Das AMOC Hick-Hack 

Von Frank Bosse

Wir hatten Sie, liebe Leser, sehr zeitnah auf dem Laufenden gehalten über die Vermutungen zur AMOC.
Kürzlich informierten wir auch über eine neue Studie, die eine stabile Atlantische Umwälzzirkulation seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts fand.  
Sie steht nicht allein in jüngster Vergangenheit. 

Ein großer Verfechter des „The Day after Tomorrow“ Szenarios einer kollabierenden Strömung ist dagegen Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK. 
Noch im Juni 2024 merkte er auf X (vormals Twitter) an, dass die AMOC-Abschwächungssaga  „noch heißer ist als sie je war“.  

Es selbst hatte eine ganze Reihe von Arbeiten verantwortet als Autor oder Ko-Autor, die das Szenario auch mit herbeischrieben und er hat einen „offenen Brief“ im Herbst 2024 angestoßen, der sich dramatisch an die Politik wendete. Wir hatten auch darüber berichtet

Natürlich konnten so die neuen Erkenntnisse nicht spurlos an ihm vorübergehen.  
Unter der Überschrift „Die AMOC wird langsamer, ist stabil, ja , nein, nein, ja…“ kommentierte er sie auf dem Blog „Real Climate“, der wird von Wissenschaftlern, auch ihm neben Gavin Schmidt von der NASA und anderen betrieben.  

Was er dort zu sagen hat ist schnell erzählt: Er verteidigt die von ihm verantworteten Ansätze und listet auf, was gegen die Ergebnisse der neueren Studien spricht. Das war erwartbar. So hebt er hervor, dass die neuen Klimamodelle (CMIP 6) praktisch zwar kaum einen Zusammenhang zwischen „seinem Fingerprint“, den Meeresoberflächentemperaturen des „Warming Hole“ im Nordatlantik (siehe den Beitrag hier vom 17.1.25) und der eigentlichen Strömung aufweisen, wohl aber die ca. 4 Jahre älteren namens CMIP5. Er stellt auch die Frage, ob die neuen in dieser Beziehung wirklich verlässlicher sind als die älteren. Der Aufwand für die ersteren war jedoch beträchtlich.  

Er resümiert:  

„Ich glaube nicht, dass die neueren Methoden verlässlicher sind als die alten (seine, d.A.). … Da wir jedoch keine ausreichend weit zurückreichenden Messungen haben, bleibt diesbezüglich eine gewisse Unsicherheit bestehen…“ 

Und da sind wir bei des Pudels Kern! Er „glaubt nicht“ in allen Ehren, nur wäre Wissen in der Wissenschaft wohl adäquater! Und ja, es ist da alles unsicher und „nichts Genaues weiß man nicht“.  

Das führt auch der bekannte Ozeanologe Carl Wunsch aus in einer Schrift vom August 2022: 

„In den kommenden Jahrzehnten wird eine kontinuierliche Überwachung des gesamten gekoppelten Ozean-Atmosphäre Systems notwendig sein, um die wahren Risiken eines AMOC- Zusammenbruches beurteilen zu können, doch bis heute gibt es keine Beweise einer unmittelbaren oder überwiegenden Gefahr.“  

Es gibt viele Vermutungen, es gibt ein Hin- und her in der Wissenschaft und bei Licht besehen viel „Glauben“ oder „Nicht Glauben“, also den untrüglichen Hinweis auf fehlendes Wissen.  

Wenn Ihnen, lieber Leser, also mal wieder ein studierter Psychologe in einem Nachrichtenmagazin erklärt, es gäbe „eine unmittelbare Gefahr in wenigen Jahrzehnten, wenn es schlecht läuft“ (vergleiche hier)  oder hier: „Europas Heizung wird schwächer“: Seien Sie vorsichtig, man gibt da eine „Sicherheit“ vor, die es schlicht nicht gibt. Es geht wie gesagtnicht selten um Vermutungen und Glauben oder Nicht-Glauben.

Auch Prof. Rahmstorf war eilig dabei: „Das Golfstromsystem macht schlapp.“   
Nicht „Das Golfstromsystem“ könnte “irgendwie, irgendwo, irgendwann” (Sorry Nena für das Zitieren des Songtitels!) schlapp machen, der nördliche Ausläufer, die AMOC ist vielleicht stabil oder nein, oder ja (so seine eigene Blogüberschrift). 

Bild: generiert mit dem KNMI Climate Explorer. 

Bis heute erfreut sich die AMOC bester Gesundheit, das zeigen die Messungen ab 2004, das sind die eigentlichen “Hard Facts”.  

Man sollte endlich aufhören, die Menschen atlantisch zu ängstigen, das funktioniert nicht mit aufgeklärten Bürgern, wie Sie es sind, liebe Leser.   

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