Ein schönes Blendwerk wurde da in Baden-Württemberg erbaut. Eine riesige Tankstelle für E-Autos. Zufälligerweise mit einem Platz mehr als der bisherige Rekordhalter, das war eine Einrichtung in China. Was macht man nicht alles für einen neuen Weltrekord. Der SWR feiert die Anlage:
“259 Elektroautos sollen am Bahnhof Merklingen künftig zeitgleich geparkt und aufgeladen werden. Einen so großen Auflade-Parkplatz für E-Autos gibt es nach Angaben des Betreibers bislang nirgends auf der Welt. Der Strom wird aus einer Photovoltaikanlage gewonnen, die wie ein riesiger Carport über den Parkplätzen gebaut wurde. Für den Ladepark in Merklingen ist nach Angaben des Betreibers Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige ein Energiespeicher geplant. Die Ladepunkte werden aus dem Stromnetz mit Strom versorgt, wenn die Stromerzeugung der Module nicht ausreicht, zum Beispiel nachts. Überschüssiger Strom wird ins Stromnetz eingespeist.”
Das liest sich gefällig. Allerdings dürfte der Ladepark selbst bei optimalen Bedingungen maximal 25% der 259 Autos mit Solarstrom laden können. Der Rest müsste von woanders herkommen. Bei schlechten Bedingungen und in der Nacht sowieso. Im Zweifel kann das alles Mögliche sein – sogar Kernenergie aus Frankreich. Ob Merklingen (2.100 Einwohner) wirklich ein Hotspot für E-Autos und dann noch Pendler ist oder wird, das muss sich ohnehin zeigen.
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Die großen Energie-Unternehmen kommen so langsam aus der Deckung und sie fordern, keine Pointe, Subventionen für die zukünftigen Gaskraftwerke. Sie verpacken es nur etwas anders. Der Spiegel:
Krebber mahnte zur Eile: »Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregierung schnellstmöglich gemeinschaftlich Investitionsbedingungen für den Bau schafft«, sagte er der »FAS«. Bisher dagegen seien Investitionen in »zukunftsfähige Gaskraftwerke« für Unternehmen wie RWE wirtschaftlich nicht attraktiv. Deutschland sei im Verzug.
Die Zeit dränge: Bis nächstes Jahr müsse klar sein, »wer wann wo baut, sonst wird es mit dem Kohleausstieg verdammt eng«. Zugleich unterstrich Krebber, dass an der im vergangenen Jahr mit der Politik vereinbarten Schließung der RWE-Kohlekraftwerke nicht gerüttelt werde. »Wir werden unsere Kohlekraftwerke 2030 wie vereinbart und gesetzlich festgeschrieben vom Netz nehmen«, sagte er.
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Schwedens Planungen in Sachen Kernenergie schreiten voran. Bloomberg:
“Nuclear power has a central and decisive role in our climate transition,” Minister for climate and environment Romina Pourmokhtari said at a press conference in Stockholm. “We therefore need to initiate a substantial expansion of nuclear power during this term.” The government said the country needs to adapt to the technical development within nuclear safety and also “to improve conditions to enable both small modular reactors as well as conventional reactors on more locations.””
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Stichwort Kernenergie. Afrikas Bedarf an Strom wird sich in den nächsten Jahren deutlich vergrößern. Einige Länder in Afrika planen, den Bedarf mit Kernenergie zu decken, wie die z. B. Kenia. Das stößt auch in Kenia auf Kritik, denn das Land versorgt sich größtenteils mit Erneuerbarem Strom. Die Deutsche Welle:
“Nachbar Kenia will mit dem Bau eines Atomkraftwerkes 2027 beginnen – mit einer geplanten Bauzeit von rund zehn Jahren. Als mögliche Standorte sind die Bezirke Kilifi und Kwale nahe der Hafenmetropole Mombasa im Gespräch. Das Kraftwerk soll laut der kenianischen Atombehörde NuPEA nach seiner Fertigstellung mit einer Leistung von rund 1000 MW den wachsenden Energiebedarf des Landes decken helfen. Kenia ist Vorreiter in Sachen grüner Energie und will dennoch 2027 ein Atomkraftwerk bauen lassen.
