Manuel Frondel vom RWI beschreibt in einem Kommentar in der FAZ (Bezahlartikel) das Dilemma der Stromproduktion durch Solaranlagen in Deutschland. Mit weiterem Zubau wird sich dieses Dilemma noch vergrößern. Vor allem die ungeregelten Anlagen auf Privathäusern sind ein echtes Problem.
Was bedeuten negative Strompreise, und warum kam es zu diesen Rekorden? Eine wesentliche Ursache dafür ist der Solarboom 2.0: Im Jahr 2023 wurde mit einem Zubau an Photovoltaik (PV) von knapp 15 Gigawatt (GW) ein neuer Rekord erzielt — beinahe das Doppelte des Zubaurekords zu Zeiten des Solarbooms 1.0 Anfang der vergangenen Dekade. Bis Ende August wurden weitere 10,2 Gigawatt an Solarleistung zugebaut. Wegen dieses starken Ausbaus steigt an sonnigen Tagen immer häufiger das Angebot an Solarstrom so stark, dass die inländische Nachfrage nach Strom mehr als gedeckt ist. Wie bei anderen Gütern führt auch dieses Überangebot an Strom zu einem Preisverfall — zumindest an der Strombörse, an der der Solarstrom verkauft wird, nicht aber für die privaten Haushalte. Diese haben in den seltensten Fällen einen dynamischen Stromtarif, mit dem sie vom Preisverfall an der Börse profitieren könnten.
Frondel geht auch auf die Ursachen ein, es sind seiner Ansicht nach Fehlanreize. Ein grundlegender Fehler bei der Energiewende in Deutschland.
Die eigentliche Ursache für negative Strompreise sind jedoch finanzielle Fehlanreize, nicht der Ausbau der Erneuerbaren an sich: Auch bei einem Überangebot an Strom erhalten Wind- und Solarstromproduzenten für jede Kilowattstunde grünen Strom, die sie ins Netz einspeisen, eine finanzielle Vergütung, obwohl der Strom nicht gebraucht wird. Im Gegenteil: Der grüne Strom ist in dieser Situation sogar unerwünscht, da Angebot und Nachfrage an Strom zu jeder Sekunde im Einklang stehen müssen. Andernfalls kommt es zum Blackout.
Wie könnten Lösungen aussehen? Frondel sieht zwei Punkte. Streichung der EEG-Förderung von Dachanlangen und Ausbau von Speichern bei Solarparks. Speichern im privaten Bereich traut er keinen Beitrag zu.
Die EEG-Förderung sollte nicht zuletzt auch für neue Dachanlagen von privaten Haushalten entfallen, denn das Problem der Kannibalisierung, das heißt des unabsichtlich konzertierten Drückens des Strompreises auf null oder darunter bei Sonnenschein, wird in sehr großem Maße von diesen mitverursacht. Dachanlagen machen derzeit etwa zwei Drittel der Photovoltaikleistung von mehr als 90 Gigawatt aus. Selbst wenn Dachanlagen im Verbund mit Batteriespeichern betrieben werden, sind die Speicher in der Regel zu klein und vormittags schon gefüllt, ehe zur Mittagszeit der Strompreis null oder negativ wird.
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TV-Tipp, die ARD hat eine sehr sehenswerte Dokumentation über Bäche und Flüsse in Deutschland.
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Interview mit Katharina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats bei Montel. Stichwort Ernüchterung.
Frau Reiche, zuletzt gab es zahlreiche Negativmeldungen über Wasserstoffprojekte in Deutschland und Europa. Wo stehen wir mit dem Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aktuell?
Reiche: Die Ampel für Wasserstoff ist alles andere als grün. Zwar sorgen Meldungen wie zum Wasserstoffkernnetz, bei dem wir kurz vor der Genehmigung durch die Bundesnetzagentur stehen, für positive Schlagzeilen. Das ist auch wirklich eine gute Nachricht und ein wichtiger Schritt. Insgesamt jedoch stockt der Wasserstoffhochlauf.
Gleichwohl gibt es positive Entwicklungen. Weltweit sehen wir aktuell über 400 bestätigte Investitionen im Umfang von 75 Milliarden US-Dollar. Das sind 90% mehr als vor einem Jahr.
