Neue Zahlen zum deutschen Stromdebakel

Martin Schlumpf berichtet am 13. Mai 2024 im Nebelspalter:

Neue Zahlen zum deutschen Stromdebakel – Schlumpfs Grafik 112

Für die meisten Schweizer Links-Grünen verhält sich Deutschland beim Ausbau von Wind- und Solarenergie vorbildlich und ist damit Vorreiter auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Eine Analyse des deutschen Stromsystems vom vergangenen April mit nahezu Echtzeitdaten zeigt aber, wie naiv und absurd diese Einstellung ist: Deutschland kämpft mit extremen Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne, die das ganze System instabil machen, die Kosten in die Höhe treiben und die Importabhängigkeit vergrössern.

Was wichtig ist:

– Die installierte Leistung der deutschen Wind- und Solaranlagen beträgt heute gut das Dreifache des durchschnittlichen Stromverbrauchs.

– Trotzdem konnte damit im letzten April nur die Hälfte des Verbrauchs gedeckt werden. Zum Teil betrug die Abdeckung sogar nur wenige Prozente.

– Je mehr grüner Strom erzeugt wird, desto stärker fallen die Börsenpreise – bis ins Negative.

– Solar- und Windlücken werden zunehmend mit Importen kompensiert.

Rolf Schuster vom deutschen Verein «Vernunftkraft» (siehe hier) erstellt jeden Monat eine umfassende Übersicht über die Erzeugung und den Verbrauch von Strom, die Kosten und die Import/Export-Bilanz Deutschlands. Dabei visualisiert er Daten von der Plattform der europäischen Elektrizitätsnetz-Betreiber «Entso-e» (siehe hier) mittels Grafiken. Im Folgenden zeige ich einige dieser Schuster-Grafiken.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Zum Bericht von Georg Schwarte auf Tagesschau.de über die Reise Annalena Baerbocks auf die Fidschi-Inseln schrieb uns Gerhard Keller:

Bei dem Bericht der Tagesschau von Georg Schwarte vom 5. Mai 2024 über den Besuch der Außenministerin Annalena Baerbock in Fidschi handelt es sich um eine Ansammlung von grobem Unfug, zu dem Schwarte jegliche Distanz vermissen lässt. Vielmehr gibt er begeistert den Peitschenhieb an „uns“ weiter, der ja wohl der einzige Grund der Reise war. So schreibt er zusammenfassend:

„Fidschi rief 2021 den Klimanotstand aus. Der Meeresspiegel stieg seither um weitere 20 Zentimeter. Die Felder versalzen, die Ernteerträge sinken und die Touristen bleiben aus.“

20 cm: Das ist ungefähr der globale Meeresspiegelanstieg seit 1900. Und die jährliche Zu- oder Abnahme kann an den Küsten der Pazifikinseln durchaus aus natürlichen Gründen bis zu einem halben Meter betragen. Der langfristige Anstieg durch den Klimawandel dürfte dabei überhaupt nicht spürbar sein.

Und die Touristen bleiben keineswegs aus. Vielmehr hat die Zahl der jährlichen Touristen auf Fidschi nach Corona ein Allzeithoch erreicht mit einem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von etwa einem Viertel.

Der Verteidigungsminister von Fidschi hat laut Schwarte auf einer Sicherheitskonferenz gesagt:

„Nicht Kampfjets, nicht Maschinengewehre sind unsere größte Bedrohung. Es ist der Klimawandel.“

Er spinnt aber nicht. Vielmehr hat er das gesagt, was Baerbock und Schwarte gerne hören und was Geld bringt. Lässt man Kampfjets und Maschinengewehre mal weg, dann ist das Schlimmste, was Fidschi passieren kann, ein Einbruch beim Tourismus.

Das könnte allerdings passieren, wenn die Touristen, deren Anzahl pro Jahr der Einwohnerzahl Fidschis entspricht, auf Klimaschutz umsteigen und ihre unnötigen Fernreisen bleiben lassen – was ich Fidschi allerdings nicht wünsche.

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Sie kennen sicher den Streit zum Golfstrom. Alarmisten malen einen Stillstand an die Wand mit schlimmen Auswirkungen für Europa. Andere Forscher sind besonnener und zeigen anhand von Daten, dass es Schwankungen immer gegeben hat. Dankenswerterweise hat sich jetzt das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie zu diesem Thema gemeldet und warnt vor Panikmache:

„In den vergangenen Tagen vermeldeten viele Medien einen drohenden Kollaps der Nordatlantikzirkulation, zu der der Golfstrom gehört und die für das relativ milde Klima in Europa sorgt. Die Berichte basierten auf Berechnungen eines niederländischen Teams um René M. van Westen, die im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht wurden. Demnach könnte die gewaltige Umwälzpumpe im Atlantik einen Kipppunkt überschreiten und irreversibel zum Erliegen kommen. In der Folge würden die Temperaturen in Europa schnell um zehn Grad Celsius oder mehr fallen, prognostiziert die Studie.

