Das Grab im Eis

Das 19. Jahrhundert war noch ein Jahrhundert der Entdecker. Teile der Welt waren immer noch weiße Flecken auf den Landkarten. Zu den Gegenden, die im 19. Jahrhundert wenig erforscht waren, zählt die Arktis im Bereich des nördlichen Kanadas. Im Jahre 2022 haben wir über die missglückte Expedition des britischen Forschers Franklin berichtet. Er war ein Opfer der Kleinen Eiszeit, wenn man so will. Franklin wollte die Nordwest-Passage entdecken, sie sollte seinerzeit die Reisezeit von Europa nach Asien verringern.

“Viel schlimmer allerdings war das Klima zu Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Forscher aufbrach, um den Seeweg von Europa über Amerika nach Asien zu finden. Franklin hatte natürlich geplant, in der Arktis zu überwintern, um dann im kurzen arktischen Sommer die Route zum Pazifik zu finden. Allerdings schmolz das Eis nicht wie erwartet, sondern wuchs entgegen der Hoffnung der Arktis-Forscher sogar im Sommer. Das führte dazu, dass die Schiffe selbst im Sommer nicht weiterkamen, im Gegenteil, sie drifteten mit dem Eis in Richtung Süden, also entgegen dem eigentlichen Ziel.

1845 wurden für den britischen Sommer sehr kühle Temperaturen notiert. Etwa 2 Grad kühler als gewöhnlich war es nach diesen Aufzeichnungen. Die Winter 1846 und 1847 waren demnach sogar noch kälter in England. Der Sommer 1845 muss zudem sehr nass gewesen sein. Es war das Jahr, in dem die Kartoffelfäule die Ernte in Irland vernichtete, was zu einer Hungersnot führte. Das Ende der Franklin-Expedition war dramatisch, weil vieles darauf hindeutet, dass in der Not sogar Kannibalismus betrieben wurde. Einen guten Überblick über die Ereignisse und die Entdeckung der Schiffe gibt eine Sendung von TerraX oder auch der Podcast Früher war mehr Verbrechen. Dort wird die Expedition und das Scheitern in einer dreiteiligen Sendung sehr ausführlich beschrieben.”

National Geographic hat einen interessanten Artikel über die beiden Schiffe der Expedition, die man lange Zeit später fand. Auch nach so langer Zeit fasziniert die Geschichte, selbst wenn sie einen dramatischen Ausgang nahm. Interessant ist vor allem, dass sich die Welt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gravierend geändert hat. Die Industrialisierung der Welt begann, viele wichtige Erfindungen wurden gemacht und das Klima hat sich verändert, denn die kleine Eiszeit endete. NG:

“Der britischen Version der Geschichte zufolge waren die Erebus und die Terror zuletzt im Juli 1845 von Walfängern vor der grönländischen Küste gesichtet worden; danach hörte man nie wieder von ihnen. Ein entscheidender Hinweis tauchte 14 Jahre später auf: Eine von Franklins Witwe finanzierte private Expedition entdeckte 1859 an einem Ort namens Victory Point an der Nordspitze von King William Island eine Botschaft in einem Metallzylinder. Die Victory-Point-Nachricht ist der bedeutendste schriftliche Bericht vom weiteren Verlauf der Franklin-Expedition. Das Dokument enthält zwei separate Einträge. Der erste, datiert vom Mai 1847, besagt, die beiden Schiffe seien acht Monate zuvor 15 Seemeilen nordwestlich von King William Island vom Eis eingeschlossen worden. Er endet mit: „Sir John Franklin kommandiert die Expedition. Alles ist gut.“

Der zweite Eintrag wurde ein knappes Jahr später angefügt. Demnach wurden die Schiffe im April 1848 aufgegeben. Die Besatzung hatte 15 Matrosen und neun Offiziere verloren, darunter Franklin, der zwei Wochen nach Verfassen der ersten Notiz verstorben war. Am Ende heißt es, die noch lebenden Besatzungsmitglieder, nun unter dem Kommando von Francis Rawdon Crozier, beabsichtigten, zu Fuß die Mündung des südlich gelegenen Back River und von dort aus den nächstgelegenen Außenposten der Hudson’s Bay Company zu erreichen – eine fast 1000 Kilometer weite Strecke.”

Das Grab von Franklin blieb bis heute unentdeckt.

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Sven Plöger, Meteorologe der ARD, hat eine Dokumentation über das Wetterphänomen El Niño gemacht. Für seine Verhältnisse sogar nur verhalten dramatisch erklärt er die Anomalie. Der Focus hat die Sendung besprochen.

“Auch die ARD-Doku von Sven Plöger (noch bis 08. April 2025 in der Mediathek abrufbar) ist kein alarmistisches Stück, sondern präsentiert die Forschungslage mit guten Storys und verständlichen Fakten. Verstörend ist dabei lediglich die Diskrepanz zwischen den idyllischen Postkarten-Bildern, die er aus Panama und dem Regenwald mitbringt – und den dystopischen Szenarien, die er prophezeit. „Die Klimakrise haben wir dadurch verursacht, dass wir über viele Jahre in vielen kleinen Schritten das Falsche getan haben“, fasst Plöger die Lage zusammen. „Unsere Aufgabe wird sein, in den nächsten Jahren in vielen kleinen Schritten das Richtige zu tun.“ Oder anders ausgedrückt: Nicht innerlich abschalten, wenn es – mal wieder – um Klima und Wetter geht. Es sei denn, man hat kein Interesse an der Zukunft.”