China ist bei der Produktion von grünem Wasserstoff derzeit führend mit Kapazitäten von 1,1 GW. Und die USA sind derzeit auf dem Weg, beim blauen Wasserstoff die Führung zu übernehmen: dort liegen finale Investitionsentscheidungen [Final Investment Decision, FID] mit einem Produktionspotenzial von insgesamt 4,6 Millionen Tonnen vor.
Leider zeigt uns dann der Blick auf Europa vor allem eines: Es wird viel angekündigt und wenig umgesetzt. Von den jährlich 20 Millionen Tonnen heimischer Produktion in der EU, die die EU 2030 erreichen will, sind momentan etwa 8 % unter FID. In Deutschland sieht es nicht anders aus: Von den 10 GW an Elektrolysekapazität, die die Bundesregierung als Ziel für 2030 definiert hat, sind bislang nur 0,3 GW in einer FID. Das ist ernüchternd.
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Eine neue Wortschöpfung: Klima-Tsunami. Ob das wirklich passt? Ein Tsunami ist ein Flutwelle nach einem Erdbeben. Noch gut in Erinnerung sind die Ereignisse aus dem Jahr 2004 als ein Erdbeben mit der Stärke 9,1 in Südostasien etwa 230.000 Menschen das Leben kostete. In der FR benutzt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net dieses Wort. Insgesamt wirkt der Artikel, als wenn Jung etwas spät zur Party gekommen ist. Vor allem suggeriert er, dass das Kippen unmittelbar bevorsteht, dabei ist die These umstritten und auch die Zeiträume sind alles andere als gesichert.
„Wir sehen schon jetzt, wie Kipppunkte das Wetter in Europa verändern – und es wird schlimmer!“ Besonders der Golfstrom spielt laut Experten eine zentrale Rolle. Wenn er kippt, könnte Europa extreme Kältewellen erleben. Jung meint dazu: „Wenn der Golfstrom kippt, erleben wir in Deutschland nicht nur heiße Sommer, sondern auch extreme Kältewellen.“
Welchen Wissensstand Jung hat, das wissen wir nicht. Ob er die Erklärung bei Sciencefiles kennt? Sollte sich das bewahrheiten, dann wäre es eine ziemliche Blamage.
Interessanter Weise wurden die Veränderungen des Magnetfelds der Erde bei allen Messungen des FC am Kabel, die vor 2000 vorgenommen wurden, eingerechnet, die Ergebnisse entsprechende adjustiert.
Aber nach 2000 aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr, so dass alle Messungen FALSCH sind. Korrigiert man den entsprechenden Fehler und stellt die korrigierte Berechnung der Wassermenge des FC für die Jahre seit 2000 der alten, unkorrigierten gegenüber, dann ergibt sich nicht nur eine Zeitreihe, die mit den Satellitendaten und den per Dropsonden gewonnenen Daten zur Wassermenge (und Fließgeschwindigkeit) des Florida Current übereinstimmt, die Abschwächung des AMOC (und des Golfstroms) verschwindet, denn sie war ein Messfehler, ein statistisches Artefakt, das zu geringer Sorgfalt oder Absicht geschuldet ist.
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Mehrere Hurrikane haben in Florida grosse Verwüstungen verursacht. Solche extremen Wirbelstürme würden zwar nicht häufiger, aber intensiver, wurde in der „Tagesschau“ des Schweizer Fernsehens gesagt. Alex Reichmuth ist dieser Behauptung im Nebelspalter nachgegangen (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/10/ob-hurrikane-heftiger-werden-ist-zweifelhaft).
Reichmuths Faktencheck
Ob Hurrikane heftiger werden, ist zweifelhaftDie Ausgangslage: In der «Tagesschau» von SRF wurde behauptet, Hurrikane seien im Zuge des Klimawandels intensiver geworden (siehe hier).
Warum das wichtig ist: Gleich mehrere Hurrikane haben im US-Bundesstaat Florida grosse Verwüstungen angerichtet. Viele Akteure führen die Schäden direkt auf die menschengemachte Erderwärmung zurück. Doch stimmt es wirklich, dass Hurrikane wegen des Klimawandels mehr Zerstörungskraft als früher haben?
Den ganzen Faktencheck gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/10/ob-hurrikane-heftiger-werden-ist-zweifelhaft). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.
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Fritz Vahrenholt hat einen Vortrag in Radolfzell gehalten. Hier der Bericht.