Klimavorbild Schweden?

Drei verschiedene Perspektiven zeigt eine Dokumentation bei Arte über die Northvolt-Fabrik in Nordschweden in Skelleftea auf. Da ist zunächst die Kommunikationsmanagerin der Kommune, die sich um Wohnraum sorgt in erster Linie. Eine Mitarbeiterin aus der Türkei, die sich im hohen Norden eine Zukunft wünscht und ein Rentierzüchter, der über seine sich stetig verschlechternde Situation spricht. Nur kurz geht die Dokumentation darauf ein, dass die auch in Nordschweden entstehenden Windkraftanlagen seine Rentiere stören. Minenabbau und auch forstwirtschaftlich genutzte Flächen machen den Ureinwohnern, den Samen, das Leben schwer. Sie brauchen große Flächen für ihre Rentierherden. 

Anders als man es in Deutschland kennt, nimmt die Dokumentation keine der Positionen der Dargestellten an. Sie schwärmt weder von der Fabrik noch vom Leben der Rentierzüchter. Kein Wunder, die Dokumentation stammt ja auch aus Frankreich und nicht aus Deutschland. Der Zuschauer soll sich sein eigenes Urteil bilden. Dazu reicht es bereits, wenn man anerkennt, dass alles immer zwei Seiten hat. Eine Erkenntnis, die vielen offenbar fehlt, ganz besonders in der Energiewende-Debatte. Aus dem Ankündigungstext: 

“Schweden gehört zu den wenigen Ländern, die sich bis 2045 zur CO₂-Neutralität verpflichtet haben. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Regierung nicht auf Postwachstum, sondern auf eine neue industrielle Revolution. Im Norden des Landes wurde massiv in neue Projekte investiert. Die hier errichteten Fabriken für Elektro-Akkus, Wasserstoff-Stahlwerke und Bergwerke, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden, vereint eine möglichst geringe CO₂-Bilanz. Die unberührte Region ändert sich: In Skelleftea leben 30.000 Menschen. Der Ort wurde zum Standort der neuen Giga-Factory des schwedischen Akkuherstellers Northvolt. Auf einer entwaldeten Fläche von annähernd 300 Fußballfeldern produziert das Unternehmen mittlerweile seine Akkus. Bald werden hier jährlich eine Million Einheiten an die Autoindustrie geliefert werden. Und die Firma sucht händeringend nach Arbeitskräften. 

Die 28-jährige Fatos Senel ist Ingenieurin. Sie stammt aus der Türkei und zog für die Arbeit in den hohen Norden Schwedens. Nachdem sie zunächst in einer Raffinerie gearbeitet hatte, zählte sie vor acht Monaten zu den ersten Arbeitskräften von Northvolt. Heute lebt die „Pionierin“ in einem Fertighaus und wartet darauf, dass sich die Stadt weiterentwickelt – in einer Region, in der die Temperaturen auf bis -30° C fallen und für mehrere Wochen keine Sonne scheint. Sie ist der Überzeugung, dass ihre Arbeit dazu beitragen wird, „Erdöl Geschichte werden zu lassen“. 
In den nächsten drei Jahren sollen mehr als 3.000 Menschen für Northvolt arbeiten. Die Kleinstadt Skelleftea sucht 10.000 neue Arbeitskräfte. Helena Renström ist verantwortlich für das Stadtmarketing. Sie muss tausende von Menschen und ihre Familien davon überzeugen, dass Skelleftea eine Stadt mit Zukunft ist. 

Doch die Energiewende findet nicht nur Zustimmung: Die nördliche Tundra ist die Heimat der Samen. Seit rund 4.000 Jahren züchten sie in den Weiten des hohen Nordens ihre Rentiere. Jorgen Stenberg ist Same und Viehzüchter. Seit zehn Jahren werden immer mehr Windkraftanlagen auf den Weideplätzen seiner Tiere gebaut. Er kämpft gegen die Industrieprojekte, die seinen Rentieren und der Natur schaden. Nach Jahrhunderten der erzwungenen Assimilation haben die Samen erst vor kurzem die ersten Reparationen von der schwedischen Regierung erhalten. Die „grüne industrielle Revolution“ ist nun erneut eine Gefahr für ihre Kultur.” 