Plöger ist nicht unumstritten. Bei der Ahrtalflut 2021 gab er kein gutes Bild ab, wie RND damals berichtete. Während Kachelmannwetter schon Tage vorher warnte, gab es in der ARD noch keine solche Warnung.

“Nach Überzeugung des Meteorologen und TV-Moderators Sven Plöger lassen sich von extremem Starkregen betroffene Regionen nicht mit großem zeitlichen Vorlauf evakuieren. Es sei zu schwierig, mit mehreren Tagen Vorlauf vorherzusagen, wo genau solche Unwetter zu verheerenden Flutwellen wie im Ahrtal führen. Schon die Veränderung kleiner Details bei den Modellrechnungen könnten zu grundlegend anderen Ergebnissen führen. Der Meteorologe Kachelmann hielt dem später entgegen, beim Verweis auf solche Unsicherheiten handele es sich um eine „Phantom-Diskussion“. Auch in den USA würden bei einem Hurrikan Orte entlang der berechneten Zugbahn mitsamt einem Sicherheitskorridor evakuiert. Gewöhnlich klage im Anschluss niemand, wenn dann sein Haus stehenbleibe.”

Die Dokumentation über El Niño ist noch bis 08.04.2025 zum in der ARD-Mediathek zu sehen. Andere Forscher spielen ebenfalls auf dem El Niño-Klavier. Der neueste Song ist ein Dauer-El Niño, interpretiert von Mojib Latif. FR:

“Was den Forschenden Sorgen bereitet: Vor drei Millionen Jahren soll jahrtausendelang ein Dauer-El Niño auf der Erde geherrscht haben. Damals seien die „CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre“ und die „globale Mitteltemperatur“ ähnlich hoch wie heute gewesen. Aktuell würden drei Grad Celsius fehlen, um dieselbe Temperatur zu erreichen – doch Ende des Jahrhunderts könnte es so weit sein. „Es wäre eine Katastrophe, wenn es eine Art Dauer-El-Niño geben würde. Wenn das System sich einloggt in einen Zustand, aus dem es gar nicht mehr herauskommt“, sagte der Meteorologe Mojib Latif aus dem Forschungsteam.”

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Was wäre, wenn es kein russisches Pipeline-Gas mehr gibt für Deutschland? Ein Artikel bei Montelnews untersucht es.

“Die Gasspeicher in der EU waren Anfang April und damit zu Beginn der Sommersaison zu 59% voll und könnten bis zum nächsten Winter auch ohne russisches Pipeline-Gas auf 90% gefüllt werden, schrieb der Verband der europäischen Gasnetzbetreiber Entsog in seiner Prognose für den Sommer. In diesem Sommer dürften rund 96 Mrd. Kubikmeter LNG und 69 Mrd. Kubikmeter norwegisches Gas zur Verfügung stehen, prognostizierte Entsog. Sollte die LNG-Verfügbarkeit jedoch auf 59 Mrd. Kubikmeter oder weniger sinken, wären Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage erforderlich, um die Speicher vor dem Winter zu 90% zu füllen, hieß es von dem Verband. Sollte die Nachfrage in diesem Sommer den Fünf-Jahresdurchschnitt erreichen, müsste die EU bis zum 30. September zusätzlich 11 Mrd. Kubikmeter LNG im Vergleich zu 2023 importieren, um völlig unabhängig von russischem Pipeline-Gas zu sein, so die Prognose.”

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Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Schweiz gerügt, zu wenig gegen den Klimawandel zu tun. Die sogenannten Klimaseniorinnen hatten in ihrer Klage angeführt, wegen der Erderwärmung in ihrer Gesundheit bedroht zu sein. Alex Reichmuth hat die Behauptungen der Klimaseniorinnen unter die Lupe genommen – und kommt im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/04/das-sterberisiko-der-klimaseniorinnen-wegen-der-erderwaermung-nimmt-ab) zu einem überraschendem Schluss: Wenn es den älteren Damen aus der Schweiz wirklich um ihre Gesundheit gegangen wäre, hätten sie ihr Land dafür verklagen müssen, zuviel gegen den Klimawandel unternommen zu haben.

Reichmuths Faktencheck
Das Sterberisiko der Klimaseniorinnen wegen der Erderwärmung nimmt ab

Mitarbeit: Martin Schlumpf, Walter Rüegg

Die Ausgangslage: Die Klimaseniorinnen, ein Zusammenschluss von rund 2500 älteren Frauen aus der Schweiz, beklagen, dass die Erderwärmung ihre Gesundheit gefährde und sie einem höheren Todesrisiko ausgesetzt seien. Gemeint ist, dass ihnen die zunehmende Hitze zu schaffen mache.

Warum das wichtig ist: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat den Klimaseniorinnen letzte Woche recht gegeben und die Schweiz für ihre angeblich ungenügende Klimapolitik gerügt. Das Urteil hat hohe Wellen geworfen. Links-grüne Kreise bejubelten den Entscheid und forderten strengere Massnahmen gegen die Erderwärmung. Bürgerliche Parteien monierten dagegen, das Gericht habe ein politisches Urteil gefällt (siehe hierhier und hier).

Die Fragestellung: Stimmt die Behauptung der Klimaseniorinnen, dass sie wegen der Erderwärmung einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind?

Die ganze Story gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/04/das-sterberisiko-der-klimaseniorinnen-wegen-der-erderwaermung-nimmt-ab). (Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.)

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