Die deutsche Kohlekraft ist zäh. Jetzt stellt Finanzminister Lindner den möglichen Kohleausstieg 2030 in Frage. Deutschlandfunk:
“Solange nicht klar sei, dass Energie verfügbar und bezahlbar sei, sollte man die Träume von einem Ausstieg aus dem Kohlestrom 2030 beenden, sagte der FDP-Vorsitzende dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für das Klima bringe diese Vorgabe ohnehin nichts, da die in Deutschland eingesparten CO2-Emissionen aufgrund der europäischen Regeln zum Beispiel in Polen zusätzlich anfallen dürften.”
Laut Welt fordert Lindner auch eine Erhöhung der deutschen Erdgasförderung.
“Lindner setzt dennoch auf die Förderung von Erdgas in Deutschland. „Die inländische Gasförderung muss intensiviert werden“, forderte er im „Stadt-Anzeiger“. Er plädierte zudem für den Neubau von Großkraftwerken zusätzlich zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Auf die Frage, ob Deutschland neue Gaskraftwerke als Reserve im Energiemix brauche, antwortete der FDP-Politiker: „Darauf wird es hinauslaufen, aber die Frage ist, wie dies so effizient marktwirtschaftlich gelingt, dass die Strompreise nicht weiter steigen.“”
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Hans von Storch passt wirklich in keine Schublade. Der Klimaforscher im Ruhestand wurde auf dem Blog Zur Sache Klima befragt. Genauer zu Aussagen der AfD und Klima. Ein Journalist schickte ihm Fragen zu, die er beantwortete.
“Oder in Kurzform: Die Aussage ›Klimaschutzpolitik beruht auf hypothetischen Klima-Modellen‹ ist falsch. Der zweistufige Nachweis ›Detektion und Attribution‹ des Nobelpreisträgers Klaus Hasselmann analysiert zunächst Beobachtungsdaten, ob sie im Rahmen der natürlichen Schwankungen liegen. Falls nicht, dann gibt es menschliche Ursachen. Mit Hilfe solcher Modelle wird dann abgeschätzt, welche menschliche Faktoren zur Erklärung der Erwärmung in den letzten Jahrzehnten unvermeidlich sind, nämlich Treibhausgase.
Zu: ›Computermodelle, deren Aussagen durch Messungen oder Beobachtungen nicht bestätigt werden.‹
Eine so allgemeine Aussage ist sinnentleert, denn Modelle sind immer Vereinfachung von Realität. Sie spiegeln viele Eigenschaften der realen Welt wider (›positive Analoga‹), während andere als nicht wesentlich erachtet werden (›negative Analoga‹). Derzeit kursierende Behauptungen, diese Modelle würden Wolken nicht darstellen, sind unzutreffend. Wolken, ihre Fähigkeit zu regnen und ihre Wechselwirkung mit Strahlung, werden in parametrisierter Form berücksichtigt.”
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Das spanische Energieunternehmen Repsol hat ein Wasserstoff-Projekt auf Eis gelegt. Der Grund sollen regulatorische Probleme sein, die ausländische Konkurrenten bevorzugt hätten. MarketScreener:
“Das auf Eis gelegte Wasserstoffprojekt mit einer Leistung von 100 Megawatt (MW) hat einen Wert von rund 200 Millionen Euro , sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber Reuters und fügte hinzu, dass andere grüne Projekte, die von dem Unternehmen entwickelt werden, aufgrund der regulatorischen Unsicherheit entgleisen könnten. Grüne Projekte im Wert von rund 1,5 Milliarden Euro, darunter Wasserstoffanlagen in Cartagena und Tarragona, stehen auf dem Spiel, sagte die Person.Die Anlage im Baskenland ist Teil eines umfassenderen Plans zur Herstellung von grünem Wasserstoff, der in der örtlichen Raffinerie als Rohstoff für nachhaltige Kraftstoffe verwendet werden soll, sagte Emiliano Lopez, der Leiter der lokalen Einheit von Repsol, Petronor, am Montag in einem Interview mit dem baskischen Sender Euskadi Radio.”
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Wer mit der Energiewende Geld verdienen will, kauft Rohstoffe. Das rät Daniel Stelter in seinem Blog.
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Ein interessanter TV-Beitrag bei Sat1 über den Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser.
