Ein langes Jahr

Einen relativ sachlich neutralen Artikel über Kernenergie hat der Autor Stefan Hajek von der Wirtschaftswoche versucht. Schade, dass solche Texte nicht korrekturgelesen werden, da wäre die Verwechslung von Stunden und Tagen vielleicht aufgefallen… 

„Kernkraft erfordert unbestritten sehr hohe Anfangsinvestitionen“, sagt Prasser, „aber ein modernes Kernkraftwerk läuft viele Jahrzehnte“. Weil, anders als bei Gas und Kohle etwa, die Brennstoffkosten kaum ins Gewicht fallen, sei der Atomstrom langfristig eine sehr günstige Energieform, so Prasser. Ein AKW, das von den 8760 Tagen des Jahres 7000 bis 8000 am Netz sei und 40 Jahre lang laufe, liefere über seine Lebensdauer Strom für vier bis fünf Cent die Kilowattstunde im Schnitt. Moderne AKW seien nach 30 Jahren abgeschrieben und danach „Gelddruckmaschinen“, sagt Prasser. 

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Norwgen hatte im Dezember 2023 Rekordkälte. Das berichtet n-tv

“In der norwegischen Hauptstadt Oslo ist die Temperatur erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen unter minus 30 Grad gefallen. In Bjørnholt im Norden der Stadt wurden laut den Daten des norwegischen meteorologischen Instituts in der Nacht auf Samstag zwischen 3.00 und 4.00 Uhr minus 31,1 Grad gemessen. Bjørnholt liegt in einiger Entfernung vom Stadtzentrum im Wald nördlich des Holmenkollens. Die höchste in den vergangenen 24 Stunden in der Wald-Station gemessene Temperatur war minus 21,9 Grad. Kurz vor 9.00 Uhr war es laut der Website yr.no dort minus 29 Grad kalt.” 

Teile des Landes waren zu trocken, andere zu nass. Businessportal

“Für das ganze Land endete der Dezember 2023 mit 3,2 Grad unter dem Normalwert. Die Klassifizierung der Niederschläge zeigt, dass der Dezember zwischen „sehr nass“ in den südlichen Gebieten der Finnmarksvidda und kleineren Gebieten im Inneren der östlichen Berge und in Westnorwegen und „extrem trocken“ in den Fjordgebieten der westlichen Finnmark schwankte. Im gesamten Land fielen 20 Prozent weniger Niederschläge als normal.” 

Stichwort Kälte, nachdem es in Kanada lange Zeit zu warm war in diesem Winter, ist jetzt die Kälte da. Diese lässt die Strompreise steigen, wie Agrarheute berichtet. 

“In Kanada wird kalte arktische Luft von den Nordwest-Territorien in die Provinz Alberta gedrückt. In Calgary, der größten Stadt Albertas, könnten die Temperaturen am Freitag auf -34,6 °F (-37 °C) sinken, berichten Wetterdienste. Dies wäre für die Stadt der kälteste Januartag seit zwei Jahrzehnten, heißt es weiter. Am Wochenende könnten starke Winde dazu führen, dass die Temperaturen in einigen Regionen bis auf -58 °F (-50 °C) sinken. Experten gehen davon aus, dass menschliche Haut unter diesen Bedingungen in weniger als einer Minute Erfrierungen erleiden kann.” 

In der Provinz Alberta liefern Sonne und Wind zurzeit fast nichts, dort muss Gas verstromt werden. 

(Abbildung: Screenshot Electricity Map)  

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Deutschlands Natur wird ärmer. Helfen sollen mehr wilde Flächen wie die Tagesschau berichtet. 

“Die Folgen für die biologische Vielfalt sind katastrophal: Feldhamster, Ringelnatter, Rebhuhn – viele prominente und einst weitverbreitete Arten stehen auf der Roten Liste. Laut Rote-Liste-Zentrum sind rund 40 Prozent der Säugetierarten in Deutschland bestandsgefährdet. Bei den Vögeln sieht es nicht besser aus: 14 Vogelarten sind bereits verschwunden, über 40 Prozent der Vögel bestandsgefährdet. Etwa 70 Prozent der Reptilien sind vom Aussterben bedroht, gefährdet oder stark gefährdet. Hinzu kommt das massive Insektensterben. Die Gesamtbiomasse der Insekten ist laut Krefeld-Studie in manchen Regionen Deutschlands um 75 Prozent zurückgegangen. Welche Bedeutung hat der Verlust der Biodiversität für das Leben auf der Erde?” 

