Mausetot

Ein alter Kirchenwitz ging etwa so: 
 
Der Pastor schildert seiner Gemeinde in dramatischen Worten den Tag des Jüngsten Gerichts. Die Gemeinde schlottert und jammert, das bemerkt auch der Pastor. Er versucht seine Schäfchen zu beruhigen: „Nun ja, vielleicht wird es ja auch gar nicht so schlimm“. 
 
Die Nachricht der Tagesschau zum 1,5 Grad-Ziel liest sich fast so.

Außerdem müsse man auch auf das schauen, was bereits geschafft wurde, sagt der Kommunikationstrainer und Physiker: „Vor zehn, 15 Jahren waren wir auf einem Kurs in eine fünf Grad heißere Welt. Auf diesem Kurs sind wir nicht mehr.“ 

Physikalisch ist es noch möglich, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Das Fachjournal Nature Climate Change hat errechnet: Falls die Menschheit in den nächsten Jahren nicht mehr als 247 Milliarden Tonnen CO2 ausstößt, bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, dass die Erderwärmung nicht über 1,5 Grad steigt. Die Menschheit stößt im Mittel 40 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr aus.  
Das wäre also in sechs Jahren erreicht. 

Dazu passt thematisch ein Podcast des SWR. Mit den bekannten Anklagen.

Trotzdem: Im alltäglichen Handeln scheint das Thema für viele Menschen keine große Rolle mehr zu spielen. Wir bauen immer noch Gasheizungen ein, obwohl das nicht nur dem Klima, sondern auch dem Geldbeutel teuer zu stehen kommt, wir lassen uns von Billigfliegern in den Urlaub bringen, zwei Drittel von uns fahren mit dem Auto zur Arbeit. Wir alle wissen, dass das nicht im Sinne des Klimaschutzes ist und tun es trotzdem. Warum?  
 
Vielleicht, weil wir uns nur begrenzt Sorgen machen können und es gerade im Alltag so viele sind. Weil es nun mal eine Wirtschaftskrise, eine Regierungskrise, Donald Trump, Kriege im Gazastreifen und der Ukraine gibt. Das ist menschlich sehr verständlich, aber es hilft nichts. Die Erde braucht uns nicht, aber wenn wir als Menschheit weiter überleben wollen, dann brauchen wir sie. Wir haben viele wichtige Alltagssorgen, aber wir haben kein größeres Problem als den Klimawandel. Da ist es schlicht gesagt Wahnsinn, wenn Ex-Finanzminister Lindner fordert, den Klimaschutz zugunsten des wirtschaftlichen Aufschwungs zu kappen. Wer so etwas ernsthaft sagt, hat entweder nichts verstanden oder ist gnadenlos populistisch. Gerade läuft die Weltklimakonferenz in Baku, weder Olaf Scholz noch Joe Biden planen, sich dort blicken zu lassen. Ein fatales Signal, das zu sagen scheint: So wichtig ist das Thema gerade nicht. Doch, das ist es. Und eigentlich wissen wir das auch. Wir müssen uns jetzt nur schnell wieder daran erinnern. 

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Der Chef der internationalen Energiebehörde Grossi rät Deutschland zur Kernkraft zurückzukehren. 
 
Prosieben:

So wäre eine Rückkehr Deutschlands zur Kernkraft nach den Worten des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, nur „logisch und rational“. Die Bundesrepublik sei weltweit das einzige Land, das vollständig aus der Atomenergie ausgestiegen sei, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur auf der UN-Klimakonferenz in Baku. 

Er sei „nicht überrascht“, dass nun deutsche Parteien eine Rückkehr zur Atomenergie fordern. „Sie fragen sich vielleicht: Warum betrachtet der Rest der Welt die Sache anders?“ Grossi verwies darauf, dass Atomkraftwerke quasi keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Für den Planeten wäre es daher „eine sehr schlechte Idee“, die Atomenergie abzuschaffen. 

„Deshalb wollen Länder, die Atomenergie haben, mehr Atomenergie. Und viele Länder, die keine Atomenergie haben, wollen Atomenergie. Es gibt nur ein Land, Deutschland, das sich vollständig zurückgezogen hat – es ist das einzige“, so Grossi. 

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Einer der Verhandler für Deutschland bei der COP in Baku ist Jochen Flasbarth. 
Ihm mangelt es nicht an Großspurigkeit aber schon an Realitätssinn. 
Wenn die Erneuerbaren so billig sind, warum hat Deutschland dann derartig hohe Strompreise? Eine komplette Verdrehung von Ursache und Wirkung.  
Wem retten die verhassten fossilen Brennstoffe gerade denn Allerwertesten? 
 
SZ:

Jochen Flasbarth zum Beispiel wirkt trotz der innen- und außenpolitischen Wetterlage erstaunlich selbstbewusst. Der 62-jährige Veteran auf Klimakonferenzen glaubt fest daran, dass auch eine neue Bundesregierung die internationalen Finanzzusagen einer Kanzlerin Merkel (CDU) und eines Kanzlers Scholz (SPD) einhalten werde. Im vergangenen Jahr waren das etwa sechs Milliarden Euro. Und angesichts der inzwischen sehr billigen erneuerbaren Energien sei „die fossile Welt mausetot“, sie habe ökonomisch nur noch eine kurze Lebenszeit vor sich.

Was mag aus Menschen wie Flasbarth werden, wenn die SPD in einer neuen zukünftigen Regierung nicht mehr zum Zuge kommt?

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Ein weiterer Wasserstoff-Traum ist geplatzt. Wobei Minister Habeck würde sagen, die sind nicht pleite, die haben nur kein Geld mehr. 
 
T-Online über HH2E:

Die Hamburger Firma HH2E AG hat Insolvenz angemeldet. Dabei war sie einst der Hoffnungsträger im Bereich Wasserstoff. 2020 war sie gestartet, zeitgleich mit der nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. Medien nannten sie sogar „Habecks Frontrunner“ oder „Habecks Flaggschiff“. 

Doch jetzt steht fest: Der Energie-Pionier hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt – ein Verfahren, das die Geschäftsführung an Bord hält und noch Chancen auf einen Neustart bieten soll. 

Bis 2030 wollte HH2E Hightech-Geräte, sogenannte Elektrolyseure, mit insgesamt 4.000 Megawatt Leistung bauen. Das wären laut „Taz“ 40 Prozent der von der Bundesregierung angepeilten Wasserstoffkapazitäten. 

Ein erstes Werk im vorpommerschen Lubmin, eine 1.000-Megawatt-Anlage für 45 Millionen Euro, sollte bis 2025 in einer ersten Stufe ans Netz gehen. Auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Greifswald sollte überschüssiger Strom zu Wasserstoff werden. Diese Vision droht nun zu scheitern. Denn der Mehrheitseigner, die britische Foresight Group, verweigert dafür laut „Merkur“ und „Taz“ die Finanzierung. 
 



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