Deutsche Weizenernte 2024 und das liebe Klima 

Von Frank Bosse

Das Bundeslandwirtschaftsministerium gibt bekannt

„Doch auch für diese Ernte hatten sie mit schwierigen Bedingungen angesichts des Wetters und der Folgen des Klimawandels zu kämpfen.“ 

Das muss bekümmern! Der Klimawandel schlägt zu und bedroht unsere Ernährung? Leider wiederkäuen viele Medien den Sachverhalt ungeprüft, wie hier. Am Beispiel Weizen sei das im Gegensatz dazu hier gecheckt. Wir erfahren: 

„Im Durchschnitt liegt der vorläufige Hektarertrag bei 72,4 Dezitonnen und damit 3,4 Prozent unter dem Vorjahr.“ 

Die Frage ist, wie signifikant diese Abweichung ist. Man fordert i. d. R. für eine solide Unterscheidung zwischen Zufall und Signal ein Konfidenzniveau von 95%, das sind 2 Standardabweichungen („Sigma“) vom Mittelwert. Erreicht ein Ereignis nur 66% Wahrscheinlichkeit (1 Sigma) als Abweichung, so wird es schon sehr eng mit eindeutigen Schlüssen. Darunter ist so eine “Attribution” überhaupt nicht sinnvoll. Aus einer anderen Quelle , der Erklärung des Bauernverbandes, findet man Zahlen zu den letzten 10 Jahren.  Das ergibt das:  

    

Der Mittelwert des Ertrages der letzten 10 Jahre beträgt 76,2 dt/ha. Die Standardabweichung in der Reihe beträgt 4,9 dt/ha oder 6,4%. Wie signifikant wichen die einzelnen Jahre also ab?  

Tatsächlich zeigt nur ein Jahr eine signifikante Abweichung (nach oben) auf dem > 95%-Konfidenzniveau: 2014 mit +2,16 Sigma. Im Jahr 2018 erkennt man -1,73 Sigma, wahrscheinlich auf die Trockenheit des Sommers damals zurückzuführen. 2024 bringt es auf -0,77 Sigma, da ist überhaupt kein Signal, die Schwankung liegt im statistischen Rauschen. Zufall. Der mit 1,1 % / Jahr fallende Trend seit 2014 (noch nicht signifikant) kann viele Väter haben, u. a. inzwischen verbotene Pflanzenschutzmittel und weniger erlaubter Dünger

Einen Landwirt interessiert nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität seiner Ernte. Über die Qualität des Weizens gibt es aber in den Pressemitteilungen keine Hinweise. Wenn Weizen keine Backqualität (Eiweißgehalt) aufweist, dann sinkt sein Verkaufspreis, weil er dann Futterweizen wird. Den Landwirten werden also mit immer neuen Verordnungen die Daumenschrauben angelegt, die es schwierig machen, dass das Getreide entsprechende Qualitäten und somit auskömmliche Preise für sie erreicht. 

Aber Klima? Wenn Klimaauswirkungen signifikant spürbar sein sollten, so fällt die Behauptung des Bundeslandwirtschaftsministeriums für 2024 durch jedes „Signifikanzraster“.  Wie auch die vielen medialen Meldungen. Man könnte es auch als Gewäsch abtun. Das sollte jedoch weder das Bundesministerium noch seriöse Medien abliefern.  

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