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Energie verteuern, um die Bürger dann über ein Klimageld zu entlasten. Das war der Plan. Der erste Teil ist aufgegangen, der zweite eher nicht. Die Welt

“Lindner sagte, die Idee des Klimageldes sei es, den Menschen die Einnahmen aus dem CO₂-Preis pro Kopf zurückzuüberweisen. „Gegenwärtig werden die Einnahmen aber genutzt für die Förderung von Heizungen, Gebäudesanierung, grüner Stahlproduktion, Ladesäulen für E-Autos und so weiter. Kurz gesagt, weil ein Haushalt eine Wärmepumpe gefördert bekommt, können in dem Jahr einige Hundert andere kein Klimageld ausbezahlt bekommen. Man kann das Geld nicht zweimal ausgeben. Das Klimageld würde also die Förderungen, die wir jetzt haben, ersetzen“, sagte er der „NOZ“. Über einen solchen Systemwechsel kann aus seiner Sicht erst nach der nächsten Bundestagswahl entschieden werden. SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag dazu vereinbart: „Um einen künftigen Preisanstieg zu kompensieren und die Akzeptanz des Marktsystems zu gewährleisten, werden wir einen sozialen Kompensationsmechanismus über die Abschaffung der EEG-Umlage hinaus entwickeln (Klimageld).“ Wenn der CO₂-Preis aus Klimaschutzgründen steigt, soll es zum Ausgleich Geld aufs Konto der Bürger geben. Zunächst müssen dazu erst einmal technische Voraussetzungen für eine direkte Auszahlung an die Bürger geschaffen werden. Dies soll laut Bundesfinanzministerium 2025 möglich sein.” 

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Wer ein Haus baut, der fängt normalerweise mit dem Fundament an. Anders bei der Energiewende. Da werden Erzeuger und Verbraucher gebaut, obwohl es die Infrastruktur nicht oder noch nicht gibt. Golem.de: 

“Aral gehört zum britischen Mineralölkonzern BP und ist mit etwa 2.400 Standorten die größte Tankstellenkette in Deutschland. Derzeit gibt es aber nach Angaben des Unternehmens erst an etwa 300 Aral-Stationen die Möglichkeit, Elektroautos zu laden. Insgesamt bietet Aral dafür rund 2.300 Ladepunkte an. Es sollen jedoch mehr werden: Bis 2025 sollen 5.000 Ladepunkte bereitstehen, 2030 sollen es 20.000 Ladepunkte sein. “Wir geben beim Aufbau der Ladesäulen richtig Gas”, sagte Bothe. “Teils werden wir aber auch ausgebremst durch Bürokratie oder äußere Umstände.” […] Ziel sollte laut Bothe sein, dass Ladesäulen ohne Baugenehmigung aufgestellt werden könnten. Für die Transformatoren sei allerdings doch eine Baugenehmigung erforderlich. “Unser Appell an die Politik ist, dies zu ändern.”” 

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Nichts für schwache Nerven: Gewollter Stopp des wirtschaftlichen Wachstums („Degrowth“). Mike Joy auf The Conversation:

Critics of ‘degrowth’ economics say it’s unworkable – but from an ecologist’s perspective, it’s inevitable

You may not have noticed, but earlier this month we passed Earth overshoot day, when humanity’s demands for ecological resources and services exceeded what our planet can regenerate annually.

Many economists criticising the developing degrowth movement fail to appreciate this critical point of Earth’s biophysical limits.

Ecologists on the other hand see the human economy as a subset of the biosphere. Their perspective highlights the urgency with which we need to reduce our demands on the biosphere to avoid a disastrous ecological collapse, with consequences for us and all other species.

