Die Notbremse

Über das Konstrukt “The New Institute” haben wir schon einige Male berichtet. Diese Denkfabrik wird oder besser gesagt wurde vom Hamburger Reeder Erk Rickmers finanziert. Der zieht nun die Reißleine. Im Sommer 2025 ist Schluss mit “The New Institute”. Die taz berichtet:

„Zudem erwies es sich als schwierig, herausragende WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen für eine einjährige Residenz zu gewinnen, da diese häufig aus familiären oder beruflichen Gründen nicht längerfristig verfügbar sind.“  Der Mann, der das Projekt initiiert hatte, zeigt sich nun ziemlich zerknirscht. „Ich bitte um Nachsicht dafür, dass wir die Erwartungen, die wir geweckt haben, nicht erfüllen konnten“, lässt Erck Rickmers mitteilen. „Als einer von vielen Menschen, die sorgenvoll in die Zukunft blicken, habe ich versucht, mit The New Institute einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Dies ist mir nicht in dem Maße gelungen, wie ich es erhofft hatte.“ 

Das Konstrukt war von Anfang an sehr speziell. Rickmers, der auch Investor in Grüne Unternehmen ist, hat hier eine Art gute Ausgangsbasis für diese Investments geschaffen. So mutete es schon sehr eigenartig an, als bekannt wurde, dass der Spiegel Kolumnist Christian Stöcker auf der Liste der Geförderten stand. Stöcker trommelte im Spiegel immer wieder für Solar und Wind. Bereiche in denen Rickmers investiert ist. Auch Maja Göpel stand auf der Liste der Begünstigten, sie stieg aber schon relativ schnell wieder aus. Vielleicht hat sie schon früh erkannt, dass die Konstruktion Anlass zur Kritik geben würde. Stöcker fand laut einem Artikel in der Welt überhaupt nichts dabei, für das Institut zu arbeiten.  

“Stöcker betont gegenüber WELT, „evidenzbasierten Meinungsjournalismus“ zu betreiben: „Ich bin nicht Mitglied einer NGO, einer Partei oder Umweltorganisation. Ich bin Hochschullehrer und Journalist, nicht Aktivist oder Lobbyist.“

Wie auch immer, Rickmers scheint nach dem taz-Artikel unzufrieden mit dem Institut zu sein, vielleicht laufen seine Investments aber mittlerweile so gut, dass er die Promotion durch die Denkfabrik und deren Fellows nicht mehr braucht?

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Die Einspeisung der Erneuerbaren Energien wird die öffentliche Hand in diesem Jahr sehr viel Geld kosten. Die FR berichtet über die Summe von 23 Mrd. Euro in diesem Jahr und geschätzten 30 Mrd. Euro in 2026. Diese Kosten erscheinen nicht mehr auf der Stromrechnung, sie werden über Steuern finanziert. Es ist aber linke Tasche, rechte Tasche.

“Diese gigantische Summe wird nach Experteneinschätzung in den nächsten Jahren nur noch steigen. Der Energieökonom Christof Bauer von der TU Darmstadt sagte gegenüber IPPEN.MEDIA, dass ohne drastische Korrekturen bei den Fördermechanismen ab 2026 mit Kosten von mindestens 30 Milliarden Euro zu rechnen sei. Hintergrund ist die steigende Anzahl der Stunden, in denen die Stromproduktion den Verbrauch übersteigt, weshalb immer mehr Menschen ins Netz einspeisen. Die Vergütung muss unabhängig vom Wert des Stroms gezahlt werden.”

Kann man den Überschuss-Strom nicht einfach speichern? Diese Option liest man immer wieder. Der Artikel greift sie ebenfalls auf.

“Wie wäre es aber, wenn man noch weiter geht und die Netzbetreiber den überschüssigen Strom in Riesenspeichern unterbringen würden? Diese Frage hat man auch schon mal Christof Bauer in der Sendung Wirtschaft vor acht im Ersten gefragt. Die Antwort: „Wenn es keine technische Revolution gibt – auf die kann man hoffen, aber auf die sollte man nicht bauen – dann geht das sicherlich nicht in dem benötigten Umfang.“  Er nennt dazu auch ein Beispiel: Um den aktuell produzierten Überschuss von 10.000 Megawatt für eine Stunde zu speichern, bräuchte es eine Batterie, die fünf Milliarden Euro kosten würde und „eine Fläche von 4000 Fußballfeldern in Anspruch nehmen würde“. Die Lithiummenge, die alleine für diese Batterie benötigt würde, läge bei etwa einem Prozent der Weltjahresproduktion. Es ist offensichtlich, dass Batterien zumindest in den nächsten Jahren keinen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Problems darstellen. “ 

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Mojib Latif im Interview beim Focus. Er geht von einer Erwärmung von 3 Grad auf der Welt aus. Latif plädiert für einen realistischen Blick auf die Entwicklung und er stellt ernüchtert fest, dass es mit Russland, China und dem Nahen Osten schwierig wird, aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen.