Die Gefahr ist aber nicht so groß, wie die Publikation und manche Berichte darüber glauben machen. „Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass sich die Nordatlantikzirkulation in den nächsten paar hundert Jahren deutlich abschwächt, aber wir sehen zurzeit dafür weder in den Messdaten noch in unseren Simulationen Anzeichen“, sagt Daniela Matei, die am Max-Planck-Institut für Meteorologie die Rückkopplungen zwischen Klimawandel und Nordatlantikzirkulation erforscht.

Van Westen und seine Kollegen verwendeten für ihre Berechnungen zwar ein komplexes gekoppeltes Modell, dieses hat aber eine deutlich geringere räumliche Auflösung als die Modelle, die heute am Hamburger Max-Planck-Institut und von anderen führenden Klimaforscherinnen und -forschern verwendet werden. Es erfasst daher viele relevante Prozesse nicht und überschätzt manche Effekte, die zum Kollaps des Strömungssystems führen können.“

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Der gute alte Hockey Stick. Steve McIntyre hat wieder zugeschlagen:

Jan and Ulf’s Nature Trick: The Hottest Summer in 2000 Years

A couple of weeks ago, the New York Times and other institutional media proclaimed that “tree rings” (sometimes “ancient tree rings”) had “shown” that 2023 was the warmest summer in 2000 years (link link) Almost 25 years to the day since they had similarly proclaimed that 1998 was the warmest year in 1000 years.   The recent proclamation, as in 1998, was based on an article in Nature (Esper et al, 2024); the proclamation in 1998 was similarly based on an article in Nature (Mann et al, 1998), together with its companion article in Geophysical Research Letter (link).

Weiterlesen auf Climate Audit

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AFP via phys.org:

EarthCARE satellite to probe how clouds affect climate

Will clouds help cool or warm our world in the years ahead? The EarthCARE satellite will blast off Tuesday from California on a mission to find out, aiming to investigate what role clouds could play in the fight against climate change.

Weiterlesen auf phys.org

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Lawrence Livermore National Laboratory:

Study finds natural climate variability impacts Arctic and global warming

When comparing model simulations of Earth’s recent warming to real-world observations, differences can arise from several factors, including model errors in the simulated response to increased greenhouse gases and natural fluctuations within the climate system.

Natural climate variability, also called internal variability, can change regional and global atmospheric temperature by moving heat within the climate system. Diagnosing the role of natural climate variability over recent decades is critically important for both model validation and projections of future warming.

In an effort to quantify the role of natural fluctuations in model-observation differences, Lawrence Livermore National Laboratory scientist Stephen Po-Chedley and collaborators found the unique temperature trend patterns associated with natural climate variability for 1980–2022. The research appears in Geophysical Research Letters.

„The relative role of different drivers of model-observational discrepancies in the pattern of warming has important implications for our understanding of climate sensitivity, as well as regional climate changes,“ said Po-Chedley, a co-author of the research. „This work shows that natural variations in Earth’s climate likely contribute to key differences in the simulated-versus-observed pattern of surface-air temperature changes.“

Previous studies by this research team have shown that natural climate variability has decreased global warming and enhanced Arctic warming. The team analyzed the multi-decadal trend patterns from hundreds of CMIP6 (the sixth phase of the Coupled Model Intercomparison Project, a global collaboration of climate modelers) simulations in which natural variability warms the Arctic but has a global cooling effect. They found that the majority of these model simulations also produce enhanced warming in the Barents Sea (near Norway) and Kara Sea (just north of Siberia) and cooling in the tropical eastern Pacific and Southern Ocean due to natural variability.

„Since these are the exact features imprinted on observed surface-temperature changes over 1980–2022, our work suggests that natural variability is an important component of several noteworthy differences between models and observations,“ said Aodhan Sweeney, a graduate student and lead author of the study from the University of Washington (UW).

„The cause of observed cooling over the tropical eastern Pacific and Southern Ocean in the last few decades is a hotly debated topic in climate science. This study provides compelling evidence that the natural variability could be largely responsible for the observed cooling over these regions,“ said Qiang Fu, a professor and co-author of the publication from UW.

The team found that a rare configuration (
„By attributing model deviations in the pattern of surface warming to natural climate variability, our study reinvigorates confidence in climate models‘ ability to produce realistic projections of future climatic change,“ said Hailong Wang, a co-author and research scientist at Pacific Northwest National Laboratory (PNNL).

The team concluded that although more research is needed to fully attribute the causes of modeled-versus-observed differences in the pattern of global surface air temperature change, the identified pattern of internal variability and its similarity to features imprinted on the observational record suggests that natural climate variability did indeed reduce global warming and enhance Arctic warming over 1980–2022.

Paper: Aodhan J. Sweeney et al, Unique Temperature Trend Pattern Associated With Internally Driven Global Cooling and Arctic Warming During 1980–2022, Geophysical Research Letters (2024). DOI: 10.1029/2024GL108798

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