Earth Hour

Axel Bojanowski kommentiert in der Welt das Begehen dieses speziellen Tages. Wer sein elektrisches Licht ausschaltet und lieber eine Kerze anzündet, sollte sich das besser überlegen.  

Der gemütliche Kerzenschein, millionenfach zur „Earth Hour“ zelebriert, wirkt abgeschmackt. Jahrtausendelang fertigten die Vorfahren mühsam Kerzen aus Tierfett, um abends wenigstens ein mattes Glimmen zur Verfügung zu haben, das allerdings unter Gestank und dickem Rauch lediglich vor sich hin kokelte. Kleine Pointe: Kerzen sind fossiler Brennstoff – die CO2-Bilanz der „Earth Hour“ dürfte deshalb durchwachsen ausfallen. 

Die Aktion offenbart, was schiefläuft in der Klimabewegung: Sie wird dominiert von Verzichtsbefehlen und Post-Wachstumsfetischisten. Dabei gilt die deutsche Energiewende mit ihren Restriktionen für alle Lebensbereiche und der gleichzeitig schlechten CO2-Bilanz international mittlerweile als abschreckendes Beispiel. Doch auch anderswo wirkt eine menschenfeindliche Agenda: Um den CO2-Ausstoß zu senken, wollen Politiker in Kanada die Betäubung für Operationen in Krankenhäusern einschränken, auch das Aufwärmen von Autos im Winter soll limitiert werden.

Andere Medien feiern das Ausschalten des Lichts. 
 
rnd:

Auch zahlreiche andere Wahrzeichen in der Region hatten ihre Teilnahme angekündigt – etwa das Opernhaus und die Harbour Bridge in Sydney, die Parkanlage Gardens by the Bay in Singapur sowie der Grand Palace und der Wat Arun (Tempel der Morgenröte) in Bangkok. „Jedes ausgeschaltete Licht ist ein Schritt in eine nachhaltige Zukunft“, sagte der Gouverneur der thailändischen Hauptstadt, Chadchart Sittipunt.

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Joachim Weimann im Cicero über die zukünftige schwarz-rote Koalition und die Energiewende. Warum verstümmelt sich Europa eigentlich selbst?

Offenbar haben weder die Verantwortlichen in Berlin noch in Brüssel ernsthaft über die Konsequenzen ihrer Klimapolitik nachgedacht. Wie anders ist zu erklären, dass wir ein „Energieeffizienzgesetz“ haben, das unter anderem vorschreibt, dass Rechenzentren ab 2028 zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom betrieben werden müssen?! Der KI-Zug wird an uns vorbei nach Frankreich oder Großbritannien fahren. Das Verbrennerverbot wird uns weite Teile der Automobilindustrie kosten, mit noch unabsehbaren Folgen für Wachstum und Arbeitsmarkt. Es ließen sich viele weitere Beispiele einer unnötigen nationalen Klimapolitik nennen, die die Strukturen in Deutschland so verändert hat, dass Investoren um unser Land inzwischen einen Bogen machen und wir eine Deindustrialisierung, den Verlust von Wachstum und Arbeitsplätzen und damit einen weitgehenden Bedeutungsverlust in Europa und der Welt erleben. 

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Der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein Madsen hat in Sachen Northvolt den Insolvenzverwalter des Unternehmens in Schweden getroffen. 
Es ist erstaunlich, dass dies der erste Besuch eines deutschen Politikers bei Northvolt in Schweden war. Immerhin haben der Bund und das Land 600 Millionen Euro an das Unternehmen bezahlt. Da könnte man schon auf die Idee kommen, dass man sich das Unternehmen auch persönlich ansieht. 
 
Madsen scheint jedenfalls ein Optimist zu sein.

NDR:

Das Gespräch zwischen dem Minister und Konkursverwalter Mikael Kubu dauerte nur etwa eine Dreiviertelstunde. Madsen war eigens für diesen Termin nach Stockholm geflogen – um Klarheit darüber zu bekommen, wie es mit der geplanten Batteriefabrik bei Heide weitergeht, und auch, um einen persönlichen Kontakt herzustellen, wie er sagt.

Das „Wunsch-Szenario“ des Wirtschaftsministers ist, dass ein großer Investor die ganze Firma übernimmt. „Wenn man jede einzelne Maschine und jede Schraube einzeln verkauft, ist das nicht so gut wie ein Gesamtpaket“, sagte Madsen dem NDR. Der Insolvenzverwalter sei laut Madsen in sehr intensiven Gesprächen über das Gesamtpaket – also die Produktion in Schweden und auch den Standort bei Heide. „Das war für mich ein ganz wichtiges Signal“, so Madsen. Nach seinen Worten sei aber auch eine Teilung der unterschiedlichen Bereiche und Standorte denkbar.

