Der Standard aus Österreich über Afrika, das Klima und Frauen. Am Ende steht aber kein Zauber sondern die Aufforstung.
“Dieses Wissen anzuzapfen, das meist von Frauen von Generation zu Generation weitergegeben werde, sei angesichts der notwendigen Anpassungen an die Klimaerwärmung unerlässlich. Bisher sei in den von Europa und Nordamerika geprägten Forstwissenschaften dazu jedoch viel zu wenig geforscht worden, drängt Nagendra wie zuvor auch Ndjebet und Biao auf aussagekräftiges Datenmaterial. „Leute, die in solch prekären Verhältnissen leben, denken viel eher in die Zukunft, weil sie wissen, wie sehr sie von bestimmten Pflanzen und Bäumen abhängig sind“, sagt sie im STANDARD-Interview. Um Bäume, die dem Klimawandel trotzen und gleichzeitig die Ernährungssicherheit gewährleisten können, geht es auch in Ndjebets Projekten. Millionen von Bäumen, viele davon Mangroven, wurden unter der afrikanischen Agrarpionierin bereits gepflanzt. Dass sie nach ihrer Beamtinnenkarriere überhaupt zu ihren Wurzeln zurückkehrte und in Afrikas Wäldern ihre Berufung fand, führt sie neben den Erlebnissen in der Kindheit auf eine schlüsselhafte Begegnung mit einer weiteren Vorkämpferin zurück: Wangari Maathai. Die Umweltaktivistin und erste afrikanische Friedensnobelpreisträgerin hatte kurz vor ihrem Tod im Jahr 2011 ein Projekt Ndjebets in Kamerun besucht und war davon so beeindruckt, dass sie jene kurzerhand mit einer Mission beauftragte. „Geh und sag allen afrikanischen Frauen, sie sollen Obstbäume pflanzen und auf ihren Wald schauen wie auf ihre eigenen Babys“, erinnert sich Ndjebet an die damaligen Worte. „Die Früchte werden ihre Ernährung verbessern, sie können damit auch Geld verdienen. Und die Bäume werden da sein und der Menschheit dienen. Afrikas Frauen sind die stärkste Waffe gegen den Klimawandel.“”
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“Das Zeitalter der Atomkraft hat gerade erst begonnen.”
Das sagt Morten Freidel im Interview mit den Ruhrbaronen, anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Buches.
“Ruhrbarone: In Deutschland sind viele der Ansicht, dass das Atomzeitalter zu Ende sei.
Freidel: Meine These ist, dass das Zeitalter der Atomkraft gerade erst begonnen hat. Das ist auch international gut belegbar. Überall um uns herum verlängern Länder die Laufzeiten ihrer Kernkraftwerke, reaktivieren wie in den USA bereits stillgelegte Reaktoren oder wollen neue Kraftwerke bauen. Der amerikanische Senat hat gerade mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, das den Neubau von Reaktoren deutlich vereinfacht. In Deutschland heißt es immer, „Wir haben abgeschaltet, es gibt keinen Weg zurück“, aber das ist natürlich Quatsch. Es hängt allein vom politischen Willen ab. Wenn der Rückbau nicht zu weit fortgeschritten ist, kann man auch stillgelegte Kraftwerke wieder ans Netz bringen. Das Risiko des Klimawandels liegt bei 100 Prozent. Das Risiko eines Unfalls in einem Kernkraftwerk ist hingegen minimal. Die Technologie ist beherrschbar. Selbst wenn man die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima berücksichtigt, sterben deutlich mehr Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung durch die Kohleverbrennung.
Ruhrbarone: Wenn Kernkraftgegner nichts mehr einfällt, argumentieren sie mit den hohen Kosten dieser Technologie.
Freidel: Ich zitiere in meinem Buch eine Studie, die in “Nature Energy”, einer internationalen Fachzeitschrift für Energie, erschienen ist. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass sich gerade im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien Atomkraft wirtschaftlich lohnt.”
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Zwei Nachricht zum Thema Kernfusion, die unterschiedlicher kaum sein können.
Futurezone über angebliche Fortschritte in China:
“Das Ziel von Energy Singularity ist, ein kommerziell einsatzfähiges Tokamak-Gerät zu bauen. Der HH70 sei bereits der erste funktionierende Fusionsreaktor, heißt es von dem Unternehmen. Die Testergebnisse aus dem HH70 sollen in das Nachfolgegerät fließen, das bereits 2027 fertiggestellt werden soll. 2030 will Energy Singularity ein komplett einsatzfähiges Fusionskraftwerk herzeigen. Dass der HH70 ein vergleichsweise kleiner und auch günstigerer Reaktor ist, soll bei der Kommerzialisierung hilfreich sein.”
Das europäische Projekt ITER verzögert sich weiter. Die FAZ:
“Das Großprojekt-Syndrom hat wieder zugeschlagen. Betroffen ist ein alter Bekannter: Der internationale Fusionsreaktor ITER, der seit nunmehr fast 20 Jahren in Südfrankreich zusammengebaut wird. Die Anlage, die zeigen soll, dass sich aus der kontrollierten Verschmelzung von Atomkernen große Mengen an Energie gewinnen lässt, wird definitiv teurer und Jahre später in Betrieb gehen, als zuletzt geplant. Statt in 2025, wird ITER erst in Jahr 2034 für den Testbetrieb fertiggestellt sein. Die ersten echten Fusionsreaktionen mit den Wasserstoffisotopen Deuterium und Tritium als Brennstoff werden sich damit ebenfalls verzögern und nicht vor 2039 starten. Das teilte der Generaldirektor von ITER Pietro Barabaschi heute auf einer Pressekonferenz in Cadarache mit.”
