Rätselraten um die Hurricane-Saison 2024

Nach Angeben der US-Wetterbehörde NOAA dauert die Hurricane-Saison von 01.06. bis zum 30.11. eines Jahres. In dieser Zeit herrschen die Bedingungen vor, die es braucht, damit sich extreme Druckgebiete aufbauen können. In erster Linie ist die Wassertemperatur des Atlantiks entscheidend, aber auch die Windscherung.  
 
Eigentlich waren auch für dieses Jahr Stürme vorhergesagt. Sie fielen bis jetzt allerdings nahezu aus. Der US-Meteorologe Ryan Maue grübelt bei X über die möglichen Gründe und bittet Kollegen eigene Überlegungen anzustellen, warum die Modelle dieses Jahr bisher so versagen. Einige Stürme zogen weit entfernt vom Land in Richtung Norden, wo sie sich abschwächten und nur noch Teile der Ostküste der USA oder Kanadas betrafen. Irgendwann kamen sie als Tiefdruckgebiet in Europa an.

Maue vermutet verschiedene Gründe: Der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga oder auch viel Sahara-Staub über dem Atlantik. Maue stellt fest, dass das Ausbleiben von Hurricanes nicht gänzlich gegen die gängigen Thesen beim Klimawandel verstößt. Erwartet werden weniger Stürme, dafür aber möglicherweise schwere. Sie bleiben bisher aus, was für die möglicherweise betroffenen Menschen ein Segen ist. Die Sahara selbst erlebt aktuell ebenfalls ein ausgesprochen seltenes Wetterphänomen. Es regnet dort für die dortigen Verhältnisse gewaltig. Meteonews.ch:

Der Grund für dieses Niederschlagsmuster lässt sich bei der sogenannten Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) finden. Einen Bereich rund um den Äquator, wo die Passatwinde aus der Nordhalbkugel und der Südhalbkugel aufeinandertreffen. Hier sind die Winde schwach, aber die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Diese Zone ist bekannt für ihre starken Regenfälle und Gewitter, die entstehen, wenn die warme, feuchte Luft nach oben steigt, abkühlt und dann als Regen zurück zur Erde fällt. Die ITCZ ist eine Art Tiefdruckrinne, welche sich rund um den Globus erstreckt und mit einer Verzögerung von etwa 3 bis 4 Wochen dem Zenitstand der Sonne hinterher wandert. Je nach Verhältnis der Land- und Wassermassen wird die ITCZ dabei regional stärker nördlich oder südlich abgelenkt. Da Landmassen verglichen mit Wassermassen eine deutlich tiefere Wärmespeicherkapazität haben, erwärmt sich das Land rascher als das Meer, die ITCZ mäandriert hier stärker. 
 

Zu den ausbleibenden Hurricanes schreibt die Seite:

“Normalerweise entstehen in dieser Jahreszeit wellenförmige Wettersysteme (sogenannte African Easterly Waves, AEW), welche sich von Ost nach West bewegen und typischerweise vom Guineaischen Hochland über den äquatorialen Atlantik ziehen und als eine Art „Keimlinge“ von späteren Hurrikans fungieren. Aktuell wird dieser Prozess etwas unterdrückt, was die tropische Aktivität im Atlantik momentan vermindert. Zu Beginn der  Hurricanesaison wurde für dieses Jahr noch eine deutlich aktivere Saison prognostiziert, dies aufgrund der hohen Wassertemperaturen und dem Übergang zu La Niña-Bedingungen.”

Beide Ereignisse sind ein guter Beleg dafür, dass die Wissenschaft noch längst am Ende der Erkenntnisse in diesem Bereich ist und Forschung wichtig bleibt.

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Ein Hinweis in eigener Sache: „KlimaNachrichten“ und das Vorgänger-Blog „Kalte Sonne“ gibt es seit 2012, also seit 12 Jahren. Die alten Blogartikel gibt es aktuell noch im Archiv. Diese werden wir aber in Kürze löschen, denn das Internet hat seine Tücken. In vielen früheren Artikeln haben wir Bilder von Pixabay verwendet, die eigentlich kostenlos unbeschränkt verwendet werden können. Allerdings gibt es auch hier einige Böse Buben, die auf die erstklassige Plattform offenbar vermutlich bewusst lizenzpflichtige Bilder hochladen. Diese werden dann von den Benutzern (wie uns) in gutem Glauben im Internet verwendet.