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Das Beratungsunternehmen Boston Consulting bilanziert die deutsche Energiewende.
Fazit: der Atomausstieg hat den Strom verteuert, der Strombedarf der Zukunft wurde falsch berechnet.
Seit dem Atomausstieg 2011 haben sich die Preise für Strom in Deutschland verdoppelt. 

Merkur:

Der größte Posten, der nach Ansicht der Beratergesellschaft zu hoch kalkuliert ist, betrifft die Nachfrageprognose. 215 Milliarden Euro könnte Deutschland einsparen, wenn die Prognosen angepasst würden. Ihrer Ansicht nach plant Deutschland zu viele Erneuerbare Energien – mehr, als bis 2035 realistisch betrachtet benötigt werden. Da der Netzausbau aber teuer ist, droht das die Preise unnötig zu erhöhen.

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Das Sprichwort “am längeren Hebel zu sitzen” passt bei den Aussagen von RWE wirklich gut.

Der Energiekonzern kündigt weniger Investitionen  an.
Eigentlich eine Folge der Aussichten, die durch das Sondervermögen entstanden sind.
RWE kann warten bis die zukünftige Regierung die Taschen öffnet.
Gaskraftwerke werden dringend benötigt, RWE könnte sie bauen, eine nette Ausgangssituation.  
Warum eigenes Geld investieren, wenn es auch anders geht?


Die Welt (Bezahlartikel) hat einen Artikel dazu, der zudem noch auf ein anderes Problem aufmerksam macht: Die Systemkosten von Wind und Sonne.

Die anfängliche Euphorie über die niedrigen Gestehungskosten von Solar- und Windstrom ist weltweit in eine Katerstimmung über die hohen Systemkosten umgeschlagen. Inzwischen warnt auch die Internationale Energie-Agentur IEA vor den Kosten, die anfallen, um den flatterhaften Wetterstrom mithilfe von Netzen, Speichern, Kraftwerksreserven und Eingriffen in die Industrieproduktion überhaupt erst nutzbar zu machen und zum Kunden zu bringen. Weltweit wächst Unbehagen über die Kosten von Klimaschutz und Energie-Transformation. „Deshalb“, so Krebber in Essen, „ist es umso wichtiger, dass wir angesichts größerer Unsicherheiten vorsichtiger agieren.“

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Einen Vorgeschmack auf die bevorstehenden Feiertage kann man jetzt schon in Sachen Stromerzeugung bekommen.

Am 22.03.2025 um 12:00 schafften Wind und Sonne 58,9 GW Leistung. Die Last lag bei 75,2 GW.
Nehmen wir also einen Feiertag an, bei dem die Last deutlich unter 50 GW eher in Richtung 40 GW liegt, es herrschen gleiche Bedingungen wie am 22.03.2025 – da wird es dann interessant.

Zum Zeitpunkt dieser Betrachtung wurden fast 10 GW exportiert.
Unsere Nachbarn freuen sich über den Geldsegen, denn es sind Minuspreise.
Wenn die Sonne verschwindet, dann wird wieder importiert. Auch das wird die Nachbarn freuen. Sie verdienen am Export nach Deutschland.


(Abbildung: Screenshot Electricity Map)

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Leserpost von Dipl.-Ing. Martin Schraag:

Zur DUH und der Umsetzung der EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe

Seit Jahren verbreiten Umweltorganisationen und -behörden alarmierende Zahlen zu Todesfällen durch Luftverschmutzung. Diese Zahlen sind oft aufgeblasen dargestellt und wissenschaftlich umstritten. Tatsächlich gibt es keine direkt nachgewiesenen „Toten durch Luftverschmutzung“ – kein seriöser Arzt würde einen solchen Todesfall auf dem Totenschein vermerken. Grundlage für die Zahlen sind ausschließlich epidemiologische Berechnungen aus fragwürdigen Studien.

Vorzeitige Todesfälle und ihre Berechnung

In den letzten Jahren wurde vorrangig von „vorzeitigen Todesfällen“ gesprochen, oft in sechsstelligen Zahlen für die EU. Dabei wurde selten hinterfragt, wie „vorzeitig“ das Leben tatsächlich verkürzt wurde. Ein parallel verwendeter Wert ist die Zahl der „Years of Life Lost“ (YLL, verlorene Lebensjahre) pro 100.000 Einwohner. Diese Zahl blieb jedoch in der öffentlichen Kommunikation weitgehend verborgen, vermutlich weil sie weniger dramatisch wirkt.