“Wie würde die Welt aussehen mit 3 Grad? Wie verändert sich das Leben? 

Latif: 
 
Ganz konkret kann man das nicht vorhersagen. Was wir wissen: Bei drei Grad Erwärmung werden die Folgen erheblich sein. Bereits jetzt bei 1,5 Grad erleben wir immer öfter extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen mit den entsprechenden Folgen wie Hochwasser oder Waldbrände. Die Extreme werden bei höheren Temperaturen noch intensiver. Die Meeresspiegel werden weiter steigen, was dazu führen kann, dass Inselreiche wie Tuvalu untergehen. Solche Szenarien zeigen, dass eine Erwärmung um drei Grad schwerwiegende globale Auswirkungen hätte, die wir nicht unterschätzen dürfen. Viele Entwicklungen würden sich über lange Zeit auch nicht mehr rückgängig machen lassen. Wir spielen gerade russisch Roulette mit unserer Erde. Als ob wir in Höchstgeschwindigkeit durch den Nebel auf ein Stauende zu rasen, von dem wir nicht wissen, wie weit weg es ist.”

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Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk Pressemeldung nicht 1:1 übernahm, sondern selbst recherchierte. Ein Beispiel: der BR über die Getreideernte dieses Jahr in Bayern. Kein Wort über die immer höher werdenden Hürden, die Bauern überwinden müssen. Der Einsatz von Pflanzenschutz wird mittlerweile auf ein Minimum reduziert, weil es gesetzliche Vorgaben gibt. Schuld an der Ernte in 2024 ist aber nur der Klimawandel. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, wenigstens 1 oder 2 Landwirte zu befragen, woran es lag?

Für die Einbußen bei den Ernten macht das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auch den Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen verantwortlich. „Die sich ändernden Witterungsverhältnisse beeinflussen nicht nur Ernteerträge, sondern gefährden regional abhängig ganze Ernten“, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium in seinem Erntebericht (externer Link).  

Bereits die Aussaat sei regional durch Niederschläge erschwert worden. So habe sich die Anbaufläche von Getreide um 5,7 Prozent auf 5,27 Millionen Hektar reduziert. Insgesamt „schmälerten etwa ein nasser Herbst 2023, ein rekordwarmer Frühling 2024 mit Spätfrösten, vielerorts Hochwasser und ein feuchter Sommer mit zahlreichen heftigen Unwettern die Ernteergebnisse“, erklärte das BMEL weiter.  

Die Daten zeigten, „dass die Klimakrise die Landwirtschaft längst voll erreicht hat“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). „Die Klimakrise erhöht die Häufigkeit und Dauer von Extremwetterereignissen, sie erschwert die Erzeugung und gefährdet zunehmend Ernten.“ Daraus folge: „Klimaschutz ist auch Schutz unserer Ernten.“

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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Die falsche Lehre lässt sich nicht widerlegen, denn sie fusst ja auf der Überzeugung, dass das Falsche wahr sei. Aber das Gegenteil kann, darf und muss man wiederholt aussprechen.

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Rutgers University:

New Jersey salt marsh sediments offer evidence of hurricanes back to the 1500s

A Rutgers University-New Brunswick-led research team employing an emerging technique to detect signs of past hurricanes in coastal sediments has found evidence of storms dating back more than 400 years. In doing so, they have confirmed an approach that could give them a better understanding of how the frequency of storms changes when the climate changes.

Reporting in the Journal of Quaternary Science, scientists described finding eight storm deposits forming sediment layers below the surface of New Jersey’s Cheesequake State Park wetlands in Old Bridge, including evidence of a hurricane that occurred as early as 1584 and predates existing instrumental records in the region. In doing so, they have generated a new geological record from these so-called „overwash deposits.“

„These sediment records, which we’ve used to reconstruct past storm histories, allow us to look much further back in time than current instrumentation allows us,“ said Kristen Joyse, the study’s lead author, who conducted the research between 2019 and 2021 as a doctoral student in the Department of Earth and Planetary Sciences in the Rutgers School of Arts and Sciences.

