Klimaschau 199: Laufen Klimamodelle zu heiß?

Thema der 199. Ausgabe der Klimaschau: Schlimmer Verdacht: Klimamodelle könnten 30% zu heiß laufen.

(Hinweis: Das Video ist mittlerweile leider wieder offline. Daher bitte das nachfolgende Skript lesen. Urteilen Sie nach der Lektüre selbst, was den Stammzuschauern des Kanalbetreibers wohl nicht gefallen haben könnte).

Pazifischer Ozean. Die Wissenschaftsplattform Spektrum.de ist nicht gerade für eine ausgewogene Berichterstattung zum Klimawandel bekannt. So bietet Spektrum auch dem Potsdamer Forscher Stefan Rahmstorf eine Blog-Heimat für seine Klimalounge. Rahmstorf zählt zu den heftigsten Warnern vor einer vermeintlich unmittelbar bevorstehenden Klimakatastrophe. Umso größer war die Überraschung, als Spektrum.de im August 2023 ein erfreuliches Kontrastprogramm fuhr. Madeleine Cuff, Reporterin beim »New Scientist« beschreibt darin ein unbequemes ungelöstes Rätsel der Klimawissenschaften. Ihr Beitrag trägt den Titel:

Warum wird der Ostpazifik kälter statt wärmer. Ein Teil des Ostpazifiks widersetzt sich den Klimavorhersagen und kühlt zunehmend ab. Hält die Entwicklung an, könnte das den Klimawandel abbremsen – aber auch schwere Dürren in den USA verursachen.”

Der Artikel erschien eine gute Woche zuvor in englischer Version im New Scientist.

Worum gehts? Im östlichen Pazifik gibt es vor der Küste Ecuadors eine langgestrecktes Meeresareal, in dem es in den letzten drei Jahrzehnten KÄLTER statt wärmer geworden ist. Die sogenannte kalte Zunge, auf englisch: cold tongue. Das Peinliche: Kein Klimamodell kann diesen Abkühlungstrend nachvollziehen. Die Forscher rätseln derzeit noch, was wohl in den Modellen fehlen könnte. Ja, das sind genau DIE Modelle, auf deren Basis kostspielige Klimapolitik gemacht wird. Wissenschaftler wie Pedro DiNezio gehen soweit zu sagen, dass das Phänomen die wichtigste unbeantwortete Frage der Klimawissenschaft sei. Wie kommt er zu dieser Aussage? Die Auswirkungen am Äquator des Ostpazifiks haben globale Auswirkungen. Madeleine Cuff schrebt in ihrem Artikel:

Wärmeres Wasser im westlichen Pazifik und kälteres im Osten führen zu mehr tiefen Wolken über weiten Teilen des östlichen Pazifiks. »Mehr Wolken bedeuten mehr reflektiertes Sonnenlicht«, erklärt David Battisti von der University of Washington in Seattle. Das wiederum bedeutet, dass weniger Wärme in die Erdatmosphäre eindringt und durch die Treibhausgase zurückgehalten wird. Mit anderen Worten: Ein kühler Ostpazifik verlangsamt die globale Erwärmung. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, könnte die Kaltwasserzunge die prognostizierte globale Erwärmung um satte 30 Prozent verringern, verglichen mit den Vorhersagen der Klimamodelle.”

Ja, Sie haben richtig gehört. Die wärmetreibende Wirkung der Treibhausgase könnte um ein Drittel überschätzt worden sein. Wenn dem so sei, könnte ein großer Teil des Klimaalarms abgeblasen werden. Die Menschheit hätte dann viel mehr Zeit, um das Energiesystem vernünftig und sozial verträglich umzustellen – ohne in Klimapanik zu verfallen und vermeintlich alternativlose kostspielige Entscheidungen zu treffen. Letztendlich geht es um die Frage, ob das Klimasystem in den kommenden Jahrzehnten eher einer kühlen La Nina-Wettersituation ähnelt, oder der heiße El Nino die Oberhand gewinnt. Den Link zum Spektrum-Artikel finden Sie in der Videobeschreibung zu diesem Clip. Eine Lektüre lohnt sich!

New Scientist: https://www.newscientist.com/article/mg25934500-100-something-strange-is-happening-in-the-pacific-and-we-must-find-out-why/

Spektrum.de: https://www.spektrum.de/news/kaltwasserzunge-warum-wird-der-ostpazifik-immer-kaelter/2168004

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