Die Katze wird aus dem Sack gelassen

Ja, wir geben zu, wir haben schon ziemlich laut gelacht, als die fachfremde Grünen Politikerin Kotting-Uhl von der angebotsorientierten Stromversorgung im Bundestag gesprochen hat. Wir berichteten über diese denkwürdige Rede. OK, das spricht eine Blinde von den Farben, denn Kotting-Uhl hat keinerlei berufliche Expertise in dem Bereich Energie. So einfach ist es aber nicht, denn diese Denke herrscht in der ganzen Grünen Partei vor mit dramatischen Auswirkungen.

Angebotsoerientiere Wirtschaft hat es in den neuen Bundesländern 40 Jahre gegeben, als die DDR existierte. Dort waren Obstläden überdeutlich gekennzeichnet, damit die Bürger sie nicht für Fliesengeschäfte hielten. Eigentlich sollten die Lehren der Geschichte klar sein, sind sie aber offenbar nicht, wie die Rede der Grünen zeigt. Die Energiewende wird weiter durchgezogen und je weiter die Zeit voranschreitet, desto klarer werden die Konsequenzen.

Das Wirtschaftsministerium hat jetzt seine Pläne für die Zukunft bekanntgegeben und so viel sei gesagt, es wird noch teurer und noch irrer. Eigentlich muss man kein Hellseher sein, um die Folgen der deutschen Energiewende abzuschätzen. Ein Strom-System, dass sich zu 100% auf Erneuerbare Energien stützt, muss für den Fall, dass diese nicht liefern, ein Fallback haben.

Bislang besteht das aus verschiedenen fossilen Brennstoffen und Importen. Aus der Kohle will Deutschland aussteigen, also bleibt nur Gas als Alternative. Die Betreiber von Gaskraftwerken haben Zeit, bis sich immer mehr Verzweiflung bei der Regierung breitmacht. Sie haben wenig Interesse Teilzeitkraftwerke als Lückenbüßer zu betreiben, denn bestimmte Kosten fallen immer an, nicht zuletzt die Erstellungskosten der Kraftwerke. Nun also der Plan, den Betreibern soll der Bau solcher Kraftwerke schmackhaft gemacht werden, in dem sie auch die Zeiten vergütet bekommen, in denen sie gar keinen Strom produzieren, die Anlage im Standby laufen lassen.

Es gibt im Grunde nur zwei Möglichkeiten, wie eine Wirtschaftlichkeit hergestellt werden kann. Entweder die Preise explodieren in der Zeit, in denen die Gaskraftwerke laufen oder man versucht es zu glätten, so könnte man den Plan jetzt bezeichnen. Am Ende dürfte aber das Gleiche herauskommen. Die Kraftwerke müssen sich rechnen und die Zeit spielt den möglichen Betreibern in die Hände. Denn eigentlich hätte diese neuen Kraftwerke bereits im Bau sein müssen. Sie sind es aber nicht. Für Verbraucher wird es auch spannend, wenn sie in erster Linie dann Strom verbrauchen sollen, wenn dieser vorhanden und günstig ist. Der Focus:

“Diese „steuerbaren Lasten“ laufen aber möglicherweise nur wenige Stunden im Jahr. Über einen Kapazitätsmechanismus sollen nun Anbieter im Zuge von Ausschreibungen dafür honoriert werden, dass sie Kraftwerkskapazitäten bereitstellen – auch wenn sie keinen Strom produzieren. Das Wirtschaftsministerium nannte in einem Papier vier Handlungsfelder. Dazu gehört neben der künftigen Reform der erneuerbaren Energien auch mehr Flexibilität bei der Stromnutzung – also Anreize, damit Nutzer ihr E-Autodann laden, wenn der Strom günstig ist.”

All das war vorhersehbar, wurde aber immer abgetan. Aber irgendwann kommt die Stunde der Wahrheit. Das Grüne Wirtschaftsministerium möchte noch viel mehr elektrifizieren wie Verkehr oder Heizen. Das Problem wird also eher größer als kleiner. Gute Zeiten für die Energiewirtschaft, die Gaskraftwerke baut. Sie können sich das Gewurschtel in Ruhe ansehen und den Preis immer weiter nach oben schrauben. Das Problem ist allerdings, dass es am Ende die Stromkunden bezahlen werden.

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Au Weiha Claudia Kemfert. Man mag kaum glauben, dass sie einen Professoren-Titel hat. Auf X können wir lesen: die Energiepreise sind doch nicht so schlimm, es gibt doch Dinge, die sind noch teurer.

Wir erinnern gern wieder an unseren türkischen Gemüsehändler. Nicht seine Tomaten sind zu weich, die Finger der Kunden sind zu hart.