Nun kam es wie es kommen musste: Die KlimaNachrichten haben eine Abmahnung für solch ein Bild von Image Law für ein angebliches Reuters Foto bekommen. Wir sind unwissentlich in eine Falle getappt. Und die soll nun € 568,92 kosten. Ziemlich heftig für unsere kleine Freiwilligen-Truppe, die das Blog aus purem Idealismus am Leben erhält. Wir haben jetzt einen Medienanwalt eingeschaltet, der die Rechtmäßigkeit der Forderung prüft. Egal wie es sich entwickelt, es wird Geld kosten. Wer uns in dieser dunklen Stunde unterstützen möchte, der ist herzlich dazu eingeladen.

Spenden gerne über Paypal bitte hier (der Überweisungstyp „Freund und Familie“ ist übrigens gebührenfrei). Für den Fall, dass Sie eine Banküberweisung bevorzugen, schreiben Sie an: spenden@klimanachrichten.de und wir teilen Ihnen die Bankverbindung mit. Danke für Ihre Unterstützung!

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Klima als Geschäftsmodel.  Die Anwältin Roda Verheyen hat sich für dieses Geschäftsmodell entschieden und vertritt Kläger bei Klimaklagen. Die taz hat sie interviewt.  Immerhin erkennt der Fragesteller einen wichtigen Punkt, das Anrufen von Gerichten, um Politik zu machen. Verheyen weicht dem allerdings geschickt aus.

“taz: Der Prozess wird oft als Beispiel für strategische Prozessführung genannt, um ein politisches Anliegen rechtlich durchzusetzen. 

Verheyen: Ich kann mit diesem Begriff überhaupt nichts anfangen. Oft geht er mit der unausgesprochenen Unterstellung einher, man würde das Recht für politische Zwecke gebrauchen. Das suggeriert, dass meine Mandanten kein echtes Problem hätten – und das ist Unsinn. Natürlich haben einige Prozesse eine sehr viel weitergehende Wirkung auf die Politik als andere. Aber das ist rechtsstaatlich genau so vorgesehen und bei vielen Verfassungsbeschwerden der Fall. Es hebelt in keiner Weise die politischen Aushandlungsprozesse aus. Außerdem ist doch klar: Jeder gute Anwalt hat in einem Prozess eine Strategie. Dazu kann auch gehören, die Öffentlichkeit und gesellschaftliche Bewegungen ­einzubinden.” 

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Vattenfall setzt das Windpark-Projekt Krieger Flak in der Ostsee aus. Das Problem scheinen die Netzanschluss-Kosten zu sein.
Montelnews:

„Die Investitionsvoraussetzungen für Offshore-Wind in Schweden sind aktuell nicht umsetzbar und daher hat Vattenfall sich entschieden, die weitere Entwicklung des Projektes auszusetzen”, hieß es. Zu den Problemen gehöre unter anderem das Fehlen eines Modells zur Finanzierung der Netzanschlusskosten.

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Das französische Kernkraftwerk Flamanville in der Normandie wird hochgefahren. Die Anlage war durch die immensen Kostensteigerungen beim Bau in die Schlagzeilen geraten. Auch die Verzögerungen sind beachtlich. Die Anlage sollte 2012 fertiggestellt werden. Stern/afp:

„Der EPR-Reaktor von Flamanville wird mit 1600 Megawatt der mächtigste Atomreaktor Frankreichs. Weltweit sind bislang drei EPR-Reaktoren in Betrieb, einer in Finnland und zwei in China. Frankreich verfügt derzeit insgesamt über 56 Atomreaktoren und plant den Bau von 14 weiteren, nach einem vereinfachten Modell des EPR-Reaktors. „

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Eduard Heindl mit einem 30 Minuten Vortrag zum Thema Windkraft. Sehr sehenswert, weil hier jemand viele Problembereiche nüchtern anspricht.

