Der Nettozubau bei der Windkraft

Wir können es sehr häufig lesen, Minister wie Christian Meyer in Niedersachsen frohlocken fast täglich über die Zahl von errichteten Windkraftanlagen. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

Sie schmücken sich dabei nicht selten mit fremden Federn, denn die Anlagen wurde lange vor ihrer Amtszeit geplant und angestoßen. Aber, der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waisenkind. Meyer ist in diesem Fall ein Super Papa. Die Meldung über neu errichtete Anlagen sollte allerdings immer mit der Zahl derjenigen Anlagen verglichen werden, die außer Betrieb gehen. Der Focus berichtet: 

“Deutschland muss schleunigst Windkraft zubauen – hat dieses Jahr aber bereits 310 Windräder stillgelegt, wie neue Daten zeigen. Warum das? Was paradox klingt, hat einen einfachen Grund: Bereits in die Jahre gekommene Exemplare sollen durch neue Anlagen ersetzt werden. Doch die große „Repowering“-Offensive stockt. Der Ausbau von Windrädern an Land in Deutschland kommt voran. In den ersten neun Monaten dieses Jahres ging mehr als 50 Prozent mehr Leistung durch neue Anlagen in Betrieb als im Vorjahreszeitraum. Deutlich erhöhte sich auch die Zahl der neu genehmigten Windräder. Das geht aus vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land hervor. In den ersten drei Quartalen gingen nach den vorläufigen Zahlen 518 neue Windräder in Betrieb. Damit wurde nach Angaben der Fachagentur bereits Ende September der Wert des Jahreszubaus von 2022 übertroffen. Gleichzeitig jedoch wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt 310 Windenergieanlagen stillgelegt – doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Das teilte der Bundesverband Windenergie(BWE) am Donnerstag unter Berufung auf Zahlen des Marktstammregisters mit.” 

Die schiere Zahl sagt allerdings wenig über die Kapazitäten aus. Altanlagen sind in der Regel mehrere Jahrzehnte alt – die Technik auch. 

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Rechnen wie ein Eisverkäufer: Der Grüne Landespolitiker Michael Joukov ist ein echter Rechenkünstler. Seine Rechenkünste sind so gut, dass er in bester Horst Schlämmer Manier seinen Twitter Followers zuruft: Macht eusch nett verrückt. Joukov rechnet nämlich vor, dass wir nur ganz wenig Gaskraftwerke brauchen, um künftig Backups zu haben. Stimmt seine Rechnung

Offenbar nicht, denn Martin Alge nimmt den langen Thread von Joukov Stück für Stück auseinander. Youkov hat demnach den Backup-Bedarf um den Faktor 20 unterschätzt und in seinen Rechnungen z. B. nur 25 statt 70 GW Kapazität für Gaskraftwerke berücksichtigt. Am Ende kommt er auf Kosten von 1,50 Euro pro Haushalt pro Monat. Das ist schon nahe an der Kugel Eis von Jürgen Trittin. 

Alge verlinkt zum Fraunhofer ISE. Deren Analyse aus dem Jahr 2021 ignoriert Joukov komplett. Fraunhofer ISE weißt deutlich auf die Gefahr einer Dunkelflaute hin, Joukov rechnet sie klein. Mit einem Trick, denn es gibt keine einheitliche Definition für Dunkelflaute. Die Zahlen der Fraunhofer Studie widersprechen dem Grünen mehrfach. 

“Und nicht zuletzt wird auch langfristig eine Kapazität regelbarer Stromerzeuger benötigt, insbesondere hoch flexible Kraftwerke, die im Jahr 2045 mit synthetischem Methan, Biogas oder Wasserstoff betrieben werden und deren installierte Leistung zwischen 130 GWel und über 150 GWel liegt (Inakzeptanz bei 192 GW). Im saisonalen Vergleich zeigt sich, dass Batterien für einen kurzfristigen Lastausgleich weniger in den Wintermonaten eingesetzt werden. In diesen Monaten wird die Versorgungssicherheit überwiegend durch die Turbinenkraftwerke sichergestellt.” 

Auf Twitter folgte dann das zu erwartende Schauspiel. Joukov wirft Alge vor an Leseschwäche zu leiden und dünne Plörre zu servieren. Inhaltlich kommt keine Gegenrede. Joukov hat beste Chancen es mit seinen Rechenkünsten noch sehr weit zu bringen bei den Grünen, irgendwann wird ja auch ein Jürgen Trittin in Rente gehen und wer soll dann die Eiskugeln berechnen? 

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Investitionen in Erneuerbare erreichen neuen Rekord: Enformer, der Energieblog von RWE, mit einem Artikel über eine aktuelle Studie. 

“Nach einem rekordverdächtigen Jahr 2022 sind die Investitionen in Erneuerbare Energien in der ersten Hälfte des Jahres 2023 weiter stark angestiegen: Insgesamt flossen laut einem aktuellen Bericht (Link in Englisch) des Beratungsunternehmens BNEF 358 Milliarden US-Dollar in die grünen Technologien, 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Vor allem die Ausgaben für Solarenergie sind demnach stark gestiegen: 239 Milliarden Dollar entsprechen einem Plus von 43 Prozent. Das lag vor allem am starken Zubau in zwei Ländern: Fast die Hälfte der neuen Anlagen entstand in China. Die USA erreichten mit Investitionen in Höhe von 25,5 Milliarden Dollar (+75 Prozent) ein Allzeithoch. Im Rest der Welt gingen die Ausgaben hingegen zurück, unter anderem in Deutschland, Polen und den Niederlanden sowie in Südafrika und Saudi-Arabien.” 

