Im August 2024 veröffentlichte Prof. Dr. Markus Löffler vom Westfälischen Energieinstitut einen interessanten Aufsatz zum Thema “Scheitert die Energiewende?”. Er kommt zu dem Schluss, dass erhebliche Kapazitäten an gesicherter Leistung fehlen werden in Zukunft.
Eine größere Herausforderung stellt die Sicherstellung der Stromversorgung bei Dunkelflauten dar, also beim gleichzeitigen Auftreten von Dunkelheit und Windflaute. Laut Studiendaten könnten innerhalb eines sechsjährigen Zeitraums zahlreiche Dunkelflauten mit Dauern zwischen einer und 265 Stunden (ca. elf Tage) auftreten. Dabei wären durch den Wegfall von Wind- und Solarkraft häufig Leistungsdefizite von über 150 Gigawatt (GW) zu verzeichnen. Kurzfristig geringe Defizite bis zu sechs Stunden ließen sich durch vorhandene Batterie- und Pumpspeicherkraftwerke gut ausgleichen. Mittelfristige Defizite bis zu 18 Stunden wären gemäß der Studienergebnisse unter günstigen Bedingungen auch noch zu kompensieren. „Um länger anhaltende Defizitphasen von bis zu elf Tagen abzufangen, benötigten wir steuerbare Gas- oder Wasserstoff-Kraftwerke im Inland mit mindestens 150 GW abrufbarer Leistung. Bis zum Jahr 2035 sind derzeit nur 10 GW Wasserstoff-Kraftwerke geplant bei derzeit vorhandenen 35 GW Gas-Kraftwerken. Oder man müsste nötigenfalls auf Stromimporte zurückgreifen, da die vorhandenen Batteriespeicher und ähnliche Technologien nicht ausreichen würden“, so der Gelsenkirchener Energieexperte weiter. Man sei auf zusätzliche, zuverlässige Energiequellen angewiesen, die schnell einspringen könnten, wenn erneuerbare Energien nicht mehr ausreichten.
Mitte November trafen Teile seiner Prognose bereits ein oder wurden sogar noch übertroffen.
Steuerbare Kraftwerke würden im Schnitt mit knapp 500 Volllaststunden pro Jahr betrieben werden müssen, mit einer Vielzahl von kurzen bis mittellangen Einsatzzeiten. Das Problem: Aufgrund der seltenen Nutzung, wenn Energie durch erneuerbare Quellen nur unzureichend produziert wird, sind steuerbare Kraftwerke nicht wirtschaftlich. Die Gestehungskosten für eine Megawattstunde elektrischer Energie könnten bis zu 730 Euro betragen. Investitionen in solche Anlagen dürften kaum rentabel sein, da die Betriebszeiten zu gering sind und die Stromproduktion dadurch unverhältnismäßig teuer würde. Dies gälte insbesondere auch dann, wenn es sich um Kraftwerke mit Wasserstoffversorgung noch unbekannter Herkunft, Lieferzuverlässigkeit und Wasserstoff-Handelspreisen handeln sollte. Derartige Backup-Kraftwerke würden somit unabhängig von ihren Betriebsmitteln (Erdgas, Wasserstoff und ggfs. Kernkraft) so lange nicht gebaut werden, bis sich die Bedingungen für ihren Betrieb ändern. Laufzeiten vergleichbar mit den heutigen, über den Einsatz in Mangelsituationen hinaus, würden zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit führen. Ein Lösungsansatz wäre somit die Kombination steuerbarer Kraftwerke für einen Dauerbetrieb mit weiteren steuerbaren Kraftwerken zum Ausgleich von Last- und Versorgungsschwankungen.
Wie groß war die „Lücke“ zwischen dem, was an Last benötigt wurde und dem, was die Erneuerbaren Energien lieferten?
Datenbasis waren monatliche Daten von “Agora Energiewende” mit einer 24 Monate-Glättung (fett). Daten bis Oktober 2024.
Ein Blick auf die jeweiligen Monate 2013-2024, Daten ebenfalls von Agora Energiewende. Die Monate Mai-August ragen positiv mit kleiner Lücke heraus. Weniger Last, längere Tage könnten ein Grund sein, gekoppelt mit der höheren Sonneneinstrahlung im Sommer.
Im nächsten Schritt nun die Untersuchung, welchen Einfluss Solar auf die Lücke hat. Zu 88% bestimmt die Sonneneinstrahlung die Lücke.
Daten: “Agora Energiewende” und ERA5.
