Sogar die Sonne schickt Rechnungen

Die FR über die Schieflage bei der Förderung der Erneuerbaren Energien: 2026 könnten die Kosten des Staates dafür auf 30 Mrd. Euro steigen. Sonne und Wind schicken keine Rechnungen, das machen die Übertragungsnetzbetreiber. Das machen sie übrigens auch bei Kohle und Gas, nur eilt denen nicht der Ruf voraus Gelddruckmaschinen zu sein. 

„Der Energieökonom Christof Bauer von der TU Darmstadt sagte gegenüber IPPEN.MEDIA, dass ohne drastische Korrekturen bei den Fördermechanismen ab 2026 mit Kosten von mindestens 30 Milliarden Euro zu rechnen sei. Hintergrund ist die steigende Anzahl der Stunden, in denen die Stromproduktion den Verbrauch übersteigt, weshalb immer mehr Menschen ins Netz einspeisen. Die Vergütung muss unabhängig vom Wert des Stroms gezahlt werden.“

Auch Batterien, die als Allheilmittel gepriesen werden, sind auf absehbare Zeit keine Option. 

„Diese Regulatorik anzupassen, kann ein Lösungsansatz sein. Wie wäre es aber, wenn man noch weiter geht und die Netzbetreiber den überschüssigen Strom in Riesenspeichern unterbringen würden? Diese Frage hat man auch schon mal Christof Bauer in der Sendung Wirtschaft vor acht im Ersten gefragt. Die Antwort: „Wenn es keine technische Revolution gibt – auf die kann man hoffen, aber auf die sollte man nicht bauen – dann geht das sicherlich nicht in dem benötigten Umfang.“Er nennt dazu auch ein Beispiel: Um den aktuell produzierten Überschuss von 10.000 Megawatt für eine Stunde zu speichern, bräuchte es eine Batterie, die fünf Milliarden Euro kosten würde und „eine Fläche von 4000 Fußballfeldern in Anspruch nehmen würde“. Die Lithiummenge, die alleine für diese Batterie benötigt würde, läge bei etwa einem Prozent der Weltjahresproduktion. Es ist offensichtlich, dass Batterien zumindest in den nächsten Jahren keinen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Problems darstellen.“

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Die hohe Kunst der griffigen Überschriften. Bei der taz beherrscht man sie.

„Das Eis schmilzt, die Erde bebt“

Danach folgt ein Artikel, er einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Erdbeben herstellt.

Immerhin gibt es mittlerweile Indizien, dass der Klimawandel den Auslöser für ein Beben liefern kann, auch wenn er seine Ursache in der Tiefe nicht berührt. Und die Indizien sind so ernsthaft, dass die Geowissenschafts-Community darüber diskutiert. „Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Klimaveränderungen eine Rolle im Erdbebengeschehen spielen“, sagt etwa Niels Hovius, Geomorphologe am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ). „Die Frage ist nur, welcher Aspekt wirklich wichtig ist.“

Ganz am Ende wird dann aufgelöst. Zu mindestens diese Katastrophe ist abgesagt.

„Entscheidend wird die Frage sein, ob sich der Klimawandel nicht nur in der Bebenhäufigkeit niederschlägt, sondern auch das Risiko für Menschen und Infrastruktur erhöht. Darauf deutet momentan nur wenig hin. „Die kleinen Erdbeben sorgen nicht für große Zerstörungen, sie werden keine große Rolle für die Gesellschaften spielen“, schätzt Hovius. Und die Gefahr, dass der Klimawandel ein großes Beben zumindest auslöst? „Ich würde nicht sagen, dass es unmöglich ist, ich halte es nur für sehr, sehr unwahrscheinlich!“ Zumindest für den geologisch kurzen Zeitraum der nächsten Jahrhunderte.“

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Der erste TV-Tipp zum Sonntag. Bei Arte läuft eine Dokumentation über das Thema Wasser auf den Kanaren. Dort wird Trinkwasser über Entsalzungsanlagen gewonnen. Das ist nicht unproblematisch. Die ins Meer geleitete Sole zerstört Seegraswiesen, die als Kohlenstoffsenke wichtig sind. Die Landwirtschaft ist durstig auf den Kanaren insbesondere der Bananenanbau. Neue Ideen sind gefragt, so z. B. das Aufbereiten von Brauchwasser für die Landwirtschaft. Aus dem Ankündigungstext:

