Wenn der Wind fehlt

Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass die Windgeschwindigkeiten in Nordamerika in den nächsten 30 Jahren sinken werden. Für Europa könnte es eine ähnliche Entwicklung geben. Als Grund wird der Klimawandel genannt, der u. a. zu geänderten Hochdruckgebieten führt.  
 
Financialpost:  

The decline in wind speeds, which is also occurring in other northern mid-latitude regions such as North America, is projected to be less than 5% over the period from 2021 to 2050. But even small drops translate into major swings in wind power generation, according to Zhang. 
“The energy system is a marginal market,” Zhang said. “That means if you change the margin by 5 to 10%, the price response can be huge.” 
Lower wind speeds underline the challenge for European nations that have switched away from fossil fuels and nuclear power to intermittent renewable energy, and potentially put the region’s climate goals in jeopardy. Freezing temperatures and windless days this winter have depleted the region’s gas inventories, although so far there isn’t reliable data to show that this is also related to climate change. 
The ripple effects of even small declines in wind speeds highlight a fundamental shift in Europe from a temperature-dependent energy market to one determined by the wind and the sun, according to Christopher Vogel, a wind and tidal power researcher at the University of Oxford. 

Da der Ertrag aus der Windkraft mit der dritten Potenz fällt oder steigt, kann das erhebliche Auswirkungen auf die Leistung der Windkraft haben. 
 
Ab ca.15 Meter Windgeschwindigkeit pro Sekunde erreichen die Anlage die optimalen Auslastungen. Sinkt die Geschwindigkeit auf 7,5 Meter pro Sekunde, bedeutet das nur noch 1/8 der Ausbeute, also nur noch 12,5% dessen, was die Anlage bei 15 Meter einbringt. 
Eine 10% Abnahme des Windes bewirkt danach einen Rückgang des Ertrags um ca. 27%.  
 
Die Abnahme des Windes wird nach Angaben von ESKP (Helmholtz) regional unterschiedlich ausfallen. 

Insgesamt zeigt die Auswertung, dass die Windkraft in den verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich stark vom Klimawandel betroffen ist. Im Baltikum und der Ägäis könnte die Windenergieproduktion in Zukunft von den Klimaänderungen profitieren, da hier eine Zunahme der mittleren Stromproduktion und eine gleichzeitige Abnahme der Schwankungen simuliert wird. Für Deutschland, Frankreich und die Iberische Halbinsel sind dagegen eher negative Auswirkungen zu befürchten. Diese Regionen müssen mit erhöhten Schwankungen und einer niedrigeren Energieerzeugung rechnen.

Eine dänische Webseite (übersetzt) bringt es auf den Punkt.

Allerdings gibt es bereits Anzeichen dafür, dass es in Europa weniger Wind gibt als früher. 

Dies ist die Ansicht von Ivan Føre Svegaarden vom norwegischen Unternehmen TradeWpower AS, das Energiehändler in Sachen Wetter und Klima berät. 

Die vorherrschenden Hochdruckgebiete treten häufiger auf und halten länger an, erklärt er gegenüber der Financial Post . 

Zudem deutet vieles darauf hin, dass es in Europa künftig häufiger und länger andauernde Hochdruckverstopfungsperioden geben wird, die zu längeren Phasen schwächerer Windverhältnisse führen werden. 

Laut Gan Zhang wird die Windenergie auch weiterhin eine wichtige Stromquelle bleiben, er betont jedoch, dass sich Europa im Falle eines Rückgangs der Windenergie durch alternative Energiequellen absichern müsse. 

Es ist wie eine Zangenbewegung: Die Kosten für Windkraftanlagen steigen und der potentielle Ertrag droht zu sinken. Das wird Auswirkungen auf den Preis und die Wirtschaftlichkeit haben…und auf die Versorgungssicherheit.

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Zwei Nachträge zur Meldung über natürliche Wasserstoff-Vorkommen. 
 
Der Spiegel:

In den Tessiner Alpen fanden die Forscher ein Gebiet, in dem sich große Mengen Mantelgestein in der optimalen Temperaturzone befinden. In den Pyrenäen gibt es den Simulationen zufolge ein noch größeres Gebiet, das den jährlichen Energiebedarf der nahe gelegenen Stadt Toulouse und ihrer rund 500.000 Einwohner decken könnte, wie die Wissenschaftler errechneten. 

Die Studienautoren sind optimistisch, dass natürlicher Wasserstoff zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Energiequelle werden könnte. Sie vergleichen die Situation mit dem Fördern von Erdöl in den USA, auch wenn dieses weder nachhaltig noch klimafreundlich ist: Nachdem Edwin Drake 1859 Öl in etwas mehr als 20 Meter Tiefe gefunden hatte, entstand dort ein Erdölboom. »Wir könnten die Geburt einer Industrie des natürlichen Wasserstoffs miterleben«, sagte Zwaan 

Berliner Morgenpost:

Einer neuen Studie zufolge könnten in Gebirgszügen große Reserven an weißem Wasserstoff lagern. Eine frühere Modellrechnung deutete bereits darauf hin, dass sich im Untergrund geschätzte 6,2 Billionen Tonnen Wasserstoff verbergen könnten. Bereits ein kleiner Teil dieser Menge könnte laut den Forschern ausreichen, um den globalen Bedarf für etwa 200 Jahre zu decken, was den Verzicht auf fossile Brennstoffe ermöglichen würde.  

Nun entdeckten Forscher in einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Sciences Advances erschien, die möglichen Hotspots von weißem Wasserstoff. Gelingt die Förderung, könnte das Gas die Energiewende voranbringen und zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen. 

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