Für Analyst X.N. Iraki von der Universität Nairobi ergibt das keinen Sinn. Der Plan sei ein Prestige-Projekt, mit dem sich Politiker brüsten wollten: „Es ist überraschend, dass wir in Atomkraft einsteigen, obwohl wir so viel Energie haben“, sagt er im DW-Interview. Mit seinem grünen Strom aus Sonne, Wind und Geothermie gilt Kenia als Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika.
Iraki bleibt skeptisch: „Ich habe den Verdacht, dass Investoren Geld verdienen wollen, indem sie Atomkraftwerke nach Kenia und Ostafrika bringen. Sie werden an anderen Orten der Welt stillgelegt, weil die Kernkraft in vielen Industrieländern nicht sehr beliebt ist“, sagt er und warnt vor Reaktorunfällen wie in Tschernobyl 1986 und in Fukushima 2011.”
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Nicht alles, was aus einem Ministerium kommt, muss der Wahrheit entsprechen. Das meint jedenfalls André Thess in einem Gastbeitrag bei TE.
“In einem wissenschaftsinternen Fachkommentar ist der Autor der Frage nachgegangen, inwieweit BKW den Stand der Fachliteratur angemessen berücksichtigt und den Leitlinien guter wissenschaftlicher Praxis sowie den Grundsätzen wissenschaftlicher Politikberatung genügt. Diese Richtlinien spielen in der akademischen Welt eine ähnliche Rolle wie das Reinheitsgebot beim Bierbrauen. Die Akademien lehnten die Veröffentlichung des Kommentars ab. Das Online-Dokument wurde allerdings stillschweigend um eine Autorenliste erweitert – einer von 15 Kritikpunkten, die im Fachkommentar erhoben worden waren. Drei Qualitätsmängel dürften für die breite Öffentlichkeit besonders erhellend sein.
Die Autoren von BKW berichten wahrheitsgemäß, die Kernenergie sei politisch umstritten. Doch das wissenschaftliche Reinheitsgebot verlangt mehr. Alle wichtigen Fakten zum Stand des Wissens müssen zitiert werden. Hierzu gehören zuvorderst die Aussagen des Weltklimarats IPCC. Sie spiegeln nämlich den weltweiten klimawissenschaftlichen Konsens wider. Schon im Jahr 2014 benennt der IPCC-Report auf Seite 20 die Kernenergie als CO2-arme Technologie: „Die Kernenergie ist eine reife CO2-arme Quelle für Grundlaststrom […]. Die Kernenergie könnte einen wachsenden Beitrag zur CO2-armen Energieversorgung leisten, jedoch existiert eine Vielfalt von Barrieren und Risiken.“ Das Fehlen eines Verweises auf diese fundamentale Aussage der klimatologischen Schlüsselpublikation ist mit den Leitlinien guter Wissenschaft unvereinbar. Es ist ein Indiz für die Politisierung der Wissenschaftsakademien.
Weiter schreiben die Autoren: „Die Regierung von US-Präsident Donald Trump steht der Kernenergie wohlwollend gegenüber – anders als die Mehrheit der US-Amerikaner, die sich 2016 erstmals gegen Kernenergie aussprach.“ Eine Recherche zeigt, dass die zitierte Gallup-Umfrage veraltet war. Die bei Erscheinen aktuelle Erhebung spiegelt einen Gleichstand zwischen Befürwortung und Ablehnung wider. Es handelt sich bei der Formulierung „anders als die Mehrheit“ somit zum Zeitpunkt des Erscheinens um eine Falschaussage, auf Neudeutsch „Fake News“.”