Ein Beispiel: Laut dem EEA Air Quality Report 2020 (Seite 109) lag der YLL-Wert für NO2 in Deutschland im Jahr 2018 bei 125. Umgerechnet auf jeden Einwohner bedeutet das eine durchschnittliche Lebenszeitverkürzung von 11 Stunden.

Wissenschaftler behaupten also letztlich, den isolierten Einfluss von NO2 in einer extrem komplexen Umwelt auf etwa 0,0015 % der gesamten Lebenszeit berechnen zu können – bei älteren Menschen, die bereits ein Leben unter teils deutlich schlechteren Umweltbedingungen (z. B. Zigarettenrauch, Arbeitsschutz in der Nachkriegszeit) hinter sich haben. Zur Plausibilität solcher Berechnungen mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

NO2-Grenzwerte und deren Entwicklung

Noch vor wenigen Jahren führten zu hohe NO2-Jahreswerte zu Dieselfahrverboten, ausgelöst durch Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

  • Nach neueren Daten der EEA lag der YLL-Wert für NO2 in Deutschland im Jahr 2022 bei 155, höher als 2018.
  • Dies, obwohl die NO2-Konzentrationen weiter gesunken sind.
  • Ursache ist die geänderte Bewertung des Gesundheitsrisikos durch die WHO, mit das Werk von Umwelt-NGOs.
  • Der mittlere Jahresgrenzwert war deshalb von 40 µg/m³ auf 20 µg/m³ gesenkt worden, mit einem langfristigen Ziel von 10 µg/m³.

Interessanterweise lebt die weit überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung bereits unterhalb des neuen Grenzwerts von 20 µg/m³. Die DUH konzentriert ihre Forderungen also auf wenige städtische Verkehrsknotenpunkte, wo sie wohl vor allem wiederum ältere Dieselfahrzeuge im Visier hat.

Neue EU-Luftqualitätsrichtlinie (EU) 2024/2881

Die neue Luftqualitätsrichtlinie trat im Dezember 2024 in Kraft, trotz Widerstands mehrerer Mitgliedstaaten. Besonders Malta äußerte starke Bedenken: „Malta was very vocal on the difficulty of attaining the new stricter limit values. particularly in the case for particulate matter (PM10) and Nitrogen Dioxide (NO2). This is further confirmed by the Commission’s impact assessment itself, which shows that Malta will not be able to attain the limit value for nitrogen dioxide, even with the implementation of the ‘maximum technically feasible reduction’ scenario.“

Malta errechnete ein Nutzen-zu-Kosten-Verhältnis von nur 0,07, was bedeutet, dass der Aufwand der Maßnahmen ein Vielfaches des gesundheitlichen Nutzens beträgt.

Die Bedenken Maltas sind deshalb bemerkenswert, weil der vorige EU-Umweltkommissar Karmenu Vella Malteser ist und die politischen und wissenschaftlichen Hintergründe besonders gut kennen muss.

Vergleich internationaler NO2-Grenzwerte

Um die neuen NO2-Grenzwerte der EU einzuordnen, lohnt sich ein Blick auf internationale Vergleichswerte:

  • Arbeitsplatzgrenzwert (EU/Deutschland): 950/960 µg/m³
  • Außenluftgrenzwert (USA): ca. 100 µg/m³
  • Innenraumrichtwert (Deutschland, unbedenklich): 80 µg/m³ (politisch auf 40 µg/m³ reduziert)

Fazit

Die Debatte um wenig plausible Luftqualitätsgrenzwerte und „vorzeitige Todesfälle“ ist ein Beispiel für das Kapern von gesetzgebenden Instanzen durch Umwelt-NGOs mit der Behauptung, die menschliche Gesundheit verbessern zu wollen, dies letztlich aber ohne Rücksicht auf die Folgen für die Menschen. Das ist in Fragen des Einflusses von CO2 auf das Klima nicht anders. Während dem Gesundheitssystem Milliarden fehlen, sollen Billionen für eine Energiewende „verheizt“ werden, ohne, dass es für die Menschen eine Besserung gibt. Die Wohnung ist im Idealfall danach genauso warm, wie vor den teuren Maßnahmen. Aber das nächste Krankenhaus steht dann in 100 km Entfernung.

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