Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günter hat viel vor mit dem Land. Es soll so schnell wie möglich dekarbonisiert werden. Eigentlich kostet das Geld, dass das Land nicht hat. Ob die Bürger des Landes 12,9 Mrd. Euro haben, um die Wohngebäude auf Wärmepumpe umzurüsten, ist zudem fraglich. Bei dieser Rechnung wurden 15.000 Euro pro Gebäude angenommen, das wäre allerdings die Summe nach Förderung durch den Bund. Ob die wirklich weitergeht steht in den Sternen.
msn.com:
Ob das am Ende alles klappt, ob in diesen Zeiträumen zum Beispiel tatsächlich so viele Wärmepumpen in den Bestand von derzeit rund 860.000 schleswig-holsteinischen Wohngebäuden eingebaut werden, wie es nötig wäre, steht naturgemäß in den Sternen. Dazu bräuchte es die nötigen Förderprogramme vor allem des Bundes, viel guten Willen aller Beteiligten und die zum Einbau nötigen Fachkräfte. Das gilt auch für den Verkehrsbereich, wo das Land erhebliche Summen in den flächendeckenden Ausbau der Ladestromnetze für E-Autos investieren müsste. Für die Landwirtschaft, die unter anderem mit der Wiedervernässung von Mooren zum Ziel beitragen soll. Und viel Windkraft natürlich. Es steckt viel Hoffnung in Schleswig-Holsteins Klimaschutzprogramm
Das Thema Northvolt schwebt wie ein Damokles-Schwert über dem Land. Es herrscht das Prinzip Hoffnung beim Land. Vielleicht passiert bei Northvolt ja noch ein Wunder und das Geld ist nicht weg?
Fest steht allerdings, dass zumindest ein Teil der finanziellen Zusagen, die Bund und Land dem Unternehmen gemacht haben, zunächst einmal fällig gestellt werden. 600 Millionen Euro, für die Bund und Land je zur Hälfte gebürgt haben, sind vorläufig perdu. Wobei Günther zumindest noch ein bisschen Hoffnung hat, dass noch nicht das ganze Geld abgeschrieben werden muss. Die Wandelanleihe, hinter der sich jene 600 Millionen Euro verbergen, sei „zweckgebunden für den Aufbau dieser Batteriezellproduktion bei uns in Heide“. Dennoch rechne er kurzfristig mit einer „Zahlungsanforderung des Bundes“.
+++
Immer wieder Wasserstoff. Eine Studie hat sich die Pläne zur Wasserstoff-Produktion in Deutschland angesehen.
Wissenschaft.de
Ein Team um Benedikt Walker von der Universität Bonn hat nun den Status quo der deutschen Wasserstoffwirtschaft genauer unter die Lupe genommen. Die Forschenden ermittelten, wo bereits Anlagen zur Wasserstoffherstellung durch Elektrolyse stehen und wo weitere geplant sind. Zudem prüften sie, welche Firmen den Wasserstoff benötigen und kaufen und welche Forschungsinstitute an kostengünstigeren Wasserstofftechnologien arbeiten. Die Daten fassten Walker und seine Kollegen in Deutschlandkarten zusammen, die online abrufbar und teils interaktiv sind.Die Karten zeigen, dass „grüner“ Wasserstoff in naher Zukunft vor allem in Norddeutschland produziert wird. Dort sind die meisten großen Elektrolyseanlagen geplant, weil dort auch große Wind- und Solaranlagen stehen. Da im Norden zudem weniger Energie benötigt wird als im Süden und da der im Norden produzierte Strom aufgrund von Netzengpässen nicht nach Süddeutschland transportiert werden kann, ist im Norden ein Überschuss an Wind- und Solarenergie vorhanden, der für die klimaneutrale Produktion von Wasserstoff genutzt werden kann. Kleinere Anlagen zur Produktion von Wasserstoff, sogenannte Elektrolyseure, sind zwar in ganz Deutschland geplant. Ob diese auf längere Sicht im Wettbewerb bestehen können, ist nach Einschätzung der Forschenden allerdings fraglich.
Die Studie kommt zu ernüchternden Schlüssen beim Grünem Wasserstoff. Die Technik gibt es noch nicht her, Grünen Wasserstoff wirtschaftlich zu produzieren. Es werden noch mindestens 10 Jahre vergehen, ehe das möglich ist. Indirekt warnen die Forscher vor teurem Strom aus Wasserstoff. Das aber ist eine der großen Hoffnungen.
Für günstigeren grünen Wasserstoff reichen die bisherigen Technologien und Innovationen nicht aus. „Bis aus erneuerbaren Energien gewonnener ‚grüner‘ Wasserstoff eine wirtschaftliche Alternative darstellt, wird noch mindestens ein Jahrzehnt vergehen“, prognostiziert Walker. Die Politik werde daher ihre gesteckten Ziele nicht erreichen. Um ihre klimapolitischen Ambitionen doch noch im Zeitplan zu erreichen und damit die Stromkosten durch grünen Wasserstoff nicht auf die Lebenshaltungskosten der Bürger übertragen werden, sei mehr Geld seitens der Regierung und mehr Forschung nötig.
