standort Ringhals etwa 60 Kilometer südlich von Göteborg begonnen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen dort bereits Grundstücke erworben, um die Anlage ausbauen zu können. 

Aber noch ein Punkt ist entscheidend. Schweden hat Sicherheitsbedenken bei Windkraftanlagen auf Hoher See.
Das Land hat aus diesem Grund zahlreiche Projekte in der Ostsee gestoppt. Wir berichteten.  
Schweden hatte in der Vergangenheit immer wieder Besuch von russischen U-Booten, denen in den Schären nachgejagt wurde.

Die Russen haben außerdem nie ein Hehl daraus gemacht, dass es Ihnen gefallen könnte, die Insel Gotland zu besetzen, um von dort aus die Ostsee zu kontrollieren. Schweden hat daher seine militärische Präsenz auf Gotland verstärkt, nachdem die Insel praktisch keine Stützpunkte mehr hatte.
 
Hier wird dann noch einmal klar, dass der Plan der Schweden der zusätzlichen Sicherheit dient. Denn Windparks können es schwer machen, anfliegende Raketen, Marschflugkörper zu erkennen oder auch U-Boote.  
Gab es solche Sicherheitsbedenken eigentlich jemals in Deutschland? 
Hier wird immer noch von Freiheitsenergien fabuliert.  

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