„Vor 60 Jahren wurde auf den Kanarischen Inseln die erste Meerwasserentsalzungsanlage auf europäischem Gebiet in Betrieb genommen. Heute gibt es hier bezogen auf Fläche und Einwohnerzahl weltweit die meisten solcher Anlagen. Das so gewonnene Süßwasser ist für menschliches Leben auf den Vulkaninseln unverzichtbar, begünstigt aber – da scheinbar im Überfluss vorhanden – auch eine ungezügelte Wirtschaftsentwicklung; etwa den Massentourismus oder die intensive Monokultur von Bananen für den Export. Zudem ist Meerwasserentsalzung alles andere als klimaneutral: Die Anlagen verschlingen Unmengen von Strom aus fossilen Quellen; die ins Meer zurückgeleitete Sole vernichtet marines Leben und trägt zur Ozeanversauerung bei. „Die Kanaren – Inseln am Tropf“ beleuchtet erstmals die Abhängigkeit dieser Region von entsalztem Meerwasser.

Ferner erklärt die Dokumentation, wie Wasserentsalzung funktioniert und welche Auswirkungen zu berücksichtigen sind. Im Bewusstsein des dringenden Gebots, die Natur, die eigene Gesundheit und die Zukunft der Kinder zu schützen, engagiert sich die kanarische Bevölkerung gemeinsam mit Wissenschaftlern für Alternativlösungen einer nachhaltigen Wasserwirtschaft. Die Kanarischen Inseln sind dank jahrzehntelanger Erfahrung heute führend auf dem Gebiet der Meerwasserentsalzung, ihre technische Expertise ist weltweit gefragt. Angesichts immer häufigerer Dürren im Zuge des Klimawandels wird die Gewinnung von Trinkwasser durch diese Technologie für immer mehr Menschen zur überlebenswichtigen Notwendigkeit.“

Die Dokumentation ist noch bis zum 09.11.2024 bei Arte in der Mediathek zu sehen.

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Eine weitere Dokumentation in der ARD. Es geht um die Kohlegebiete im Osten Deutschlands und deren Zukunft. Das geht schon alles in eine bestimmte Richtung, die sanft-kritischen Anmerkungen zum Thema Windkraft sind wohl eher ein Feigenblatt. Nicht einmal Windräder in Wäldern werden hinterfragt. Irgendwie ist alles, was mit Kohle und Energie zu tun hat in der Lausitz rechts, das soll in dem Beitrag ausgedrückt werden. Eigentlich kein Wunder, denn es ist die NDR Panorama-Redaktion, die dafür verantwortlich zeichnet.
Schade, dabei wäre der Strukturwandel, der der Lausitz bevorsteht, es wert darüber zu berichten, ohne an jeder Ecke Nazis zu sehen. 

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Ob das wirklich gut gehen kann? Deutschland importierte die letzten Tage Strom, wenn er teuer war. Es exportierte, wenn er billig war, sogar negative Preise hatte.

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)

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Solarpark zu laut. mdr:

„Wenn der Lärm des Tages abklingt, macht sich ein Brummen rund um die Gemeinden am Energiepark Witznitz breit. Je nach Windrichtung sind vor allem Rötha, Kahnsdorf, Neukieritzsch oder auch Zwenkau betroffen. Der Solarenergiepark Witznitz soll eigentlich still und leise Energie erzeugen. Aus Sonne soll Strom für Waschmaschinen, Fernseher oder Kühltruhen werden. Der Strom entsteht auch zuverlässig. Aber nicht leise, sondern unerwartet geräuschvoll.“

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): 

Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.

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University of Copenhagen (deutsche Übersetzung: oben rechts auf unserer Webseite „Übersetzen ins Deutsche“ klicken.:

A local bright spot among melting glaciers: 2,000 km of Antarctic ice-covered coastline has been stable for 85 years

A whaler’s forgotten aerial photos from 1937 have given researchers at the University of Copenhagen the most detailed picture of the ice evolution in East Antarctica to date. The results show that the ice has remained stable and even grown slightly over almost a century, though scientists observe early signs of weakening. The research offers new insights that enhance predictions of ice changes and sea level rise.

