Die Zeit der Heckenschützen

So definiert Wikipedia einen Heckenschützen:

“Ein Heckenschütze ist eine Person, die aus dem Hinterhalt auf Menschen und andere Ziele schießt, entweder als Kämpfer in einem Krieg oder Bürgerkrieg oder in krimineller Absicht.”

In digitalen Zeiten hat sich der Heckenschütze angepasst. Er kann immer noch aus dem Hinterhalt agieren, seine Waffen sind allerdings andere. Ein schönes Beispiel ist der Online-Händler Amazon. Dort können Nutzer Bewertungen abgeben. Im Grunde eine gute Sache, ist ein Produkt gut, dann wird es gut bewertet, ist es schlecht, dann gibt es schlechte Bewertungen. Der Interessent kann sich ein Bild vom Produkt vor dem Kauf machen. Dazu muss der bewertende Kunde das Produkt allerdings besessen haben. Das aber ist bei Amazon nicht der Fall, dort kann im Grunde jeder jedes Produkt bewerten. Eigentlich wäre es einfach, und nur verifizierte Käufer eines Produktes hätten das Recht, dieses zu bewerten.

Ganz aktuell gibt es einige Heckenschützen, die das neue Buch von Axel Bojanowski bewerten. Die Art der Bewertung lässt nur einen Schluss zu, keiner von Ihnen kann das Buch gelesen haben. Es wird keine Kritik im Sinne von falschen Daten, Thesen oder Behauptungen geübt. Wie sollte das auch gehen in zwei Sätzen? Die guten Bewertungen stammen fast ausschließlich von verifizierten Käufern und sie sind in der Regel auch länger als zwei Sätze. Erstaunlich auch, dass niemand mit Klarnamen seine schlechte Bewertung abgibt. Mut scheinen diese Leute nicht zu kennen. Vermutlich denken diese Schreiber, dass sie mit einer schlechten Bewertung irgendetwas bewirken. Ob sich tatsächlich jemand davon abschrecken lässt, dieses Buch zu kaufen?

Immerhin, wir haben genau diese Entwicklung bereits zum Erscheinen des Buches vorausgesagt. Das Gute an dem Bewertungssystem bei Amazon, man kann solche Bewertungen als eingeloggter Kunde melden. Erreichen diese Meldungen eine gewisse Zahl, wird die Bewertung überprüft und verschwindet gegebenenfalls auch wieder.

(Abbildung: Screenshot Amazon.de)

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Die nassesten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das analysiert der Deutsche Wetterdienst für die letzten 12 Monate. FAZ:

“ Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat seine bundesweiten Messstationen ausgewertet und festgestellt: Noch nie seit 1881 gab es in Deutschland so niederschlagsreiche zusammenhängende zwölf Monate wie im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024.”

Diese Mengen reichen allerdings nicht, um im Dürremonitor vom UFZ die Dürre zu beseitigen. Wenngleich dort nur die letzten 30 Tage berücksichtigt werden. Aber vielleicht ist genau das der Denkfehler? Laut Deutschen Wetterdienst hatte Sachsen weniger Regen als im Mittel im Juni 2024, der Süden Brandenburgs allerdings nicht, dort war es deutlich mehr Niederschlag. Auf den Karten findet sich das nicht unbedingt wieder.

(Abbildung: Screenshot ufz.de)

Der Deutsche Wetterdienst DWD bilanziert den Juni 2024.

“Mix aus Schafskälte, tropisch-schwüler Luft und Hochsommerhitze. Das Temperaturmittel lag im Juni 2024 mit 16,8 Grad Celsius (°C) um 1,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (15,4 °C). Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (16,4 °C) betrug die Abweichung 0,4 Grad. Der Eröffnungsmonat des Sommers, der der 15. zu warme Juni in Folge ist, hatte aber nicht nur Wärme im Gepäck. Auch die Schafskälte mit einstelligen Tiefstwerten gehörte zum Spielzug. Am 12. wurde in dieser thermischen Schwächephase in Meßstetten mit 1,4 °C das nationale Minimum erzielt. Der Konterangriff ließ aber nicht lange auf sich warten. Nach einer tropisch-schwülen Sommersonnenwende nahm der Juni in der letzten Woche einen kräftigen Schluck aus der Sommerpulle und kam mit mehreren heißen Tagen auf Touren. Die bundesweiten Bestmarken markierten dabei voraussichtlich Orte in Bayern mit bis 34 °C am 29.