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Wasserkreislauf der Erde gerät aus dem Gleichgewicht. So titelt die Tagesschau

“In den meisten Fällen sei es 2022 bei Flüssen und Stauseen trockener gewesen als im langjährigen Mittel. Ähnlich sei die Lage bei der Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberflächen gewesen. Europa habe im Sommer eine erhöhte Verdunstung und geringere Bodenfeuchtigkeit erlebt, bedingt durch die Trockenheit. Vielerorts kam es zu Dürren und tiefen Wasserständen: In den USA und am Horn von Afrika, ebenso an der Donau, am Rhein und am Jangtse in China. Derweil erlebte das Flussgebiet des Indus in Pakistan extreme Überschwemmungen. Der Schnee in den Alpen, in den Anden in Südamerika und anderen hochgelegenen Gebieten blieb unter dem langjährigen Mittel, was den Abfluss in Flüsse beeinträchtigte, heißt es in dem Bericht weiter. “Die Gletscher und die Eisdecke ziehen sich vor unseren Augen zurück”, sagte WMO-Chef Taalas.” 

Aber wo sind die langjährigen Statistiken, die dies belegen sollen? Einzelfälle aus dem statistischen Kontext herauszureißen reicht nicht aus. Extremwetter hat es immer schon gegeben. 

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Klimaangst bei Jugendlichen

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 02. 10. 23. Ein Artikel berichtet über die Klimaangst von Jugendlichen. Es ist eigentlich nicht verwunderlich, dass die junge Generation Angst hat, aufgrund der dramatisierenden Meldungen, welche in den Medien und der Politik verbreitet werden. Welcher Jugendliche kommt denn auf die Idee, selbst einmal nachzuforschen, was es mit den Panikmeldungen auf sich hat. Sieht man sich die Klimageschichte der letzten 10.000 Jahre an, wird man feststellen, dass es eine Reihe von Warmzeiten gegeben hat, welche teilweise deutlich über dem heutigen Niveau lagen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass jemand bei der Recherche auf „gefakte“ Daten, wie die „Hokeystick-Kurve“ stößt. Das kann dann die Panik wieder verschärfen. Ich weiß auch nicht, was heute in den Schulen unterrichtet wird. Wird das Thema offen angesprochen oder wird dort ebenfalls die Panikmache weitergegeben?

Dass die Betroffenen körperliche Symptome zeigen, kann ich mir vorstellen. Es ist ja bekannt, dass die Psyche auch auf den Körper wirkt. Die im Artikel angegebene Befragung ist für die Politik sicher wieder ein Grund die geplanten Maßnahmen voranzutreiben. Auf der anderen Seite machen die Politiker sich aber keine Gedanken über körperliche Störungen bei Menschen, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben. Wenn man das so betrachtet, dann wird durch die Politik eine zumindest fahrlässige Körperverletzung in Kauf genommen – durch die Panikmeldungen zum einen und die fehlende Rücksichtnahme vom Ausbau der Windkraftanlagen andererseits.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Der Zürcher Rechtsprofessor Alain Griffel bezeichnet die Schweizer Energiegesetz in Teilen als verfassungswidrig. Die Interessen des Landschaftsschutz würden übergangen. Alex Reichmuth wollte von Griffel wissen, wieso er sich engagiert und welche Lösungen er vorschlägt. Herausgekommen ist ein aufschlussreiches Interview im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/staatsrechtler-alain-griffel-das-gewurstel-im-energiebereich-muss-ein-ende-haben).

Staatsrechtler Alain Griffel: «Das Gewurstel im Energiebereich muss ein Ende haben»

Herr Griffel, diese Woche hat eine Gruppe von Landschaftsschützern das Referendum gegen den Mantelerlass lanciert, den das Parlament vor einigen Wochen verabschiedet hat. Werden Sie unterschreiben?

Alain Griffel: Ja, denn mit diesem Erlass wird die Verfassung verletzt. Ich als Verfassungsrechtler kann so etwas natürlich nicht akzeptieren.

Sie monieren vor allem, dass in diesem Gesetz die Interessen der Stromproduktion über diejenigen des Naturschutzes gestellt werden. Wie schlimm wiegt der Verfassungsbruch?

Da muss ich zurückfragen: Gibt es denn schlimme und weniger schlimme Verfassungsbrüche?

Ich bin nicht Jurist.

Albert Rösti, damals noch Nationalrat, sagte vor einem Jahr bei der Verabschiedung des Beschleunigungsgesetzes namens «Solarexpress», es sei ihm bewusst, dass man damit die Verfassung ritze. Das Wort «ritzen» ist verharmlosend. Darf man denn seine Frau «ein bisschen» schlagen? Es gibt sicher unterschiedlich schwere Verstösse gegen die Verfassung. Aber jede Verfassungsverletzung ist in einem Rechtsstaat eine zu viel.

Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/staatsrechtler-alain-griffel-das-gewurstel-im-energiebereich-muss-ein-ende-haben).

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