Dazu passt ein Artikel bei n-tv über die Kosten der Umstellung auf Wasserstoff für die deutsche Industrie.
Die Institute legten demnach den sogenannten Wasserstoff-Potenzialatlas vor.
Danach muss Deutschland „innerhalb der EU und weltweit mit den höchsten Wasserstoffpreisen rechnen“. In einem Modell prognostizierten die Forschenden für 2050 Großhandelspreise von 132 Euro pro Megawattstunde grünen Wasserstoff in Deutschland und 139 Euro in den Niederlanden. In Großbritannien dürften es hingegen 70 Euro und in Spanien 74 Euro sein. Zum Vergleich: Erdgas kostet im Großhandel in diesem Jahr etwa 34 Euro pro Megawattstunde, wie es weiter hieß.
+++
Nein, die Klima-Aktivistin Sara Schurmann will niemanden ein schlechtes Gewissen einreden, der in den Ski-Urlaub fährt – und macht genau das in einem Meinungsartikel bei T-Online. Es folgt eine ganz Latte an Katastrophen, die zwar mit dem Skifahren nichts direkt zu tun haben, für ein schlechtes Gewissen reicht das aber.
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus meldete vor Kurzem, dass 2024 sehr sicher das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn sein wird, in dem die Erde durchschnittlich 1,5 Grad wärmer ist als vor der Industrialisierung. Schon die aktuelle Erderhitzung hat dramatische Auswirkungen. 2024 gab es unter anderem vier Hochwasser in Deutschland, verheerende Hurrikans in den USA und eine tödliche Überschwemmungskatastrophe in Spanien. Die Folgen betreffen alle Bereiche unseres Lebens. Lebensmittelpreise, Haustiere und Eigenheime, Sportevents wie die EM in Deutschland und Olympia in Paris oder die mentale Gesundheit. Und dennoch sinken die Emissionen nicht, für dieses Jahr wird ein neuer Höchstwert erwartet.
+++
Aus der Rubrik „feministische Klimawissenschaften“ hier ein Beitrag von Carla Pascoe Leahy von der University of Tasmania auf The Conversation:
Women are 14 times more likely to die in a climate disaster than men. It’s just one way climate change is gendered
When we think of climate and environmental issues such as climate-linked disasters or biodiversity loss, we don’t tend to think about gender. At first glance, it may seem irrelevant.
But a growing body of evidence demonstrates women and gender-diverse people are disproportionately vulnerable to the changing climate and the consequences it brings.
Women are 14 times more likely to die in a climate change-related disaster than men. Women represent 80% of people displaced by extreme weather.
Although extreme weather events such as fires and floods might appear to affect everyone equally, the evidence shows crises exploit existing social faultlines. This means people who are already socially marginalised suffer exacerbated impacts.
What does this look like?
Women are acutely impacted by environmental crises because they experience pre-existing social and economic disadvantage. Another reason is they tend to take responsibility for caring for other vulnerable groups, such as children or older people.
In a meta-analysis of 130 studies, 68% found women were more impacted by climate-linked health issues than men. Maternal and perinatal health is particularly effected by climate change hazards such as extreme heat. So too is the health of older women.
Most disturbingly, studies across Australia and around the world have revealed gender-based violence consistently increases during and after disasters. Both the most recent National Plan to End Violence against Women and Children and the associated Aboriginal and Torres Strait Islander Action Plan briefly recognise this. Even still, policymakers and service providers are yet to comprehensively grapple with what this means for women in an era of multiple and compounding disasters.
The impact of climate change on housing and living is also experienced in gendered ways. The Climate Council estimates that by 2030, 520,940 Australian properties, or one in every 25, will be “high-risk” and uninsurable. Rising costs of living, homelessness and under-insured housing are all affecting Australian women, who are particularly vulnerable to losing food security and shelter.
Over 2016–21, men’s homelessness increased by 1.6% while women’s increased by just over 10%. The Australian housing crisis is being exacerbated by the climate crisis, and these impacts are distinctly gendered.
Leadership drives results
Research demonstrates women and gender-diverse people bring crucial perspectives and leadership to tackling these problems. They’re not just helpless victims.
Evidence from across a range of sectors demonstrates gender-diverse leadership results in more effective and equitable approaches. Larger numbers of women in politics and policy-making results in stronger climate action policies, more ambitious climate targets and more pro-environmental legislation. Despite this, at the COP28 climate talks in 2023, only 15 out of 140 speakers were women. Only 38% of party delegation members were women.
Falls Sie weiterlesen möchten, hier klicken.