Caren Miosga lud zum Talk. Zu Gast waren Alice Weidel von der AfD, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller und der Journalist Robin Alexander von der Welt.
Es ging auch um das Thema Energie, klar, bei so markanten Aussagen wie “Windmühlen der Schande” durch Weidel.
Solche Äußerungen mag ein jeder selbst für sich beurteilen, aber etwas anderes war bemerkenswert an diesem Abend. Als es um die Kosten der verschiedenen Stromerzeugungen ging, wurde eine Studie des Fraunhofer Institut ISE zitiert und jegliche Kritik daran abgetan.
Dabei ist gerade diese Studie ein Beispiel für schlechte Wissenschaft.
Die Forscher aus Freiburg sind Fans von Wind und Sonne. An sich ja auch kein Problem. Nur sollte das nicht dazu führen, dass Annahmen in einer solchen Studie komplett absurd und verzerrend sind.
Wir haben hier schon einige Male auf die Klopper hingewiesen, die sich das Fraunhofer Institut geleistet hat.
Ist es Recherche-Faulheit der Redaktion?
Im Faktencheck legt man die Ohren an, denn die Zahlen von Fraunhofer werden unkritisch übernommen. Systemkosten fehlen komplett, dabei sind es Wind und Sonne, die den Ausbau der Stromnetze nötig machen und die Backups brauchen.
Wie hoch liegen die Kosten für Atom- und Windkraft?
Eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts für Solarenergie in Freiburg zeigt, dass bei Windenergie die Erzeugung 4,3 bis 9,2 Cent je Kilowattstunde (Cent/kWh) kostet. Die Kosten der Kernkraft liegen bei 13,6 bis 49,0 Cent/kWh. Diese sogenannten Stromgestehungskosten der Erneuerbaren Energien wie Windkraft sind ohne Subventionen gerechnet, wie das Fraunhofer Institut auf Nachfrage der Redaktion bestätigte. Es wird bei den Berechnungen nur die Kostenseite des Kraftwerks betrachtet. Somit sind auch die Investitionen in möglicherweise neue Kernkraftwerke bei der Berechnung der Kosten für Atomstrom nicht inbegriffen.
(Quelle: „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien / Juli 2024“, ise.fraunhofer.de 06.08.24)
Recherchefaulheit auch bei Markus Lanz, dort durfte Robert Habeck seine Verslein singen, ohne, dass Lanz ihm dazu kritische Fragen stellte.
Habeck träumte von einer Stromversorgung, die mittels Erneuerbarer Energien Strom liefert und wenn Wind und Sonne mal wieder Pause machen, dann nehmen wir halt Wasserstoff.
Erik Heymann von der Deutschen Bank hat einen sehr guten Aufsatz zu dem Thema geschrieben und auch noch mal Grenzkosten, Stromgestehungskosten und Systemkosten aufgezeigt.
Zu der Lösung von Habeck schreibt er:
Schwieriger ist die Situation bei wasserstofffähigen Gaskraftwerken, deren Neubau die Bundesregierung plant. Sie sollen als Back-up-Kraftwerke für Zeiten mit wenig Windaufkommen und/oder wenig Sonnenschein fungieren und den Ausstieg aus der Verstromung von Kohle (idealerweise bis 2030) ermöglichen. Die Stromgestehungskosten solcher Kraftwerke dürften mindestens so hoch liegen wie bei traditionellen Gaskraftwerken. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wird deren Marktanteil an der Stromerzeugung zunehmen.
Die jährliche Auslastung der Reservekraftwerke dürfte damit weiter sinken. Diese unzureichende Kapazitätsauslastung erschwert es jedoch Investoren, einen Business Case für neue Gaskraftwerke zu erstellen, wenn Einnahmen nur durch den Stromverkauf erzielt werden können. Daher könnte die Regierung die notwendigen Investitionen durch die Schaffung eines Kapazitätsmarktes unterstützen, bei dem die Betreiber von Kraftwerken für die Bereitstellung gesicherter Kapazitäten entlohnt werden. Ohne ausreichenden Zubau solcher wasserstofffähiger Gaskraftwerke müsste in den kommenden Jahren ein Teil der Kohlekraftwerke wohl länger als bis 2030 laufen oder in einer Art Sicherheitsreserve verbleiben.
Mehrere Dinge sind hier wichtig: Strom aus Wasserstoff wird teuer. Da es sich um einen Kapazitätsmarkt handelt, werden die Kosten weiter steigen. Allein die theoretische Zurverfügungstellung von Kapazität werden sich die Betreiber bezahlen lassen. Das ist auch nachvollziehbar. Die Mitarbeiter dieser Kraftwerke sind schließlich keine Call-Girls, die nur zu Stoßzeiten gebraucht und bezahlt werden.
Die möglichen Betreiber wissen das und sie haben Zeit. Noch hat Deutschland Kohlekraftwerke und mit jedem Tag steigt die Not der Regierung, solche Kraftwerke bauen zu müssen.
Aus diesem Grund geht Heymann davon aus, dass auch nach 2030 Kohlekraftwerke in Deutschland laufen werden.
Hätten die Redaktionen von Miosga und Lanz den Artikel nur einfach gelesen oder die Kritik an der schlechten Studie von Fraunhofer.
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