Die Idee, “der Wind wird es schon richten” ist mehr als zweifelhaft. Im Grunde bleibt die bisherige Energiewende eine verkümmerte Sommerwende, weil auch dann noch zu über 45% im Monatsmittel CO2-intensive Verbrennung einspringen muss. November bis Februar sind die besonders kritischen Monate und werden es auch bleiben bei “Business as usual”, weil man den Jahresgang der Sonneneinstrahlung halt nicht ändern kann. Alles in allem ist es eine unbrauchbare Energiegewinnung für ein hoch-entwickeltes Industrieland. Dier Aufsatz von Löffler dürfte zu einem der wichtigsten der letzten Zeit gehören, weil der die richtigen Problematiken adressiert. Vieles von dem, was Löffler schreibt, ist auch in diesem Blog schon etliche Male angesprochen worden. Heute nochmal unterfüttert mit einigen Daten.
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Gerade erst hat der zukünftige Präsident der USA, Donald Trump, erklärt, dass er das Pariser Klimaabkommen erneut aufkündigen wird, sobald er im Amt ist, da kommen die ersten Meldungen dazu, die allerdings eher klingen wie das Pfeifen im Walde. Ob Deutschland, das wegen seiner Energiepolitik gerade erhebliche Verwerfungen erlebt, ein leuchtendes Beispiel für die USA ist, darf bezweifelt werden. Stern.de
Die deutsche Klima-Beauftragte Jennifer Morgan setzt darauf, dass die USA auch unter ihrem künftigen Präsidenten Donald Trump weiter in einen klimafreundlichen Umbau ihrer Wirtschaft investieren. Auch die Vereinigten Staaten hätten ein „Interesse an nachhaltigem Wachstum“, in der klimafreundlichen Transformation mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien lägen „große Zukunftschancen“, sagte die aus den USA stammende Morgan am Montag zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Baku (COP29). Die Energiewende sei „nicht mehr aufzuhalten“, weil Länder in aller Welt damit auch handfeste Eigeninteressen verfolgten, hob die Klima-Staatssekretärin im Auswärtigen Amt hervor. „Länder gehen voran mit der Energiewende, weil sie Vorteile sehen“, etwa die Schaffung nachhaltiger Jobs.
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Viele Deutsche halten das Thema Klima für weniger wichtig.
MDR:
Aus einer Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) haben mehr als zwei Drittel der Deutschen schon mindestens einmal Extremwetter erlebt. 71 Prozent kennen nach eigenen Angaben extreme Wetterereignisse wie Hitze, schwere Stürme oder Überflutungen. Fast alle Befragten in Deutschland (92 Prozent) gaben demnach an, die Anpassung an den Klimawandel sei notwendig. Doch nur 40 Prozent meinten, das Thema habe für sie Priorität. Damit liegt Deutschland zehn Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt. Dennoch: 78 Prozent hoffen demnach auf positive Effekte für die Beschäftigung und die lokale Wirtschaft. 77 Prozent gehen davon aus, dass sich durch schnelle Investitionen künftige Kosten begrenzen lassen.
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Viel COP um nichts, so titelt der Podcast 11KM der Tagesschau. Aus dem Begleittext:
Die Welt wird heißer und die Diskussionen um die richtigen Gegenmaßnahmen und deren Finanzierung ebenfalls. Schauplatz dieser Debatten sind die alljährlichen Klimakonferenzen, aktuell sind wir bei 29. Und in diesem Jahr zu Gast in Baku, Aserbaidschan, einem Land, das zu den großen im Öl- und Gasgeschäft gehört. Über die Widersprüche im Klimakonferenzsystem und die große Frage, was das alles überhaupt bringt, sprechen wir mit Janina Schreiber aus der SWR-Umweltredaktion. Bei 11KM verrät sie, warum sie selbst in diesem Jahr dabei ist und warum keine Klimakonferenzen auch keine Lösung sind.
Demnach ist eine Verzehnfachung des Klimafonds geplant auf 1 Billion Euro. Also mehr als der deutsche Haushalt. Kein Wunder, dass deutsche Politiker eine Beteiligung Chinas und der Golfstaaten fordern. Stern.de
„Es kann nicht sein, dass wir alles allein auf die historische Verantwortung abstellen“, sagte Baerbock in Richtung China und Saudi-Arabien. Beide Nationen haben sich von Entwicklungsländern zu Klimasündern gewandelt. Trotzdem profitieren sie weiterhin von Hilfen, die eigentlich für besonders arme und betroffene Länder gedacht sind. Für Klimaschäden bezahlen wollen sie freilich nicht.