Die Dokumentation ist noch bis 01.01.2026 in der Arte-Mediathek zu sehen. 

+++ 

Mission Klima, ist ein Podcast des NDR. Er nimmt sich der berühmten China-Frage an. Die beiden Redakteure versuchen sich an der Frage, welchen Einfluss China an der weltweiten CO2-Emssionen und damit am Klima hat – und sie scheitern. Sie scheitern, weil sie versuchen Mathematik mit Erwartungen und Hoffnungen zu verbinden. Das kann nicht gutgehen. Vielleicht sind 10 Minuten aber auch einfach etwas zu kurz, um komplexe Zusammenhänge zu erklären. 

Es zeigt sich aber auch, wie unterschiedlich die journalistischen Ansätze sein können, wenn man die Arte-Sendung über Northvolt im Gegensatz dazu ansieht. Hier zwei Energiewende-Fans, die einen sicheren Job im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk haben und Dinge dann auch nicht so wahrnehmen müssen, wie sie eigentlich sind. Da kommt gern mal das ” Es darf nicht sein, was nicht sein soll” heraus. Dann ist der Konjunktiv König. Aus dem Folgentext:  

“China steht für grob ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes. Die wirtschaftliche Entwicklung hat für China Priorität. Für den Klimaschutz ist das eine schlechte Nachricht. Aber: Das Land treibt auch die Energiewende in hohem Tempo voran. In nur einem Jahr hat China mehr Solaranlagen installiert als die USA insgesamt! Einer neuen Studie zufolge könnten die CO2-Emissionen in China deshalb viel schneller sinken als bislang geplant. Manche Experten sagen: Schon in diesem Jahr könnte der Wendepunkt erreicht sein. Was das bedeutet und wie realistisch solche Prognosen wirklich sind, das beantworten Susanne Tappe und Arne Schulz in einem kurzen Update.” 

+++ 

Der Anteil von russischem Gas-Import nach Europa sinkt. Er beträgt nach einem Artikel bei Montelnews aktuell nur noch 15%. Ein Drittel davon kommt über die Ukraine und damit könnte Ende 2024 Schluss sein. 

“Sanctions required unanimous approval from all 27 EU countries and an intervention during the debate made it clear that this unanimity “would not be a given”, she said. Meanwhile, the transfer agreement between Ukraine and Russia, which facilitates gas transit via the former, is set to expire at the end of this year. “Ukraine has been very clear they will not extend that agreement and the EU has said we don’t really need it. I think gas going through Ukraine is coming to an end,” Rasmussen said. There was a probability that at least 10% of the current gas imports to the EU would disappear in 2025, but it could also happen this year, he added. “It creates a tighter situation next winter, especially if we get a cold [spell], that’s for sure.” 

+++ 

Noch einmal Montenews zum Thema Preiszonen. Diese würden die Strompreise im Norden von Deutschland senken, aber auch in den angrenzenden Ländern. Allerdings würde dann auch Investoren weniger verdienen. Momentan zahlen die Stromkunden den Ausbau der Windkraft überproportional.  

“Deutschland wehrt sich allerdings gegen die vorgeschlagene Teilung und verweist auf Fortschritte beim Stromausbau sowie Risiken für eine geringere Liquidität im deutschen Marktgebiet. Es sei nicht klar, ob dieser Schritt jemals vollzogen werde, sagte Stranne und verwies auf daraus resultierende Unsicherheiten bei Investoren im Hinblick auf neue Erzeugungskapazitäten. „Es ist ganz klar ein Risiko für Investoren, dass dieser Fall eintreten könnte und damit die Preise im Norden sinken. Das könnte Investitionen einschränken“, sagte er.” 

Teilen: