Deutscher Strom – erst verschenken, dann teuer zurückkaufen

Die NZZ hat einen sehr ausführlichen Artikel inkl. vieler Abbildungen über den deutschen Energieweg.

“Die mehr als zwanzigjährige Geschichte der Energiewende ist auch eine Geschichte der falschen Prognosen und enttäuschten Hoffnungen. Eine falsche Vorhersage lautete: Sobald die deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sind, wird der Markt auch seltener mit überschüssigem Strom geflutet, den Deutschlands Nachbarn nicht einmal mehr geschenkt abnehmen. Tatsächlich ist das Gegenteil eingetreten. Jetzt sind es vor allem die vielen neuen Wind- und Photovoltaikanlagen, die noch mehr Strom produzieren, wenn er gar nicht gebraucht wird – etwa nachts oder am Wochenende. Anders als regelbare konventionelle Kraftwerke liefern solche Anlagen nämlich keine gesicherte Leistung, sondern produzieren wetterabhängig Strom. Ohne geeignete Speicher ist das ein Problem. Die Folge: Deutscher Strom wird an den Energiebörsen umso häufiger auf Ramschniveau gehandelt, je mehr der staatlich geförderte Ausbau der Erneuerbaren voranschreitet. Teilweise rutscht der Preis sogar ins Negative, und Deutschland muss seine Nachbarn bezahlen, um den Strom loszuwerden.”

Stromimporte sind im Grund nicht verwerflich. Wenn aber eine gravierende Mangellage herrscht, wird oder besser muss nahezu jeder Preis bezahlt werden für den Import.

“Auch beim Thema Versorgungssicherheit sind die Ökonomen unterschiedlicher Meinung. Die «Stromlücke», die der erfolgte Atomausstieg und der geplante Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 vermutlich hinterlassen werden, macht zwar Deutschlands Stromimporte nicht zwangsläufig teurer. Dass das Land aber – trotz den geplanten Gaskraftwerken – künftig mehr Strom einführen wird, ist unstrittig.

Nicht umsonst erzählen sich die Tschechen, dass die Deutschen später einmal ihre Rente bezahlen werden. Damit meinen sie die Gewinne über Stromexport nach Deutschland.

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Gerd Gantför wünscht sich in einem aktuellen Video mehr Optimismus in der Klimadebatte. Das Video ist noch mal ein recht kompakter Abriss zu Themen wie Szenarien und Senken.

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Wir empfehlen immer wieder mal Podcasts. Bein einem aktuellen Podcast vom SWR kann allerdings keine Empfehlung gegeben werden. Zwei Redakteure unterhalten sich über Klimaneutralität und schaffen es dabei ausschließlich Studien aus dem Dunstkreis von Agora und Co. zu zitieren. Kann man machen, aber das nennt sich Blase. Ist an sich auch nicht schlimm, aber das Gegenteil von Journalismus.

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Der Presseclub in der ARD beschäftigte sich mit dem Urteil des Verfassungsgerichts zum Haushalt, bei dem die Regierung Geld aus dem Corona-Topf in den Klima-Topf umzuleiten versuchte und scheiterte. Wie der Zufall es will, ruft ausgerechnet Harald Lesch ab Minute 57:00 in der Sendung an und kommt mit einem sehr langen Statement zu Wort. Sachen gibt es….

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Schwimmende Offshore-Windkraftanlagen sind offenbar im Trend. Enformer, der Energieblog von RWE, über diese Anlagen.

“Die Pipeline für schwimmende Offshore-Windkraft wächst rasant. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sich die Anzahl der geplanten Projekte um 32 Prozent erhöht. Der Branchenverband RenewableUK (Link in Englisch) gibt an, dass weltweit Projekte mit einer Gesamtleistung von 244 Gigawatt (GW) in Planung sind.

Die Projektpipeline gleicht einer Pyramide: Die Mehrzahl der Projekte befinden sich in der Anfangsphase am unteren Ende. Diese Projekte machen mit 175 GW den Großteil der geplanten Kapazität aus – mehr als 70 Prozent. Darüber liegen mit 68 GW oder knapp 28 Prozent die Projekte, die sich bereits in Planung befinden oder über Pachtverträge verfügen. Von da an verengt sich die Pyramide stark: 576 Megawatt (MW) an Projekten sind genehmigt oder befinden sich in der Vorbauphase, und lediglich 46 MW sind tatsächlich im Bau – aufgeteilt auf drei Projekte.