Nasser Junistart mit Hochwasser in Süddeutschland, anschließend vielerorts Unwetter
Im Juni fielen mit rund 91 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 107 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (85 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte das Plus fast 20 Prozent des Solls (76 l/m²). Niederschlagsreich und mit schweren Hochwassern in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns ging es in den Monat. Verantwortlich dafür waren teils Rekordniederschläge, die bereits Ende Mai ihren Anfang fanden. Hohe Tagesmengen wurden aber auch noch in den ersten Junitagen erfasst. Am 3. fielen im oberbayerischen Raubling-Pfraundorf 137 l/m². Entlang der Alpen zeigten sich die höchsten Monatsmengen von über 250 l/m². Landesweit tobten Starkregengewitter und gebietsweise auch Superzellen mit Großhagel. Trockener blieb der Juni vor allem im nördlichen Brandenburg mit unter 20 l/m².”

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In der 3Sat Sendung Kulturzeit darf Christian Stöcker vom Spiegel sein neues Buch kritiklos promoten. Er singt seine bekannten Verse. Fossile Brennstoffe sind böse, Geschäfte damit sind böse und Menschen, die diese Geschäfte machen sind erst recht böse. Die Verschwörungstheorie KKR/Springer darf natürlich nicht fehlen. Vielleicht kennt Stöcker das KKR-Portfolio auch einfach nicht? Oder zerbricht dann das eigene Narrativ?

“KKR has committed more than $40 billion to sustainability-focused investments, including $30+ billion to climate and environmental sustainability investments since 2010. Examples of the firm’s investments in the energy transition to date include multiple renewables-focused partnerships with NextEra Energy, a leading generator of energy from the wind and sun; Virescent Infrastructure, a renewable energy platform in India; and Viridor, a UK-based waste-to-energy company, among several others.”

Irgendwie ist es kein Wunder, wenn die Springer-KKR-Story in Bewertungen des Buches von Axel Bojanowski wieder auftauchen, wie im ersten Absatz beschrieben. Sehr schön auch die Aussage von Stöcker, dass die Erneuerbaren Energien sensationell günstig sind. Warum werden sie dann in Deutschland so stark subventioniert? Teuer wird es, wenn zentrale Versorgung in dezentrale umgebaut werden muss und wenn Speicher benötigt werden oder Backups, für die Zeit, wo Wind und Sonne nicht liefern. Das weiß Stöcker vermutlich auch, er sagt es aber besser nicht und freut sich lieber über Speicher in homöopathischen Größen.

Leider erfährt der 3Sat-Zuschauer nicht, dass Christian Stöcker Media-Fellow beim The New Institut war. Dieser Thinktank wird von jemanden finanziert, den Stöcker in seinem Statement verdammt: “Männer, die die Welt verbrennen.” Der Reeder Rickmers verbrennt auf seinen Schiffen Schweröl und sein Geld legt Rickmers in sogenannten Grünen Technologien an. Erstaunlicherweise preist Stöcker genau diese Technologien in seinen Kolumnen und seinem Buch an. Zufälle gibt es…. Wir berichteten schon mehrfach über diese spezielle Beziehung. Die Sendung ist noch bis 07.06.2025 in der Mediathek von 3Sat zu sehen.

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Easy come, easy go. Nach einer kurzer Phase mit Massezuwachs Anfang Juli auf Grönland hat jetzt die Schmelzsaison voll eingesetzt. Bis jetzt liegt die Kurve nahe dem Mittelwert der Jahre 1981-2010.

(Abbildung: Screenshot Polarportal.dk)

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