Auf welchem CO2-Reduktionspfad befindet sich die deutsche Energiewende?

Von Frank Bosse

Wir hören es allenthalben: Die Energiewende ist notwendig, um die CO2-Emissonen schnell zu senken. Darunter versteht man hierzulande das Umstellen auf erneuerbare Energien vor allem bei der Stromerzeugung. Tatsächlich sind da große Fortschritte notwendig, noch im Frühjahr 2024 wurden knapp 300 g CO2/kWh in die Luft geblasen, folgt man den Daten von „Agora Energiewende“. 

In Frankreich waren es nur ca. 10% dieses Wertes. Der Unterschied: Frankreich befolgt die Hinweise des IPCC AR6 WGIII und setzt auf den Mix von Erneuerbaren Energien, Kernkraft und das Ausfiltern und Verklappen von CO2 aus Abgasen (CCS). Deutschland dagegen macht es ganz anders: Es kommen praktisch ausschließlich Erneuerbare Energien zum Einsatz, um weniger CO2 zu erzeugen. Wie weit sind wir bei der Senkung des CO2-Ausstoßes gekommen?

Seit 2012 erfasst “Agora” mit monatlicher Auflösung die CO2-Produktion und man kann Trends recht robust bestimmen.
Hier die (linearen) Trends ab April 2012:

Tatsächlich sinken die Emissionen über die Jahre. Seit 2023 fallen sie mit 1,5 g/kWh, das war schonmal schneller, vor der Corona- Pandemie (Januar 2022) ging es signifikant (95% Konfidenzniveau) schneller, wie die Fehlerbalken verraten. Nach 2023 sind wir nun wieder bei einer Sinkrate, die geringer ausfällt als die nach 2018.  

Vielleicht weil damals noch Kernkraftwerke am Netz waren? Wie lange bräuchte es (theoretisch), wenn die Entwicklung so anhielte, bis wir auf dem Niveau von Frankreich wären, also die Emissionen um weitere 270 g/kWh reduzieren? Antwort: 18 Jahre.

Ein zu weiter Weg, um ihn so zu beschreiten, wie es gegenwärtig getan wird? Dieser Weg wird auch deutlich, wenn man sich eine weitere Datenquelle ansieht. Nowtricity trackt die Emissionen ebenfalls. Man sieht nach deren Daten auch sehr gut, dass sich das Ergebnis sogar verschlechtert hat gegenüber 2020.

(Abbildung: Screenshot Nowtricity.com)

Deutschland schafft es selbst mit über 80% EE-Anteil bei der Stromgewinnung wie zum Stichzeitpunkt es gerade einmal unter 200 g CO2/kWh.

(Abbildung: Screenshot Nowtricity.com)

Vergleichen wir es mit Frankreich zum gleichen Zeitpunkt, dann wird die Diskrepanz sehr deutlich.

(Abbildung: Screenshot Nowtricity.com)

Frankreich hat ganz anders als Deutschland ein stabiles Niveau bei den CO2- Emissionen aus der Stromgewinnung. Das Land erreicht bei nur 32% EE-Anteil ein deutlich besseres Ergebnis als Deutschland, weil es nicht die “CO2-Schleudern” Kohle, Gas etc. verwenden muss als stets notwendiges Backup für die Erneuerbaren. In der Historie ragt nur das Jahr 2022 heraus, als zahlreiche Kernkraftwerke nicht liefen.

(Abbildung: Screenshot Nowtricity.com)

Um beim obigen Bild zu bleiben: Während Deutschland sich einen dornigen Pfad mit unbekanntem Ausgang durch das Gestrüpp schlägt, baut Frankreich breite Schnellstraßen bei der Emissionsreduzierung, die schon heute ca. Faktor 10 besser funktionieren. Die globalen Klimaauswirkungen sind, da sie mit den kumulativen Emissionen zunehmen, entsprechend niedrig von Frankreich verursacht, Deutschland hinkt deutlich hinter den europäischen Maßstäben hinterher.  Wäre das nicht eigentlich DAS Thema für ”Fridays for Future” Deutschland?   

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