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Archaeologie Online:

Der Sommer vor 300.000 Jahren

Wie war der Sommer in Norddeutschland vor 300.000 Jahren? Wärmer oder kälter? Wie stark haben sich die Temperaturen verändert? Um das herauszufinden, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig Sedimente des ehemaligen Tagebaus Schöningen untersucht, der weltweit zu einem der wichtigsten Orte der Archäologie zählt. Im Fokus ihrer Forschung standen dabei Fossilien eines winzigen Insekts: der Zuckmücke.

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Monash University:

Studies unravel climate pattern impacts on the Antarctic Ice Sheet

New Monash research has untangled the influence of regional climate drivers, including the Southern Annular Mode (SAM) and the El Niño-Southern Oscillation (El Niño), on the Antarctic Ice Sheet. Snow accumulation and surface melting are two important processes that are key to predicting how Antarctica will contribute to future sea level rise.

The findings are critical to addressing knowledge gaps in models used to predict future sea level rise and its impacts on coastal communities.

The research, published as two papers in Geophysical Research Letters, was led by Monash University scientists Jessica Macha, Dominic Saunderson and Professor Andrew Mackintosh from Securing Antarctica’s Environmental Future, an Australian Research Council research initiative.

SAEF Chief Investigator and former IPCC Lead Author Professor Andrew Mackintosh says that one of the most urgent questions facing Antarctic scientists is how much the Antarctic Ice Sheet will contribute to global sea level rise.

„The IPCC Sixth Assessment report states that there will likely be 40—77 centimeters of sea level rise by 2100, but more than 2 meters can’t be ruled out,“ Professor Mackintosh said.

„Our lack of understanding of snowfall and surface melt processes on the Antarctic ice sheet affects our ability to predict ice sheet and sea level futures accurately.“‚

„Our new research has looked at two processes influencing this uncertainty: the SAM and El Niño.“

The SAM describes the north-south shift of westerly winds in the Southern Hemisphere. It has three phases—positive, neutral and negative—and affects rainfall, snowfall and temperatures across the region, including Australia and Antarctica.

A negative SAM means the winds are further north and weaker in Antarctica, causing more melt on the ice sheet’s surface. A positive SAM means the winds are further south and stronger in Antarctica, causing less ice to melt.

New research led by SAEF Ph.D. candidate Dominic Saunderson has investigated the amount of surface ice melt in East Antarctica each summer over the past 40 years and identified the physical processes responsible, including air temperatures, snowfall, wind speeds and cloud cover.

„The results show an interesting picture. For example, in Wilkes Land, where Australia’s Casey Station is, a negative SAM corresponds to warmer air temperatures heating the surface and leading to more melt,“ Mr. Saunderson said.

„Meanwhile, in Dronning Maud Land, a negative SAM corresponds to less snowfall and darker surfaces, which absorb more sunlight and cause more melt. This process is also known as the snowmelt-albedo feedback.“

SAEF Ph.D. candidate Jessica Macha’s research investigated the influence of different El Niño types on snowfall accumulation in Antarctica. El Niño describes the warming of ocean surface temperatures in the central and eastern Pacific Ocean, which leads to a shift in weather patterns across the Pacific, including in Australia and Antarctica.

El Niño events can be classified into two types: the Central Pacific and the Eastern Pacific El Niño, which correspond to where the warmest ocean surface temperatures are located in the Pacific Ocean.

Mrs. Macha and the team found that these two types of El Niño have distinct influences on snowfall patterns across Antarctica.

„During Central Pacific El Niño events, snow accumulation increases in the western Ross Sea region and decreases in the Amundsen Sea region. Meanwhile, during Eastern Pacific El Niño events, there are similar regional effects but to a lesser extent,“ Mrs. Macha explained.

„In other parts of Antarctica, such as Dronning Maud Land and Wilkes Land, the type of El Niño influences snow accumulation in different ways. These findings help us better predict snowfall patterns across Antarctica in order to understand its current state of balance and future contribution to sea level rise.“

„It is especially important to understand the impact of El Niño, as these events are predicted to increase in frequency and intensity in the coming decades.“

Papers:

J. M. A. Macha et al, Distinct Central and Eastern Pacific El Niño Influence on Antarctic Surface Mass Balance, Geophysical Research Letters (2024). DOI: 10.1029/2024GL109423

Dominic Saunderson et al, How Does the Southern Annular Mode Control Surface Melt in East Antarctica?, Geophysical Research Letters (2024). DOI: 10.1029/2023GL105475

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