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Pressemitteilung der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management:
Die Diskussion um die richtige Klimapolitik wird zunehmend unsachlich und feindselig
Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung kritisiert einen fehlenden Meinungsrespekt
Die gesellschaftliche Auseinandersetzung über die Forderungen und die Sinnhaftigkeit der Proteste der „Letzten Generation“ oder Fridays for Future“, die Politik der Ampel-Regierung mit Blick auf die Erhaltung der Lebensgrundlagen und der einsame Weg Deutschlands in der Energiewende wird schärfer. Die Haltungen und Positionen polarisieren sich zunehmend, Standpunkte werden extremer und Beschimpfungen zwischen den verschiedenen Lagern scheinen immer subtiler. Gerade Menschen, die sich skeptisch mit Hintergründen befassen, stehen immer öfter im Kreuzfeuer der Kritik – vor allem von ideologischen Kräften des eher linken Parteienspektrums. Sogenannte Leugner werden als empathielos und selbstgerecht beschrieben, weil sie angeblich auf die globale Zunahme von Flutereignissen, Waldbränden und Dürren, Wirbelstürme oder Eisschmelze nicht reagierten. Hierauf macht der Leiter der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management, Dennis Riehle (Konstanz), in einer aktuellen Aussendung aufmerksam: „Klimaleugner kann es schlichtweg kaum geben, immerhin ist das Klima da.
Man kann zwar den Wandel im Allgemeinen in Frage stellen. Doch auch das machen nur die Wenigsten. Viel eher ist es in einer Demokratie völlig legitim und normal, dass man über die Ursachen, Kausalitäten und Zusammenhänge der Erderwärmung offen diskutiert und selbstverständlich auch die sehr augenscheinlich tendenziösen Erkenntnisse einer angeblichen einhelligen Wissenschaft über die ausschließlich anthropogene Schuld an den Temperaturveränderungen kritisch hinterfragt. Denn nicht nur aufgrund der Anomalien der Natur, die wir derzeit mit Blick auf den Golfstrom und ‚El Niño‘ ja erleben, aber auch im Wissen um die Bedeutung von Methan, Wasserstoff oder Sonneneinstrahlung ist die CO2-Hypothese nachrangig geworden“.
Der Berater erklärt weiter: „Im Übrigen gehört es zu den wesentlichen Überlebenspraktiken des Menschen, Eindrücke und Informationen zu filtern und sich aus Eigenschutz vor einer Reizüberflutung zu schützen. Auch diejenigen, die von Extremwetterereignissen betroffen sind, würden es nicht anders machen, wenn sie Beobachter von außen wären. Daher hat es wenig mit Gefühlskälte zu tun, sondern mit dem Eingeständnis, dass unser Globus seit jeher mit Phasen stärker und schwächerer Ausformungen, Intensitäten und Frequenzen von Katastrophen konfrontiert war, die zum Lebensrisiko auf dieser Welt dazugehören. Es nutzt diesen Betroffenen relativ wenig, wenn Deutschland im Hysterie ausbricht und damit seine Aufmerksamkeit auf einen krampfhaften Versuch der Einflussnahme auf ein Geschehen lenkt, von dem wir bis heute nicht wirklich genau wissen, welche Faktoren an seiner Entstehung und Dynamik beteiligt sind.
Stattdessen wäre es hilfreicher, wir würden der Innovation Luft zum Atmen geben und die Akklimatisierung stärker unterstützen. Momentan fließen Unsummen in die Ungewissheit, obwohl sie in Anpassung und Konvergenz, aber auch in der Erforschung neuer Möglichkeiten des Geoengineerings, Staudamm- und Flutungsbecken, sicherer Häuserbauten, des Wassermanagements, des Hitzeschutzes und der Aufforstung sinnvoller investiert wären. Doch davon will eine von Aufgeregtheit und Panik getriebene Generation – die allerdings selbst kaum bereit ist, einen eigenen Beitrag zur Transformation des persönlichen Lebensstils zu leisten -, verständlicherweise nichts wissen“.
Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist unter www.beratung-riehle.de überregional kostenlos erreichbar.