Higher temperatures, extreme weather, melting glaciers, and rising sea levels—all indicators that the climate and the world’s ice masses are in a critical state. However, a new study published in Nature Communications from the Department of Geosciences and Natural Resource Management at the University of Copenhagen offers a local bright spot.

Using hundreds of old aerial photographs dating back to 1937, combined with modern computer technology, the researchers have tracked the evolution of glaciers in East Antarctica. The area covers approximately 2,000 kilometers of coastline and contains as much ice as the entire Greenland Ice Sheet.

By comparing the historical aerial photos with modern satellite data, the researchers have been able to determine whether the glaciers have retreated or advanced and whether they have thickened or thinned. The study reveals that the ice has not only remained stable but grown slightly over the last 85 years, partly due to increasing snowfall.

„We constantly hear about climate change and new melt records, so it’s refreshing to observe an area of glaciers that has remained stable for almost a century,“ says Ph.D. student Mads Dømgaard, the study’s first author.

However, the researcher emphasizes that the study also shows the first signs of changes in the sea ice off the glacier. This could mean that the stable East Antarctic glaciers might shrink in the future.

„Our results also indicate weakening sea ice conditions, making the glaciers‘ floating ice tongues more vulnerable and unable to grow as large as seen in the early aerial images from 1937. We know from other parts of Antarctica that the ocean plays an extremely important role and drives the massive and increasing melt we see in, e.g., West Antarctica,“ says Dømgaard.

More about the study

  • Out of 2,200 images photographed from seaplanes in 1937, 130 were selected for the analysis.
  • The researchers combined the historical photos with modern satellite data to create 3D reconstructions of the glaciers.
  • The Norwegian aerial images were supplemented with 165 aerial images of the same glaciers from Australian surveys conducted between 1950 and 1974. This allowed the researchers to examine the evolution of the glaciers over different periods and calculate historical ice flow speeds for selected glaciers.
  • Compared to modern data, the ice flow speeds are unchanged. While some glaciers have thinned over shorter intermediate periods of 10–20 years, they have remained stable or grown slightly in the long term, indicating a system in balance.

Hidden from the Nazis

Most of the images used in the study were captured during a 1937 expedition organized and paid for by Norwegian whaler Lars Christensen. The mission aimed to produce the first maps of this part of East Antarctica, but the maps were never published due to the German invasion of Norway. Since then, the images have been stored at the Norwegian Polar Institute in Tromsø and forgotten.

When the researchers from the University of Copenhagen read about the expedition, they realized that valuable images were likely hidden in an archive in Norway. They traveled to Tromsø and reviewed all 2,200 images taken during the expedition. They supplemented the Norwegian aerial images with images of the same glaciers from Australian surveys conducted between 1950 and 1974.

„By comparing the historical aerial photos with modern satellite data, we have gained critical knowledge about glaciers that we would not otherwise have had. I think it’s fantastic that these old images can be used to generated new research results almost 100 years after they were taken,“ says Assistant Professor Anders Bjørk from the University of Copenhagen, who leads the group working with the historical images.

Potential for major sea level rise

The Antarctic Ice Sheet is receiving increasing attention from researchers, due to its potential for extremely large and rapid sea level rise. Unlike Greenland, very little was known about Antarctica glaciers until the 1990s, when the first good satellite observations became available.

„Early observations of glaciers are extremely valuable as they give us a unique insight into how the ice has evolved through a varying climate and whether current changes in the ice exceed the glaciers‘ normal cycle of advance and retreat,“ explains Dømgaard.

According to the researcher, solid, long-term data is crucial for producing accurate predictions of future glacier evolution and sea level rise, and this study provides new insights into a vast area in East Antarctica.

„The long time series of glaciers improves our ability to make more accurate models of future ice changes, as the models are trained on historical observations,“ concludes Bjørk.

Paper: Mads Dømgaard et al, Early aerial expedition photos reveal 85 years of glacier growth and stability in East Antarctica, Nature Communications (2024). DOI: 10.1038/s41467-024-48886-x

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