Many degrowth scholars (as well as critics) focus on features of capitalism as the cause of this ecological overshoot. But while capitalism may be problematic, many civilisations destroyed ecosystems to the point of collapse long before it became our dominant economic model.

Capitalism, powered by the availability of cheap and abundant fossil energy, has indeed resulted in unprecedented and global biosphere disruption. But the direct cause remains the excessive volume and speed with which resources are extracted and wastes returned to the environment.

From an ecologist’s perspective, degrowth is inevitable on our current trajectory.

Carrying capacity

Ecology tells us that many species overshoot their environment’s carrying capacity if they have temporary access to an unusually high level of resources. Overshoot declines when those resources return to more stable levels. This often involves large-scale starvation and die-offs as populations adjust.

Access to fossil fuels has allowed us to temporarily overshoot biophysical limits. This lifted our population and demands on the biosphere past the level it can safely absorb. Barring a planned reduction of those biosphere demands, we will experience the same “adjustments” as other species.

One advantage humans have over other species is that we understand overshoot dynamics and can plan how we adjust. This is what the degrowth movement is attempting to do.

To grasp the necessity of reducing ecological overshoot we must understand its current status. We can do this by examining a variety of empirical studies.

Material flows and planetary boundaries

Analysis of material flows in the economy shows we are currently extracting more than 100 billion tons of natural materials annually, and rising. This greatly exceeds natural processes – erosion, volcanic eruptions and earthquakes – that move materials around the globe.

Such massive human-driven material flows can destroy ecosystems, cause pollution and drive species extinct.

Only about 10% of these resource flows are potentially renewable. In many cases, we are harvesting more than can be regenerated annually (for example, many fish stocks).

Humans have now transgressed at least six of nine planetary boundaries. Each boundary has distinct limits, but in some instances the overshoot is at least double the safe operating level.

Both material flow analysis and planetary boundaries provide critically important information about our impacts on the biosphere. But they fail to capture the full picture. The former doesn’t directly measure biosphere functioning. The latter doesn’t capture inter-dependencies between various boundaries.

The biosphere is a holistic entity, with many self-organising and interconnected subsystems. Our generally reductionist scientific methodologies are not able to capture this level of complexity. The methodology that comes closest to achieving this is the ecological footprint.

Biocapacity

The ecological footprint measures the amount of productive surface on Earth and its capacity to generate resources and assimilate waste. These are two of the most fundamental features of the biosphere.

It then compares this available biocapacity with humanity’s annual demands. Humanity’s ecological footprint has exceeded the biosphere’s annual biocapacity since at least 1970 and is currently almost twice the sustainable level.

The reason we can use more of what is generated annually is because we use stored biomass – ancient solar energy captured over millennia – to power this draw-down.

We must note that the ecological footprint is an acknowledged underestimate of our demands on the biosphere. Also, the biosphere isn’t there only for us. At least 30-50% of the biosphere should be reserved as wilderness to protect other species and global ecosystems.

Humanity exceeds its fair share of natural resources by more than 50%, and likely needs to reduce this demand by 70-80% to operate within carrying capacity. Those with greater wealth are responsible for a disproportionately large share of overshoot.

It’s not just a climate crisis

The political and public concern about climate change is considerable internationally and in New Zealand. But this is one of many environmental crises, together with soil erosion, groundwater pollution, deforestation, the rise of invasive species, biodiversity loss, ocean acidification and the depletion of resources. They are all symptoms of overshoot.

The climate crisis is seen as a problem requiring a solution rather than a symptom of overshoot. The problem is generally formulated as looking for a way to maintain current lifestyles in the wealthy world, rather than reducing overshoot.

The ecological perspective accepts that we exceed biophysical boundaries and emphasises the importance of reducing energy and material consumption – regardless of how the energy is provided.

The scope of human disruption of the biosphere is now global. This ecological perspective highlights the current magnitude and closeness of significant and unwelcome changes to Earth systems. The reduction of humanity’s demands on the biosphere is an overriding priority.

Ecological economics, with its emphasis on a steady-state economy, is perhaps the most rigorous existing economic framework with specific proposals for determining priority actions. We urge scholars of all disciples to examine these.

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