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Am Anfang gleich falsch abgebogen. So lässt sich das Interview bei n-tv zusammenfassen, in der eine Soziologin über das Bewusstsein in Sachen Klima in Deutschland spricht. Deutschland, in dem die Klimaangst so verfangen hat, wie nirgendwo sonst auf der Welt.

ntv.de: Ihre Untersuchung besagt, dass die Deutschen dem Klimawandel relativ sorglos gegenüberstehen. Ein überraschendes Ergebnis, oder?

Silke Borgstedt: Allerdings. Man muss dazu sagen, dass die Sorgen in allen Ländern ausgeprägt sind. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir aber relativ sorglos, speziell vor dem Hintergrund dieses Dauer-Narrativs: Wir sind Klimahysteriker. Dieses Selbstbild wird uns zum Beispiel in Fokusgruppen häufig gespiegelt: Deutschland muss die Welt retten, während andere weitermachen wie bisher – auch dann, wenn es unserer Wirtschaft schadet.

Das ist gar nicht so?

Nein. Wir machen uns nicht mehr Sorgen als Menschen in anderen Ländern und sind auch nicht eher zu Veränderung bereit, im Gegenteil. Im internationalen Vergleich haben wir offenbar häufig dieses Gefühl, dass wir Vorreiter sind. Eine Zeit lang hat man sich auch in dieser Rolle gesonnt im Sinne von: Hey, wir sind fortschrittlicher. Jetzt, wo der Umsetzungsdruck an die Bevölkerung rückt, überlegen ressourcenschwache Gruppen, aber auch Milieus der Mitte, ob Klimaschutz zu viel kostet und überhaupt etwas bringt.”

Warum bereiten sich Interviewer nicht besser auf so ein Interview vor? Eine kurze Rückfrage wäre doch gewesen, dass den Menschen hier allen Ernstes erzählt wurde, die Energiewende wird so viel kosten wie eine Kugel Eis im Monat.

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Helmut Ullmann und Martin Bülow veröffentlichten am 6. Juni 2024 in der Zeitschrift für Physikalische Chemie den folgenden Artikel. Thema ist die Neuinterpretation der Rolle der Klimagase:

The role of greenhouse gases in radiative equilibrium – Thermodynamic evaluation

Zusammenfassung

Die Bedeutung von Treibhausgasen für den Klimawandel wird im Fall von Kohlendioxid anhand thermodynamischer Daten beurteilt. Anhand der Werte der molaren Wärmekapazität kann keine erhöhte Wärmespeichereigenschaft dieses Treibhausgases festgestellt werden. Die Absorption und Desorption von Infrarot-Strahlung durch die Treibhausgase wird als ein reversibler dynamischer Prozess angesehen, der einerseits die Infrarot-Strahlung der Sonne reduziert und andererseits die Rückstrahlung von der Erde verzögert. Als Wandler von Wärme in IR-Photonen und umgekehrt spielen die Treibhausgase eine wichtige Rolle beim Ausgleich der Strahlung. Die Richtung des Wärmetransports in der Atmosphäre wird durch den 2. Hauptsatz der Thermodynamik bestimmt. Die Reichweite der IR-Strahlung wird durch die Abstufung des Luftdrucks in der Atmosphäre bestimmt.

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Neue technologische Anwendungen, insbesondere solche der Künstlichen Intelligenz, brauchen immer mehr Strom. Das könnte die Versorgung in der Schweiz in Probleme bringen, schreibt Alex Reichmuth im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/07/der-energiebedarf-der-kuenstlichen-intelligenz-bedroht-unsere-stromversorgung). Gleiches dürfte für Deutschland und weitere Länder gelten.

Reichmuths Faktencheck
Der Energiebedarf der Künstlichen Intelligenz bedroht unsere Stromversorgung

Die Ausgangslage: Applikationen der Künstlichen Intelligenz (KI) brauchen enorm grosse Strommengen. Weltweit schiessen Rechenzentren wie Pilze aus dem Boden. Es häufen sich Warnungen, dass der Energiebedarf dieser Infrastruktur die Stromversorgung bald überfordert.

Warum das wichtig ist: Eben hat die Schweiz Ja gesagt zum Stromgesetz. Dieses soll die Versorgung mit erneuerbarer Energie in den nächsten 10 bis 15 Jahren sicherstellen. Wenn aber in unserem Land immer mehr Rechenzentren dazukommen, könnte dieser Erfolg in Frage gestellt sein. Wie gross ist die Bedrohung wirklich?

Zitate:

  • «Das Wachstum Künstlicher Intelligenz wird die Energiesysteme weltweit auf die Probe stellen.» (Wirtschaftshistoriker Daniel Yergin zum «Handelsblatt», Mai 2024, siehe hier)
  • «Diese KI-Rechenzentren werden mehr Energie benötigen, als wir uns je hätten vorstellen können.» (Blackrock-Chef Larry Fink im Mai 2024, siehe hier)

Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/07/der-energiebedarf-der-kuenstlichen-intelligenz-bedroht-unsere-stromversorgung). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.

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