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Die Geister, die man ruft… Michael Mann, der Erfinder der Hockeystick-Kurve, war einer der größten Klima-Mahner. Offenbar rudert er gerade wieder zurück, wie er im Focus schreibt.
“Der Klimawandel ist eine Krise, jedoch eine lösbare“
Doch nur wenn wir die Klimaveränderungen der Vergangenheit verstehen und wissen, was sie uns über die Umstände sagen, unter denen wir gedeihen konnten, können wir zwei scheinbar widersprüchliche Realitäten verstehen. Auf der einen Seite ist da die absolute Zerbrechlichkeit dieses Augenblicks, die uns quasi täglich durch jeden verheerenden Flächenbrand, jeden „Jahrhundert-Hurrikan“ oder jeden Tag mit Temperaturen von über 43 °C vor Augen geführt wird. All das sind Anzeichen dafür, dass wir in den Abgrund eines unbewohnbaren Planeten zu schlittern drohen. Andererseits zeigt das Studium der Erdgeschichte, dass das Klima bis zu einem gewissen Grad resilient ist. Der Klimawandel ist eine Krise, jedoch eine lösbare Krise.
Wissenschaftliche Ungewissheit? Ein Zeichen, noch vorsichtiger zu sein
Ein wichtiger Punkt: Wir müssen die wissenschaftliche Unsicherheit akzeptieren. Der wissenschaftliche Prozess baut auf sich selbst auf. Es kommen neue Daten ans Licht, die uns helfen, unser Wissen zu präzisieren. Manchmal ändern sie unsere Auffassung. Viele Klimawandelleugner benutzen diese Ungewissheit, um Untätigkeit im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu rechtfertigen. Wir können uns nicht darauf verlassen, so die Argumentation, würden womöglich gar in einer Weise überreagieren, die etwa der Wirtschaft schaden könnte.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Viele der wichtigsten Klimaauswirkungen – die Zunahme tödlicher und verheerender extremer Wetterereignisse, der Verlust von Gletschereis und die daraus resultierende Überflutung unserer Küsten – haben die früheren wissenschaftlichen Prognosen bereits übertroffen. Die Ungewissheit ist nicht auf unserer Seite. Sie ist vielmehr ein sehr guter Grund für noch größere Vorsicht und konzertiertere Maßnahmen.”
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Die bessere Luftreinhaltung in der globalen Schifffahrt könnte der Grund für die jüngste Temperaturerhöhung seit 2020 sein. Denn wegen weniger Sulfat-Aerosolen in der Atmosphäre wird weniger Sonnenlicht zurückgehalten. Zu diesem Schluss sind Forscher der NASA gekommen. Fritz Vahrenholt ist in seinem Newsletter bereits auf die Studie eingegangen. Alex Reichmuth hat sie für den Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/07/die-schifffahrt-ist-schuld-am-juengsten-temperaturschub) nun ebenfalls unter die Lupe genommen.
Klimawandel: Die Schifffahrt ist schuld am jüngsten Temperaturschub
Die Fakten: Die globalen Temperaturen sind in den letzten ein bis zwei Jahren deutlich gestiegen. 2023 war nochmals 0,16 Grad heisser als das bisher wärmste Jahr 2016.
- Eine Studie von Forschern der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa legt nun nahe, dass 80 Prozent der Erwärmung, die seit 2020 registriert worden ist, mutmasslich nicht auf Klimagase zurückzuführen ist, sondern auf strengere Abgasvorschriften in der internationalen Seeschifffahrt.
Warum das wichtig ist: Die Temperaturrekorde rufen Mahner auf den Plan, die einmal mehr vor dem menschengemachten Klimawandel warnen. Sie liegen aber falsch, falls die Resultate der neuen Studie zutreffen.
Das Zitat: «Wir spielen mit unserem Planeten russisches Roulette.» (Uno-Generalsekretär Antonio Guterres zur jüngsten Temperaturerhöhung, Anfang Juni 2024, siehe hier)
Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/07/die-schifffahrt-ist-schuld-am-juengsten-temperaturschub). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.
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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:
Betreff: Bäume als Kohlenstoffsenken
Sehr geehrte Damen und Herren,
einige Anmerkungen zum Blog vom 04. 07. 24. Ein Artikel berichtet über Bäume, die Kohlenstoff speichern. Das ist soweit richtig. Weiterhin wird behauptet, dass Kohlenstoffdioxyd (CO2) durch die Bäume gespeichert wird. Das ist so nicht richtig.
Es werden vielleicht geringe Mengen CO2 festgehalten, doch der eigentliche Prozess ist ein anderer. Das CO2 wird aus der Luft entnommen. Mit der Lichtenergie der Sonne wird das CO2 aufgespalten in Kohlenstoff und molekularen Sauerstoff (C + O2). Die benötigte Energie, die zum Aufspalten des CO2 erforderlich ist, wird vom Sonnenlicht entnommen. Mit Wasser, welches die Bäume durch die Wurzeln aufnehmen, wird Glucose (C6H12O6) erzeugt, welches die Bäume zum Wachsen benötigen. Der überschüssige Sauerstoff wird an die Atmosphäre gegeben. Den Sauerstoff benötigen Menschen und Tiere zum Atmen. Auch beim Atemprozess wird CO2 abgegeben.
Dass Bäume somit gigantische CO2-Speicher sind ist damit falsch.
Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn