Schlusslicht

Ein Kommentar in der FAZ (Bezahlartikel) kritisiert die deutsche Energiewende sehr drastisch.

Die Fehlkonstruktion der Energiewende ist offenkundig: Betreiber von Wind- und Solarparks erhalten Geld für den von ihnen produzierten Strom. Aber sie sind keine Stromversorger. Dann müssten sie nämlich auch den Ersatzstrom herbeischaffen und bezahlen, der während der Dunkelflaute derzeit aus dem Ausland und der Verstromung von Kohle kommt. Niemand würde in Sonne und Wind investieren, wenn er in der Verantwortung stünde, auch die Kosten für seine Nicht-Lieferung von Strom zu übernehmen. Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit grüner Stromerzeugung muss diesen Aspekt endlich berücksichtigen.

Der Dezember 2024 ist so etwas wie das Stalingrad der deutschen Energiewende. Hoher Stromverbrauch mit wenig Ausbeute bei Wind und Sonne. In Sachen CO2-Minderung tritt Deutschland in den Dezembermonaten seit Jahren auf der Stelle. Betrachten wir die Entwicklung der letzten 12 Jahre, dann kann ein Abwärtsbewegung bis 2019 für den Monat festgestellt werden nach Zahlen von Agora Energiewende. Danach stiegen die Zahlen bis 2022 jedoch wieder an im Dezember. Sie liegen auch 2024 ca. 10% über 2019.

(Quelle: Agora-Energiewende)

Das steht im krassen Widerspruch zu den Erfolgsmeldungen in Sachen Erneuerbare Energien. Mitunter treiben diese Meldungen bizarre Blüten, wie ein Posting der Lobbyistin Simone Peter belegt.

Weite Teile Deutschlands lagen unter Hochnebel. Der Wind ist fast eingeschlafen. Der Anteil von Sonnenstrom daher auch überschaubar, was letztlich auch an den kurzen Tagen und der tiefstehenden Sonne liegt. Die CO2-Emissionen zum Zeitpunkt des Postings lagen bei 500 g/kWh, weil Kohle und Gas den Großteil der Leistung der Erneuerbaren Energien übernehmen mussten. 
Simone Peter macht genau das, was ihr Arbeitgeber von ihr erwartet. Einer hochsubventionierten Branche die Finanzierung in Zukunft sichern, ganz gleich, welche Auswirkungen das hat. Und da kann schon mal den Blick auf das Ganze verlieren.

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Wir haben hier schon einige Male auf die Energiegespräche von Professor Heindl verwiesen. Es gibt sie auch als Podcast bei Apple Podcasts oder Spotify zu hören. Heindl lädt ein breites Spektrum an Interviewpartner ein. Das ist positiv. Im Frühjahr 2024 war Fritz Vahrenholt zu Gast und Heindl stimmt ihm in vielen Punkten zu. Beim Gast Franz Alt traut er sich aber offenbar nicht kritisch nachzufragen.

Alt darf in seinen Ausführungen jede Menge schräge Dinge behaupten. Er ist noch von der Denkschule „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“. Dem widerspricht Heindl nicht. Auch als Alt das Thema Speicher für gelöst erklärt, kommt nichts an Nachfragen. 
Richtig wild wird es aber als Alt eine Rechnung aufmacht, dass ein Endlager für Atommüll für 1 Million Jahre bewacht werden müsste und diese Kosten alles sprengen würden. Wüsste Alt zu mindestens rudimentär Bescheid, würde er so etwas nicht in einem Interview behaupten. Der Zeitraum, in dem dieser Müll gefährlich strahlt ist deutlich kürzer und auch finanziell überschaubar. Die Finnen machen es gerade vor. Sie können rechnen. Und wie werden eigentlich Ewigkeitslasten wie die Giftmüll-Deponie Herfa in Alts Welt betrachtet?
Die Stoffe dort sind auch dann noch giftig, wenn der Atommüll längst nicht mehr strahlt. Es sind also Up- und Downs in den Interviews. Kritische Nachfrage bei Franz Alt wären in der Tat ein Gewinn gewesen.

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Auch am Jahresende beschert uns die Tagesschau Kipp-Punkte. Inlandeis am Nordpol ist allerdings auch etwas verwegen. 

Denn weniger Meer- und Inlandeis an den Polen kann auch zu einem beschleunigten Klimawandel führen. Das liegt zum Beispiel daran, dass die weißen Oberflächen normalerweise wie ein Spiegel Sonnenstrahlen und damit Wärme ins Weltall zurückstrahlen. Stefanie Arndt bezeichnet deshalb die Polarregionen als “Kühlschrank der Erde” und sagt: „Genau dieser Kühlschrank fängt nun an abzutauen, und das sorgt dafür, dass immer mehr Energie auf der Erde bleibt.“ Das wirkt sich schon heute auf das Klima aus. Denn schon in diesem Jahr wird die im Pariser Klimaabkommen verankerte 1,5 Grad-Grenze laut der  Weltorganisation für Meteorologie und dem Wetterdienst Copernicus zwar nicht langfristig, aber kurzzeitig das erste Mal gerissen. „Und dazu tragen eben im Wesentlichen genau diese Veränderungen in den Polarregionen bei, sagt Arndt.   

Am Ende des Artikels dann aber etwas Entwarnung.

Wunderling glaubt immerhin, dass es der Weltgemeinschaft zumindest bei den Kippelementen noch möglich ist, die schlimmsten Szenarien zu verhindern. Immerhin gäbe es internationale Klimaabkommen, die den Temperaturanstieg zumindest auf maximal zwei Grad begrenzen könnten. „Ganz so dunkel – wie das manchmal gezeichnete ganz dunkle Bild – würde ich das nicht sehen. Ich bin also durchaus optimistisch. Aber wir müssen etwas tun“, so Wunderling.

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