Diese drei Projekte werden zu den derzeit in Betrieb befindlichen 227 MW hinzukommen. Laut RenewableUK ist Norwegen mit 94 installierten MW in drei Anlagen führend, gefolgt von Großbritannien mit 80 MW aus zwei Anlagen und Portugal mit einem 25 MW-Projekt. Dazu arbeiten weitere Länder wie China, Japan, Spanien und Frankreich an Demonstrationsprojekten. Europa ist dabei der globale Vorreiter. Mit 160 der 244 GW geplanten Kapazitäten fallen zwei Drittel der weltweiten Projekte auf europäische Gewässer.”

In diesem Zusammenhang ist der Hinweis auf das Helmholtz-Institut Hereon interessant. Dort geht es um den Eintrag von Schwermetallen durch sogenannte Opfer-Anoden.

“Die Experten untersuchen derzeit vor allem den Korrosionsschutz der Windenergieanlagen, bei dem galvanische Anoden, die sogenannten „Opferanoden“, zum Einsatz kommen. Opferanoden sind große Metallklötze, die ringsum an der Außenhaut der Fundamente befestigt sind. Sie bestehen aus Aluminium, dem eine ganze Reihe von anderen Elementen beigemischt ist. Die Opferanoden verhindern, dass der Stahl im salzigen Meerwasser korrodiert. Statt des Stahls greift das Meerwasser die minderwertige Aluminium-Metallmischung an.

Galvanische Anoden werden in unterschiedlichen Größen und Formen als Korrosionsschutz eingesetzt, z.B. für Schiffe und Wasserbauwerke (Foto: Nathalie Voigt / HZG)

Während der Stahl geschützt wird, lösen sich die Opferanoden mit der Zeit auf. Dieser Auflösungsprozess läuft kontinuierlich ab und führt zur anhaltenden Freisetzung von Anodenmaterial und den darin enthaltenen Elementen. Die Mengen, die in den Windparks verbaut sind, sind enorm. So benötigt ein einziges Windrad je nach Art des Fundaments auf seiner Oberfläche Opferanoden mit einem Gesamtgewicht von bis zu 10 Tonnen, um einen ausreichenden Korrosionsschutz zu gewährleisten.

Insgesamt setzen die vielen Opferanoden in einem Windpark so über die Zeit neben Aluminium verschiedene andere Metalle frei, darunter bekannte giftige Elemente wie Blei und Kadmium, aber auch exotische Elemente wie Gallium und Indium, über deren Verhalten in der Umwelt recht wenig bekannt ist.”

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Frank Hennig bei TE über das Comeback der Kohlekraft in Ostdeutschland.

“Am Freitag, dem 17. November 2023 gegen 19 Uhr erreichte das Kraftwerk Jänschwalde erstmals seit 2018, genauer gesagt nach fünf Jahren und 47 Tagen, wieder die volle Nennleistung von 3.000 Megawatt (3 Gigawatt, GW). Die zwei bisher tot geglaubten 500-MW-Blöcke E und F liefen wieder. Zu diesem Zeitpunkt lag der Stromimport bei 5 GW, er legte im Laufe der Nacht auf 10 GW zu. Alle Windkraftanlagen speisten 8,5 GW ein (12 Prozent der installierten Leistung). 79 GW installierter Leistung der Photovoltaik lagen in Form der Paneele wirkungslos auf Dächern und in der Landschaft.

Der Börsenstrompreis betrug etwa 140 Euro pro Megawattstunde (€/MWh). Die Gestehungskosten des Braunkohlestroms liegen durch die drastische Erhöhung der Zertifikatepreise inzwischen bei etwa 110 €/MWh. Es bleibt also eine Marge für das Unternehmen LEAG, die in Teilen am Ende der tschechischen EPH-Holding mit Milliardär Kretinsky an der Spitze zu Gute kommt. Die Theorie der Grünen, über steigende CO2-Preise würde sich die Braunkohleverstromung ohnehin erledigen, geht fehl. Diese Kosten werden an die Verbraucher durchgereicht, weil die „Erneuerbaren“ nicht in der Lage sind, bedarfsgerecht zu liefern.

Eher schlecht ist die Situation betreffs der CO2-Emissionen. Aktuell betrug an besagtem Freitag unsere spezifische Emission der Stromerzeugung 502 Gramm pro Kilowattstunde (g/kWh). Frankreich mit seiner „gestrigen“ Kernkraft emittierte 32 g/kWh. Deutschland steht in einer Reihe mit Ländern und Regionen, die zu diesem Zeitpunkt sogar noch mehr spezifisch emittierten: Polen, Tschechien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien und Sardinien. Zumindest im Vergleich mit diesen waren wir „Vorreiter“.”

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