Eine neue Goldmine tut sich auf

Nach Wind und Solar dürfen Goldschürfer jetzt die Schaufeln auf den Muli laden und die nächste Geldquelle erschließen. Sie lautet Speicher. n-tv interviewt einen Entwickler eines Flüssigbatteriespeichers, David Taylor. Der lässt dann auch schön die Katze aus dem Sack. Es klingt in der Theorie ja so schön, dass man Strom, der im Sommer gern im Überfluss vorhanden sein kann nimmt, damit Speicher füllt und diese geben den Strom dann ab, wenn z. B. keine Sonne mehr scheint. In der Theorie.

ntv.de: Deutschland schwimmt in Solar- und Windenergie. Teilweise wird so viel erneuerbarer Strom erzeugt, dass die Netze an ihre Grenzen stoßen. Fehlen nur noch Speichermöglichkeiten und die Energiewende ist geschafft? 

David Taylor: Nein. Es braucht mehr Netzinfrastruktur, mehr Batteriespeicher, ganz besonders aber auch einen gesetzlichen Rahmen, der Stromversorgern und anderen Infrastruktur-Service-Providern Bedingungen bietet, auf Speicherlösungen umzusteigen. Das fehlt in Deutschland. Andere europäische Länder wie Großbritannien Was machen die anders? 

Großbritannien setzt stark auf Offshore-Windenergie und hat deswegen früh angefangen, Anreize für solche Lösungen zu entwickeln. Es gibt etwa einen Kapazitätsmarkt. Der wäre ein wichtiges Mittel, um Großspeichersysteme zu finanzieren und gewinnbringend abzusichern. 

Es geht daher nicht um das günstige Einkaufen von Strom und mit Aufschlag verkaufen. Allein die Bereitstellung von Kapazitäten soll vergütet werden. Klingt ein wenig wie Coperto in Restaurants in Italien, wo die Wirte sich das Eindecken des Tisches bereits bezahlen lassen. Deutsche Gäste schauen beim ersten Italienbesuch und dieser Gebühr in etwa so verwirrt wie bei diesem Vorschlag. Ein Kapazitätsmarkt soll also geschaffen werden.

Ohne diesen Kapazitätsmarkt geht es nicht? 

Wenn sehr viel Wind weht oder sehr viel Sonne scheint, kommt es zu einer Frequenzverschiebung im Stromnetz. Das reagiert sehr empfindlich. Will man das Netz stabil halten, braucht man dynamische Leistungssenken und Leistungsquellen wie Pumpspeicherkraftwerke: Die können innerhalb von Minuten oder sogar wenigen Sekunden Leistung aus dem Netz nehmen, wenn zu viel vorhanden ist, indem sie Wasser hochpumpen, oder eben zusätzliche Leistung bereitstellen. Diese Aufgabe übernehmen derzeit hauptsächlich Gaskraftwerke. Dieser Mechanismus ist für eine stabile und robuste Versorgung wesentlich relevanter als das Vorhalten von großen Energiemengen. Deswegen wird der Stabilisierungs-Service am Kapazitätsmarkt gut vergütet. 

Nehmen wir als Beispiel einen ebenfalls sehr wetterabhängigen Beruf: Strandkorbvermieter. Wenn die Sonne scheint und das Wetter gut ist, dann vermietet er seine Körbe. Zukünftig wird er bereits dann entlohnt, dass er seine Körbe nur hinstellt. Die Frage ist nur von wem. Das unternehmerische Risiko sinkt gewaltig und im Falle der Speicher werden die Kosten der Kapazität sozialisiert. Alle Stromkunden zahlen sie irgendwie. Aber die sind ja Kummer gewohnt.