Scientists seeking patterns of past hurricanes have long relied on records provided by tidal gauges, which are floating sensors installed along coastlines or on ocean platforms that continuously collect data on water height by the minute, hour and day. Researchers also have availed themselves of historical records, such as shipping logs and newspapers, to aid in their analyses.

Such records, however, do not allow researchers to investigate the distant past, said Joyse, a coastal sedimentologist. After earning her doctoral degree from Rutgers, she is now working at the environmental consulting firm Alluvium, in Australia. Extending the geological timeline more deeply into the past is necessary for better understanding, she said.

Overwash events—produced when hurricanes create storm surges that carry sand from the beach and dunes to the coastal wetlands—are believed to be another way of finding evidence of past severe storms. To ascertain the accuracy of this record, what scientists refer to as its „preservation potential,“ the team compared a portion of the sediment cores they collected with contemporaneous tidal gauge records showing extreme high-water events.

The team located and dated eight cores with records of storm deposits, including one from Hurricane Sandy in 2012. They concluded that four samples showed evidence of storms occurring before the existence of tidal gauges, with the remaining four within the currency of modern tidal gauge records. The tidal records used were collected by some of the country’s longest-operating instruments, both operating in the New York metropolitan area—one located off the coast of Sandy Hook, N.J. (operational since 1932), and the second in the waters near lower Manhattan, N.Y., known as the Battery (operational since 1920).

The sediment samples, made of cores eight feet deep, were collected from both peaty and sandy spots and analyzed for grain size, organic content, carbon isotopes and microfossil content. Such characteristics allowed the researchers to distinguish the sandy storm layers from background wetland sediments. They determined age through radiocarbon dating of woody plant material and concentrations of pollen and heavy metals in the sediment.

The oldest deposits included:

  • Overwash deposit #5, dated between 1874 and 1923, which corresponds with the Hurricane of 1938
  • Overwash deposit #6, 1773–1810, Hurricane of 1788
  • Overwash deposit #7, 1651–1731, Hurricane of 1693
  • Overwash deposit #8, 1584–1658, pre-historic storm (pre-dates all historical and instrumental records from the region)

The four newer deposits they collected mesh with tidal records of: Hurricane Sandy (2012); Nor’easter of 1953/Hurricane Donna (1960)/Ash Wednesday Nor’easter (1962); Nor’easter of 1950/Hurricane of 1944)/Hurricane of 1938; and Hurricane of 1944/Hurricane of 1938.

The scientists found that the four more modern sediment samples, while accurately capturing evidence of at least four extreme storm events, did not represent a complete record.

Both tidal gauges recorded some extreme water level events (defined as a 1 in 10 year event) that were not reflected in the sediments—the Sandy Hook gauge showed four additional events, and the New York gauge showed seven additional ones.

„What this tells us is that we know these sediment records can be used to reconstruct past storm histories, but not to the resolution of instrumental records like tide gauges,“ said Robert Kopp, a co-author on the study, a distinguished professor in the Department of Earth and Planetary Sciences and director of the Megalopolitan Coastal Transformation Hub (MACH). „These records allow us to look much further back in time, and we just have to acknowledge that they don’t capture every extreme storm that makes landfall.“

The findings also provide fodder for further investigations.

„This will allow us to make better hypotheses and improve our understanding of how storm frequencies may be impacted by other climate variables and what that means for future storm frequency under a changing climate,“ Joyse said. „It also allows us to ask new questions: Why do some storms get preserved by the sediment record and not others? How does the probability of a storm being preserved change with time?“

Linda Godfrey, an associate research professor in the Department of Earth and Planetary Sciences in the Rutgers School of Arts and Sciences, also co-authored the study.

Other scientists on the study included: Jennifer Walker of Rowan University, Margaret Christie of McDaniel College; D. Reide Corbett of East Carolina University; and Timothy Shaw and Benjamin Horton of Nanyang Technological University in Singapore.

Paper: Kristen M. Joyse et al, The preservation of storm events in the geologic record of New Jersey, USA, Journal of Quaternary Science (2024). DOI: 10.1002/jqs.3622

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