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Strom wird teurer. Mal wieder. Der Spiegel:
“Trotz Milliardenzuschüssen der Bundesregierung dürften die Netzentgelte für Strom im kommenden Jahr deutlich teurer werden. Laut vorläufigen Angaben der Netzbetreiber steigen sie im bundesweiten Durchschnitt um elf Prozent, wie das Vergleichsportal Check24 am Mittwoch mitteilte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden betrug der Netzkostenanteil 2023 durchschnittlich 425 Euro netto, im kommenden Jahr werden es voraussichtlich 472 Euro sein. Die Netznutzungsentgelte machen knapp ein Viertel des Strompreises aus.”
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“Greta ist kein Vorbild mehr.”
Das sagte die Grüne Bundestags-Abgeordnete Marlene Schönberger in einem Kommentar in der Jüdischen Allgemeinen.
“Fridays for Future International kann keine Bündnispartnerin mehr sein, solange man dem Antisemitismus in den eigenen Reihen nicht entschieden begegnet. Greta kann und sollte kein Vorbild mehr sein!”
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Deutschland verbraucht weniger Energie. Ein Grund zur Freude? Eher nicht. Die Zeit:
“Der Energieverbrauch in Deutschland sei 2023 insbesondere von der wirtschaftlichen Entwicklung geprägt, hieß es seitens der Arbeitsgemeinschaft. Hauptsächlich die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge. Das verursache spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Aber auch die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung hat wohl einen verbrauchssenkenden Effekt. Berechnungen der AG zufolge dürfte von der gesamten prozentualen Verbrauchsminderung etwa ein Fünftel witterungsbedingt gewesen sein.
Ein dritter Faktor ist laut AG Energiebilanzen das hohe Preisniveau: „Zwar sind die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf deutlich gesunken. Die Preise liegen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021“, teilt die Arbeitsgemeinschaft mit. Die anhaltend hohen Preise hatten demnach zur Folge, dass gespart und bei energieintensiven Produktionen gekürzt wurde. Bereits im Jahr 2022 ist der Energieverbrauch in Zusammenhang mit hohen Gaspreisen gesunken.”
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“Dunkelflaute: Wie ernst ist der Ausfall von Wind & Solar?”
Florian Blümm nimmt sich des Themas auf seinem Blog an.
“Zur Häufigkeit und Dauer von Dunkelflauten hört man verschiedene Mythen von “nur zwei Wochen im Jahr” bis “den ganzen Winter ist Dunkelflaute”. Die Wahrheit liegt dazwischen. Mehrwöchige Dunkelflauten treten mehrmals im Jahr auf. Im Mittel fast einmal pro Jahr dauern sie sogar einen Monat oder länger. Entscheidend ist aber der Worst Case. Selbst wenn eine sehr intensive Dunkelflaute nur einmal pro Jahrzehnt auftritt, müssen wir sie beherrschen. Wie ernst sind Dunkelflauten und welche Lösungen gibt es?”
Blümm hat aber auch Lösungen parat. Sie sind eigentlich banal. Fossile Kraftwerke und die Hoffnung, dass die mal mit Wasserstoff betrieben werden.
“Solar- und Windanlagen sind das, was man ein extremes Klumpenrisiko nennt. Wenn sie ausfallen, dann fallen sie alle gleichzeitig aus. Es ist Nachts und bei Flaute fast egal, wie viel Photovoltaik oder Windräder man hat.
Wir werden deshalb immer eine zweite Energie-Infrastruktur brauchen, egal wie viel Wind und Solar wir zubauen. Unser Backup muss den Ausfall von Wind und Solar kompensieren und den Verbrauch in voller Höhe decken können.
Unsere heutigen Backup-Kraftwerke sind fossil. In Zukunft sollen sie auf grünen Wasserstoff umgestellt werden, welcher zusammen mit Synthfuels größtenteils importiert wird. Wir werden beim weiterem Ausbau von Solar und Wind auch ordentlich neue Gaskraftwerke zubauen müssen.
Batterien werden von Laien oft als Lösung ins Feld geführt. Akkus werden heute aber ausschließlich für die Momentanreserve eingesetzt. Wenn wir Batteriespeicher in Zukunft massiv um mehrere Größenordnungen ausbauen, wäre vielleicht auch eine Funktion als Tagesspeicher denkbar, um Solarstrom in die Nacht zu retten. Batterien werden wegen ihrem extrem begrenzten Speichervolumen und wegen der Selbstentladung aber niemals als Saisonspeicher zum Einsatz kommen.
Die einzige Lösung bei Dunkelflaute sind konventionelle Kraftwerke. Es ist egal ob sie mit Kohle, Erdgas oder Uran betrieben werden. Perspektivisch sollen sie bei uns in Deutschland in Zukunft mit teurem und verlustreichem Wasserstoff als saisonalem Speicher laufen.”
