Solaranlagen auf Dächern sind in den letzten Jahren gefeiert worden. Offenbar wurden die Auswirkungen der Stromproduktion auf den Dächern nicht komplett durchdacht. Die Süddeutsche Zeitung widmet dem Thema einen Artikel.
Was aus Klimaschutz-Sicht sehr zu begrüßen ist, macht viele Energieexperten, darunter der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller, allerdings nervös. Denn mit dem weiteren Ausbau der Photovoltaik könnte es schon bald dazu kommen, dass in manch sonnigen Stunden mehr Solarenergie ins Stromnetz fließt als benötigt wird. Verschärft wird das Problem von Kohle-, Gas-, Biomasse- und Wasserkraftwerken, deren Einspeisung sich aus technischen oder vertraglichen Gründen nicht auf null zurückfahren lässt. Für eine sichere Versorgung müssen Stromangebot und -nachfrage aber stets im Gleichgewicht sein.
Niemand hat sich offenbar Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen ein ungebremster Ausbau auf den Dächern hat.
Der Strom aus dieser Produktion ist nicht regelbar. Das dysfunktionale deutsche System belohnt das auch noch.
Sorgen bereiten Hirth und anderen Fachleuten dabei nicht die Großanlagen, sondern die Solarsysteme mit weniger als 100 Kilowatt Leistung, wie sie etwa auf Wohnhäusern, Scheunen oder kleineren Gewerbebauten montiert sind. Sie machen ungefähr zwei Drittel der gesamten installierten Photovoltaik-Leistung aus. Deren Betreiber bekommen für den eingespeisten Strom eine fixe Vergütung, unabhängig davon, ob die Energie gerade benötigt wird oder nicht, erläutert Hirth. „Damit haben sie einen Anreiz, Strom auch dann ins Netz zu speisen, wenn es dafür gar keinen Bedarf gibt.“
Das Problem dürfte in Zukunft noch größer werden, denn er Ausbau von Solar soll weitergehen. Die Hoffnung sind Batterien, die zumindest im Sommer Strom speichern sollen für die Nacht oder die Produktion von Wasserstoff, nur wird die nicht als Halbjahresprojekt in den hellen Stunden wirtschaftlich sein. Deutschland ist beim Ausbau solcher Infrastruktur weit von seinen Zielen entfernt.
Der mdr hat ein interessantes Interview dazu mit Martin Wietschel vom Fraunhofer Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme in Karlsruhe.
Gibt es überhaupt Projekte, die schon grünen Wasserstoff produzieren?
Wir haben in Deutschland rund 100 Wasserstoff-Projekte am Laufen. Es gibt jetzt eine installierte Elektrolyseleistung von etwa 0,15 Gigawatt. Die nationale Wasserstoffstrategie sieht bis 2030 zehn Gigawatt vor. Das heißt, das Ziel und der aktuelle Stand liegen tatsächlich noch sehr weit auseinander. Viele Projekte sind angekündigt. Aber wenn wir bis 2030 die Hälfte unseres Ziels schaffen, wäre das aus meiner Sicht schon ein großer Erfolg.
Warum geht es nur so langsam voran?
Es gibt viel Unsicherheit im Markt. Die Investoren in Elektrolyseure wollen eine gewisse Sicherheit haben, dass ihr grüner Wasserstoff auch abgenommen wird, denn es ist relativ kapitalintensiv, die Anlagen zu bauen. Auf der anderen Seite gibt es zwar potenzielle Abnehmer. Aber die kennen weder den künftigen Preis für Wasserstoff – noch wissen sie, ob sie zuverlässig versorgt werden können. Die Infrastruktur muss noch aufgebaut werden: in der Regel Pipelines, um Wasserstoff zu transportieren. Diese Unsicherheiten führen dazu, dass die Leute auf beiden Seiten zurückhaltend sind.
Wird sich Deutschland jemals selbst mit grünem Wasserstoff versorgen können?
Deutschland wird nie energieautark werden. Heute importieren wir mehr als 80 Prozent unserer Energie. Wenn wir unsere Erneuerbaren sehr stark ausbauen, wenn wir viel energieeffizienter werden, können wir vielleicht erreichen, dass wir nur noch die Hälfte unserer Energie importieren müssen. Aber dass sich Deutschland mit seiner Industrie komplett selbst mit Energie versorgt, ist nach heutigem Kenntnisstand nicht machbar.
Was bleibt also als Lösung? Die regelbaren Anlagen werden abgeschaltet werden müssen, wenn es eine Gefahr für die Netzstabilität gibt. Verrückt. Was macht Deutschland nur mit dem Strom ab 2030 bzw. 2045? Die Ausbauziele laut NDR:
Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen auf 145 Gigawatt mehr als verdoppeln.
Bis 2045 soll die Windkraft dann 230 Gigawatt erreichen.
Bei der Solarenergie sollen es 2030 sogar schon 215 Gigawatt sein.
Bis 2045 soll die Leistung der Solaranlagen insgesamt 400 Gigawatt betragen.
Die Energiewende wird zudem etwas für die Ewigkeit. Die Anlagen haben eine begrenzte Lebensdauer und wir sind schon mittendrin in der Phase, wo Anlagen rückgebaut werden. Das ist immer noch mit einem nahezu ungelösten Müllproblem verbunden aber auch mit einem Kapazitätsproblem. Allein das Ausgleichen der wegfallenden Anlagen ist ein Kraftakt, auch wenn neuere Anlagen leistungsfähiger sind, sowohl vom Material als auch von der Manpower her sind es gewaltige Aufgaben. Auch hier der Eindruck, dass die Planung solche Fakten einfach vergessen oder verdrängt hat.
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Keiner der Betreiber von Kernkraftwerken wollte seine Anlagen weiterbetreiben. Oft gehörte Behauptung im Zuge des endgültigen Ausstiegs aus der Kernenergie. Leider ist das wohl falsch, wie Cicero (Bezahlartikel) berichtet. ENBW hätte weitergemacht.
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Das Unternehmen 1komma5 Grad erhält eine Finanzspritze kurz vor dem Börsengang. Es ist im Bereich Heizung und Solar unterwegs. Handelsblatt:
Das Energie-Start-up 1Komma5 Grad strebt an die Börse. „2026 wäre eine Möglichkeit, die wir prüfen“, sagte Firmenchef Philipp Schröder dem Handelsblatt. Um bis dahin weiter in Zukäufe und den Ausbau des Softwaregeschäfts investieren zu können, sammelte die Hamburger Firma nun 150 Millionen Euro bei Investoren ein. Es soll die letzte Finanzierungsrunde vor dem Börsengang sein.
Dieser war ursprünglich für kommendes Jahr anvisiert worden. Die schwierige Marktlage und Zurückhaltung der Investoren machten der Firma aber einen Strich durch die Rechnung. Im laufenden Jahr war kein einziges der deutschen Einhörner, also der mit mehr als einer Milliarde Dollar bewerteten jungen Firmen, an die Börse gegangen. Auch für 2025 gibt es bisher keinen Anwärter, der seine Ambitionen öffentlich gemacht hat.
Wer jemals ein Angebot von diesem Unternehmen oder aber auch Enpal oder Thermondo für eine Wärmepumpe bekommen hat, der kann gut ablesen, wieviel Geld diese Unternehmen ins Marketing stecken, wenn man es mit einem lokalen Anbieter vergleicht. Dieses Geld spart sich der Heizungsbauer vor Ort und letztlich kann sein Angebot dadurch ausgesprochen attraktiv werden.
Es wird also auch nur mit Wasser gekocht bei den Großen.