Als Grund gibt Tylor an, dass zu einem Speicher eben nicht nur die reinen Speicher gehören, sondern auch viel Peripherie, vor allem, wenn viele Speicher zu einer großen Einheit zusammengefügt werden. Dazu gehört auch das Temperaturmanagement, also Kühlung.  Diese Speicher, die ja in erster Linie gebraucht werden, weil die Energiewende volatile Erzeugung hat, wird mit Sicherheit zu weiteren Kosten führen. Geschäfte macht man nicht aus Altruismus, auch wenn uns einige Protagonisten immer wieder erzählen, sie würden nur die Welt retten wollen.  Die Frage wird sein, wie hoch diese Kosten am Ende sind.

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Einen sogenannten Longread liefert Peter Althaus im Berliner Kurier Er zeichnet den Weg des Kernkraftwerks Greifswald nach.  Es ist schon eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet der Spiegel, das Ende des Kraftwerks besiegelte. Jenes Magazin, das heute ein eigenes Ressort für die Klimakrise hat.

Erste Risse bekam die Zuversicht in die Atomenergie nach Tschernobyl. Durch Westmedien hörten auch DDR-Bürger von dem Reaktorunglück in der Sowjetunion. Im SED-Politbüro setzte eine Diskussion über die Sicherheit im Kraftwerk ein, die aber im Schatten des wachsenden Energiebedarfs der DDR stand. Doch mit der Wende änderten sich auch die Bedürfnisse für den ostdeutschen Strommarkt. Die westdeutschen Energiekonzerne hatten damals Überkapazitäten und seien wegen der Anti-Atombewegung unter Druck gewesen. „Da hat man den Ball flach gehalten“, so Atom-Expertin Wendland. 

Zudem sei absehbar gewesen, dass durch die Abwicklung vieler unwirtschaftlicher DDR-Betriebe der Bedarf für Strom in Ostdeutschland insgesamt sinken würde. Und noch ein Problem gab es: „Die westlichen Fachleute wussten sehr wenig über die Kraftwerke im Osten, und zwar weder über die teilweise dramatischen Störfallerfahrungen, noch über Robustheit und Sicherheitsvorteile des WWER-440/213, die dieser in Störfallsituationen ausspielen konnte“, so Wendland. Als dann im Frühjahr 1990 ein Spiegel-Artikel mit dem Titel „Tschernobyl Nord“ erschien, in dem es um Sicherheitsprobleme in den älteren Reaktoren 1 bis 4 ging, war das Schicksal des größten Atomkraftwerks der DDR besiegelt. „Wenn so etwas passiert, ist man fertig. Das ließ sich imagemäßig nicht mehr reparieren“, konstatiert die Historikerin. 

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Sara Schurmann am Limit. Die Klima-Journalistin beschwört bei T-Online das Ende des Tourismus herauf. 
Alles lebensgefährlich, weil Klimakatastrophe.

“Starkregen am Berg auf Sizilien, eine Hitzewelle in Kroatien, Turbulenzen über New York: Ich habe schon einige Extremwetter erlebt und die Gefahren immer wieder auch unterschätzt, wie ich es hier bereits beschrieben habe. Nur weil etwas in der Vergangenheit sicher war, bedeutet das nicht, dass es das in der Gegenwart auch noch ist. Die Klimajournalisten Toralf Staud und Nick Reimer bringen es in ihrem Buch „Deutschland 2050“ auf den Punkt: „Klimawandel bedeutet auch eine radikale Entwertung von Erfahrungswissen.“ Die Risiken haben sich verschoben, für die Risikowahrnehmung gilt dies noch nicht gleichermaßen.”

Man fragt sich, wie die Klimajournalistin alle diese Reisen unternehmen konnte. Sie bemüht sich zwar in dem Artikel keinen bösen Verdacht aufkommen zu lassen und beschreibt ihre 10stündige Zugfahrt nach London, aber spätestens bei New York und Turbulenzen wird es hakelig. Das klingt verdächtigt nach Fliegen. Egal, wir freuen uns auf ihre nächsten Urlaubsberichte, wenn sie dann erklärt, dass sie Langwanderwege im Siebengebirge markiert hat, angereist mit dem Lastenrad und sich nur von Dingen direkt aus der Natur ernährt hat. Das wäre immerhin mal konsequent.



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