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Martin Burckhardt im Gespräch mit Fritz Vahrenholt:
Über die Energiewende, die Deindustrialisierung und die geistige Dunkelflaute
Mit Fritz Vahrenholt in ein Gespräch einzutreten, heißt, dass man sich im wesentlichen mit einer praktischen Vernunft unterhält, einem Denker, dem es im wesentlichen um Zahlen, das Machbare und die Durchsetzung sinnvoller Ziele geht. Und wenn der Umweltschutz auf einen Pragmatiker hat zählen können, so auf ihn, der zunächst beim Umweltbundesamt tätig war, bevor er zum Staatsrat bei der Hamburger Umweltbehörde, schließlich zum Hamburger Umweltsenator avancierte (von 1991-1997). Seine Karriere hatte der junge Chemiker mit einem Manifest für den Umweltschutz begonnen. Aufgewühlt von der Chemiekatastrophe in Seveso, bei der große Mengen Dioxin freigesetzt wurden (was zu einem Massesterben an Kleintieren führte, aber auch die örtliche Vegetation absterben ließ), schrieb der junge Mann, der gerade seine Promotion als Chemiker hinter sich hatte, seinen Beststeller »Seveso ist überall. Die tödlichen Risiken der Chemie«, ein Buch, das die Öffentlichkeit aufschreckte.
Weiterlesen bei Ex nihilo
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Wär hätte das gedacht! Jahrelang lag uns die Politik in den Ohren, es gebe zu wenige öffentliche Ladestationen in Deutschland. Und nun das: Der Verband BDEW rechnet vor, dass es mittlerweile zu viele Ladepunkte für Elektrofahrzeuge gibt und diese folglich zu wenig ausgelastet sind. Alex Reichmuth ist der Sache im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/10/in-deutschland-gibt-es-zu-viele-ladestationen-fuer-elektroautos) auf den Grund gegangen.
In Deutschland gibt es zu viele Ladestationen für Elektroautos
Die Aussage: Immer wieder tauchen in Deutschland und der Schweiz Warnungen auf, für Besitzer von E-Fahrzeugen gebe es zu wenig Möglichkeiten, Strom zu tanken. SRF schrieb von einem «Frust fehlende Ladestationen» (siehe hier). Die staatlich geführte deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau beklagte, das Ladenetz wachse zu langsam.
Warum das wichtig ist: In Deutschland gibt es mittlerweile zu viele öffentlich zugängliche Ladestationen. Diese sind darum schlecht ausgelastet und unwirtschaftlich. Denn die Zahl der Elektromobile nimmt bei Weitem nicht so schnell zu wie vorausgesagt. Das sollte auch in der Schweiz zu denken geben.
Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/10/in-deutschland-gibt-es-zu-viele-ladestationen-fuer-elektroautos).
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Leserpost on Dipl. Ing. Martin Krohn:
Betreff: Dürren
Sehr geehrte Damen und Herren,
einige Angaben zum Blog vom 01. 11. 2023. Ein Artikel berichtet über Dürren, welche in den Medien seit Jahren als eindeutiges Ergebnis des Klimawandels dargestellt werden. Weltweit wird immer wieder über Dürren berichtet und natürlich der Klimawandel als Verursacher benannt.
Vor etwas mehr als 2 Jahren kam es dann zur Aarflut. Die damaligen Meldungen dazu stellten auch sofort den Klimawandel heraus. Es wurde auch begründet, dass die wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, welch sich dann als Extremregen entlädt. Dabei habe ich mich gefragt: Was denn nun? Dürre oder Überflutung. Es handelt sich schließlich um gegenteilige Ereignisse.
Eine ähnliche widersprüchliche Berichterstattung gab es vor einigen Jahren im Bezug auf Venedig. Einmal gab es in Venedig Hochwasser mit Überflutung etlicher Straßen und Plätze. Dabei wurde auch sofort der Klimawandel verantwortlich gemacht. Es hieß damals, es seien die schwersten Überflutungen seit über 50 Jahren – als gab es vor über 50 Jahren schon einmal eine solche Überflutung, ohne Klimawandel. Wenige Jahre späten herrschte in Venedig Niedrigwasser. Auch dabei wurde der Klimawandel herangezogen. Auch dabei die Frage: Was denn nun?
Manchmal frage ich mich, ob die Medien diese Meldungen ernst meinen oder nur überprüfen wollen, was die Menschen sich alles erzählen lassen.
Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn